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Ihr habt doch Wein genug im Hause?
Mir ist so wohl!
Doch guten Wein zum guten Schmause
Von mehr als Kohl!
Steht irgendwo verpicht im Keller
Ein Ehrenwein, ein Herzensschweller;
Hinab, und hol!
Chor. Steht irgendwo ff.
Schon blinkt er her! O sei willkommen,
Du goldner Wein!
Gesandt zum Labetrunk den Frommen
Vom Vater Rhein!
Wie rings der Alte, kaum gelüftet,
Ambrosiagewölke duftet!
O schenket ein!
Wie ungestüm aus deinem Kerker
Du, Greis, erwachst!
Was du, als sinniger Bemerker,
Für Augen machst!
Als man dich unter Glas verpichte,
War's anders da, daß du dem Lichte
So heiter lachst?
Nicht bist du später Zeit Verächter,
Du Altpapa!
Man wird mit jedem Tag nicht schlechter:
Das weißt du ja!
Viel Gutes findest du, und Neues!
Zum Beispiel nennen wir ein freies
Amerika!
Europa staunt, da einst die Waage
Des Schicksals wägt
Und Menschenrecht und Völkerklage
Entgegenlegt.
Weissag, o Greis, du schaust verwundert!
Was uns das nahende Jahrhundert
Im Schoße trägt!
Du hörtest links an deinen Ufern
Den Kettenklang.
Von Donnern scholl's und bald von Rufern:
Frank, Brüder, frank!
Was, ob annoch die Kufe gäret!
Der Most verbrauset einst und kläret
Den Nektartrank!
O möcht ins Frühlingswehn verhallen
Das Mordgeschrei
Und sanft im Friedenskranze schallen
Ihr: Gleich und frei!
O möchte vor den Ungewittern
Ein jeder Mufti doch erzittern,
Ein jeder Dei!
Du Labetrank, für träge Prunker
Oft eingetonnt,
Nicht mehr dem Pfaffen und dem Junker
Reifst du besonnt!
Nein, künftig strömst du Mut und Stärke
Ihm, wer gewollt erfreun durch Werke
Und wer gekonnt! |