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Sibich

Als Sibich erfuhr, daß Ermenrich ihm sein Weib entehrt, sprach er bei sich: »Nun bin ich allwegen ein getreuer, frommer Mann gewesen, und ward mir der Name geben: der getreue Sibich: nun will ich werden der ungetreue Sibich,« Er vollzieht das Werk der Rache durch das langsame Gift seiner boshaften Ratschläge. Wie die getreuen Meister Hildebrand, Eckart u.a. die Schutzgeister ihrer Herren sind, sie zu wackeren und rühmlichen Taten anweisen, so führt Sibich den seinigen in Laster, Schande, Verderben. Durch Sibich sind die ungetreuen Räte in die Welt gekommen; Sibichs Rat ist der Same alles Bösen, und wenn Ermenrich einmal etwas Löbliches vornimmt, wie die Loskaufung der Gefangenen, so wird ausdrücklich bemerkt, daß nicht Sibich, sondern ein andrer, den Rat gegeben. Wie das ganze Geschlecht des treuen Meisters die Gesinnungen desselben teilt, so gehören Sibichs Verwandte, sein Sohn Saben und Ribestein, zu den Verrätern. Er und die Seinigen sind, wie ihr König, feig und feldflüchtig. Sie werden, um den Gegensatz hervorzuheben, je von einem des getreuen Meistergeschlechts, Sibich von Eckhart, Saben von Wolfio hart, gefangen, quer auf das Roß gebunden und dem schmählichen Tod am Galgen zugeführt.

Wittich und Heime. Ungetreue Recken sind Wittich und Heime, Schildgesellen, durch gleiche Gesinnung verbunden. Tapfer und kriegskundig weiden sie gesucht und gefürchtet. Sie verkaufen ihren Dienst um Gold, leihen sich der Hinteirlist und Grausamkeit, verschmähen kein ehrloses Mittel und werden flüchtig in der Angst des bösen Gewissens.

Wittich, des elfischen Wielands Sohn, führt im Schild eine Schlange. Auch Madelger, nach deutscher Sage Heimes Vgl. Saxo B. VI, S, 159: Hama. B. VIII, S. 234. B. IX, S. 264, 2. Grimm, Heldensage S. 17. Auch in der Brawallaschlacht auf Rings Seite ein König Hama, Saxo B. VIII, S. 223. Vater, scheint zum Geschlecht der Elfen gehört zu haben. So ist schon in der Abkunft die unheimliche Natur dieser beiden begründet.

Erst sind sie Dietrichs Mannen und ziehen mit ihm in den Rosengarten. Noch scheuen sie sich anfangs vor den riesenhaften Gegnern und Wittich kämpft nicht eher, als bis Dietrich, nachdem er Gold und Land vergeblich geboten, das treffliche Roß Scheming, welches früher dem Recken gehört, ihm zurückzugeben verspricht. Auf der Fahrt zu Laurin ist Wittich ebenso gewalttätig in Zerstörung des Gartens, als argwöhnisch und scheu, dem Zwerg ins Gebirge zu folgen; erst von den andern verspottet, sprengt er zornig voran. Seinen Übergang in Ermenrichs Dienst beschönigt er im Rosengartenliede damit, daß er den Haß der Wölfinge nicht länger ertragen könne. Besonders mißgönnt Wolfhart ihm das Roß Scheming. Die getreuen Wölfinge sind natürliche Widersacher des ungewissen Dienstmanns. Dietrich mahnt den Wegreitenden der ihm geschworenen Eide und Wittich verflucht sich, wenn er sie breche. In den Kriegen des Berners mit seinem Oheim sind Wittich und Heime Hauptleute bei Ermenrich. Sie führen den folgeschweren Überfall der von Pola zurückkehrenden Helden, als diese entwaffnet bei ihren Feuern rasten. Später selbst von Dietrich gefangen, schwört Wittich ihm von neuem Treue, wird zum Markgrafen von Raben bestellt und, nach dieser Darstellung, jetzt mit dem guten Scheming beschenkt. Verräterisch überliefert er die Stadt an Ermenrich, der Frauen und Kinder hinwürgen läßt. Das kalte und finstere Wesen dieser »Mordrecken« zeigt sich vornehmlich darin, daß sie als Feinde und Verderber alles Schönen auftreten. Sie sprechen ihre Nichtachtung der Frauen ungescheut aus; ihrer lauernden Fechterkunst unterliegen die blühendsten, feurigsten Jünglinge. Wie der grimme Wittich die Rosen zertreten, so schlachtet er jugendliche Helden. Die drei Königssöhne Diether, Scharpf und Ort, der Hut ihres Meisters entritten und auf der Heide verirrt, sehen, als der Nebel weicht, einen Recken streitfeitig unterm Schilde halten. Diether entbrennt von Zorn und Schmerz, als er den Mann erkennt, der an ihm und seinem Bruder so große Untreue begangen. Wittich, angerannt von den Jünglingen, warnt und schont noch im Gefechte, aus letzter Erinnerung an die alten Bande und aus Furcht vor Dietrichs Rache. Doch als er schwere Wunden empfangen, faßt ihn sein Grimm und er haut sie in ihren Sommerkleidern durch Hirn und Zähne, durch Leber und Herz. Unedler ist sein Kampf mit dem jungen Alphart auf der Warte. Unheil ahnend, nur auf Ermenrichs dringenden Aufruf, reitet er hinaus. Er wird von Alphart aus dem Sattel gestochen: sein Roß Scheming läuft hin und ißt das grüne Gras, als achtet' es wenig den Fall des ungetreuen Herrn. Aber unsern im Schatten hält Heime und kommt jetzt seinem Gesellen zu Hilfe, Gegen Ehr' und Sitte bekämpfen die zween den einen, sie hauen auf ihn von vorn und hinten, dem Gefallenen reibt Wittich das Schwert im Leibe um und schneidet ihm das junge Leben ab. Das Bewußtsein ihrer Schuld macht die Mörder zaghaft. In der Schlacht zur Rache um Alphart brechen sie die Zeichen von ihren Helmen und schwingen die Schilde hinter sich, um nicht erkannt zu werden; sie entfliehen mit Sibich und Ermenrich. Nach der Schlacht von Raben aber, als Dietrich, von den Leichen der drei Königssöhne hinweg, zornglühend Wittichen verfolgt, rennt dieser in unaufhaltsamer Flucht bis in den Schoß des Meeres, wo seine Ahnfrau, die Meerminne Waghild, ihn aufnimmt. So kehrt er zurück in das Reich der tückischen Geister, dem er entstammt ist.


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