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Am Horizont taucht ein weißes Segel empor. Es wächst rasch heran. Ein günstiger Wind treibt es auf Alexandrien zu. Die Peitsche entreißt den Rudersklaven im Bauche des Fahrzeuges die letzte Kraft.
Auf dem Verdecke geht ein ragender Mann auf und nieder, ruhelos, von innerer Qual getrieben. Er hetzt zur angespanntesten Eile und wünscht zu gleicher Zeit, daß diese Unglücksfahrt nie ihr Ende finde. Es ist Rhodon, der Chef der Geheimpolizei in Alexandrien, Kleopatra treu ergeben. Mit einem Heer seiner Beamten hat sie ihn nach Italien entsandt, Antonius dort zu beschützen – und zu beobachten. Sobald sie erfahren hatte, daß er nach Westen ging, statt nach Osten, war Unruhe in ihr erwacht und Sorge und Angst und Argwohn. Über jeden seiner Schritte forderte sie Nachricht.
Ein Netz von Spionen hat Rhodon um den Geliebten seiner Königin gesponnen. Bote auf Bote ist auf raschen, kleinen Seglern, die in unbedeutenden Häfen Italiens harrten, nach Osten gegangen. Doch die Nachricht, die er jetzt auf seiner Zunge trägt, kann nur er selbst überbringen. Er weiß, sie bedingt neue geheimste Instruktion.
Es ist eine bitterböse Nachricht. Sein treues Herz schwillt vor Weh, ihr Überbringer zu sein. Sein Leben würde er für seine Königin hingeben, diese Kunde zur Lüge zu stempeln.
Schon ist das Schiff im Hafen, im großen, allgemeinen, nicht in dem kleinen, den nur die Königsschiffe und Regierungssegler benutzen dürfen. Rhodon will jedes Aufsehen vermeiden. Dann jagt er mit schnellen Rossen zum Bruchion.
Über dem Teile der weiten Schloßbauten, in dem der Hofstaat, das Gefolge wohnt, liegt es wie Trauer und Ausgestorbenheit. Die Zeiten der schwelgerischen Feste, der prunkvoll östlichen Üppigkeit sind vorüber. Im letzten Winter ist es dort noch oft hoch und laut hergegangen, an den Abenden, in den Nächten, in denen Kleopatra und Antonius nicht allein in Unfug, Übermut und Liebe schwelgten. Da hallten die Prachtsäle des alten Ptolemäerpalastes wider vom Lärm und Getümmel exotischer Gelage. Da thronte an der Seite der Königin der Römer in phantastischer Pharaonentracht, ein orientalischer Fürst unter orientalischen Hofleuten.
Doch seit Monaten ist alle Fröhlichkeit im Palaste erloschen. Kleopatra verläßt nie ihre Gärten, ihre Gemächer. Sie sieht nur ihre Minister, ihre höchsten Verwaltungsbeamten. Sie hält ihr kleines Reich in musterhafter Verwaltung fest in der Hand. Sie meidet jede Geselligkeit. Ihr Sinn ist umflort. Und ihr Körper ist mißgestaltet unter der Last der Zwillinge, die er trägt. Untrüglich haben die Ärzte Olympos und Dioscorides die doppelten Herztöne festgestellt.
Durch die Hallen der Hofbeamten vom Dienst, durch die zwischen den Mauern des Palastes eingehegten blühenden Gärten, durch den Saal der Eunuchen, die Stuben der Wachen eilt Rhodon. Keiner hält ihn auf. Er hat die geheime Losung auf den Lippen. Posten auf Posten läßt ihn hurtig passieren.
Er dringt vor in die privaten Gemächer der Königin. Gelangt in den Vorsaal ihrer Wohnräume, gleitet hin über den kostbar schimmernden Mosaikboden, der einen Teich mit Fischen darstellt, täuschend ähnlich in Farbe und Leben. Es ist, als wandle man über Wasser. Die Decke des Raumes ist ein tiefblauer, gewölbter Himmel, an dem ein Zug Kraniche dahinfliegt. Ein Kunstwerk, das fast schon Natur geworden ist.
Rhodon kommt in das Vorzimmer des Schlafgemaches. Hier tritt Eiras, die Ägypterin, ihm entgegen.
»Ich muß die Herrin sprechen, sofort. Melde ihr Rhodon. Die Königin kennt den Namen.«
»Sie fühlt sich nicht wohl«, wehrt die Dienerin.
»Ich muß sie sprechen.«
Eiras blickt forschend dem großen, fremden Manne ins Gesicht.
»Schlimme Botschaft?« fragt sie besorgt.
»Ich habe zu schweigen«, weicht er aus.
»Mit böser Nachricht darf ich dich nicht vorlassen, ohne Erlaubnis des Leibarztes Olympos.«
»Mach keine Schwierigkeiten!« murrt Rhodon. »Meine Meldung duldet keinen Aufschub. Ich bin nicht wie der Wind hergeeilt, um mich hier am Ziele von einer Dienerin aufhalten zu lassen. Gib die Tür frei!«
Die kleine, heftige Ägypterin steht vor der Tür des Schlafzimmers, zückt einen Dolch. »Hol' den Arzt«, sagt sie beherzt.
Da öffnet sich hinter ihr die Tür. Charmion, die Griechin, tritt heraus. Sie hebt warnend die Hand.
»Stille!« gebietet sie leise. »Die Herrin schläft.«
»Wecke sie«, befiehlt der Chef der Geheimpolizei.
»Unmöglich.«
»Er bringt schlechte Nachricht«, belehrt Eiras rasch.
Da ruft Rhodon listig und laut: »Melde mich, Rhodon, sofort der Königin.«
Empört fallen die Mädchen über ihn her. Halten ihm den Mund zu, suchen ihn hinauszudrängen aus dem Vorzimmer. Doch seine Schlauheit hat schon gewirkt. Die bronzene Klinke der Tür geht nieder. Kleopatra steht in dünnem, lang herabfallendem Tüllgewande auf der Schwelle.
In ihrer hellen Stimme lebt Zorn. »Was ist das? – Ah – Rhodon! Komm herein!«
Sie geht ins Zimmer zurück mit dem schweren zurückgestemmten Schritt der Hochschwangeren. Geht über die kostbaren Teppiche, mit denen der Boden ausgelegt ist, zu dem breiten niedrigen Bette in der Mitte des Zimmers. Die seidenen schweren Decken tragen den Abdruck ihres Körpers.
Es ist dämmrig im Raume. Bleich schimmern die goldenen und silbernen Toilettengeräte auf den kleinen Tischchen, die Alabastergefäße, die Porzellanschalen aus dem Dunkel.
Sie setzt sich auf das Bett, winkt den Boten heran.
»Da du selbst kommst, muß es eine wichtige Nachricht sein.«
»Sehr wichtig, Herrin.«
»Sag' sie!«
»Sie ist sehr – schmerzlich.«
»Sag' sie!«
Sie stützt beide Handflächen hinter sich auf das Lager, als suche sie vorsorgend Halt und Widerstand. Ihr entstellter Leib tritt unförmlich gewölbt hervor. Die Augen brennen gespenstisch in dem gedunsenen weißen Gesicht.
Die Lippen des jungen Polizeioffiziers zucken.
»Es ist die schlimmste Botschaft, Herrin, die ein Mensch dir bringen kann«, bereitet er den Boden für das Ungeheuerliche, das er berichten muß.
Da gellt es aus ihr hervor in grauenvoller Erinnerung an die Iden des März: »Antonius ist tot!!«
»Schlimmer, Herrin, schlimmer!«
Sie beugt sich zu ihm vor, flüstert: »Sprich! Gib mir keine Rätsel auf!«
»Antonius hat – – geheiratet.« Rhodon hat ganz leise gesprochen. Doch es ist, als halle eine lautlose Stille Donnerworten nach.
Kleopatra sitzt noch immer zu ihm vorgebeugt, ihre grünen Augen flimmern feucht. Sie gibt keinen Laut von sich. Sie starrt nur. Dann beginnen die Lider zu blinken.
Rhodon fährt fort, er muß es ihr sagen, es ist sein grausames Amt: »Er hat Octavia, die Schwester Octavians, geheiratet.«
Da öffnet sie den Mund – das Weib in der Königin will schreien, entfesselt, unbeherrscht, furchtbar. Doch die Zunge, der Gaumen, der Schlund sind plötzlich ausgetrocknet und verbrannt. Nur ein verdorrtes Stöhnen bricht aus ihrem Halse.
Dann sinkt sie langsam, ganz langsam und weich vorn über, schlüge zu Boden, wenn Rhodon nicht zugesprungen wäre. Er fängt sie auf, legt sie auf das Bett, ruft um Hilfe.
Als die Ärzte herbeieilen, zerreißen die Wehen schon ihren kleinen Leib. In dieser Nacht ihres schwärzesten Ungemachs bringt Kleopatra in einer Frühgeburt die Zwillinge zur Welt, die Kinder des Mannes, der in Rom eine andere zum Weibe genommen hat.
Sie weigert sich, die Kinder des Verräters zu sehen. Sie stößt sie aus ihrer Nähe, ihrem Leben. Sie liegt in ihrem verdunkelten Zimmer mit geschlossenen Augen. Findet keinen Schlaf, trotz der Entkräftung und Erschöpfung und der Qualen der schweren Geburt. Doch sie sieht durch die geschlossenen Lider hindurch. Sieht Antonius, sieht ihn buhlen mit der anderen, die sie nicht kennt. O, sie weiß, wie er ist in Flamme und Leidenschaft.
Hinter der hohen Stirn mit den Geniebuckeln rasen die Gedanken. Noch kennt sie keine Einzelheiten seines Verrates. Was braucht sie kleine nichtige Einzelheiten in dieser riesenhaften Untat! Er hat geheiratet! Wenige Wochen, nachdem er von ihr Abschied genommen hat. Undenkbar! Unausdenkbar! Aber eine klotzige Tatsache, die nicht aus der Welt und Wirklichkeit zu tilgen ist. Durch keine Verzweiflung, durch keinen Fluch. Sie wälzt diese schwere, marmorfeste Tatsache in ihrem müden, wehen Hirn, ohne sie mit ihrem Verstehen umklammern zu können.
Hat er sie denn nicht geliebt? Sie durchlebt noch einmal in der Erinnerung, die schöner ist, als die Wirklichkeit war, weil Weh und Schmerz alles heiligt, jede Stunde, die sie mit ihm gelebt hat seit der Begegnung in Tarsus. Jede Nacht, jede Liebkosung, jede Ekstase wird wieder lebendig. Er hat sie geliebt. So kann kein Mann schauspielern, trügen! Antonius sicher nicht. Dazu ist er nicht raffiniert, nicht durchtrieben, nicht intelligent genug. Er hat sie geliebt. Und wenige Wochen später hat er eine andere, die Schwester seines Todfeindes, geheiratet!
Es dauert lange, bis ihr wundes Gehirn es faßt. Alles erfaßt. Den Betrug und die tiefe Demütigung und den Verrat an ihren gemeinsamen großen weltpolitischen Plänen.
Als dieses Begreifen zum ersten Male in ihr aufflackert, hochsteigt wie eine blutrote Rakete, verfällt sie in heftiges Fieber. Die Ärzte, Alexandrien, das Land bangen um ihr Leben. In allen Tempeln flehen Bittgebete empor zu Amon-Ra, dem Herrn alles Seins. In wirren Fieberphantasien schreit Kleopatra ihre Verzweiflung über den furchtbaren zweiten Zusammenbruch ihrer Weltkönigspläne zerrissen, unverständlich hinaus.
Das Fieber fällt. Ihre kräftige Natur ringt sich aus den Fängen des Todes. Matt und hilflos liegt sie auf dem breiten Purpurlager, klein, fahl, ein vernichtetes Weib, eine entthronte Herrin der Erde. Zum zweiten Male ist sie kurz vor der Erfüllung vom Gipfel ihrer Hoffnung niedergestürzt. Einmal hat irre Gewalttat an dem Manne, der sie zur Königin des Ostens und Westens erheben wollte, sie herabgeschleudert aus den Höhen ihrer Erwartung. Jetzt ist sie vor der nahen Verwirklichung ihrer Pläne verraten worden durch den verruchten Schurkenstreich des Mannes, der ihr Werkzeug war, ihr Geist, ihr Odem, auf dessen strotzender Körperkraft sie ihr Weltreich erbauen wollte. Wieder ist der ehrgeizige Traum ihres Lebens ausgeträumt, ist in nichts zerronnen, zerstäubt in Betrug, in Narretei, in Demütigung und Erniedrigung.
Sie liegt mit geschlossenen, zitternden Lidern, hört auf kein Trostwort ihrer treuen Dienerinnen, nimmt mechanisch Nahrung, lebt mechanisch fort. Und fühlt in jedem bebenden Nerv, daß sie tiefer, abgrundtiefer gefallen ist, als nach Cäsars Tod, in entehrendere Schmach und Ohnmacht. Diesmal hat sie das tückische Schicksal hier getroffen, in Alexandrien, an ihrem Königssitze, in ihrer ganzen Machtfülle, nicht wie damals, als hilflose Fremde in der feindlichen Ferne.
Sie will mehr wissen, alles. Rhodon lebt im Palast, harrt diensteifrig ihres Befehls. Er weiß, sie wird ihn rufen.
Gelblichweiß ist ihr Gesicht, die Wangen sind eingesunken, die Augen erloschen, schwarze Ränder umrunden sie bis tief in die Backen hinein. Ein wächsernes Totengesicht blickt zu ihm auf. Im Zimmer riecht es schwer nach Krankheit und Medikamenten.
Sie sind allein. Ärzte und Dienerinnen hat sie mit einer schwachen, noch immer schattenhaft herrischen Bewegung der Finger hinausgescheucht.
»Erzähl'.« Nur die Lippen formen tonlos das Gebot.
Der Polizeichef spricht ganz leise, schonend im Tone. Im Inhalt kann er nicht schonen. Jedes Wort ist ein scharfgeschliffener Dolch, den er in die kleine Brust unter dem seidendünnen Hemd stoßen muß.
»Von der Begegnung in Brindisi weißt du, Herrin?«
Sie nickt, nur mit den kummerschwarzen Lidern.
Ja, von dieser Begegnung weiß sie. Sie ist ihr sofort gemeldet worden. In einer selbstsicheren Verblendung hat sie dieser Zusammenkunft mit der Schwester des Wuchererenkels, über den Antonius sich so oft lustig gemacht, den er immer wieder mit beißendem Hohne verspottet hat, keine Bedeutung beigemessen, im kühnen Bewußtsein seiner Liebe und seiner Hörigkeit.
»Antonius begleitete Octavian und seine Schwester nach Rom. Wir ließen ihn nicht aus den Augen. Hatten unsere Leute unter der Dienerschaft im Hause der Octavia, des Antonius.«
Kleopatra sieht den Erzähler an, ohne Wort, ohne Zeichen des Lebens. Nur die Pupillen sind sehr weit und sehr tief, wie schwarze Abgründe.
»In Rom folgte Fest auf Fest, Gelage auf Gelage. Bei einem der Gastmähler waren die jungen Dichter Virgil und Horaz zugegen – trugen Gedichte vor.«
»Weiter.«
»Antonius und Octavia lagen stets auf dem gleichen Pfühle.«
Sie schließt die Augen. Sie brennen. Aber sie hat keine Tränen, den Brand zu löschen. Sie denkt an das Lager beim Nachtgelage von Tarsus.
»Eines Abends gingen sie zusammen hinauf auf das Kapitol. Ich folgte ihnen, als Bettler verkleidet. Auf dem Gipfel des Hügels, der breiten Plattform, blieben sie stehen. Unter ihnen lag das Häusergewirr Roms mit ersten Lichtern. Ich schlich mich näher, belauschte ihr Gespräch.«
Kleopatras Augen öffnen sich. Eine jähe erwartungsvolle Flamme glüht in ihnen.
»Octavia sprach: ›Dort zu unseren Füßen liegt unser Rom, die Herrscherin der Erde. Mein Marcus, willst du wirklich, wie sie sagen, eine zweite, eine andere Stadt zum Mittelpunkt der Welt erheben?! Willst du zum Verräter an deiner Vaterstadt werden, an ihrer Vergangenheit, an ihrer historischen Berufung!‹ Sie sprach gut und schön, Herrin. Ihre Stimme hatte etwas Beschwörendes in der linden Abendstille. Sie sprach auch von Alexandrien.«
»Was?«
»Willst du eine fremde orientalische Stadt zur Herrin der Welt erhöhen? Denk' an unsere Vorfahren, an unsere Ehre, an unsere Kultur. Denk' an Rom!«
»Sprach sie auch von – mir?«
»Nein, Herrin.«
Nach einer kleinen Pause fragt sie: »Was antwortete er?«
»Wenig. Er schwieg, in sich versunken. Doch ich fühlte – es war deutlich fühlbar, wie er ihren Worten unterlag. Und plötzlich – aber, Herrin, du bist noch matt.«
»Sag' es!«
»Er riß sie an sich und stammelte: »Du bist mir Rom und Vaterland!« Eng umschlungen schritten sie durch die Allee der Pinien und Zypressen hinab zur Stadt.«
Sie liegt regungslos. Ihre atmende Brust bewegt sich kaum unter dem Nachtgewand.
Zwei Tage später befiehlt sie Rhodon abermals an ihr Lager. Ihre Augen sind rot umrandet und unstet. Sie hat noch immer nicht geschlafen, nicht einmal aus Erschöpfung. Doch sie treibt nicht mehr haltlos und steuerlos dahin wie ein Wrack im Orkan. Ihr Wille hat wieder Ziel und Richtung. Sie sitzt im Bett aufrecht, noch auf Kissen im Rücken gestützt. Doch sie sitzt. Nicht mehr ein geschlagenes Weib empfängt den Chef der Geheimpolizei, Energie und eine Königin harrt seiner. Sie ist aus dem zweiten Niederbruch ihres Lebens erstanden mit der alten unverwüstlichen Kraft ihres Intellekts.
In ihr gären arge Pläne. Doch zuerst fragt das Weib in ihr: »Wie ist Octavia – wie sieht sie aus? Die Wahrheit!«
»Sie ist schön, Herrin, über jeden Geschmack und jede Einzelmeinung hinaus«, erwidert der tapfere ehrliche Mann.
»Wie?« Sie sucht ihren Grimm zu meistern.
»Dunkel, römisch, gerade Züge. Aber an Geist dir weit unterlegen«, sänftigt der Wahrheitsfanatiker. »Nicht genial wie du, Herrin, keine große, kühne Frau. Sie ist in Rom bewundert ob ihrer Sanftmut, ihrer Güte, ihrer Opferfähigkeit. Sie dient dem Bruder, den sie über alles liebt.«
»Genug!« stößt Kleopatra heftig hervor. Ihr Gesicht hat sich belebt. Aus engen bösen Schlitzen züngeln die grünen Augen.
»Bring Sklaven her, zum Tode verurteilte Missetäter. Beschaff heimlich, unmerklich und rasch wirkende Gifte. Wir werden sie ausprobieren.«
»Ja, Herrin.«
»Hast du mich – verstanden?«
»Nicht ganz, Herrin. Gilt das Gift ihm oder ihr?«
»Ihr.«
Ihn muß sie schonen. Er trägt ihren Königstraum. Sie weiß, er wird zu ihr zurückkehren, wenn diese Frau, die ihm Rom verkörpert, nicht mehr atmet.