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Schon harret, Klopstock, dein in Elysion
Der Sänger Festreihn, welche der Menschlichkeit
Urlicht Jehova dort und Zeus dort
Nannten, in dämmernder Früh und heller,
Vorahnend Mittag und die erhabene
Vorahnung vielfachhallendem Saitenspiel
Einatmend: daß ringsum die Völker
Schauerten, trunken von Kraft und Schönheit.
Einsam in Wehmut, dacht ich Vergänglichkeit
Und Freundestrennung. Plötzlich vom Genius
Erleuchtet, schaut ich fern des Friedens
Tempische Flur und der Lethe Bächlein.
Durch reges Aufstehn ehrte der Sänger Chor
Dich hohen Jüngling, der vom Teutonenhain,
Mit Eichellaub um Stirn und Telyn
,
Froh in bescheidener Würd einherging,
Aus Greisesrunzeln wie aus Gewölk enthüllt,
Ein Nord-Apollon. Schau, mit geheiltem Aug
Anlächelnd, ruft Milton, ruft dich
Ossian, stolz ob der alten Sippschaft.
Doch rasch hervor tritt Pindaros: »Freude dir,
Tonreicher Gastfreund! Unsres Geschlechts auch du,
Und unsres Sinns! Hellenensinn ist
Hebung zu weiserer Kunst und Anmut,
Abhold der Zierat! Dir und den wenigen
Dankt reinen Anklang, dir den beseelten Tanz,
Die Sprache Manas, dir des Wortes
Festlichkeit! Reiche die Hand, Alkäos,
Herold der Freiheit! reiche sie, Brutus' Freund!
Der Teut-Hellen' hier sang den Entfesseler
Deutschlands in Winfeld, sang auch Davids
Sohn, den Befreier der Welt von Irrsal.«
Er sprach's. Gedrängt nun kamen die thrakischen
Gottsühner Orpheus, Linos und Thamyris;
Homeros kam in Laub und Purpur
Feierlich, und der Ausone Maro,
Gesellt dem sophokleischen Varius;
Doch ihm voran drang Äschylos ungestüm;
Ein Bardenchor auch kam, getröstet
Um den Bardiet, der in Nacht dahinschwand.
Noch brannte Durst euch neuer Erkundigung;
Da zog dich Sappho leise zum Myrtental,
Wo deiner Lieb Anruf Petrarca
Sanft der empfindenden Laura vorsang.
Lieb hauchte ringsum, selige Lieb, im Hain;
Nicht Laub noch Bächlein flisterte. Schon entfloß
Sehnsucht dem Aug, als ach! gekränzt dir
Cidli, die blühende Braut, sich anschloß!
Lang hier erfreu uns, jugendlich froher Greis!
Doch wann zu Lethes friedlichem Schattenquell
Du gleiches Muts hinwallst, vergiß nicht
Unserer Lieb, und o harre meiner! |