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(Verwandelt sich in ein Gefängniß.)
Der Herzog in einem Mönchshabit, und der Kerkermeister, treten auf.
Herzog. Gott grüsse euch, Kerkermeister; denn das seyd ihr, denke ich.
Kerkermeister. Ich bin's; was ist euer Wille, mein guter Pater?
Herzog. Von Christlicher Liebe getrieben, und nach den Pflichten meines Ordens komm' ich, die betrübten Seelen in diesem Gefängniß zu besuchen; laßt mich sie sehen, damit ich die Natur ihrer Sünden erkundigen, und nach Befinden mein Amt bey ihnen verrichten könne.
Kerkermeister. Ich wollte noch mehr thun als das, wenn es nöthig wäre.
Juliette tritt auf.
Kerkermeister. Seht, hier kommt eine von meinen Gefangnen, ein Fräulein, die in die Flammen ihrer eignen Jugend gefallen ist, und ihren guten Namen darinn versengt hat: Sie ist schwanger, und der Vater ihres Kinds ist zum Tode verurtheilt; ein junger Mann, der bereiter ist, noch eine solche Sünde zu begehen, als für diese zu sterben.
Herzog. Wenn soll er sterben?
Kerkermeister. Ich denke, morgen. (Zu Juliette.) Ich habe Vorsehung für euch gethan, bleibt eine Weile, und ihr sollt weggeführt werden.
Herzog. Bereuet ihr, schönes Kind, die Sünde, die ihr begangen habt?
Juliette. Ich bereue sie und trage die Schmach gedultig.
Herzog. Ich will euch lehren, wie ihr euer Gewissen prüfen könnt, um zu erfahren, ob eure Busse aufrichtig ist oder nicht.
Juliette. Ich will es gerne lernen.
Herzog. Liebt ihr den Mann, der euch zu Falle gebracht hat?
Juliette. Ja, so sehr als ich die Weibsperson liebe, die ihn zu Falle gebracht hat.
Herzog. Es scheint also, ihr habt aus beydseitigem Einverständniß gesündiget.
Juliette. So ist es.
Herzog. Also war eure Sünde von einer schwerern Art, als die Seinige.
Juliette. Ich bekenn' und bereu' es, mein Vater.
Herzog. Es ist billig, meine Tochter; aber bereut ihr eure Sünde vielleicht nur darum, weil sie euch in diese Schmach gebracht hat, anstatt aus Betrübniß daß ihr den Himmel beleidiget habt? Eine gewöhnliche Art von Reue, wodurch wir beweisen, daß wir den Himmel nicht suchen weil wir ihn lieben, sondern nur wenn wir seine Strafen fürchten.
Juliette. Es reut mich, in so fern es ein Uebel ist, und ich ertrage die Schmach mit Freuden.
Herzog. Bleibet bey dieser Gesinnung. Euer Mitschuldiger muß, wie ich höre, morgen sterben, und ich gehe izt zu ihm, ihn vorzubereiten. Also geb ich euch meinen Segen.
(Er geht ab.)