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Wenn ich sehe, wie langsam du bist in der Fürsorge für dich selbst, so frage ich mich, warum ich von dir Erfolge erwarte. Und dann überlege ich mir die Sache etwas ernstlicher. Und dann sehe ich ein, daß ich von dir eigentlich keine Erfolge erwarte. Ich erwarte von mir selbst Erfolge. Ich muß es dir überlassen, für dich zu sorgen. Ich muß für mich selbst sorgen. Das wird uns beiden zu tun geben. Das wird uns beiden Hoffnung geben. Erwarte ich von den Wahlen Erfolge? Oder von einer glänzenden Predigt? Oder von einem Propheten? Oder von einem sozialen Wahrsager? Wenn ich von auswärts Erfolge erwartete, so würde ich entmutigt. Ich würde sagen: Es hat keinen Wert. Ich würde meinen Glauben verlieren. Aber wenn ich nach innen schaue, bin ich immer heiter. Ich sehe dort meinen Glauben unversehrt und standhaft. Was auch für Stimmungen kommen, oder Verluste und Gewinne im persönlichen Ansehn, mein Glaube bleibt, unbeschattet, unerschüttert, unbeschämt. So habe ich mir's angewöhnt, von deiner Lässigkeit an meinen eigenen überströmenden Glauben zu appellieren. Ich sehe ein, daß es mir nicht zukommt, nachzurechnen, wie langsam du bist in deiner Sache. Es kommt mir zu, nachzurechnen, wie rasch ich bin in meiner Sache.
Die Wahlresultate laufen ein und lauten ungünstig. Verbündete lassen dich im Stich. Redakteure lügen. Politiker verleumden. Die Mitläufer streichen dich vom Wahlzettel. Du kommst nicht ins Parlament. Du wirst deines Pfarramtes enthoben. Du wirst nicht zu Gesellschaften geladen. Das Wort deines Mundes, der Gedanke deines Gehirns findet bei der Menge keinen Beifall. Freunde wenden sich ab von dir. Du siehst Geschäfte hinausgehen. Du bist arbeitsunfähig. Das Geld schwindet und schwindet. Deine Kleider sind vertragen. Du hast nicht immer genug zu essen. Du kannst dir keinen Luxus gestatten. Deine Gesundheit leidet. Und so weiter. Wozu denn all das? Du lebst in einer Atmosphäre des Mißlingens. Dein leibliches Leben ist ruiniert. Du rettest nichts aus den Trümmern. Nichts? Nun, nichts als dich selbst. Nichts als deinen Glauben. Vielleicht nicht einmal deinen Glauben. Denn oft geht der Glaube mit den übrigen Dingen dahin. Das Leben ist verfehlt. Die Schlacht ist verloren. Hatte es einen Sinn? Du hattest große Träume. Aber inzwischen wurde das Leben eng. Dein Ideal schrumpfte allmählich zusammen. Bezahlt sich das alles? Ist das Leben, so engbegrenzt, seinen Preis wert? Das sind die Resultate: Eine lange Reihe von Nullen. Das Dach über dem Kopf verkauft. Die Sohlen unter den Füßen zerfetzt. Das Herz im Leib gebrochen. War es den Preis wert? War es? Antworte nicht im Zorn. Aber antworte. War es den Preis wert?
War es den Preis wert? Eine schreckliche Frage. Sie gilt nicht deinem Magen, sondern deiner Seele. Nicht deiner Börse, sondern deiner Liebe. War es den Preis wert? Es kommt darauf an. Wenn du nach Erfolgen suchst, so kannst du jederzeit dein stolzes Besitztum auf einem Schutthaufen finden. Was hast du überhaupt mit Erfolgen zu tun? Du hast es mit Inspirationen zu tun. Die besten, die einzigen Erfolge sind Inspirationen. Der Erfolg, der keine Inspiration bedeutet, ist kein Erfolg. Du suchtest Erfolge. Suchtest Erfolge auf der Straße, bei der Wahl, in der Kirche. Nun, du hast sie gehabt. Sie waren meist gegen dich. Und werden es noch lange sein. Du tust für die Welt, was sie braucht, aber nicht bewußt entbehrt. Bis du die Welt davon überzeugt hast, was sie braucht und was sie entbehrt, mußt du dich damit zufrieden geben, daß du alles Eigentum in den Händen anderer siehst. Du bist auf dich selbst angewiesen. Wenn du nicht in dir selbst soviel Kapital hast, daß du den Schaden vieler Stundungen aushalten kannst, so wirst du unglücklich sein. Bist du jedoch allen Anforderungen gewachsen, so wirst du dich nicht darum kümmern, was dir in der Welt draußen widerfährt. Denn du wirst dir stets bewußt sein, daß das Beste dir in deinem Innern begegnet. Dann wirst du nicht mehr weinen, wenn du geweint hast. Hast du gezweifelt, wirst du nicht mehr zweifeln. Keine Wahlurne kann dich überstimmen. Du wirst niemals überstimmt, bis du dich selbst überstimmt hast. Du wirst oft betrübt sein. Jeder mitleidige Mensch ist über die sozialen Mißstände betrübt. Doch du wirst niemals verzweifeln. Du wirst es lernen, wo du Erfolge zu erwarten hast. Du wirst nicht die Wahllisten nachprüfen. Du wirst nicht meinen, deine Hoffnung werde durch Mehrheiten sofort erfüllt. Einige Stimmen werden Ja sagen. Die meisten Menschen werden taub sein. Sie werden dich überhaupt nicht hören. Oder sie werden dich falsch hören. Doch du wirst deinen Spruch fortfahren zu sagen. Und wenn du deinen Spruch oft genug sagst, wird dich die Welt richtig hören. Das ist alles, was du zu tun hast. Warum sollte ich mir den Hals abschneiden, weil die Menschen mich nicht hören? Ich höre mich selbst. Das ist genug. Ich sehe dich ausgeraubt. Ich sehe, daß du deine Räuber liebst. Ich bin zudringlich. Ich bin ein Lärmmacher. Allerdings; beides. Du wirst dich selbst oft aufdrängen müssen, bis du deinen richtigen Platz in der sozialen Ordnung erhältst. Du mußt dich den Arbeitgebern und Herren aufdrängen. Du mußt dich den Grundbesitzern aufdrängen. Du mußt mit deinem zornigen Fuß eine Menge Schmutz aufstöbern. Mit Unwillen sehe ich dich so langsam in deiner Sache. Ich hätte oft gute Lust, dich mit der Flamme eines wütenden Feuers aufzuschrecken. Doch ich kann warten. Ich werde tun, was ich kann, dich aufzurütteln, dich zum Handeln zu bringen. Aber einen Zweifel an dem allgemeinen Erfolg will ich nicht aufkommen lassen. Du könntest nicht so langsam sein, daß ich verzweifeln würde. Selbst wenn du ganz stille stündest, würde mein Glaube vorwärts gehn. Hungernd würde er vorwärts gehn. Dürstend würde er vorwärts gehn. Zerlumpt, bittre Tränen vergießend würde er vorwärts gehn.
Niemand scheint so wenig für den Arbeiter zu sorgen, als der Arbeiter selbst. Er ist treu seiner Arbeit. Treu seinem Herrn. Treu der offiziellen Regierung. Treu der gesellschaftlichen Sitte. Sich selbst ist er untreu. Der höchsten Treulosigkeit ist er schuldig. Der Treulosigkeit gegen sich selbst. Er kümmert sich so viel um Gott. Er kümmert sich so wenig um sich selbst. Meinst du, es würde Gott irgendwie gefallen, wenn du dich selbst im Stich ließest, um ihm zu gefallen? Der Arbeiter lebt in einem Gefängnis. Er haßt sein Gefängnis. Aber er macht keinen Versuch zu entrinnen. Die Freiheitsberaubung hält er für unrecht. Doch das Gefängnis hält er nicht für unrecht. Er sieht seine Kinder darben. Aber die Ursache will er nicht sehen. Er macht sich selbst und dem Arbeitgeber Vorwürfe. Aber er geht an seine Arbeit und tut Tag für Tag alles, um das System, das ihn zugrunde richtet, aufrecht zu erhalten. Dem Arbeiter fehlt die Selbstachtung. Er wertet sich nicht. Er mißt sich nicht nach dem richtigen Maßstabe. Warum sollte er sich auf die Knie werfen und für seine Existenz um Entschuldigung bitten? In seinem Körper hat er den Gehalt ewiger Rechtfertigung. Er gehört zur Rechten Gottes und zur Linken Gottes. Er gehört dahin, wo sich des Lebens heiligste Prozesse entwickeln. Ich sehe ihn, wie er ist. Er selbst sieht sich nicht, wie er ist. Ich weiß, eines Tages wird er auf die Möglichkeiten seiner eigenen Kraft bauen. Heute scheint es ihm gleichgültig. Er scheint von seinem Schatz nichts zu ahnen. Er verschwendet sich an die Herrgötter des Marktes. Er läßt sich auf Schiffen im Meer versenken. Er läßt sich in Kriegen erschießen. Er läßt sich in Bergwerken ersticken. Und so weiter. Alles zum Ruhme des Mammons. Wenn es zum Ruhme der Menschheit wäre, wer würde Aergernis nehmen? Aber es ist zum Ruhme der Habsucht. Es ist nicht eine Opferung von Menschen, sondern von Sklaven.
Ihr, die Arbeiter dieser Welt, werdet nicht immer so langsam sein in der Fürsorge für euch selbst. Ihr werdet wissen, was in euch ist. Ihr werdet wissen, was ihr bedeutet. Dann werdet ihr euch weigern, Sklaven zu sein. Ihr werdet mehr als je bereit sein zu dienen. Doch ihr werdet nicht nach der Willkür eines anderen dienen. Ihr werdet nach eigenem Gutdünken dienen. Jetzt sorgt ihr für eure Herren. Dann werdet ihr für euch selbst sorgen. Ihr werdet erkennen, daß ihr am leichtesten für andere gut sorgt, indem ihr zuerst für euch selbst gut sorgt. Alle sollten Diener sein. Niemand Sklave. Wer wird für euch sorgen, wenn ihr es nicht selbst tut? Wie könnt ihr ausgeben, wenn ihr nicht zuerst einnehmt? Ich wähle nicht die Stunde, die für euch schlagen wird. Aber ich sage, wenn die Stunde geschlagen hat, wird euch meine Verheißung mit ihrem Willkommensgruße auf der Schwelle begegnen. Ich kann warten. Warten. Wenn ich sehe, wie langsam ihr seid.