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Gott ruft von der Höhe herab.

Bitte für deinen Klienten nicht um Verzeihung. Verstecke und ducke dich nicht, wenn der Arbeiter sündigt. Er hat viel gesündigt und wird noch mehr sündigen. Der Arbeiter haßt halbe Fürsprache. Er schaut zu dir auf im Tumult der Schlacht. Du sollst zur rechten Zeit am rechten Platze sein. Du sollst nicht kommen, um darüber zu rechten, daß du hättest nicht kommen sollen. Du sollst nicht in die Front treten und mit dem kommandierenden General über den Wert des Krieges disputieren. Die Schlacht ist im Gang und du weißt deinen Platz. Du sollst nicht die Flinte ins Korn werfen und deinem Feinde sagen, daß du ihn liebest. Du liebst ihn. Natürlich. Aber diesen Kampf kämpfst du ebensosehr um seinetwillen als um deinetwillen. So wirst du ihn denn lieben und wirst kämpfen. Die Forderungen der Arbeiterschaft gründen sich nicht auf Vorzüge oder Tugenden. Ihre Forderungen gründen sich auf Addition, Subtraktion, Division und auf das Einmaleins. Sie will nicht mehr Geld, weil sie sechs Weiber oder ein Weib hat. Sie will nicht mehr Geld, weil sie den barmherzigen Samariter gespielt hat. Sie will nicht beweisen, daß sie mehr Geld verdienen würde, weil sie die zehn Gebote hält oder den Staatsgesetzen gehorcht. Sie läßt ihre Sache gern auf das Einmaleins gegründet. Euch, die ihr gegen Gefühle seid, halten wir das Einmaleins vor.

Euch, den andern Teil von euch, wollen wir bekämpfen mit jeder Waffe, die ihr wählt. Wir wollen euch treffen hoch oben, wo die Wolken donnern. Wir wollen euch treffen tief unten, wo sich die Wurzeln in den Boden klammern. Wir wollen euch treffen auf ebener Erde; in euren Salons, in euren Bureaus und auf der Straße. Wir wollen euch bekämpfen mit einer Rechentafel oder einer Bibel. Wir wollen die Rechentafel zur Bibel und die Bibel zur Rechentafel verwandeln. Eure Wahl soll uns recht sein. Wir werden euch folgen, wohin ihr uns führt. Wir wollen euch auf eurem Felde treffen oder auf unsrem oder auf neutralem Boden. Wir wollen nach eurer Zeitrechnung kommen. Wir wollen euch mit dem Handschuh oder mit bloßen Fäusten bekämpfen. Wie ihr wollt. Auf jede Art. Auf jede Art. Und wir werden euch schlagen. Wir werden Fehler machen. Wir werden in Hitze geraten. Wir werden etwas ungerecht und streng mit euch sein. Wir werden Worte gebrauchen, die über das Ziel hinausschießen, und Worte, die es nicht erreichen. Wir werden euch mit unsrer Angst und mit unsren Herausforderungen bekämpfen. Wir werden euch hart bedrängen und keinen Pardon geben. Denn kämpfen müssen wir. Wir dürfen nicht packen und loslassen. Wir müssen packen und nie wieder loslassen. Kampf. Das ist unser Wort. Ein rohes Wort. Aber wir müssen es anwenden. Kein andres Wort bezeichnet Kampf so gut wie das Wort Kampf selbst. Und ein Kampf ist es. Wir kämpfen nicht, weil wir hassen, sondern weil wir lieben. Wir kämpfen nicht, um irgend jemand etwas zu nehmen. Wir kämpfen, um allen alles zu geben. Kampf. Ein wundersames Wort. Seine Wurzel ist Liebe. Seine Frucht ist Liebe. Kampf. Nicht Faust, noch Gewehr, noch Messer. Solches wäre kein Kampf. Nur die Liebe heißt Kampf. Jene zerstören. Die Liebe erhält. Kampf. Kein törichtes Nachgeben. Kein Weichwerden. Kein Rückzug. Kein Versuch, einen Fehler durch Unterwerfung gut zu machen. Keine süßlichen Phrasen, um den Zorn zu erweichen. Eure stärkste Faust. Eure standhafteste Front. Hütet euch vor uns. Wenn wir schlagen, so schlagen wir, um zu töten. Nicht mit blutigen Waffen. Nicht, euren Leib zu töten. Meint ihr, wir seien auf euren Körper aus? Nein. Nein. Wir sind auf die Idee aus. Wir werden nicht ruhn, bis wir diese Idee erreicht haben. Wir wollen sie erjagen. Ihr wolltet uns glauben machen, daß wir nach euren materiellen Gütern trachten. Das ist ein Irrtum. Wir trachten nach dieser Idee. Ihr werdet diese Idee nicht ohne Widerstand aufgeben. Wir hoffen nicht auf einen leichten Kampf. Aber ihr werdet sie aufgeben. Denn die Gewalten, die mit uns sind, gehen zurück auf die Elementargesetze und streben vorwärts nach dem Ideal und können nicht überwunden werden. Wir werden geschlagen. Aber wir fechten. Und wir werden wieder geschlagen; weniger schlimm. Und wir fechten. Und wir werden noch einmal geschlagen. Und alles scheint verloren. Und die Sonne wird über unsrem Schrecken untergehn. Aber wir fechten. Und ihr werdet uns Wunden schlagen. Und wir schreien vor Schmerz und schweigen in Gleichmut. Und fechten weiter. Und darum werdet ihr schließlich unterliegen. Denn wir können alles verlieren und doch kämpfen. Wir sehen nichts als Kampf. Wir hören nichts als Kampf. Wir träumen nichts als Kampf. Nie zuvor gab es solch einen Krieg. Krieg nicht bis aufs Messer. Krieg bis zur Gerechtigkeit, bis zum Ideal. Krieg, nicht zum Blutvergießen. Krieg, um das Blut zu stillen, das die Not vergießt. Krieg, das vergeudete Blut der Kinder zu stillen. Krieg gegen den Luxus. Krieg für das Leben, für Kleidung, Nahrung, Muße. Krieg ohne Waffenstillstand, ohne Parole und Kundschafter. Direkter und grausamer Krieg. Krieg ohne Bosheit und ohne Wanken. Krieg starker Männer. Ein Krieg, der die Schwächlinge und Maulhelden ins Hintertreffen schickt. Ein Krieg, der nicht heute ein scharfes Gefecht liefert und euch morgen dafür um Verzeihung bittet. Ein Krieg, nicht für Säuglinge und Kinder. Krieg. Krieg. Krieg.

Wenn ihr mit uns zusammenstoßt, so trefft ihr auf das gewaltigste Heer, das sich gegen das Verbrechen je in Schlachtordnung stellte. Es ist ein Heer, das weint, wenn es kämpft. Doch kämpft es. Ein Heer, das euch lieber ein gutes Wort gäbe, als daß es eure Gefühle verletzte. Ein Heer, dem die Arbeit des Kämpfens verhaßt ist. Aber ein Heer, das gerade darum tapferer kämpft als je. Ein Heer, nicht nach der Kopfzahl besoldet. Ein Heer, das von der Liebe ins Treffen geschickt wurde und das nur von einer größeren Liebe besiegt wird. Es wird bange sein. Aber es wird unverzagt kämpfen. Es ist vielleicht nahe daran zu fliehen. Aber es flieht nicht. Dies Heer so voll Liebe. Dieser Kampf so voll Liebe. Hart vor Liebe. Das Heer des Volkes. Das Heer der kämpfenden Demokratie. Es gibt schwächliche Mitkämpfer in unseren Reihen. Laßt euch aber durch sie nicht täuschen. Wir sind nicht so schwach, wie unser schwächster Korporal. Wir sind so stark, wie unser stärkster Korporal. Behaltet all eure Wachen draußen. Ihr braucht sie alle. Denn wir schlafen ein. Auch wir haben Feiglinge. Aber die zählen nicht gegen die Scharen der Veteranen. Wir sind wahrscheinlich dann am stärksten, wenn ihr meint, der Augenblick für euch sei gekommen. Wir haben unsre Gelehrten. Wir finden nicht viel Verwendung für sie. Das Volk bleibt uns. Wir haben das einfache Volk. Das Volk, das von den Gelehrten noch nicht verdorben ist. Das Volk, das kämpft. Das häßliche, schmutzige, beschränkte Volk. Das gewöhnliche Alltagsvolk. Die dichten Massen, die von einzelnen wenigen auf steinigen Straßen dahingeschleppt werden. Das Volk, konservativ, langsam, schwerfällig, geduldig, das von Revolution erst träumt, wenn jeder andere Traum zerstört ist. Das Volk, das nicht fechten will, bis es muß, das aber, wie Kapitän Bluntschli sagt, ficht wie der Teufel, wenn es fechten muß. Diese Leute haben wir noch. Und sie werden immer wieder kommen. Gleichgültig, wie furchtbar die Niederlage auch sei. Sie werden am nächsten Tag wie gewöhnlich beim Appell erscheinen. Denn das Volk und dieser Kampf gehören zusammen. Ihr werdet den Kampf nicht los, bevor ihr das Volk los seid.

Und so ist das Wort gesprochen: Kampf. Und Kampf meinen wir. Kampf vieler Rückzüge. Ein Kampf mit mehr Niederlagen als Siegen für uns. Aber Kampf. Wir erwarten keinen Sieg vor dem endlichen Sieg. Wir kämpfen nur. Wir kämpfen, ohne zu wissen, ob wir gesiegt haben oder nicht. Wir kämpfen gerade so tapfer. Wir hören die Stimme vor uns. Wir sehen das Licht. Wir kämpfen weiter. Die Stimme verstummt. Das Licht erlischt. Wir kämpfen weiter. Sonst haben wir nichts zu tun. Kampf. Wir sind feig. Wir kämpfen weiter. Wir sind Helden. Wir kämpfen weiter. Sonst haben wir nichts zu tun. Kampf. Gott ruft von der Höhe herab: Kampf! Der Kampf hier unten ruft empor: Gott!


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