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Das Milchmädchen

(1781)

        Mädchen, nehmt die Eimer schnell,
    Habt ihr ausgemolken;
Seht, die Sterne blinken hell,
Und der Vollmond kuckt so grell
    Aus den krausen Wolken.

Lieg und wiederkäu in Ruh
    Dein gesundes Futter.
Dank verdienst du fromme Kuh;
Milch und Käse schenkest du,
    Rahm und süße Butter.

Ruhig läuten durch das Feld
    Dumpfe Rinderglocken;
Und der Hund im Dorfe bellt,
Und der Wachtel Stimme gellt
    Im betauten Roggen.

Mädchen, singt mit frohem Schall;
    Wer nicht singt, den grauet.
Hört den schönen Widerhall
Dort im Wald und Erlental,
    Wo der Hase brauet.

»Töchterlein, nimm dich in acht,
    Komm mir bald zu Hause!«
Sagt die Mutter; »in der Nacht
Schwärmt des Teufels wilde Jagd
    Mit des Sturms Gesause!

Ein gehörnter schwarzer Mann
    Kommt oft hulter pulter!
Guckt mit glühndem Aug dich an,
Kneipt dich mit der Krall, und dann
    Hockt er auf die Schulter!«

Mädchen, wandelt früh und spät,
    Trotz den klugen Müttern.
Wer auf guten Wegen geht
Und auf Kreuze sich versteht,
    Darf vor Spuk nicht zittern.

Zwar mich faßt ein Bösewicht
    Manchmal um den Nacken;
Aber rot ist sein Gesicht,
Und mit Krallen kneipt er nicht
    Freundlich meine Backen.

Dieser heißt, das Ohr gespitzt!
    Wilhelm und so ferner:
Zwar sein blaues Auge blitzt;
Aber, wenigstens bis itzt,
    Trägt er keine Hörner.


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