Johanna Schopenhauer
Gabriele
Johanna Schopenhauer

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Ohnerachtet seines unruhigen Hanges zur Tätigkeit und seiner unermüdlichen Sprechlust, saß Moritz von Aarheim dennoch während der ganzen Mahlzeit schweigend und stumm dem Baron gegenüber und wartete nur auf eine Frage von diesem, um alsdann durch Antworten ein Gespräch herbeizuführen, das er so ohne alle Veranlassung nicht zu beginnen wagte. Des Barons gespenstisches, finsteres Wesen kam ihm unbeschreiblich grauenvoll vor, und besonders seit jener heftigen Szene, die er bei Erwähnung eines künftigen Schloßbaues mit ihm gehabt hatte, ging er ihm gern überall aus dem Wege. Längst wäre er abgereist, wenn er nicht Gabrielens Ankunft hätte abwarten wollen, um das Eigentum seines Verwandten doch nicht wieder ohne alle Aufsicht der Willkür der Bedienten zu überlassen. Seit Gabriele und Frau Dalling in dieser Hinsicht seine Gegenwart überflüssig machten, hatte er nur auf eine Gelegenheit geharrt, sich beim Baron zu beurlauben, um dann sogleich abzureisen. Er hoffte, die Einladung für diesen Abend, die erste die er erhielt, dazu zu benutzen und war fest entschlossen, gleich am andern Tage einem Aufenthalt zu entfliehen, der ihm höchst peinlich zu werden begann.

Unter gegenseitigem Schweigen ward die Mahlzeit sehr schnell beendet. Der Baron stand auf, ein Wink von ihm entfernte auf das eiligste die Bedienten. Auch Moritz erhob sich und nahte sich dem Baron, um Abschied zu nehmen, aber dieser schritt feierlich dem Fenster zu, nahm wieder in seinem thronartigen Lehnsessel Platz und heftete, wie gewöhnlich, den starren Blick auf die dunkeln, ihm gegenüberliegenden Trümmer der Brandstätte. Der Mond war hinter ihnen aufgegangen, sein Licht blinkte durch die hohlen, ausgebrannten Fensterlücken, während die in Schatten gehüllten halb zerstörten Mauern scharf und schwarz sich auf dem von leichten Silberwölkchen überzogenen Himmel zeichneten.

Zu höchster Verlegenheit stand Moritz da und wußte nicht, wie er es anfangen solle, um die Aufmerksamkeit des Barons auf sich zu ziehen, als dieser von selbst sich nach ihm umwandte. »Bleibt!« rief er ihm zu, indem er gewahrte, daß jener sich abschiednehmend verbeugte. »Bleibt, ich habe mit Euch zu reden, Vetter! Setzt Euch zu mir. Ich will mein Haus bestellen und dann zur Ruhe, denn ich bin müde.« Moritz setzte sich erwartungsvoll auf ein Taburett dem Baron gegenüber, das jener ihm anwies.

»Ihr seid mein erster Agnat, darum muß ich an Euch mich wenden«, sprach der Baron weiter. »Unterbrecht mich nicht, ich habe mit Euch zu reden, Ihr könnt mir nichts zu sagen haben, antwortet nur, wenn ich frage. Ihr seht dort die Brandstätte; das weite Grab! Wißt Ihr, was dort begraben liegt? Wißt Ihr es? Schweigt! Antwortet nicht. Wie kämt Ihr zu dieser Wissenschaft! – Doch was Ihr fassen könnt, sollt Ihr erfahren. – Wenn ich tot bin, sind diese Burg, diese Güter Euer Eigentum. Ich hinterlasse nichts weiter. Was sonst noch mein war, liegt auch dort unter jenem Schutthaufen begraben; Gabriele behält nichts.«

Mit hastiger Gutmütigkeit und einem Schwall in- und ausländischer Worte beeilte sich Moritz von Aarheim, den Baron über das künftige Schicksal seiner Tochter zu beruhigen, versprach, wie ein liebender Bruder für sie zu sorgen, sie in Schloß Aarheim oder wo sie sonst wolle, wohnen zu lassen, und würde noch lange fortgesprochen haben, wenn nicht ein Blick auf den Baron ihm plötzlich die Zunge gelähmt hätte. Schrecklich, wie damals, als Moritz des Schloßbaues erwähnt hatte, stand der Alte vor ihm da, sichtbar kämpfend mit innerlichem Zorn, der konvulsivisch seine Gesichtszüge verzog und ihm die Sprache hemmte.

»Frecher, eingebildeter Tor!« brach endlich der Baron mit donnernder Stimme los. »Meint Ihr, der Freiherr Aarheim von Schloß Aarheim bettle bei Euch für seine Tochter? Meint Ihr, der letzte echte Sproß des uralten Hauptstamms, zu dessen Nebenzweigen Ihr die Ehre habt, Euch rechnen zu dürfen, könne von Euch Almosen nehmen?«

Bleich und zitternd stand Moritz von seinem Sitze auf; der Baron war in dieser Minute wirklich furchtbar, doch schien er sich bald wieder zu besänftigen. »Ich sehe«, sprach er gelassener, »Ihr habt nicht bedacht, was und zu wem Ihr redet; auch habe ich nicht mehr Zeit zum Zorn.« Mit diesen Worten nahm er wieder seinen Lehnstuhl ein und deutete mit einer Bewegung der Hand dem immer noch bebenden Moritz an, sich ebenfalls wieder zu setzen.

»Ihr wißt jetzt, daß ich Euch nicht zu mir forderte, um von Euch etwas zu bitten. Ihr habt begriffen, daß dies nie der Fall sein kann?« fragte der Baron. Moritz bejahte es mit einer stummen Verbeugung. »Ich bin es, der Euch beschenken will«, fuhr der Baron fort, »ich biete Euch eine köstlich hohe Gabe, vor wenigen Wochen noch hielt ich sie der Hand eines Fürsten wert, und eigentlich ist sie es noch. Ich biete Euch Gabrielen, sie sei Eure Gemahlin. Antwortet noch nicht. Hört mich aus, ehe Ihr redet. Gleich vielen deutschen Fürstentöchtern, bringt Gabriele ihrem Gemahl keine Aussteuer. Mögen Krämer die bequeme Versorgung ihrer Töchter mit Golde aufwiegen, das reine edle Blut, das in Gabrielens Adern fließt, überhebt sie und ihresgleichen diesem elenden Zoll.«

Jetzt schwieg der Baron und gab seinem Verwandten ein Zeichen, nun ebenfalls das Wort zu nehmen.

Moritz versuchte es, in allen Sprachen Gabrielens Reize, ihre Talente und sein Glück bis zu den Sternen zu erheben. Dann aber wagte er es auch, einige bescheidene Zweifel über sich selbst und sein Wertsein eines solchen Glücks zu äußern. Er erwähnte mit der größten Gutmütigkeit sein Alter und seine Gestalt, als welche zu solchen Hoffnungen ihn keineswegs berechtigen könnten, und ermutigte sich endlich sogar zu der Erklärung, das ihm dargebotene Glück, so reizend es sei, dennoch dem Zwange nicht verdanken zu wollen.

»Niemand wird gezwungen, nicht Ihr, nicht Gabriele«, erwiderte der Baron. »Daß Gabriele schön ist, weiß ich; ich sah in der Welt wenige, die in dieser Hinsicht mit ihr sich messen dürften, keine sah ich, die an Geist, Talent, Bildung ihr nahe käme. Jetzt, nach vierzig Jahren, bei Eurer hochgepriesenen Kultur, mag das nun wohl anders sein. Auch gebe ich Euch Gabrielens Hand nur als Ersatz für etwas, das ich von Euch fordern will; die Freiherren von Aarheim waren immer gewohnt, kleine Leistungen groß zu lohnen. Gabriele wird nur unter der Bedingung die Eure, daß Ihr mir bei Eurer Ehre versprecht, das zu erfüllen, was ich im Moment, da sie für Euch sich erklärt, verlangen werde. Ihr dürft es ohne Sorgen. Unrechtes, Entehrendes forderte noch kein Freiherr von Aarheim. Wollt Ihr diese Bedingung eingehen?« Moritz verbeugte sich abermals schweigend, denn aus Furcht, zu beleidigen, wagte er es nicht, den Mund zu öffnen.

Der Baron ward jetzt sichtbarlich heiterer, es war, als beginne die Eisrinde um seine Brust sich zu lösen. »Vetter, von Euch kann ich nichts bitten und nichts annehmen, das seht Ihr wohl ein, und doch muß mein Wunsch erfüllt werden«, sprach er gewissermaßen mit behaglichem Zutrauen. »Es liegt mir mehr daran, als Ihr und die Welt zu fassen vermögen. Darum biete ich Euch den höchsten Lohn, den ich zu gewähren habe. Ihr werdet mein Sohn und unser alter Stamm blüht vielleicht glorreich wieder auf. Um Gabrielens Versorgung willen tue ich nichts, für sie wäre auch ohne Euch gesorgt, selbst wenn sie Euch verschmäht, selbst dann!« Hier versank der Baron aufs neue in tiefes Nachsinnen, er blickte unverwandt auf die jetzt vom Monde hell beleuchtete Brandstätte und ward wieder zusehends düstrer.

»Habt Ihr nie vom Virginius gehört? Vom Römer Virginius?« fragte er nach einer ziemlich langen Pause plötzlich mit wunderlich heimlichem Ton.

Moritz von Aarheim eilte, auf diese Frage bejahend zu antworten und verbreitete sich darauf sehr weitläufig in Lobpreisungen der Heldentat des Römers, die er höchlich bewunderte. »Ultimo pegno d'amor ricevi – libertade e morte«, rief er endlich aus.

»Ich sehe, Vetter! Ihr habt Euren Alfieri recht gut inne«, sprach der Baron, »pegno d'amor – libertade e morte. Freiheit und Tod: haltet Ihr die wirklich für Liebespfänder, wie Alfieri es dem Virginius in den Mund legt?« Mit diesen Worten zog der Baron ein ganz kleines, hermetisch versiegeltes Fläschchen hervor, das er an einer goldenen Kette um den Hals hangen hatte. »Libertade e morte!« rief er und hielt das Fläschchen von geschliffnem Kristall hoch gegen das Licht, so daß es in bunten Farben blitzte und funkelte. »Kennt Ihr den diesen Gottheiten geweihten Lorbeer? Hier seht Ihr ihn, die Gelehrsamkeit verleumdet ihn zwar und nennt ihn falsch. Er ist der echte! Wer ihn errungen hat und ihn zu brauchen weiß, kümmert sich weder um Kronen noch Kränze, und trotzt dem Geschick wie den Gebietern der Welt. Virginius war ein Tor, sein blutiger Dolch erregt Entsetzen. Hier bedarf es nur eines balsamisch duftenden Hauches, und Gabriele tritt schmerzlos mit mir die Reise nach jenem Lande der Freiheit an. Nicht blutig, nicht entstellt, ihre Hülle bleibt die Zierde der Welt, solange das Licht des Tages sie bescheint, die Oberfläche der Erde sie trägt.«

Mit einem Schrei des Entsetzens warf Moritz von Aarheim sich unwillkürlich auf den Baron und strebte das Fläschchen ihm zu entreißen, doch dieser hielt ihn mit starkem Arm ferne von sich.

»Was wollt Ihr?« sprach er mit blitzenden Augen, »Ihr habt es ja selbst ausgesprochen, Libertade e morte, ultimo pegno d'amor! O ihr armen Toren! Was steht Ihr denn entzückt vor Bildern? Was preist Ihr Taten? Was prahlt Ihr mit Gesinnungen, die Euch mit Entsetzen erfüllen, wenn Ihr sie ins wirkliche Leben treten seht? Seid ruhig, ich gäbe Euch gern dieses Fläschchen, denn ich habe mehr dergleichen, wenn so etwas Euch nur anvertraut werden dürfte. Seid ruhig! Eure Person ist sicher, mit Euch hat kein Lorbeer etwas zu schaffen. Erfüllt meinen Willen, Gabriele wird die Eure, obgleich es mir leid um sie tut. Ihr wäre besser, sie ginge mit mir, ohne zu wissen, wohin die Hand des Vaters sie führt. Ein Hauch, und es wäre vorbei mit aller Not und aller Langenweile, die sie bei Euch erwarten. Doch lebt wohl, beruhigt Euch, wir sehen uns morgen wieder, und nun geht!«

Bleich wie ein Toter, bebend vor innerem Grausen, durcheilte Moritz von Aarheim die langen düstern Gänge, welche zu seinem Zimmer führten. Kein Schlaf kam die ganze lange Nacht hindurch in seine Augen. Er blieb angekleidet. Unruhig wandelte er auf und ab und trat jeden Augenblick an das Fenster, um zu sehen, ob der Tag noch nicht zu grauen beginne. In dieser Minute blickte er auf zu Gabrielens Zimmer und sah, wie der ruhige Schimmer ihrer Nachtlampe das Fenster schwach erhellte; in der nächsten horchte er wieder hinaus, ob nicht etwa das Verderben herumschleiche, ob nicht leise Tritte hörbar würden; doch alles blieb stille und ruhig.

Endlich begann der Himmel, sich zu röten. Moritz schlich sich auf die andere Seite des Schlosses und sah nach den Zimmern des Barons. Dort erloschen nach und nach alle Lichter, zum Zeichen, daß für jenen jetzt auch die Zeit der Ruhe herbei käme. Nochmals lauschte Moritz, und da alles immerwährend ruhig blieb, eilte er in den Stall, sattelte selbst sein Pferd und pochte schon beim Aufgang der Sonne an die Türe von Ernestos bescheidener Wohnung.

Ernestos erstes Empfinden beim Anblick des frühen Besuchs war Zorn über die Zudringlichkeit des Lästigen, doch als er ihn näher betrachtete und Unruhe und banges Entsetzen in seinen entstellten bleichen Zügen las, fühlte er sich selbst von gleichem Gefühle vorahnend ergriffen.

Moritz begann sogleich, das zwischen ihm und dem Baron Vorgegangene zu erzählen, aber so verworren, so weitschweifig, so seltsam in Form und Ausdruck, daß Ernesto dabei in tödlicher Ungeduld zu vergehen glaubte. Und doch mußte er sich fast jeden Umstand des Gesprächs zwischen Moritzen und dem Baron mehrere Male wiederholen lassen, denn was er vernahm, schien ihm so unglaublich, daß er immer meinte, den Erzähler falsch verstanden zu haben.

Recht ehrlich und treuherzig bat Moritz ihn endlich, nach vollendeter Erzählung, um Beistand mit Rat und Tat zu Gabrielens Errettung. »Ich wäre der glücklichste Mensch, wenn sie mich heiraten wollte«, setzte er in seiner gewöhnlichen Art zu reden hinzu. »Ich wollte sie recht gut halten, alles wollte ich aufbieten, was ihr Vergnügen machen könnte. Sie ist es wert, sie ist wie Miltons Eva, all softness and sweet attractive grace. Ich will auch nicht, daß sie mich wie einen jungen amoroso lieben soll, ils sont passés ces jours de fêtes, wo ich dergleichen Prätentionen machen konnte, ich weiß es wohl. Aber gut sein müßte sie mir, und mir vor allen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie als meine Frau jemanden lieber hätte als mich. Auch müßte ich sie zufrieden und heiter sehen. Eine empfindsame Dame mit ewigen Tränen in den Augen, eine pleureuse éternelle, will ich nicht um mich haben. Sagen Sie ihr das alles, Signor Ernesto, und fühlt sie dann keine Abneigung gegen mich, so biete ich ihr mit wahrer Liebe die Hand. Unglücklich aber will ich uns beide nicht machen. Schlägt sie mich aus – Eh bien, je m'en consolerai – Doch will ich auch dann für sie noch wie für eine nahe werte Verwandte sorgen, sie soll nicht Not leiden. Aber wie retten wir sie vor der Wut ihres Vaters, wenn sie mich ausschlägt? Comment la sauver des mains d'un fanatique cruel, qui l'immolera à ses fantaisies? Wollen wir Gabrielen die grausame Gefahr entdecken, in welcher sie von Seiten des eignen Vaters schwebt? Signor Ernesto, reden Sie, schaffen Sie Rat, ich vergehe vor Angst.«

»Lassen Sie mir Zeit, das ganz Unerwartete nur zu fassen«, sprach Ernesto, »ich hoffe einen Ausweg zu finden.«

»What shall we do! What shall wie do! Was fangen wir an!« rief Moritz in höchster Angst und lief, die Hände ringend, auf und ab. »Ich bitte, sprechen Sie, ich muß nach Hause, der Baron könnte erwachen und – oh Dio! Ich will gleich fort, ich will sie hüten, ihre Türe, sie selbst nicht aus den Augen lassen. Sagen Sie mir nur noch mit einem einzigen Wort, was ich tun soll!«

»Halten Sie zu jeder Stunde Pferde und Wagen bereit und nun eilen Sie. Ich folge Ihnen sogleich und gelange auf dem Fußsteige vielleicht noch früher hin als Sie«, sprach endlich Ernesto. »Eilen Sie und hüten Sie sich, Gabrielen etwas zu verraten, am besten ist es, Sie vermeiden es sogar, mit ihr zu sprechen. Sie können sie und die Zugänge zu ihr doch im Auge behalten.«

»Addio!« rief Moritz und eilte in vollem Galopp davon, von Herzen froh, einen Auftrag erhalten zu haben, der ihn in Tätigkeit setzte und seinem ängstlichen fruchtlosen Sinnen ein Ende machte. Währenddessen durchwanderte Ernesto nachdenkend und langsam sein dunkles Tal, um den Felsensteig zu erreichen, welcher in gerader Linie zum Schlosse hinaufführt.

Unwillkürlich verweilte er einige Minuten an der alten moosbedeckten Bank, wo er beim ersten Eintritt in diese düstre Einöde mit Gabrielen gesessen hatte. Alles, was damals in schweren, trüben Ahnungen vor seinem Geiste schwebte und ihn so ungewöhnlich niederdrückte, lag jetzt im hellen Licht der nahen Wirklichkeit vor ihm und weit furchtbarer, als er es sich hatte denken können. Frau von Willnangens Worte: »Sie ist verloren sich, verloren uns«, tönten unaufhörlich in seinem Innern, während er doch mit aller Anstrengung seines Geistes darauf sinnen mußte, Gabrielen womöglich noch zu retten. Die Gefahr, welche ihrem Leben drohte, schien ihm bei weitem nicht so nah und nicht so groß, als Moritz im ersten Schrecken sie ihm geschildert hatte. Ihm kam sogar der Gedanke nicht unwahrscheinlich vor, daß der halb wahnsinnige Greis in einer bei seiner Gemütsstimmung nicht ungewöhnlichen, boshaft-fröhlichen Laune, sich eine Lust daraus gemacht haben könne, den armen Moritz auf diese Weise in Angst zu setzen. Desto entsetzlicher aber war ihm die Gefahr, Gabrielen mit einem bei manchen achtungswerten Eigenschaften, dennoch höchst widrigen, lächerlichen Wesen, auf lebenslang verbunden zu sehen. Und doch begriff er nicht, wie sie dieser Verbindung würde entgehen können. Woher sollte ihr frommes Gemüt die Kraft gewinnen, dem Befehle, vielleicht gar dem Bitten eines Vaters zu widerstehen, den sie von jeher gewohnt war als den unumschränkten Gebieter ihres Daseins zu betrachten? Keine Hoffnung, sogar kein Wunsch einer glücklichen Zukunft konnten ihren Mut dazu stählen, sie achtete ihre Rechnung mit dem irdischen Leben für geschlossen, denn sie hatte geliebt. Ernesto hatte Gabrielen zu genau beobachtet, um an dieser ihrer Überzeugung zu zweifeln. Der Gedanke, daß es mit Bitten, Raten, Warnen ihm doch vielleicht gelingen könne, sie zur bessern Ansicht des wirklich Rechten und Wahren zu bringen und sie dadurch zur standhaften Weigerung zu ermutigen, gewährte ihm ebenfalls wenig Trost, denn wie schauderhaft wurde alsdann doch vielleicht vom eigenen Vater ihr Leben bedroht!

Flucht, schnelle Flucht, blieb der einzige Weg. Aber wie die Tochter bewegen, ihren alten Vater wider seinen Willen zu verlassen und vielleicht seinen Fluch auf sich zu laden! Sollte Ernesto ihr entdecken, in welcher entsetzlichen Gefahr ihr Leben bei ihm schwebte? Wahrscheinlich würde sie ihm nicht Glauben beimessen, und gelänge es ihm, sie von der traurigen Wahrheit zu überzeugen, so mußte der Gedanke an solche Greuel ihre ganze Zukunft trüben. Wer bürgte ihm dafür, daß Gabriele nicht in einem, durch das Gefühl ihres Unglücks exaltierten Augenblick den Tod von Vatershänden ohne Widerstreben annähme! Ernesto kannte den Geist unsrer, jedem überspannten Gefühl günstigen Zeit, welcher der Jugend statt froher Tätigkeit bloß leidende schmerzliche Sehnsucht als Zweck eines Daseins zeigt, dem das innige Wohlbehagen, die reine Freude am Leben mit jedem Tage sich mehr entfremden.

In diese Überlegungen vertieft war Ernesto dem Schlosse schon ganz nahe gekommen, ohne eine andere Auskunft gefunden zu haben als die, welche sich im ersten Augenblick ihm dargeboten hatte, die er als zu eigenmächtig verwarf und welche zuletzt doch ergreifen zu müssen er jetzt befürchtete. Er nahm sich indessen vor, erst die Überzeugung zu gewinnen, daß alles wirklich so sei, wie Moritz es ihm vorgestellt hatte, ehe er Anstalten traf, Gabrielen im äußersten Notfall ohne ihr Vorwissen und ihre Einwilligung vom väterlichen Schlosse fortzubringen. Moritzen sollte alsdann die Sorge bleiben, den Wahnsinn seines Verwandten gesetzlich anerkennen zu lassen und ihn dadurch unschädlich zu machen.

Ernesto konnte und mochte es sich nicht verbergen, wieviel er durch diesen Eingriff in Gabrielens Schicksal auf das Spiel setzte; aber er sah keine andere Möglichkeit ihr zu helfen und mußte sogar davor zittern, daß Zufälligkeiten ihm auch diese vereiteln könnten.

 

Moritz von Aarheim war bei Ernestos Ankunft noch eifrig bemüht, sein dampfendes Pferd im Schloßhofe herumführen zu lassen und dem Jockei dabei in eigner Person unter lautem Demonstrieren zu zeigen, wie man in England diesen Tieren nach jeder Erhitzung den Kopf und die Ohren mit einem Tuche abreibe. »Sie sehen, wie beschäftigt ich bin«, flüsterte er geheimnisvoll dem eben Angekommenen zu, »sobald ich nur eine Minute Zeit gewinne, besorge ich die verlangten Pferde und Wagen. Übrigens schläft der Baron hoffentlich noch mehrere Stunden, und die Cousine finden Sie mit ihrer Cameriera im Blumengarten.«

Schön und heiter wie der Morgen trat Gabriele schon an der Türe des Gartens ihrem Freunde entgegen. Sie trug eine Vase voll malerisch geordneter bunter Herbstblumen. Mit der Linken drückte sie die Vase fester an sich, um sie nicht fallen zu lassen, während sie ihm die Rechte zum Willkommen freundlich entgegenreichte. Die frische Herbstluft hatte ihre Wangen höher gerötet, ihr Auge strahlte glänzender, Ernesto glaubte, sie noch nie so reizend gesehen zu haben. Beim Anblick des holden Geschöpfs, das arglos wie ein Kind am Rande des Verderbens noch lächelnd mit Blumen spielte, ergriff ihn ein unaussprechlich mitleidiges Gefühl. Woher sollte er Mut gewinnen, den rührenden Frieden dieses schuldlosen Wesens durch seine Warnung zu stören, den milden Glanz dieses hellen Auges zu trüben? Es ward ihm, als sei er selbst im Begriff, eine frevelhafte Tat zu üben, als würde er mitschuldig an ihrem Untergang, wenn er jetzt spräche. Vor ihrem ruhig schönen Anblick verlor er selbst für den Moment den Glauben an die obwaltende Gefahr, und seine sonst so klare Besonnenheit mußte der mächtigen Sprache seines Herzens einstweilen weichen.

Seit sie von Frau von Willnangen sich getrennt hatte, war Gabriele noch nicht so fröhlich gewesen. Ihr Herz schwamm in Wonne bei der Erinnerung an die teilnehmende Art, mit der ihr Vater am gestrigen Abend sich mit ihr beschäftigt hatte. Sie war entzückt, wenn sie seiner deutlich ausgesprochenen Zufriedenheit mit ihrem bisherigen Streben gedachte. Freude macht geschwätzig; wortreicher als jemals erzählte daher Gabriele ihrem Freunde jeden kleinen Umstand des vergangnen Abends und suchte auch ihm ihre eigne Überzeugung mitzuteilen, daß sie von nun an immer höher in der Gunst ihres Vaters steigen, ihm immer notwendiger werden müsse und würde.

Ernesto hingegen ward immer mutloser, immer unfähiger, ihr das Entsetzliche zu verkünden, je länger er den fröhlichen Ergießungen ihres reinen Herzens zuhörte. Er litt unbeschreibliche Qual bei dem Gedanken, sie aus ihren Träumen von einem heißersehnten Glücke zum Elend erwecken zu müssen. Schonend sie und sich, verschob er es von Stunde zu Stunde, denn jede Minute, während welcher er noch schwieg, war, seiner Überzeugung nach, ihrer künftigen traurigen Zukunft abgewonnen.

So kam die Zeit des Mittagsmahls heran. Der Gerichtsdirektor war diesmal dabei gegenwärtig, denn der Baron hatte ihn zum heutigen Abend auf das Schloß einladen lassen. Und auch ohne diesen würde das Beisein der Bedienten und selbst Moritzens Gegenwart jede freie Mitteilung während der Mahlzeit unmöglich gemacht haben.

So ganz widerwärtig, wie heute an dem kleinen Tische dicht neben Gabrielen, war Moritz noch nie ihrem Freunde erschienen; sein läppisches verstecktes Winken, sein geheimnisvoll sein sollendes Fragen, seine Anspielungen, mit denen er Ernesto, solange die Mahlzeit währte, zu verfolgen nicht aufhörte, machten ihn ganz unerträglich, und dieser war deshalb herzlich froh, als endlich die Tafel aufgehoben ward und er mit Gabrielen sich wieder allein sah.

Die herbstliche Sonne senkte sich schon dem Felsen zu, die Stunde der früh eintretenden Dämmerung nahte heran, und Ernesto fühlte mit bitterm Schmerz, daß es jetzt nicht möglich sei, länger zu schweigen. Um Gabrielen zu schonen, auch wohl um selbst Mut zu gewinnen, wendete er zuerst das Gespräch auf Gabrielens Verhältnis zu Moritz von Aarheim als Lehnerben ihres Vaters und machte gleich die Entdeckung, daß sie durchaus keinen Begriff davon habe. Alles, was er ihr darüber zu sagen für gut fand, machte auch weiter keinen Eindruck auf sie, als daß es sie an die Zeit erinnerte, in welcher ihr Vater nicht mehr sein würde, und sie deshalb ernster und trüber stimmte.

»Behalte ich doch Sie, meine Willnangen und meine Auguste, wenn Gott meinen Vater zu sich ruft, dazu Genügsamkeit und Freude an wohlgeordneter Tätigkeit, diese Güter kann kein Gesetz mir rauben«, sprach endlich Gabriele. »Möge mir das Glück, meinen Vater zu pflegen, recht lange gegönnt werden! Kommt aber die Zeit, wo ich ihn zu verlieren bestimmt bin, so weiß ich, daß meine Freunde sich um mein künftiges Fortkommen auf dem Lebenswege weit mehr kümmern werden als ich selbst.«

»Auch ich wäre um ihre Zukunft unbesorgt, teure Gabriele! Wenn nicht die Pläne Ihres Vaters mich beängstigten«, erwiderte Ernesto; »vielleicht entdeckt er sie Ihnen heute noch«. – Ein eintretender Diener unterbrach ihn mit der Nachricht, daß der Baron Gabrielen sogleich zu sprechen verlange. Ernesto ward bleich wie ein Sterbender.

»Beinahe zwei Stunden früher als gestern! Sehen Sie, wie er allmählich meine Gesellschaft lieb gewinnt?« rief frohlockend Gabriele und bemerkte nicht, in welcher Todesangst ihr Freund vor ihr stand, bis sie im Forteilen sich von ihm festgehalten fühlte.

»O Gabriele!« rief er, »Sie wissen nicht! Armes, unglückliches Kind! Sie wissen nicht, wem Sie entgegengehn, was Sie erwartet! Worauf ich langsam Sie vorbereiten wollte, muß ich jetzt Ihnen ohne Milderung eilend zurufen. Ihr Vater will Sie vermählen, er will das Unglaublichste, er will an Moritz von Aarheim Sie vermählen, gerade wegen jener Familienverhältnisse, die ich eben Ihnen zu erklären begann. Moritz selbst entdeckte mir dies, er gab mir den Auftrag, Sie vorzubereiten, er ist zu gutmütig, um Sie dem Zwange verdanken zu wollen.«

Gabriele ward bleich, sie zitterte, sie verstummte einige Minuten lang, doch wußte sie sich bald wieder zu fassen. »Dank, Dank Ihnen, Ernesto, für Ihre Warnung!« sprach sie, »jetzt aber lassen Sie mich, ich darf meinen Vater nicht länger auf mich warten lassen. Ich hoffe, diese Gefahr soll an mir vorübergehen, ich werde meinen Vater gewinnen, er soll ohne mich nicht leben können, er soll mich lieben lernen, dann wird er mich nicht verstoßen wollen.« – »Gabriele!« rief Ernesto in höchster Angst und eilte neben ihr her, die schnell die langen Galerien durchstreifte, um zu den Zimmern ihres Vaters zu gelangen. – »Gabriele! Nur einige Worte noch. Gedenken Sie Ihres Versprechens im Felsental, ehren Sie diesmal meinen Rat. Erzürnen Sie Ihren Vater nicht durch Weigerung, wenn er Ihnen seinen Willen kundtut, um Gottes willen nicht. Bitten Sie um Bedenkzeit, hören Sie mich? Um Bedenkzeit. Geloben Sie es mir, um Bedenkzeit zu bitten, ohne irgendeine Abneigung gegen seinen Willen zu äußern oder ich dringe mit Ihnen in sein Zimmer, werde dann weiter daraus was da wolle«, setzte er wie außer sich hinzu.

»Ernesto, wie fürchterlich sind Sie!« rief Gabriele und stand einen Augenblick still, ihn betrachtend. Sie sah Tränen in seinen Augen glänzen, sie gewahrte den Ausdruck des ängstlichsten Mitleids, der höchsten Unruhe in allen seinen Zügen. »Ich sehe es«, sprach sie tief bewegt, »ich sehe es, Ihrer Angst um mich liegt noch ein Geheimnis zum Grunde, das Sie mir nicht entdecken wollen. So bleibe es mir denn verborgen, ich ehre Ihre Gründe, es mir zu verschweigen und traue Ihrer Freundschaft. Ich gelobe, Ihrem Rate zu folgen, meinen Vater nicht durch Widerspruch zu reizen, ihn um Bedenkzeit zu bitten. Darf ich nun hoffen, Sie beruhigt zu haben?«

Ernesto vermochte vor innerer Bewegung nicht, ihr zu antworten. Die dunkeln Mauern von Schloß Aarheim übten ohnehin an ihm eine Zaubermacht aus, welche seine Geisteskraft lähmte. Er wähnte dort noch Augustens Seufzer zu atmen, die einst ungehört hier verwehten; ferne Töne umschwirrten ihn wie der Widerhall ihrer längst verklungenen Stimme, und ihre holde Gestalt schien ihm aus jeder Ecke entgegentreten zu wollen. Bei dem schwachen Schimmer einer einsamen Lampe in der hochgewölbten düstern Galerie, in welcher Gabriele mit ihm sich befand, war es ihm, als sähe er plötzlich neben ihr den Geist ihrer Mutter; er bebte ergriffen zurück, im nämlichen Augenblick öffnete sich die Türe vom Vorzimmer des Barons, in deren Nähe sich beide befanden, und schlug klingend hinter Gabrielen zu, sobald diese die Schwelle überschritten hatte.

Ernesto wollte ihr nach, um wenigstens, wenn auch durch eine zweite Türe von ihr getrennt, in ihrer Nähe zu bleiben, aber er hörte die Stimme des Barons, der seiner Tochter gebot, ihm in sein Zimmer zu folgen und dann den innern Riegel vorschob. Auf Flügeln der Angst durcheilte Ernesto jetzt wieder die Galerien, um Frau Dalling aufzusuchen, ihr alles zu entdecken und dann womöglich mit ihrer Hülfe ein Mittel zu finden, der gefürchteten Unterredung zwischen Vater und Tochter ungesehen beizuwohnen.

 

Festlich gekleidet, geschmückt mit allen Zeichen ehemaliger Würden und Ehren, war der Baron seiner Tochter bis an die Türe des Vorzimmers entgegengekommen, die er, wie schon erwähnt ward, hinter ihr verriegelte. Dann schritt er feierlich vor ihr her, nahm seinen gewöhnlichen Platz im Lehnstuhl am Fenster ein und winkte ihr schweigend, sich auf ein Taburett ihm gegenüber zu setzen.

Der Eindruck, welchen seine ganze Gestalt auf sie machte, war heute noch imponierender als ehemals, der Baron schien sogar größer als sonst, und der versteinerte Ernst aller seiner Züge beklemmte ihre Brust und raubte ihr den Atem.

»Ich wiederhole die schon gestern dir erteilte Zusicherung meiner Zufriedenheit mit deinen in der Stadt erworbenen Kenntnissen«, hob der Baron nach einer ziemlich langen Pause an, »sie haben mein Erwarten übertroffen. Wer so fleißig war wie du, hatte wahrscheinlich nicht Zeit, Torheiten zu begehen. Daher hoffe ich, daß kein inneres Hindernis dich abhalten wird, meine Wünsche zu erfüllen, und daß du auch neben so vielem andern gelernt hast, kindlichen Gehorsam zu üben. Ich bin entschlossen, dich meinem Lehnserben, Moritz von Aarheim, zu vermählen, doch habe ich ihm versprechen müssen, es dir frei zu stellen, seine Hand auszuschlagen. Entscheide also ohne Zwang: ob du meinem Willen folgen willst oder nicht, so wie du glaubst, daß es recht sei.«

Der Baron schwieg und Gabriele strebte vergebens, ihre zitternden Lippen zur Antwort zu bewegen. Einige Minuten vergingen im schweigenden Kampf mit ihrer innern Angst. »Entscheide!« rief endlich der Baron mit flammenden Augen, und richtete sich hoch in die Höhe.

»Mein Vater«, stammelte Gabriele, »wie kann ich so schnell – ich flehe nur um Bedenkzeit.«

»Bedenkzeit!« wiederholte der Baron und ließ sich langsam wieder nieder. »Bedenkzeit! Toren, Schwächlinge bedenken sich. Der Tapfre, der Weise wissen gleich, was sie wollen oder müssen. Doch du bist ein Mädchen, und diese Alfanzerei war schon vor vierzig Jahren unter euch Mode, wunderbar, daß sie in der langen Zeit nicht wieder abkam. Nun, es sei – du hast Bedenkzeit, bleib sitzen, bedenke dich.«

Seiner Gewohnheit gemäß wandte sich der Baron nach der Brandstätte, eine bange Viertelstunde verging, während welcher Gabriele es nicht wagte, sich zu regen. Endlich kehrte sich der Baron mit fragendem ernsten Blick ihr wieder zu.

»Vater«, rief sie und hob flehend die Augen voll erstarrter Tränen zu ihm auf, »Vater, ich brauche keine Bedenkzeit. Bei Ihnen will ich bleiben! Ihnen allein widme ich mein Leben, Sie pflegen will ich, Ihnen dienen, keine andre Pflicht erkennen, als jedem Ihrer Wünsche zuvorzukommen!«

»Und weigerst dich dennoch, den ersten, welchen ich aussprach, zu erfüllen?« erwiderte der Baron und durchbohrte sie fast mit seinen glühenden Augen.

»Nein, o nein, mein Vater!« erwiderte schnell Gabriele, »ich bitte Sie nur, mich nicht zu verstoßen. Solange ich lebe, ist Ihnen mein Dasein geweiht. Ich kann mich nicht entschließen, einem andern anzugehören als meinem Vater, ich fühle einzig den Beruf, um Sie zu sein, solange mir Gott Ihr Leben erhält; was später aus mir wird, macht mir keine Sorge.«

»Auch mir sollte es keine machen – besser wäre es, wenn« – murmelte der Baron nur halb hörbar vor sich hin, dann versank er wieder in tiefes Nachdenken. Abermals vergingen einige stumme Minuten, dann wandte er sich plötzlich wieder zu Gabrielen.

»Höre mir aufmerksam zu«, sprach er. »Soviel du davon zu fassen vermagst, will ich dir die Gründe entwickeln, welche mich bestimmen, diese Verbindung zu wünschen. Hernach entscheide. Forderst du dann noch längere Bedenkzeit, so sei sie dir im voraus gewährt. Höre mich jetzt.

Unermüdetes Forschen, Streben, Arbeiten war mein Leben, solange du atmest; die Nacht mir Tag. Ich habe Schrecken getrotzt, Gefahren, bei deren bloßem Namen dein jugendliches Blut in den Adern erstarren müßte. Meine Umgebungen waren – mein Umgang war – nein, ich will deine Sinne nicht durch die Namen jener Schrecklichen verwirren, ich will dich nicht dem Wahnsinn zuführen. Ich schweige von dem, was ich tat, was ich litt, was ich überwand. Für dich, Gabriele, für dich! Dich wollte ich erheben, dich erhöhen zur Glorreichsten unseres alten Geschlechts! Hoch über alle jene edlen Frauen deiner Ahnen, deren lange Reihe der edelste Schmuck unsers Hauses ist.«

Hier schwieg der Baron wieder einige Minuten lang, Gabriele wagte es nicht, sich zu regen. Dann fuhr er mit fast tonloser Stimme fort: »Die doppelte schuppige Schlange, deren gekröntes Haupt in roter Erde sich birgt, war mein, die Königin ruhte in ihrer Kammer, der Rabe wandelte sich zum hochfliegenden Aar und ernährte den in ihrem Schoße schlummernden grünen Löwen, es nahte sich der Alte, der zwischen den Bergen geht, die rote und die weiße Lilie prangten in seinen Händen. – Da – da – fort mit der Erinnerung, wie alles vernichtet ward«, rief der Baron jetzt laut und fürchterlich, »fort – es ward vernichtet. Weh mir! Ich vergaß den Fluch, der auf der fünften Zahl ruht, feindliche dunkle Mächte, auf mein Verderben lauernd, irrten mich. – Freundliche zürnten mir – verloren – verloren – verloren ist das große Spiel.«

Mit geschlossenen Augen lehnte sich der Baron jetzt in seinen Lehnstuhl zurück und lag regungslos da. Gabriele war vor ihm auf die Knie hingesunken; sie blickte in sein farbloses Antlitz, auf seine grauen Haare, welche spärlich die eingefallnen Schläfen umgaben, sie sah die tiefliegenden geschlossenen Augen in ihren weiten Höhlen, von den überhängenden schneeweißen Augenbrauen beschattet. Er glich so ganz einem Toten, daß der Gedanke sie grausend überfiel, er könne in diesem Momente gestorben sein.

»Mein Vater, mein Vater!« rief sie und wagte es, leise seine Hand zu berühren; da richtete er, gleich einem Erwachenden, sich wieder auf.

»Du weinst?« sprach er, »du zitterst? Weißt du warum? Wovor?« Dann blickte er sie eine Weile starr an. »Ich lese in deiner Seele«, fuhr er fort, »du glaubst, ich sei wahnsinnig, weil du meine Reden nicht verstehst. Du irrst, hohe Weisheit liegt hinter diesen Bildern, aber ihr hört nur und vernehmt nicht, eure Sinne hält Wahn befangen. Die Vergangenheit enthüllte ich dir, soweit ich es durfte. Die Gegenwart – tritt her zu mir ans Fenster, blicke hinaus, dort liegt sie, dort in Trümmern. Was diese decken, bleibe ewig verborgen. Fluch der Hand, die es wagt, diesen Schutthaufen zu berühren!« rief er mit furchtbarem Ton, in hoher aufrechter Stellung, mit flammenden Augen, wie ein Begeisterter. »Fluch dem, der dem Unheil, das dort im dunkeln tiefen Gewölbe sicher ruht, den Weg bahnt zum Licht. Niemand darf dort den Faden finden, ihn wiederaufnehmen, der meiner starken Hand entfiel, denn niemanden darf gelingen, was mir mißlang!«

»Moritz von Aarheim gebietet hier nach meinem Tode«, sprach der Baron nach einer kleinen Pause, während welcher er sich mit Anstrengung zu besänftigen schien. »Sein erstes Tun wird sein, dort zu graben, zu bauen, zu wühlen, er selbst hat mir es ins Angesicht gestanden. Du allein kannst mir die Sicherheit jenes Heiligtums auf ewige Zeiten erkaufen und erkauft muß sie werden. Es gilt der Ruhe meiner Todesstunde, es gilt dem ruhigen Schlaf meiner Gebeine im stillen Grabe, weit, weit, auf Jahrhunderte hinaus. Gabriele, du darfst jetzt nicht ohnmächtig werden, fasse dich, du darfst jetzt nicht die Besinnung verlieren, du mußt mich aushören, denn nie darf ich wieder wie in dieser Stunde zu dir reden.«

Mit leisem, wunderlich-heimlichen Tone fuhr der Baron nach kurzem Schweigen in seiner Rede weiter fort. »Kennst du die Geheimnisse der Unterwelt? Wie solltest du! Ich aber wagte es, mit dieser Hand ihren Schleier zu lüften. Nicht alle, meine Tochter, nicht alle, die hier entschliefen, ruhen dort in Frieden. Furchtbare Vorhöfe führen zum finstern Reich, dort in Tophet und Scheol weilen rastlos die Seelen derer, die beunruhigt über die Zukunft dessen hinübergingen, was sie hier erstrebten. Jede Mitternacht ruft sie herauf, gespenstisch durchwandern sie den Gegenstand ihrer Sorge in banger Qual, bis der Morgenhauch sie wieder zur kalten düstern Tiefe scheucht – jede Nacht sehe ich dort drüben den alten Franz, Sorge um mich läßt ihn nicht ruhen, er hebt das bleiche Haupt aus der Asche, mit langem Totenfinger winkt er mich zu sich, zu sich, zur jammervollen Wache um das dort Verborgene.

Ich habe vollendet, du weißt jetzt genug. Ruhe oder Verzweiflung deines Vaters in der letzten Stunde und im Grabe sei das Werk deiner freien Wahl. Bedenk es wohl, es gilt nicht eine Handvoll Tage, die ihr ein Leben nennt, es gilt der Ewigkeit. Meine Todesstunde kann jetzt schlagen, in dieser Minute, aber du hast Bedenkzeit. Willige ein, verwirf, bringe durch törichtes Zögern das Unheil über mich, ich breche mein gegebenes Wort nicht, du bist frei, du hast auch Bedenkzeit.«

»Vater, Vater!« rief Gabriele, »kann denn mein Leben nicht das Opfer sein?«

Hastig griff der Baron an seine Brust, dann ließ er die Hand wieder sinken. »Nein«, sprach er halb leise und blickte milder als vorher Gabrielen an.

»Nun denn, ich will nicht ängstlich berechnen, was ich meinem Vater opfre, hier bin ich, Ihr Kind! Mein Schicksal lege ich in Ihre Hand und murre nicht.«

Erschöpft an allen Kräften, doch nicht bewußtlos, sank sie mit diesen Worten vor ihm hin.

»Ich danke dir«, sprach der Baron und ließ einen Moment seine Hand auf ihrem schön gelockten Haupte wie segnend ruhen; dann hob er Gabrielen sorgsam auf und setzte sie in seinen Lehnstuhl. »Ermanne dich, fasse Mut, du hast entschieden wie es recht war. Übrigens geschehe gleich, was geschehen muß; alles ist vorbereitet. Zögern ist Qual, ist Gefahr, und ich bin müde und will zur Ruhe.«

Mit diesen Worten zog er die Schelle und ging in das Vorzimmer, um die Türe zu öffnen. Atemlos stürzte dort Frau Dalling ihm entgegen, ein lauter Schrei des Schreckens, als sie Gabrielen bleich und regungslos im Lehnstuhl erblickte, verriet, daß Ernesto ihr alles vertraut habe, was er wußte. Der Baron achtete nicht darauf. »Führen Sie Ihr Fräulein auf ihr Zimmer«, sprach er, »schmücken Sie die Braut mit dem Hausschmuck, den seit Jahrhunderten jede Braut von Schloß Aarheim an ihrem Ehrentage trägt«, fügte er hinzu, indem er ihr ein uraltes Kästchen mit einem goldnen Schlüssel übergab. »In einer Stunde kommt der Bräutigam, sie zur Trauung abzuholen.«

Matt zum Tode, aber fromm lächelnd wie ein seliger Engel neigte sich Gabriele vor ihrem Vater, dann wankte sie am Arm der Frau, die einst an der Schwelle des Lebens sie empfing, still hinaus. Ernesto eilte schon im Vorzimmer ihr entgegen. Ein Strom lindernder Tränen machte beim Anblick des treuen Freundes dem armen gepreßten Herzen Luft. »Sie hatten recht«, flüsterte Gabriele ihm zu und lehnte das schöne bleiche Köpfchen auf seine Schulter, indem sie erschöpft auf einen Stuhl sank. Frau Dalling und Ernesto knieten vor ihr hin, sie zu unterstützen.

»Noch ist Rettung möglich!« sprach Ernesto ängstlich und schnell. »Fliehen Sie, alles ist bereit. Frau Dalling begleitet uns, Moritz selbst befördert und beschützt unsre Flucht, er will Sie nicht dem Zwange verdanken. Keine Pflicht bindet Sie, den Willen eines verwirrten Sinnes zu erfüllen, wenn es dem Glücke Ihres ganzen künftigen Lebens gilt. Kommen Sie, verlieren Sie keine Zeit, Pferde und Wagen stehen unten am Schloßberge, jede Minute ist kostbar, Moritz selbst will hier uns vertreten, wir eilen zur Frau von Willnangen.«

»Der Rat kam nicht aus Ihrer Seele, Ernesto«, erwiderte Gabriele sehr ernst und trocknete ihre Tränen. »Wohin könnten Sie mich führen, daß nicht der Fluch meines Vaters mich erreichte? Daß nicht die Schrecken der eben durchlebten Stunde mich verfolgten, nicht die Angst um einen sterbenden Vater, dem ich den Trost verweigerte, welchen zu geben in meiner Macht stand? Ernesto«, setzte sie hinzu und blickte ihn zutrauend an, indem sie seine beiden Hände faßte, »können Sie wirklich mir raten jetzt zu fliehen?«

»Nein! Ich kann es nicht, und du bist verloren«, rief Ernesto, »dort in der Freiheit würde Reue dich verzehren, ich fühle es. So gehe denn gefaßt dem entgegen, was du, reine Seele! als Pflicht anerkennst. Damals, als du diesen fürchterlichen Mauern zueiltest, in denen alles Gute und Schöne untergehen muß, damals hätten wir, deine Freunde, dich zurückhalten, dich nicht so unbedacht der Gewalt eines Wahnsinnigen ausliefern, wir hätten seinen Zustand vorher erkunden sollen. Jetzt ist es zu spät«, setzte er mit verhülltem Gesicht hinzu.

 

Die zum Schmuck der Braut vom Baron bestimmte Stunde war vorüber. Bleich wie ein Marmorbild, keine Spur von Lebenswärme auf Wangen und Lippen, saß Gabriele auf ihrem Sofa und schauderte bei jedem Geräusch. Nur ihr schwimmendes Auge, die zitternde Bewegung ihres hochklopfenden Herzens, von welcher der diamantene Blumenstrauß an ihrer Brust erbebte, verrieten inneres Leben und innern Kampf. Schweigend, aber vergebens strebte sie wie sonst wenigstens äußerlich gefaßt dem Unvermeidlichen entgegen zu treten, ihr unwillkürliches Zittern, ihre Unfähigkeit, sich aufrecht zu erhalten, vermochte sie nicht zu überwinden.

Ernesto stand bleich wie sie selbst neben ihr, sein Blick ruhte auf den vor alter Zeit in wunderliche Schnörkel gefaßten Diamanten, die, zum Brautkranz zusammengefügt, Gabrielens blonde Locken niederdrückten. Plötzlich ergriff ihn der Gedanke, daß dieser nämliche Kranz wahrscheinlich auch an Augustens Opfertage in ihren Haaren geschimmert hatte, und die Ironie des Zufalls, der hier den kalten schweren Stein statt der weichen lieblichen Myrte erwählte, erhöhte den bittern Schmerz, der ihn, den sonst so ruhigen Mann, in diesem Augenblick der Verzweiflung nahe führte.

»Alle Liebe erstirbt in diesen Mauern«, rief er aus, »darum ist auch ihr Symbol daraus verbannt und spitziger Steine flimmernder Glanz muß dessen Stelle ersetzen. O Gabriele! Mögen Sie nie auf Ihrem Lebenswege die Myrte vermissen, die jetzt auch Ihrem Schmucke fehlt, und nie ihr begegnen! Dies ist der einzige Segen, den ich heute Ihnen geben kann, und es klingt wie ein Fluch.«

»Ich denke Sie zu verstehen, guter Ernesto, und möchte gern Sie trösten, wenn Sie mir nur glauben wollten«, erwiderte sanft und gelassen Gabriele. »Mein Leben ist vorüber, wenn Lieben Leben ist. Andern mag Hoffnung strahlen, mein Stern ist Erinnerung, Erinnerung an eine kurze Stunde voll Wonne und Schmerz, die nie mir wiederkehren kann und dennoch ewig mich beglückt. In meinem Herzen ist der Sturm beschwichtigt, um nie wieder zu erwachen, ich weiß es, seit gestern, da ich es vermochte, vor Ihnen den Namen auszusprechen, den ich nie wieder nennen werde, obgleich ich es dürfte, denn mein Empfinden ist ruhig und schuldlos. Das Opfer, welches ich meinem Vater bringe, ist daher nicht so groß, als Sie es sich wohl denken. Ich opfre keine Hoffnungen, denn ich hatte keine, kein Glück der Zukunft, denn mir blüht keins als in der Liebe meiner Freunde, und die bleibt mir. Für die Freiheit weniger Jahre gewinne ich meines Vaters Ruhe, seinen Segen und Frieden mit mir selbst. Es werden der Jahre sehr wenige sein, mir sagt es mein ahnendes Herz, und warum soll ich um so hohen Preis mit einer Hand voll Tage noch geizen!«

Die Türe öffnete sich, Moritz von Aarheim trat herein. Gabriele zuckte bei seinem Anblick krampfhaft zusammen, doch erholte sie bald sich wieder und ging, gestützt auf ihre Dalling, ihm einige Schritte entgegen. »Haben Sie den Wunsch meines Vaters erfüllt?« fragte sie leise und zitternd.

»Ich habe es. In allen Formen, wie er es verlangte, habe ich gerichtlich mich und meine Nachkommen auf ewige Zeiten verbindlich gemacht, keinen Stein in Schloß Aarheim zu verrücken, weder zu bauen, noch einzureißen«, erwiderte Moritz in ungewohnter Kürze, denn innere Bewegung und Gabrielens überirdischer Anblick hemmten den gewohnten Fluß seiner Rede.

»Wollen Sie auch mir eine Bitte gewähren?« fragte Gabriele. Moritz antwortete schweigend mit einer bejahenden Verbeugung. »Nun so versprechen Sie mir, mich nie von meinem Vater zu trennen, solange mir Gott sein Leben erhält«, bat Gabriele mit unendlich weicher rührender Stimme und Gebärde.

»Ich verheiße es Ihnen«, erwiderte Moritz, »gewähren Sie mir dagegen die Versicherung, daß Sie freiwillig und ohne Zwang mir die Hand reichen.«

»Freiwillig, ohne Zwang«, wiederholte Gabriele kaum hörbar.

»Der Baron erwartet uns«, sprach Moritz ebenfalls sehr leise.

Gabriele wankte, indem sie hinausschreiten wollte, Ernesto bot zur rechten Zeit ihr den Arm, um sie vor dem Fall zu schützen; auf ihn gelehnt, betrat sie die an das Zimmer ihres Vaters grenzende Kapelle des Schlosses.

Dort stand der Baron neben dem Priester am hellerleuchteten Altar, nur die Bewohner des Schlosses und der Gerichtsdirektor waren als Zeugen gegenwärtig, bange Grabesstille herrschte unter allen Anwesenden. Feierlich schritt der Baron dem langsam herannahenden Paare entgegen, er nahm die zitternde Hand der Braut, die solange auf Ernestos Arm geruht hatte, und schien dabei diesen in der Zerstreuung nicht zu bemerken.

Todesbleiche wechselten mit der Purpurröte des Zorns in Ernestos Gesicht, während dieses geschah, sein Herz pochte hoch, sein Auge flammte, seine Hand ballte sich wie zum Kampf. Ungehindert hatte indessen die Zeremonie begonnen, welche Gabrielens Schicksal unwiderruflich bestimmte.

Sie ward beendet, alles blieb still, kein fröhliches Getümmel Glückwünschender drängte sich um die Neuvermählten, und wie bewußtlos schwankte Gabriele am Arm ihres Vaters in sein Zimmer. Ernesto folgte mit Moritz von Aarheim, zuletzt Frau Dalling und Annette. Alle übrigen blieben in der Kapelle zurück, die Türe derselben, welche in des Barons Zimmer führte, ward geschlossen.

Der Baron trat in seinem Zimmer an das Fenster und blickte hinüber zur Brandstätte; wütender Sturm durchtobte heulend die schwarzen Trümmer. »Dort ist Aufruhr, hier endlich Ruhe«, sprach der Baron und setzte sich auf seinen gewohnten Platz. Gabriele, unfähig sich aufrecht zu erhalten, kniete vor ihm hin. »Dir danke ich diese Ruhe, Gabriele; auch deine Mutter hat viel für mich getan«, sprach der Baron. »Ich segne dich nochmals, mein Kind«, setzte er höchst feierlich hinzu, indem er ihre Stirn mit seiner Hand berührte; »auch dich segne ich, mein Sohn Moritz von Aarheim! Halte das Kleinod hoch, das ich dir übergab.« Es lag etwas besonders Mildes in dem Ton, mit welchem der Baron diese Worte sprach. Ungewohnte Ruhe ebnete die harten Züge seines Gesichts und machte sie fast unkenntlich. »Jetzt ist mein Haus bestellt. Lebt wohl! Ich bin müde und gehe zur Ruhe«, sprach er noch und winkte verabschiedend wie gewöhnlich.

Halb getragen von Annetten und ihrer Dalling, schritt Gabriele langsam der Türe zu, Moritz und Ernesto folgten ihr; kaum aber hatten sie die Mitte des sehr geräumigen Zimmers erreicht, als Ernesto den Baron in seinem Lehnstuhl zusammensinken sah, zugleich verbreitete sich ein betäubender mandelartiger Geruch. Alle wandten sich plötzlich wieder dem Baron zu. An seinem Halse hing das kristallne Fläschchen erbrochen an der goldnen Kette herab, er selbst lag regungslos in seinem Lehnstuhl, kein Zweifel war möglich. Im Geiste des Kirschlorbeers hatte er den schnellen schmerzlosen Tod eingeatmet, welchen er einst Gabrielen bestimmte, die einzige Frucht seines jahrelangen, mühseligen, alchimistischen Forschens.

In tiefer Ohnmacht sank Gabriele neben der entseelten Hülle ihres Vaters zu Boden.


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