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Am Tage nach meiner Ankunft in Chartum konnte ich meine glücklich erfolgte Rückkehr telegraphisch melden: »Generalkonsulat Germania Alexandria angekommen 21. Juli Nachricht zu geben per Telegraph nach Berlin Akademie Braun er möge die Mutter benachrichtigen sonst nichts nötig!«
Der Generalgouverneur Djafer-Pascha empfing mich mit gewohnter Freundlichkeit und räumte mir ein leerstehendes Regierungsgebäude zur Wohnung ein. Aber die rücksichtslose Behandlung, die er meinen treuen Dienern angedeihen ließ, kränkte mich tief. Sie wurden, ohne daß man es mir gemeldet, in Eisen gelegt und unter die Galeerensträflinge gesteckt, während ich mit den drei Negern allein sitzen blieb. Sie hatten nämlich, ohne mir etwas davon zu sagen, etliche Sklaven mitgebracht, angeblich im Auftrag einiger Freunde daheim, die diese Sklaven ihren Familien zur Unterstützung in der Wirtschaft schenken wollten. Ich beschwerte mich viermal beim Pascha, ohne die Freilassung erwirken zu können; erst in der letzten Stunde gelang es mir. In Anbetracht der dreijährigen Dienste meiner Getreuen konnte ich es nicht über das Herz bringen, sie schutzlos der Willkür jener unordentlichen Regierung preiszugeben, die ich über Chartum unmittelbar nach der bald bevorstehenden Abreise des Paschas nach Ägypten hereinbrechen sah. Ich mußte die Diener bis Kairo mitnehmen, um ihnen dort Schutz und Straffreiheit zu erwirken.
Ich erklärte dem Pascha: Wenn er den Sklavenhandel unterdrücken wolle, so möge er dafür Sorge tragen, daß die jetzt gültigen Gesetze im ganzen Land in Kraft gesetzt würden und nicht bloß auf dem Fluß. Was nütze denn eine Beschlagnahme der Schiffe, während beispielsweise in einem einzigen Jahre 2700 Händler aus Kordofan nach Dar-Fertit ziehen durften und der Kommandant der ägyptischen Truppen in jenem Gebiet selbst, wie auch alle seine Offiziere, sich wie gewerbsmäßige Sklavenhändler benähmen?
Am 9. August bestieg ich von neuem eine Nilbarke, um nach Berber zu gelangen. Während ich dort Station machte, hatte ich den Verlust meines kleinen Reisegefährten aus dem Land der Zwerge zu beklagen. Schon in Chartum wurde Nsewue, der Pygmäe, von der Ruhr befallen. Nach dreiwöchentlichem Leiden starb er an völliger Entkräftung. Noch nie war mir ein Todesfall so zu Herzen gegangen, und mein eigener Zustand wurde infolge des erlittenen Kummers derart, daß ich mich kaum fähig fühlte, eine halbe Stunde ohne äußerste Ermattung auf den Beinen zu bleiben, aber die reine Wüstenluft der folgenden Strecke stärkte mich bald.
Ich hatte die beiden andern Negerknaben dazu bestimmt, den Pygmäen als Gespielen zu begleiten. Jetzt hatte ich nur noch für ihr eigenes Schicksal zu sorgen. Den ältern, einen echten Niamniam, brachte ich in Ägypten bei einem Freunde unter, während dem andern, einem Bongo, in Deutschland eine sorgfältige Erziehung zuteil wurde.
Am 10. September 1871 konnte ich die Rückreise von Berber nach Suakin auf dem vor drei Jahren begangenen Weg fortsetzen. Meine kleine Karawane legte die Strecke in vierzehn Tagemärschen zurück und erreichte ohne Unfall das Meer. Als ich von dem Gipfel des 1043 Meter hohen Attaba auf die kurze Strecke herabschaute, die mich noch von dem endlosen Blau des Meeres trennte, da bewegten mich Gefühle, wie sie nur der Wanderer kennt, der lange im Innern schwer zugänglicher Erdteile geweilt hat.
Am 26. September schiffte ich mich in Suakin ein, um nach viertägiger bequemer Meeresfahrt in Suez an Land zu steigen.
Nach einer Abwesenheit von drei Jahren und vier Monaten betrat ich am 2. November 1871 in Messina wieder europäischen Boden.