Louis Weinert-Wilton
Die weiße Spinne
Louis Weinert-Wilton

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10

Sergeant Gibbs wußte, daß es aussichtslos war, ihm zu folgen, und trachtete zunächst danach, seinen arg mitgenommenen äußeren Menschen etwas in Ordnung zu bringen. Dann leuchtete er sorgfältig den Boden ab und rollte mit einem leisen Fluch die abgeknipste Drahtschlinge zusammen, die ihm fast das Leben gekostet hätte. Nur dem Umstand, daß er gerade die Hand an der Pfeife hatte, als das Zeug über seinen Kopf gefallen war, hatte er es zu danken, daß er ziemlich heil davongekommen war. Es war ihm dadurch möglich gewesen, die mörderische Schnur von seinem Halse abzuhalten und rechtzeitig von dem Instrument Gebrauch zu machen, das er bei sich trug, seitdem er sich mit dem Tode Lewis' und Dawsons eingehend beschäftigt hatte.

Er sah sehr übel zugerichtet aus und war in schlechtester Laune, als er etwa eine Stunde später in dem hellen Lichtkegel des Zimmers Nummer 7 in Scotland Yard stand.

»Diesen Fehlschuß werde ich mir nie im Leben verzeihen, Captain«, sagte er grimmig. »Das war eine Schweinerei. Solch einen Banditen drei Schritte vor dem Lauf zu haben und danebenzuknallen – pfui Teufel!«

Er hätte fast ausgespuckt, besann sich aber noch rechtzeitig und fuhr sich mit dem großen farbigen Taschentuch über das rote, zerschundene Gesicht.

Kommissar Conway saß wie immer irgendwo in dem Dunkel hinter dem Schreibtisch und hatte den verzweifelten Bericht des Sergeanten nicht mit einem Laut unterbrochen. Wenn auch dieses Versteckspiel seinem verläßlichen Gehilfen gegenüber, den er sich aus Dover mitgebracht hatte, völlig überflüssig war, so hatte er doch seine besonderen Gründe, im Zimmer 7 ein für allemal dabei zu bleiben.

Auch als Gibbs geendet hatte, verging noch eine geraume Zeit, bevor der Kommissar antwortete, und nur daraus konnte man schließen, wie sehr ihn die Sache beschäftigte.

»Pech, mein Lieber«, sagte er endlich, und der Sergeant glaubte, jenes spöttische Lächeln in den Mienen seines Vorgesetzten zu sehen, das er so gut kannte und bei dem er sich immer so unbehaglich fühlte. »Nicht, daß Sie danebengeschossen haben, denn ich stelle mir das Ende dieses Burschen etwas anders vor, sondern daß Sie sich wie ein Hase haben abfangen lassen, ist das Verdrießliche an der Geschichte.«

Aus der Nische klang so etwas wie ein leises schadenfrohes Lachen, und Gibbs bekam einen gewaltig roten Kopf.

»Hoffentlich sind Sie dadurch etwas klüger und vorsichtiger geworden, denn wir haben es mit einem verdammt schlauen und kaltblütigen Schurken zu tun«, fuhr Conway eindringlich fort. »Selbst Dawson, der doch gewiß zu unseren erfahrensten und geschicktesten Leuten zählte, hat daran glauben müssen.«

Der Sergeant hob den Kopf und sah gespannt in das Dunkel.

»Sie meinen also auch, Captain . . .?«

Der Unsichtbare gab auf diese halbe Frage keine direkte Antwort.

»Ich meine, daß Sie die Protokolle über den Fall Dawson und Lewis mit sehr viel Verständnis gelesen haben und daß die Kneifzange eine ausgezeichnete Idee von Ihnen war. Dieser gute Einfall hat Sie vor einem gräßlichen Ende und uns beide vor einer argen Blamage bewahrt. Sie wissen ja, daß uns Scotland Yard nicht sehr grün ist, und ich kann das verstehen.«

»Und ich habe danebengeschossen!« stöhnte Gibbs und faßte sich wütend an den struppigen Haarschopf.

»Reden Sie nicht soviel davon«, gebot die Stimme aus dem Dunkel kurz, »es braucht niemand davon zu wissen. Bedauerlich nur, daß der Mann nun gewarnt ist und sich eine andere Verkleidung zulegen wird, in der wir ihn erst wieder aufstöbern müssen. Haben Sie gar keinen Anhaltspunkt?«

Der Sergeant schüttelte trübselig den Kopf.

»Nichts, Captain. Ich hatte ihn höchstens drei Sekunden im Licht und sah nur einen falschen Bart und das falsche Haar. Nicht einmal in die Augen konnte ich ihm schauen, weil er den Kopf sofort zur Seite warf.«

»Und die Figur?«

»Wie sie jeder dritte Mann in London hat«, erwiderte Gibbs mit einem Achselzucken.

»Wo sind Sie auf ihn gestoßen?«

»In der Nähe des Foundling-Hospitals. Ich erkannte sofort, daß es der Mann war, der sich an den letzten Abenden bei Ihrem Nebenausgang hier draußen wiederholt herumgetrieben hat, und wollte ihn mir einmal etwas näher ansehen. Er schien etwas vorzuhaben, denn er tat sehr harmlos, hatte aber dabei seine Augen überall. Als er dann plötzlich in ein Taxi schlüpfte, fuhr ich ihm nach. Er wechselte den Wagen noch zweimal, und es war kein leichtes Stück Arbeit, ihm auf den Fersen zu bleiben. Trotzdem ging es ganz gut, bis zum letzten Augenblick, wie das immer ist. Er kam an einer Kreuzung noch durch, wir aber mußten einige Minuten warten, und so entwischte er mir. Ich konnte nur noch sehen, welche Richtung der Wagen nahm und fuhr dann nach und stöberte aufs Geratewohl umher. – Und auf einmal hatte ich ihn wirklich vor mir. – Weiß der Teufel, wo er war, und was er dort zu tun hatte.«

Der Kommissar schien sich für diese Frage nicht weiter zu interessieren, sondern untersuchte in seinem Winkel offenbar die Drahtschlinge, weil er plötzlich davon zu sprechen begann.

»Eine feine Arbeit, diese Schnur«, sagte er anerkennend. »Von bestem Material und doch so weich und schmiegsam, daß man eine Henne damit strangulieren könnte. Sie hatten ein geradezu unerhörtes Glück, daß Sie da herausgekommen sind«, fuhr er nach einer kleinen Pause fort, »und Sie sollten sich kein zweites Mal auf so etwas verlassen. Wenn Sie nicht auf Ihrer Hut sind, mein lieber Gibbs, und es nicht sehr klug anstellen, so gebe ich von heute an für Ihr Leben nicht einen Penny. Der Mann wird hart hinter Ihnen her sein, und ich möchte darum wetten, daß er sich auch noch auf andere unangenehme Dinge ebenso versteht, wie auf das Lassowerfen. Wenn er Sie vor den Revolver bekommt, wird er kaum so rücksichtsvoll sein wie Sie, einen halben Zoll danebenzuknallen. Also, lassen Sie sich's gesagt sein, und halten Sie die Augen offen.«

*

Nachdem der Sergeant das Büro seines Chefs verlassen hatte, blieb es im Zimmer Nummer 7 eine Weile still.

Dann löste sich aus dem dunklen Hintergrund eine hohe schlanke Gestalt und ließ sich am Schreibtisch nieder. Aber auch jetzt konnte man von ihr nur eine Hemdbrust von tadelloser Weiße mit zwei schimmernden Perlen erkennen, während das Gesicht völlig im Schatten blieb.

Kommissar Conway, der in Gesellschaftskleidung zu sein schien, drehte noch eine Weile an den Lampenschirmen, dann klingelte er. »Den Sergeanten Meals«, befahl er dem eintretenden Schutzmann.

Meals kam atemlos herein, und als er die Hemdbrust hinter dem Schreibtisch leuchten sah, kniff er die Augen halb zu, um von seinem neuen Vorgesetzten endlich etwas mehr kennenzulernen als die Stimme. Aber die beiden Lampen waren verdammt geschickt eingestellt, und je schärfer er gegen das Licht blickte, desto mehr versagten ihm die Augen den Dienst.

Da der Kommissar die Gewohnheit zu haben schien, sich mit dem Sprechen Zeit zu lassen, glaubte der Sergeant etwas vorherschicken zu dürfen.

»Ich war heute abend bereits dreimal an Ihrer Tür, Sir«, meldete er respektvoll.

»Aber das hat keinen Zweck. Sie müssen sich schon gedulden, bis ich Sie rufen lasse. Also – etwas Neues?«

»Jawohl, Captain«, stotterte er endlich, und seine freundlichen Augen zwinkerten hilflos gegen das Licht. »Es betrifft Mrs. Irvine.«

»Nun, dann nehmen Sie sich einen Stuhl und legen Sie los«, forderte ihn der unsichtbare Chef auf, und Meals konstatierte zu seiner Erleichterung, daß dessen Stimme heute weit freundlicher klang als das erste Mal. Das machte ihm Mut, und er trat einige Schritte gegen den Schreibtisch, um der Aufforderung nachzukommen. Aber sein Fuß stockte sofort, denn die Stimme wurde mit einem Male höchst ungemütlich.

»Bleiben Sie dort, wo Sie sind. Sie haben ja einen Stuhl bei der Hand. – Was ist also mit Mrs. Irvine?«

Der Sergeant setzte sich gehorsam und bescheiden auf den Rand des nächsten Stuhls.

»Ich habe über sie einiges in Erfahrung gebracht, was vielleicht wichtig ist«, begann er. »Natürlich kann ich das nicht beurteilen, weil ich ja nicht weiß, worum es sich eigentlich handelt. – Zunächst habe ich mich bemüht herauszubekommen, wo Mrs. Irvine die Zeit zwischen 5 Uhr nachmittags, um welche Stunde sie fast täglich das Geschäft verläßt, bis zu ihrer Heimkehr nach Mitternacht verbringt, aber ich bin damit leider noch nicht zu Ende gekommen. Ich konnte sie bisher immer nur bis zu dem großen Häuserblock an der Ecke der New Bond Street verfolgen, der aus sechs Gebäuden besteht und außerdem zwei Passagen hat, in denen ein sehr reger Verkehr herrscht. Hier ist sie mir stets aus den Augen gekommen, und ich weiß nicht, ob sie eine der vielen Treppen hinaufgeschlüpft oder nur durchgegangen ist. Nun werde ich mir morgen einige Leute nehmen und diese an den Ausgängen postieren. Dann wird sich's ja zeigen. Bleibt sie im Block, kann es ja nicht so schwer sein zu erfahren, wohin sie geht und was sie dort macht.«

Meals räusperte sich leise und blickte fragend in Richtung Schreibtisch, als ob er von dort ein zustimmendes Wort erwarte, aber in dem Dunkel blieb es still, und der Sergeant knackte verlegen mit den Fingern.

»Das ist aber natürlich nicht das, weshalb ich Sie so dringend sprechen wollte, Captain«, fuhr er endlich etwas unsicher fort, »sondern das ist eine ernstere Geschichte.«

Er ließ wieder eine Pause eintreten und hätte wer weiß was darum gegeben, das Gesicht seines Vorgesetzten sehen zu können, weil es ihn einfach verrückt machte, so ins Leere hineinzusprechen und nicht einen Laut der Erwiderung zu hören.

»Ich glaube nämlich, daß Mrs. Irvine die Dame ist, die Lewis kurz vor seinem Tode im grünen Salon empfangen hat«, platzte er heraus, als ihm die Stille gar zu unheimlich wurde.

»Zum Teufel, woher haben Sie das?« kam es plötzlich hinter dem Schreibtisch hervor, und der Sergeant merkte, daß er endlich die gebührende Aufmerksamkeit gefunden hatte. Das hob sein Selbstgefühl und machte ihn mit einem Male sicherer.

»Ich habe es festgestellt«, erwiderte er, indem er stolz mit dem Kopf nickte. »Das heißt«, lenkte er sofort bescheiden ein, »soweit sich so etwas feststellen läßt. Aber der Portier im ›Klub der Siebenundsiebzig‹ versicherte mir, daß es unbedingt Mrs. Irvine gewesen sei. Er hatte sie bereits früher mit Lewis gesehen. Einmal hat sie Lewis sogar durch die Klubhalle zu ihrem Wagen geleitet und ganz offen mit ihrem Namen angeredet. Der Portier wollte bisher nicht darüber sprechen, aber jetzt scheint er plötzlich Angst bekommen zu haben und hat sich mir anvertraut. Wollen Sie der Sache nachgehen, Captain?«

Er zog seine dicke Diensttasche hervor und begann darin zu suchen.

»Ich habe für alle Fälle eine Vorladung für Mrs. Irvine ausgestellt, damit dieser wichtige Punkt geklärt wird. Dann wird sich vielleicht auch ergeben, wem die Handschuhe und der Ring gehören. – Es fehlt nur die Stunde und Ihre Unterschrift, Captain.«

Er hatte endlich das Papier gefunden und machte Miene, damit zum Schreibtisch zu kommen, aber wieder hielt ihn die schneidende Stimme zurück.

»Lassen Sie die Vorladung auf Ihrem Stuhl, wenn Sie weggehen. Ich werde selbst die Stunde einsetzen und die Zustellung veranlassen, sobald ich dies für notwendig erachte.«

Meals kroch wieder in sich zusammen, und es dauerte eine Weile, bevor er seiner hilflosen Befangenheit so weit Herr wurde, daß er in seinem Bericht fortfahren konnte.

»Mrs. Irvine hat vor einigen Tagen auch einen Sekretär eingestellt«, begann er etwas zaghaft. »Es wird im Geschäft darüber sehr viel gesprochen, weil es so etwas bis jetzt dort nicht gegeben hat und weil der neue Angestellte eigentlich nicht so recht hineinpaßt. Er soll ausschauen wie der geborene Hochstapler, und man glaubt, daß die Frau gewisse triftige Gründe dafür haben mußte, ihn bei sich unterzubringen.«

Der Sergeant lächelte, und sein gesundes Gesicht strahlte vor Befriedigung.

»Er heißt Ralph Hubbard, und ich habe ihn auch schon in unserem Archiv gefunden. Es sind immer nur Kleinigkeiten gewesen, die er sich zuschulden kommen ließ, wie Falschspiel, tätliche Widersetzlichkeit gegen Polizeiorgane, Ausgabe ungedeckter Schecks, Falschmeldung und noch einige andere ähnliche Sachen, bei denen man mit drei bis sechs Monaten davonkommt. Trotzdem dürfte der junge Herr in den letzten drei Jahren kaum ebenso viele Monate in Freiheit verbracht haben, und es ist jedenfalls seltsam, daß sich Mrs. Irvine einen solchen Menschen ins Geschäft nimmt. – Aber ich werde schon dahinterkommen«, fügte er mit einem schlauen Schmunzeln hinzu und blinzelte wieder gegen das blendende Licht, hinter dem die tadellose Hemdbrust unbeweglich hervorschimmerte.

»Das wäre mir sehr lieb«, sagte der Unsichtbare, und seine Stimme klang so freundlich, wie Meals sie noch nie gehört hatte. »Jedenfalls behalten Sie den Mann im Auge, denn er scheint ein unternehmender Bursche zu sein. Ich glaube, ich kann mich auf Sie verlassen, denn die Sache mit Mrs. Irvine haben Sie bisher recht gut gemacht. Sie müssen darauf viel Zeit verwendet haben und dürften wohl in den letzten Tagen kaum mehr zur Ruhe gekommen sein.«

»Oh, es war nicht so arg«, wehrte der Sergeant mit verlegenem Eifer ab, aber sein strahlendes Gesicht verriet, wie sehr er sich über diese Anerkennung freute. Es waren die ersten wärmeren Worte, die er von dem neuen Vorgesetzten hörte, er hätte nie geglaubt, daß dieser Mann so sprechen könne.

Aber der Kommissar schien nun einmal in leutseliger Laune zu sein, denn er legte eine Anteilnahme an den Tag, die Meals womöglich noch mehr in Verlegenheit setzte, als es früher seine schroffe Art getan hatte.

»Wie alt sind Sie eigentlich, und wie lange dienen Sie bereits bei der A-Abteilung?« fragte er.

»Einundvierzig Jahre, Captain, und bei Scotland Yard bin ich seit dreieinhalb Jahren. Früher war ich Schutzmann. Aber als ich bei der Aufklärung eines Mordfalles einige kleine Dienste leistete, wurde ich hierher versetzt«, fügte der Sergeant in seiner schüchternen Weise hinzu. »Es ist dies schon immer mein sehnlichster Wunsch gewesen.«

»Sind Sie verheiratet?«

Meals nickte lebhaft.

»Jawohl, Captain, seit vierzehn Jahren.«

»Kinder?«

»Sechs«, sagte er leise.

»Ich gratuliere«, meinte der Kommissar anerkennend. »Aber da mag es wohl ein bißchen schwer sein, mit Ihrem Gehalt richtig auszukommen?«

»Oh, nicht doch«, widersprach Meals mit einem glücklichen Lächeln. »Meine Frau ist sehr tüchtig und hat in Chelsea einen kleinen Hutsalon, der sehr gut geht. Wir verdienen, was wir brauchen, und können sogar noch einiges beiseite legen.«

»Da haben Sie wohl gar keine Bedürfnisse und Passionen?«

»O doch, Sir«, gestand der Sergeant etwas zögernd. »Das Angeln. Wenn ich einmal einen freien Tag habe, zieht es mich ans Wasser. Inspektor Dawson hat mich auch manchmal für Samstag und Sonntag beurlaubt, weil er davon wußte«, bemerkte er schüchtern.

»Das können Sie von mir auch haben, wenn es halbwegs geht«, sagte der Kommissar bereitwillig.

Als Meals diesmal das Zimmer Nummer 7 verließ, lag ein glückliches Lächeln auf seinem Gesicht, denn er durfte nun hoffen, daß es sich mit Captain Conway ebenso angenehm arbeiten lassen würde wie mit Dawson.

Einige Minuten, nachdem der Sergeant gegangen war, erscholl aus dem Zimmer Nummer 7 abermals die Klingel, und der diensthabende Wachmann beeilte sich, dem Signal Folge zu leisten.

»Nehmen Sie noch einen Mann und sorgen Sie dafür, daß sich niemand in der Nähe meiner Tür herumtreibt, wenn ich in einer Viertelstunde das Zimmer verlasse«, scholl es dem Mann entgegen, als er eingetreten war.

Der gute Bobby hatte noch nie einen derartigen Auftrag erhalten, seitdem er bei der A-Abteilung diente, aber er zerbrach sich darüber nicht den Kopf, sondern sagte nur: »Sehr wohl, Sir.«

Als sich genau nach Ablauf einer Viertelstunde die Tür von Nummer 7 rasch öffnete und eine Gestalt mit hochgeschlagenem Mantelkragen und tief in die Stirn gedrücktem Filzhut das Büro hastig abschloß, war auf dem Gang tatsächlich nicht eine Menschenseele zu sehen. Nur links und rechts stand in respektvoller Entfernung je ein Wachtposten, der mit militärischer Strammheit die Hand an den Helm führte.

Captain Conway griff dankend an seinen Hut und entfernte sich schnellen Schrittes.

Eben als er in den Gang einbiegen wollte, der zum Hauptportal führte, schoß ihm Meals in den Weg. Er hatte ein dickes Aktenbündel unter dem Arm und war in so geschäftiger Eile, daß er den Entgegenkommenden gar nicht gewahrte. Er wäre ihm auch gewiß auf die Füße getreten, wenn der Herr mit dem Hut ihm nicht plötzlich ausgewichen wäre und mit dem Arm eine Bewegung gemacht hätte, die den armen Sergeanten gleich einem Gummiball gegen die Wand warf.

Meals schnappte nach Luft und machte Miene, sich auf den unhöflichen Unbekannten zu stürzen, aber in diesem Augenblick war schon einer der beiden Polizisten bei ihm, der ihm rasch etwas ins Ohr raunte, was Meals veranlaßte, der entschwindenden Gestalt mit offenem Munde nachzustarren.


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