Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

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An Engelbert, den Erzbischof von Köln

1.

L. 85. Von Kölne werder bischof, sît von schulden frô

    Von Köln, preiswerter Bischof,   ihr könnt wohl fröhlich sein,
Ihr ward bestrebt, dem Reiche   getreuen Dienst zu weihn,
Daß euer Lob emporstieg   zum Himmel schier hinein.
   Wenn auch manch feiger Neider   ob eurer Macht sich regte,
Vieledler Fürstenmeister,   ihr Drohen achte klein,
Du, der als Hochberühmter   getreu des Königs pflegte,
Du, der als bester Kanzler   des Kaisers Ehre hegte,
Du dreier Könige Kämmrer   und der elftausend Mägde.

2.

L. 84. Ich traf dâ her vil rehte drîer slahte sanc

    Bisher nicht übel traf ich   drei Arten von Gesang,
Die niedre wie die hohe   und mittlere gelang,
Daß mir verständge Kenner   entboten Gruß und Dank.
   Wem könnt ich von den dreien   nun einen lohnend singen?
Zu stark dünkt mir der hohe,   zu schwach der niedre Klang,
Der mittlere zu schwierig   bei so bewandten Dingen:
Hilf, Königsrat, mir, weiser,   den Zwiespalt zu bezwingen,
Daß tadelfrei ein Lied wir   wie sonst zustande bringen.

Engelberts Ermordung

L. 85. Swes leben ich lobe, des tôt wil ich iemer klagen

   Den ich im Leben lobte,   des Tod muß stets ich klagen.
Fluch ihm! der uns den werten   Bischof von Köln erschlagen,
Und weh uns! daß den Mörder   noch mag die Erde tragen.
   Ich kann für seine Sünde   noch keine Marter finden:
Ein Strang aus Bast der Eiche   wär nichts für seinen Kragen,
Ich will ihn auch nicht brennen,   vierteilen nicht, noch schinden,
Noch mit dem Rad zermalmen,   noch auf die Speichen binden:
Ich hoff: er wird noch lebend   den Weg zur Hölle finden.

Engelbert ward am 7. November 1225 von seinem Neffen Friedrich Grafen von Isenburg auf der Straße bei Schwelm erschlagen. Der Mörder, dessen man erst nach einem Jahre habhaft ward, wurde gerädert.


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