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Und das Herz der Sache ist Herz.

Ihr habt mir alle Symbole der Liebe gereicht, doch wo ist die Liebe?
Ihr habt mir die Kleidung der Liebe, das Gebaren der
      Liebe und die Sprache der Liebe gebracht, doch die
      Liebe habt ihr mir nicht gebracht,
Ihr führt Kriege und bringt mir Kriege und nennt den Krieg Liebe,
Ihr raubt den Menschen die Hoffnung und legt diese
      Hoffnung bei Tisch vor, die Gäste zu blenden, und
      nennt euren Raub Liebe,
Ihr bildet Klassen, und eine Klasse beutet die andere aus,
      die Ausbeutung nennt ihr Liebe:
Doch eine Liebe, die so unheilig der Liebe naht, verletzt
      das Wesen der Andacht:
So nehme ich, der ich die Liebe bin, keine so sündenbeladene Liebe an:
Eine Liebe, so grausam entstellt, wird die Schuld der Liebe nicht tilgen.

 

Und das Herz der Sache ist Herz. Alles andere in der Welt muß beiseite gelegt werden, bis die Frage der sozialen Gerechtigkeit beantwortet ist. Was man in den Kirchen predigt, in den Schulen lehrt, muß beiseite gelegt werden. Was die Maler malen, die Dichter besingen, die Philosophen und Metaphysiker ausklügeln: alles muß beiseite gelegt werden, bis die Frage der sozialen Gerechtigkeit beantwortet ist. Die Kirche steht da, schweigend und stumm. Die Dichter reimen; sie dichten nicht. Die Redner geben Gebärden statt Ueberzeugung. Die Regierungen sind auf Gesetze bedacht auf Kosten des Lebens. Alle Institutionen sind raffinierte Betrugskünstler geworden. Die Universitäten sind durch ihre Stifter zur Verräterei gezwungen. Nichts ist mehr übrig als eure Stimme. Als meine Stimme. Die Stimme der Nichtberufenen und Nichtauserwählten. Wollt ihr reden? Will ich reden? Die Frage erheischt Antwort; erheischt Antwort vor allem. Denn bis sie eine brauchbare Antwort erhält, ist alles andere unbrauchbar. Wenn sie keine Antwort erhält und wenn sie nicht Gerechtigkeit zur Antwort erhält, wird es schließlich für alle andern Fragen keine Antwort mehr geben. Kein Schaugepränge schmachtender Schönheit. Keine glänzende Kunstausstellung. Keine häßliche Phalanx rußiger Maschinen. Kein Gemenge von Palästen und Verbrechervierteln in Großstädten. Keine Versammlung von Gecken und Gigerln der Mode. Kein Appell der Massen von Armen an die Klassen der Reichen: Nichts, nichts wird helfen, solange die Urfrage unbeantwortet bleibt. Denn eure Gebäude sind nicht auf Felsen gegründet. Auf Gerechtigkeit sind sie gegründet. Sonst gibt es keine Grundlagen. Und die Grundlagen der Kunst sind nicht in Geschicklichkeit zu suchen, oder in Schönheit, oder in oberflächlichen Kniffen, oder phantastischen Kunststückchen, sondern in der Gerechtigkeit. Andere Grundlagen gibt es nicht. Ich bin es satt, das Geschwätz zu hören, das die Zivilisation von sich macht. Ich will sie ein wenig nach dem prüfen, was sie verschweigt. Nach Dingen, die nicht gesagt, nach Ansprüchen, die nicht erhoben werden. Den Schwall und Schwulst, den trugvollen Glanz gefälschter Titel sehe ich leicht. Aber ich schaue mich nach etwas um, das dem Leben und der Liebe näher kommt als das rohe Geprahl der Scheintugend. Ich bin ein Rufer auf geheimnisvollen Klangwegen. Ich bin ein Forscher im sozialen Jenseits. Ich bin ein Gräber. Ich reiße tote Wurzeln auf. Ich pflanze das Samenkorn einer gnädigeren Vorsehung. Ich grabe tiefe Furchen in all eure stolzen Besitztümer. Ich grabe, grabe ewig. Ich glühe für das Wesen der Gerechtigkeit. Ich zähle auf nichts als auf die Gerechtigkeit. Ich weise alles zurück, was nicht Gerechtigkeit ist. Gerechtigkeit soll sein oder nichts. Die Sache hat nur eine Bedeutung. Und dies ist das Herz davon. Gerechtigkeit ist das Herz davon.

Die Frage, ob du dein Auskommen hast, muß beiseite gesetzt werden zugunsten der Frage, ob alle Menschen ihr Auskommen haben. Du hast kein Recht, dich an die erste Stelle zu drängen. Du mußt dich als den Letzten betrachten. Du mußt warten, bis alle andern bedient sind. Dann sollst du bedient werden. Die Gesellschaft ruft immer nach dem Nächsten. Doch es gibt keinen Nächsten und keinen Ersten. Es gibt keine Vorrechte. Die Gesellschaft hat Raum für alle. Wie kommt es, daß nicht alle genug haben? Weil du, und du, und du der Erste sein willst. Du beanspruchst die besten Erdengüter für dich. Allen andern Menschen stellst du es anheim, sich mit dem Rest abzufinden. Du nimmst. Du behältst. Soziales Gedeihen nützest du aus für eignen, rein persönlichen Vorteil. Und doch solltest du wissen, daß die Welt tot ist in dir, bis sie in dir auflebt, wenn du für andere lebst. Dies ist das erste von den vielen Leben, die du durchleben mußt. Das Leben, das mit den anderen rechnet. Ja, das Leben, das keinen vergißt und keinen berücksichtigt. Das Leben, das einfach liebt. Das Leben, das es verschmäht, Zinsen einzutreiben, die Arbeit der Menschen zu besteuern und zu bestehlen. Hört, Brüder. Das ist das Herz meiner Sache. Wenn ihr mich rufen hört, so wißt ihr, daß dies mein Ruf ist. Was auch meine Worte sein mögen, das ist mein Ruf. Das ist mein Ruf, früh oder spät. Mein Ruf paßt in jede Sprache. Er ergeht in allen Sprachen, Tag für Tag, zu allen Stunden. Das ist die ganze Geschichte, lieber Bruder. Das Herz der Sache ist Herz. Alle Rechenschaft muß vor dem Herzen abgelegt werden. Du sollst dich nicht vor deinem Gewerbe oder Beruf verantworten, sondern vor dem Herzen. Sei ein ungeschickter Künstler, wenn es sein muß. Aber sei ein Mensch. In allen Fällen ist der Nur-Mensch mehr wert als der Nur-Künstler.

Wenn du ein Unrecht siehst auf der Welt, so mußt du dich damit auseinandersetzen. Jedes Vergehen, das du siehst, ist dein Vergehen. Du mußt dich damit auseinandersetzen. Du hast eine große Rechnung anlaufen lassen. Jetzt mußt du anfangen, zu zahlen. Du hast die Bezahlung lange genug verschoben. Jeden Pfennig mußt du bezahlen. Du mußt so lange fortbezahlen, bis die ganze Schuld getilgt ist. Selbst wenn du deshalb alles aufgeben mußt, es muß doch geschehen. Was wird aus dem Wesen des Besitzes, wenn der Besitz es versucht, ohne Gerechtigkeit auszukommen? Es gibt keinen unveräußerlichen Besitz als die Gerechtigkeit. Am unrechten Platz hat der Besitz keinen Wert. Aller Besitz, der nicht in Gerechtigkeit gehüllt ist, steht am unrechten Platz. Ihr tut, als wären wir Tausende von Menschen auf tausend verschiedenen Welten. Wir sind weniger und mehr. Wir sind ein Mensch in einer einzigen Welt. Alles Leben, das lebenswert ist, fließt aus dem Quell des Gemüts. Doch der Handel ist zu neun Teilen Kampf, kaum zu einem Teil Liebe. Wie willst du mit dem Gemüt ins reine kommen? Privateigentum ist gegen die Liebe. Komm mit der Liebe ins reine. Die Liebe ist geächtet. Der Landherr bedroht die Liebe. Der Geldherr bedroht die Liebe. Der Profitherr bedroht die Liebe. Das Lohnsystem bedroht die Liebe. Wie kann die Liebe entrinnen? Komm mit der Liebe ins reine.

Ich wiederhole mich? Allerdings. Aber auch das Böse wiederholt sich. Solange das Böse sich wiederholt, will ich mich auch wiederholen. Wohin das Böse auch gehen mag, ich werde ihm folgen. Ich will das Böse gegen das Böse ausspielen. Ich will es quälen, bis es meine Peitschenhiebe nicht mehr erträgt. Ich will gegen das Böse nicht die Waffen des Bösen anwenden. Ich will die Waffen des Guten anwenden. Aber die Waffen des Guten sind nicht so leicht zu führen. Sie sind am schwersten zu führen. Ich mache kein Zugeständnis. Mag die Niederlage das tun. Bist du zu schüchtern, um deine Sache ganz zu vertreten? Ich will sie für dich vertreten. Ich stehe für meine Sache ganz ein. Nicht für mein halbes Herz. Für mein ganzes. Es ist die Sache des Herzens. Ich sage es wieder und wieder. Das Herz. Das Herz. Die unerbittlichen Ansprüche des Herzens. Die Welt gehört dem Herzen. Das Herz der Sache ist Herz. Nichts anderes. Wenn die Nationalökonomen geredet und die Wahrheit gesagt haben. Wenn alle Posten beisammen sind und ehrlich gezählt. Wenn der letzte Punkt angehört und gebilligt ist. Wenn die Debatte vorbei ist und die Redner fort. Wenn alle Wahrheiten gesagt sind und in sichtbarer Schrift bestätigt: Dann kommt das Herz. Und das Herz legt das letzte Wort ein. Ja, die letzte Tatsache. Das bescheidene Herz verfügt über die anmaßenden Institutionen. Ja, eure stolzen Institutionen. Das Herz hat gegen euch entschieden. Das Herz hat gegen all eure babylonischen Türme entschieden. Das Herz zieht alles in Erwägung. Und es krönt die Streitfragen mit Frieden. Ich weiß, was ihr sagt. Ihr sagt Vernunft. Ich aber sage Herz. Die Vernunft geht so weit, als ihre Füße sie tragen. Die Füße können aber nur eine Strecke weit gehen. Doch wer kann dem Herzen ein Ziel setzen? Wenn ihr euren Geschäftsgewinn einstreicht, setzt ihr dem Herzen ein Ziel. Wenn ihr Löhne bezahlt oder Löhne annehmt, so setzt ihr dem Herzen ein Ziel. Aber das Herz dringt darüber hinaus in Räume, die von Offenbarungen erhellt sind. In jene Sphäre hinaus, in deren unsichtbaren Vorhallen die Ausbeutung ihre letzte Flagge streichen muß. Und das Herz der Sache ist Herz.


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