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Den Leichnam des Tapfern legten sie In die frische Erde, gegraben früh Am Beigesabhang, wo das Säuseln nie Verstummet von Gebüsch und Wald. Sie legten auch in sein friedlich Bette Und über Waffen und Gebeinen |
Percival. |
Da, wo die Jagdgründe der Pokanoketen und Wampanogen einerseits gegen die Bai von Manumet, andererseits gegen die Naragansettbai zu abfielen, bildeten sie die beiden Landschaften Pokasset und Sakonnet, echt indianische Reviere, in welchen die Weißen noch gar nicht heimisch geworden, ja, welche ihnen geradezu unheimlich waren. Die ganze Gegend, von der südlichsten Spitze von Sakonnet an bis hinauf nach Montaup jenseits der Mündung des Taunton, war vorherrschend Sumpfland. Unser deutsches Wort Sumpf reicht aber nicht aus, den Charakter der Landschaft zu bezeichnen: es sagt zu viel oder zu wenig, wie man will. Die Amerikaner haben dafür ein mehrsagendes Wort, das Wort Swamp, welches aus dem Angelsächsischen stammt und alles das in sich zusammenfaßt, was wir mit den Worten Sumpf, Moor, Morast, Röhricht, Sumpfwald ausdrücken. Aus Bodenverhältnissen, wie die eben erwähnten Begriffe sie andeuten, setzte sich der ganze Landstrich, welchen wir im Auge haben, zusammen, und man kann sich daher leicht vorstellen, daß er kein erfreuliches Bild darbot.
»Ein wilder Fleck ist's und von düsterm Aussehn;
Der Vogel singt nie fröhlich auf dem Baum,
Versengt scheint stets das grüne Laub. Es wuchern
Giftige Pflanzen rings, aussätzig machend
Mit böser Feuchtigkeit die Hand, die sich
Wagt unbedacht in ihre Näh'. Zypressen
Entwachsen nassem Grund; von schönen Pflanzen
Zu schauen nichts! Nur wilde, knorr'ge Bäume,
Bösen Gespenstern gleich, stinkende Sträuche,
Die schwere Luft vergiftend, graue Nebel,
Die, Wolken halb, halb Teufel von Gestalt,
Sich sammeln überm Rand des wüsten Sumpfes,
Machen mit ihrer Düsterkeit und Schwärze
Unhold die ganze Ansicht. Seine Flügel
Schwingt der betrübte Falter und schwebt fort
Und mahnt mit seinem Flug auch uns zur Eile
Nach besserem Quartier und schönrer Szene,
Als dies Revier uns bietet für die Nacht...
In diesen Zeilen hat ein amerikanischer Poet die Swamps seines Vaterlandes so trefflich geschildert, daß wir seiner Skizze nichts beizufügen wüßten. Die melancholischen Eindrücke, welche der Schluß der angeführten Zeilen atmet, mochten auch das Gemüt eines einsamen Reiters erfüllen, welcher an einem trüben Spätsommertag, von Süden herkommend, an der Grenze des Sumpflandes angelangt war, ein kleiner, untersetzter, mit der Haltung eines tüchtigen Reiters zu Pferde sitzender Mann, dessen offene, kühne Züge keine andern sind als die unseres alten Bekannten Miles Standish.
Der Kapitän hielt sein Roß an und warf einen Blick rückwärts auf die trostlose Gegend, von wo er hergekommen.
»Alle Wetter,« sagte er aufatmend, »ich bin froh, daß ich endlich aus diesen verräterischen Swamps heraus bin. Ein höllisches Land das! Ein Land für Schlangen und Indianer, brrr! Aber wenn auch die Sonne nicht sichtbar ist, so sagt mir doch mein Magen, daß Mittag lange vorüber sein muß, Also vorwärts, mein gutes Tier! Nach den Anweisungen meines rothäutigen Führers, ohne welchen ich aus diesem verdammten Sumpflabyrinth nun und nimmer mich herausgefunden, muß hier herum irgendwo die Quelle sein, wo du und ich frisches Wasser finden sollen und wo ich sehen will, was sich noch für meine Kauwerkzeuge im Mantelsack vorfinden mag. Ein höllisches Land, man möchte fluchen, wenn man's ansieht. Gebe Gott, daß ich es nie wiedersehe!«
Nach Beendigung dieses Monologs wandte der Reiter den Kopf seines Pferdes gen Norden und trabte, da er jetzt festeren Boden unter sich hatte, eine Strecke rüstig vorwärts.
Plötzlich aber blieb das Pferd stehen und spitzte prustend die Ohren.
»Ei, was hast du denn, alter Grauschimmel? Ja so, der Rauch dort? Hm, kommt von einem Feuer, ohne Zweifel. Wäre vielleicht meine Gesandtenrolle schon ausgespielt, wenn sich dort in der Bauminsel so 'ne Bande von rothäutigen Satanassen gelagert hätte. Müssen's aber doch probieren, komme, was da wolle.«
So sprechend setzte er sein Pferd wieder in Gang, nachdem er die auf seinem Rücken hängende Büchse zur Hand genommen, das Schloß untersucht, seinen Degen in der Scheide gelockert und eine glänzende Wampumschnur, die ihm wie eine Ordenskette um den Hals hing, so geordnet hatte, daß sie auf seinem beschmutzten Lederkoller recht deutlich sichtbar war.
Gerade vor ihm lag auf der wellenförmigen Steppe eine jener vereinzelten Baumgruppen, welche wie Inseln aus dem Meere der Savannen Amerikas auftauchen. Aus dieser Bauminsel stieg eine Rauchsäule empor, von einem Feuer herrührend, welches ein anderer einsamer Wanderer kurz zuvor am Fuß einer mächtigen Eiche angezündet hatte, um sich eine Rehkeule zu rösten.
Wie Standish von Süden herkam, so war dieser Wanderer von Norden gekommen, und wie wir in dem erstern einen alten Bekannten wiederfanden, so treffen wir einen solchen auch in dem letztern.
Mit einem Worte, der Mann, welcher sich nach scharfem Morgengang in der Bauminsel zur Rast niedergelassen hatte, war Groot Willem.
Der alte Mann, welchem die Bezeichnung als eines Pilgers der Wildnis mit so gutem, wo nicht mit besserem Recht zukam, als irgend einem Weißen, beschäftigte sich angelegentlich mit den Vorbereitungen zur Befriedigung der Bedürfnisse seines gewaltigen Körpers, der noch so aufrecht und ungebeugt war, wie damals, als wir ihm zuerst begegneten. Eine genaue Prüfung seiner verheerten und abgewetterten Züge hätte vielleicht das Resultat ergeben, daß der alte Waldgänger in letzter Zeit furchtbare körperliche Strapazen durchgemacht und zugleich heftige Seelenpein ausgestanden haben müsse. Der Furchenknäuel zwischen seinen Brauen erschien noch dichter und finsterer als früher; der schrecklichen Narbe, welche über seine linke Wange hinlief, hatte sich jetzt auf der rechten eine weitere gesellt, die, offenbar von neuem Datum, noch nicht völlig zugeheilt war. Sonst war er in Erscheinung und Gebaren noch ganz der Alte: sein geliebtes Roer lehnte auf Armslänge neben ihm an einem jungen Stamm, und sein treuer Hund lag zu seinen Füßen im Grase.
Er war des herankommenden Reiters viel früher ansichtig geworden, als das stutzende Pferd des Kapitäns diesen auf den Rauch des Feuers aufmerksam gemacht hatte. Prinslo war im Begriffe gewesen, dem Reiter bellend entgegenzuspringen, allein der Trapper hatte ruhig bemerkt: »Bst, Hund, 's ist ein Weißer!« worauf Prinslo feine Stellung beibehielt, nur mit den Augen die Bewegungen des Reiters achtsam verfolgend.
»'s ist einer von unserer Farbe, Prinslo,« sagte der Waldgänger, gewohnt, mit seinem vierbeinigen Begleiter wie mit einem zweibeinigen zu verkehren. »Ja, 's ist ein Weißer, ein kleiner Kerl, aber er reitet gut und sieht aus wie ein Kriegsmann. Ha, er langt nach seiner Büchse. Wer, zum Duivel, das sein mag?«
Mit diesen Worten griff er nach seinem Roer, trat an den Rand der Insel vor und erwartete, lässig auf seine Waffe gestützt, das Herankommen des Fremden.
Der Kapitän zog in einer Entfernung von etwa fünfzig Schritten die Zügel an und betrachtete die herkulische Gestalt des Waldgängers nicht ganz ohne Mißtrauen.
»Holla, Mann,« rief er dann, »wollt Ihr mir sagen, mit wem ich es hier zu tun habe?«
»Hm,« versetzte der Trapper, »'s ist ein alter guter Waldbrauch, daß der, welcher zuerst am Platze ist, das Recht hat, Ankommende zu fragen, wer sie seien. Wer seid Ihr, Fremder?«
»Nun, wenn Ihr einen alten guten Waldbrauch für Euch habt, so füg' ich mich. Ich bin Miles Standish aus der Plymouth-Kolonie.«
»Miles Standish? So seid Ihr also der Mann, welchen die Leute von unserer Farbe den Hauptmann Knirps und die Rothäute den kleinen Feuerspeier nennen? Ei, nehmt's nicht krumm, Mann,« fügte der Alte hinzu, als er bemerkte, daß der Näherreitende die Stirn runzelte, »nehmt's nicht krumm, denn welche Namen Euch die Weißen und die Roten geben mögen, ich hörte Leute von beiden Farben oft genug sagen, Ihr hättet das Herz auf dem rechten Fleck.«
Schnell besänftigt versetzte der Kapitän, indem er abstieg:
»Ihr habt mir Euren Namen noch nicht gesagt, Fremder, aber wenn ich Eure Gestalt und Euer omnipotent großes Schießzeug da ansehe, so mein' ich, Ihr könntet niemand sein, als der an der ganzen Grenze hin wohlbekannte Trapper, welchen unsere Leute den Groot Willem und die Rothäute den grauen Bär nennen.«
»Eure Augen sehen gut, Hauptmann. Ja, ich bin der Mann, welchen die Roten Mato nennen, und haben sie, vermut' ich, noch unlängst gespürt, daß dem alten Bären die Klauen noch nicht ausgefallen sind.«
»Ihr habt mit dem höllischen Gezüchte gekämpft, Mann? Habt Ihr?«
»Ich denke, ich darf sagen, daß ich mit den Burschen gefochten, in frühern Tagen und neulich noch. Die Nipmuken –«
»Die Nipmuken? Sind die auch losgebrochen?«
»Freilich sind sie losgebrochen und haben, unterstützt von dem teuflischen Annawon und einer Bande Wampanogen, Fort Tabor überrumpelt und verbrannt.«
»Fort Tabor eingenommen und vernichtet? Verdammt das!«
»Jawohl, verdammt das! Aber warum haben die klugen Herren von Boston den Stierkopf von Major Moseley als Kommandanten in die Garnison geschickt? Sag' Euch, der Mann wollte schlechterdings keine Vernunft annehmen und hat das Fort sozusagen mit aller Gewalt dem Duivel in den Rachen gejagt. Es war ein schreckliches Blutbad!«
»Ihr waret dabei?«
»Ja. Es war eine böse Stunde, als ich den Entschluß faßte, meine und anderer Schritte nach dem Fort zu lenken. – Aber kommt, Ihr, seid weit geritten und werdet, vermut' ich, nichts dagegen haben, eine Rehkeule, die eben gar geworden, mit mir zu teilen.«
»Ganz und gar nichts hab' ich dagegen, versichere Euch. Doch Ihr müßt mir mehr von dem erzählen, was in der Welt vorgegangen, seit ich abwesend war. Ich komme aus der Gefangenschaft der Rothäute, müßt Ihr wissen, und bin sehr besorgt um das Schicksal meiner Freunde.«
»Ich nicht minder, Mann, ich nicht minder, und aus der Gefangenschaft komm' ich ebenfalls, wenn auch nicht geraden Weges.«
»Wie?«
»Ja, seht, die Strolche von Nipmuken wollten sich das Vergnügen machen, zu erfahren, welche Sprünge ein alter Waldläufer am Marterpfahl machen würde, und es wäre beim Duivel schlimm um mich gestanden, wenn nicht der arme Sachem der Naragansetter noch zur rechten Zeit hilfreich dazwischen gekommen. O, der Mann war brav durch und durch, keine falsche Ader in ihm vom Wirbel bis zur Zehe.«
»Er war brav, sagt Ihr?«
»Ja, er war es, denn er ist tot.«
»Tot? Kanonchet tot? Ihr seht mein Erstaunen. Sprecht, Freund, erzählt!«
»Laßt Euch nieder und kostet diesen Braten, Hauptmann, und dann wollen wir, wenn's Euch recht ist, unsere Neuigkeiten gegeneinander austauschen. Ihr kommt, vermut' ich, aus der Gegend von Montaup herauf?«
»Ja.«
»Wohl, da hab' ich Euch nicht minder viel zu fragen als Ihr mich. Doch vor allen Dingen langt zu, das Fleisch ist saftig und ich will Euer Pferd abschirren, damit das Tier auch seine Bequemlichkeit habe.«
Nachdem die beiden Männer, welche so unvermutet in der Wildnis zusammengetroffen, an der kräftigen Speise sich geletzt hatten, gab Groot Willem dem Kapitän auf dessen ungeduldiges Befragen zunächst einen Bericht über die Umstände, welche die Einnahme des Forts Tabor durch die Eingeborenen begleitet hatten.
»Einen Augenblick,« schloß er seine Erzählung, »bevor mir die Schlinge des verfluchten Lassos, der mich zu Boden riß, um den Hals geworfen wurde, hatte ich mit ansehen müssen, daß die zwei Freunde, von welchen ich Euch gesagt, und das arme Kind, die Verlobte meines Sohnes, von Annawon und seinen Wampanogen gefangen genommen waren. Dann sah ich sie nicht mehr. Ich wurde von den Nipmuken fortgeschleppt, und wie schon gesagt, rettete mich nur die Dazwischenkunft Kanonchets, mit welchem ich seit lange her befreundet war, vor ihren höllischen Marterkünsten. – Aber, Hauptmann, Ihr kommt von Montaup, wahrscheinlich aus dem Lager Metakoms, sagt mir – ich bitt' Euch – sagt mir, habt Ihr da unten, in Montaup, im Lager der Wampanogen nichts von meinen Freunden gesehen?«
Es war der Ausdruck höchster Angst in dieser Frage, und die grimmigen Züge des alten Mannes verrieten eine so schmerzliche Spannung, daß der Kapitän mit teilnehmender Bewegung die Antwort gab:
»Beruhigt Euch, Freund, ich habe die Männer und auch das Mädchen gesehen.«
»Ihr habt sie gesehen! Ihr habt sie wirklich gesehen? – Tot oder lebendig? Sprecht! Redet!«
»Lebendig, lebendig. Sie sind Gefangene im Lager Metakoms.«
»Prinslo, komm her, alter Hund! Komm her, sag' ich; Thorkil lebt, unser Thorkil lebt, hörst du, altes Tier? Ei, so freu dich doch, Köter! Thorkil lebt! Död und Duivel, das ist gut, sag' ich.«
Der Kapitän ließ diesen charakteristischen Ausbruch der Freude des Trappers vorübergehen und sagte dann:
»Hört, alter Jäger, das Mädchen, Lovely, ist mir durch alte Freundschaft teuer, welche mich mit den Ihrigen verbindet, mit ihrem Vater und Großvater, die zugleich mit mir von Swanzey weggeführt wurden und ebenfalls noch von dem roten Heiden gefangen gehalten werden. Auch der Jüngling, den Ihr Euren Sohn nennt, trägt in Gestalt und Gebaren das Gepräge einer Tüchtigkeit, welche es leicht erklärt, daß sich ihm das Herz des schönen Kindes zugewandt hat. Mögen sie glücklich mitsammen sein, wenn anders die Schickung Gottes es zuläßt, daß die Prüfung, in der sie sich befinden, glücklich vorübergeht. Aber wollt mir nun auch einige Fragen beantworten. Habt Ihr nicht gehört, was aus meinem Freund Eaton, dem Richter von Swanzey, geworden, welcher nach unserer Gefangennahme von mir und meinen beiden andern Unglücksgenossen getrennt wurde?«
»Eaton lebt, lebt unter dem Schutze Roger Williams' in Providence, nachdem er einer großen Gefahr entgangen, und da Euch als seinem Freunde vielleicht nicht unbekannt ist, daß er und ich bittere Feinde waren, so mag Euch nicht verschwiegen sein, daß wir uns ausgesöhnt haben, auf dem Grabe von einer, die nicht mehr ist.«
»Das ist brav, wahrhaftig. Die gute Mabel wird sich im Himmel darüber freuen, das wird sie, Freund; doch sagt – seht, ich habe in letzter Zeit so viel Abenteuerliches erlebt, und doch war es das Abenteuerlichste von allem, daß mit Thorkil und Lovely zugleich ein Mann als Gefangener in das Lager König Philipps eingebracht wurde, durch den Satan von Annawon, wißt Ihr – ein Mann, den ich in früheren Tagen gesehen. Ich hätte damals zehn Jahre meines Lebens darum gegeben, mit diesem Manne auf Leben und Tod kämpfen zu können. – Ich erkannte ihn auf der Stelle, obgleich die Zeit sein Äußeres einigermaßen verändert hat und er statt im schmucken Kavaliersanzug in grober und hart mitgenommener Waldtracht einherging.«
»Ihr meint den Franzmann De Lussan?«
»Ja, den meine ich.«
»Er ist also auch Gefangener im Lager des Sachems?«
»Das ist er. Aber sagt, Freund, wie kommt denn dieser Mann plötzlich nach Neuengland? Was hat er hier zu tun? Welches sind seine Pläne?«
»Da fragt Ihr mehr, als ich beantworten kann, Hauptmann. So viel ist sicher, daß De Lussan auf seinem eigenen Schiff – und ein schmuckes Schiff ist es, meiner Treu – an diese Küste kam.«
»Ich hatte also das Recht, anzunehmen, schon vor dem Unglück von Swanzey, daß De Lussan und jener berufene Flibustier, welchem die Spanier mit gutem Grund einen Namen gaben, den früher der schreckliche Montbars führte, eine und dieselbe Person sei?«
» Das Recht hattet Ihr in der Tat.«
»Seltsam, seltsam! Aber was hatte er in diesem Lande zu tun? Was will der Verwegene hier?«
»Das müßt Ihr andere Leute als mich fragen, Hauptmann. Der Seemann ist mein Freund und hat an meiner Seite gefochten, daher stände es mir, vorausgesetzt, daß ich in seine Absichten eingeweiht wäre, schlecht an, dieselben so ohne weiteres auszuplaudern.«
»Wohl, Freund, das begreife ich. Aber über einen Punkt könnt Ihr mir doch Aufschluß geben. Ich bemerkte, obgleich der schlaue Wilde uns Gefangene ziemlich streng auseinander hielt, daß De Lussan von ihm ganz anders empfangen wurde als der junge Jäger, gegen welchen Metakom einen, irre ich nicht, mit Besorgnis gemischten Groll zu hegen scheint. Der Flibustier wurde wie ein alter und hochgeehrter Freund empfangen, gab sich aber seinerseits keine Mühe, diese freundlichen Manieren zu erwidern, sondern verlangte, soviel ich von der Verhandlung verstehen konnte, gebieterisch, daß der Häuptling sofort alle seine Gefangenen freilassen und ihm, De Lussan, übergeben solle, ein Verlangen, welches jedoch Metakom ablehnen zu wollen schien. Sagt mir doch, in welchem Verhältnisse stehen denn die beiden zueinander?«
»Sie standen in einem freundschaftlichen, Hauptmann. Aber das mörderische Benehmen des Wampanogen beim Überfalle von Swanzey lockerte die Freundschaft. Als wir, De Lussan, Thorkil und ich, erfuhren, daß Metakom Eure Freunde, die beiden Obersten, wißt Ihr? und das Mädchen von der Brandstätte zu Swanzey in die Wälder geschleppt hätte, machten wir uns von Providence auf zur Befreiung der Gefangenen. Auf Mount Wallaston entrissen wir Lovely den Krallen des Schurken, der von England herübergekommen, die beiden Obersten zu fangen. Er wird nie mehr den Häscher oder Mädchenjäger spielen, meiner Treu, denn sein zerschmetterter Leib fault unter den Trümmern des luftigen Berges.«
»Unter den Trümmern des luftigen Berges?«
»Ja, so sagte ich, denn ich habe mit dieser meiner Hand das Lasternest in die Luft gesprengt.«
»Da habt Ihr eine gute Tat getan, beim Himmel! Jetzt weiß ich mir auch die Anwesenheit des brüllenden Tom in dem Lager der Wampanogen zu erklären.«
»So, der ist auch dort?«
»Allerdings, und er geht umher wie ein wütender Wolf, der nach Fraß heult. Er fuhr den jungen Jäger grimmig an, ich hörte ihn denselben und Euch bezichtigen, daß ihr ihn zum Bettler gemacht, und als er Euch einen heimtückischen Schurken nannte, schlug ihn Thorkil mit der Faust zu Boden.«
»Wollte, er hätte ihm gerade den Schädel eingeschlagen, der brave Junge, denn die Anwesenheit Mortons in dem Lager ist, vermute ich, ein schlimmer Umstand.«
»Da habt Ihr sicherlich nicht unrecht. Aber, um auf De Lussan zurückzukommen – ich will nicht in Euch dringen, mehr über den Mann zu sagen, als Euch gut dünkt – nur eins möchte ich noch wissen, und das könnt Ihr mir wohl mitteilen. – Ihr wißt nicht, wie viel mir daran gelegen ist. – Lebt das Mädchen – die Frau noch, welche der – der Flibustier ihrem Vaterhaus in England entführte?«
Der alte Jäger schwieg nachdenklich eine Weile. Dann sagte er:
»Ihr meint Mistreß Desdemona?«
»So ist es. Ihr kennt also diese Dame?«
»Ich habe sie gesehen.«
»Sagt mir, Mann, bei Eurem Gewissen: ist sie glücklich?«
»Wenn eines Mannes Achtung und Liebe ein Weib glücklich machen kann, so ist die Mistreß glücklich.«
»Er achtet sie, sagt Ihr?«
»Er achtet und ehrt sie. Er nennt sie die Königin seines Schiffes, und sie ist es in Wahrheit. Es bedurfte nur eines Wortes von ihr, um ihn zu bestimmen, seine eigenen Pläne beiseite zu stellen und sich Thorkil und mir anzuschließen, als wir auszogen, die Spur der Gefangenen zu verfolgen.«
»Gott sei Dank! Er hat also edler an ihr gehandelt, als ich glaubte. Habt Dank, daß Ihr mir diesen Trost gegeben, denn es ist mir ein Trost. – Seht mich nicht so verwundert an, Freund. Ihr habt auch geliebt in Euren Tagen. – Gesetzt den Fall, Mabel Eaton hätte Euch einen andern vorgezogen, so wäre es tröstlich für Euch gewesen, zu wissen, daß ihre Wahl sie nicht unglücklich gemacht.«
»Ich versteh' Euch, Sir,« versetzte der Alte und reichte dem Kapitän die Hand. »Ja, ich versteh' Euch, und wenn ich den andern nicht getötet, so hätte ich ihn vielleicht um Mabels willen liebgewonnen. – Doch genug davon. – Es ist nicht gut, soviel von der Vergangenheit zu sprechen, wenn einem die Gegenwart vollauf zu tun gibt. – Ihr habt mir noch nicht gesagt, Hauptmann, wie es Euch gelungen, aus der Gefangenschaft des Wampanogen loszukommen. Darf ich es wissen?«
»Ei freilich, aber es war ganz und gar kein Verdienst von meiner Seite dabei. Der rote Heide hat mich mit allen Ehren und in gutem Frieden entlassen, obgleich er mich anfangs noch unwirscher behandelte als meine Schicksalsgenossen.«
»Seltsam das, aber ich vermutete so etwas, weil ich Euch im Besitze Eurer Waffen und Eures Pferdes sah und den Wampum Metakoms auf Eurer Brust bemerkte.«
»Ja, seht, die Sache kam mir selbst unerwartet genug. Ihr müßt aber wissen, Freund, daß ich die Ehre habe, als Gesandter seiner rothäutigen Majestät König Philipps zu reisen.«
»Wie?«
»Es ist, wie ich sagte. Vorgestern war große Bewegung in dem Lager der Wilden. Der Sachem, die Häuptlinge und alle angesehenen Krieger waren viele Stunden im Beratungswigwam versammelt. Was dort verhandelt wurde, weiß ich nicht. Als die Versammlung zu Ende war, wurde ich vor Metakom gebracht, der mich aufforderte, als Friedensbote zu meinem Freund Josias Winslow zu gehen, welcher, sagte mir der Heide, als Oberster unsere Truppen befehlige und sicherlich unweit vom nördlichen Ufer des Nipmukflusses anzutreffen sei. Er, Metakom, sei erbötig, den Tomahawk zu begraben und auch, seine Bundesgenossen zum Begraben desselben zu vermögen, falls ihm die Regierungen der Kolonien den Besitz der Jagdgründe seiner Väter aufs neue feierlich garantierten. Außerdem erklärte er sich bereit, um den Preis des Friedens die beiden großen Krieger von jenseits des großen Salzsees, wie er sich ausdrückte, und ihre Tochter in Freiheit zu setzen und zudem als Schadenersatz für die von ihm angerichteten Verheerungen eine beträchtliche Summe gelben Metalls – Lucifer mag wissen, wo der Mann das Gold her hat – zu bezahlen.«
»Und von meinem Sohne, von Thorkil, sagte er nichts in diesen Vorschlägen?«
»Nein, er scheint einen besondern Ingrimm gegen den jungen Jäger zu haben, wie ich schon erwähnte.«
»Jawohl, jawohl,« murmelte Groot Willem. »Annawon hat ihm gesagt, was unter der Pilgereiche zu Providence vorgegangen, und er weiß also, daß Thorkil sein Todfeind ist.«
»Was sagt Ihr?«
»Ich sage, Gott gebe, daß meine Augen den Jungen noch lebend wiedersehen.«
»Wenn, was freilich eine zweifelhafte Sache, auf die Worte Metakoms irgend ein Verlaß ist, so mag Euch das nicht allzusehr kümmern, denn indem ich mich bereit erklärte, den Auftrag des Sachems zu übernehmen, stellte ich die Bedingung, daß keinem der Gefangenen ein Haar gekrümmt werden dürfte, bevor ich zurückkäme.«
»Bevor Ihr zurückkämt? Ihr wolltet Euch noch einmal in die Höhle des Tigers wagen?«
»Die Wahrheit zu sagen, Freund, war mein Versprechen, die Antwort Winslows zurückzubringen, kein freiwilliges, denn der Heide forderte es, und ich müßte mein gegebenes Wort lösen, wenn mich auch nicht die Sorge für meine Freunde zur Rückkehr spornte. Also ich übernahm die Friedensbotschaft, worauf man mir meinen Grauschimmel und meine Waffen zurückgab und mich durch einen des Weges kundigen Läufer bis nahe zur Grenze des verfluchten Sumpflandes da unten geleiten ließ.« »Die Botschaft, welche Ihr übernommen, Sir, wird, vermute ich, schwerlich den von Eurem Auftraggeber beabsichtigten Erfolg haben.«
»Vermutet Ihr? Aber es muß doch meinen Brüdern, den Kolonisten, sehr viel daran liegen, einem so verheerenden Kriege ein schleuniges Ende zu machen.«
»Gewiß, daran liegt ihnen viel, aber ich wette, sie sind zu dieser Zeit der Meinung, dieser Krieg sei sicherer und rascher auf dem Wege des Krieges, als auf dem des Friedens zu beendigen.«
»Zu dieser Zeit? Wie meint Ihr das?«
»Ihr sagtet, vorgestern hätte Euch Metakom die Friedensbotschaft übertragen. Nun wohl, ich will nicht Groot Willem heißen, wenn der schlaue Häuptling da nicht bereits durch seine windschnellen Läufer Wind hatte von dem, was an den Fällen des Konnektikut und am Nipmuk vorgefallen. Die Kolonisten haben das Heft des Messers in Händen, sie werden es gebrauchen wollen, um die Sache zu Ende zu bringen, ohne sich durch die Pfiffigkeit Metakoms dahin bringen zu lassen, ihm Zeit zu neuen Listen und Rüstungen zu geben.«
»Ah, Ihr wollt sagen, die Streitmacht der Kolonien habe in letzter Zeit bedeutende Vorteile über das wilde Ungeziefer davongetragen?«
»Nennt die unglücklichen Leute nicht Ungeziefer, Hauptmann. Es steht einem tapfern Manne, der Ihr seid, nicht an, einem Feinde Schmähungen anzuhängen, welcher durch eine Kette unglücklicher Verhältnisse zu einem verzweifelten Kampfe getrieben wurde. Sag' Euch, wenn die Wampanogen meinem Jungen ein Leid antun, will ich mein Roer auf sie losbrennen, solange Lauf und Schaft zusammenhalten, aber trotzdem, ich will es männiglich sagen, wer's hören will, hab' ich unter den Roten so wackere Leute getroffen, als nur je unter den Leuten von unserer Farbe. Seht mich an, Hauptmann, und Ihr werdet gestehen müssen, daß ich nicht aussehe wie ein weichherziges Mädchen, und dennoch, müßt Ihr wissen, habe ich geweint wie ein Weib, als sie den edlen, tapfern, hochherzigen Sachem der Naragansetter droben am Nipmuk einscharrten. Ein braverer Mann wird nie mehr einen Bogen spannen oder das Kalumet anzünden.«
Standish schwieg eine Weile, wie um den Gefühlen des alten Jägers seine Achtung zu bezeugen, bevor er das Gespräch wieder aufnahm mit der Frage:
»Und wie kam das alles, Freund?«
»Nachdem mich Kanonchet von den Teufeleien der Nipmuken errettet hatte, kehrte ich auf die Walstatt beim Fort Tabor zurück, um nach Spuren von meinen Freunden zu suchen. Sie waren nicht unter den Leichen, welche dort den Bussards zum Fraße preisgegeben wurden, und ich fand eine Spur, deren Verfolgung mich aber wochenlang ohne Resultat in den Wäldern und Prärien im Kreise herumführte. Ein versprengter Naragansetter, auf den ich stieß, gab mir Nachricht, daß bei den Fällen des Konnektikut ein blutiges Treffen geschlagen worden sei, in welchem die Hauptmacht der Eingeborenen vernichtet wurde. Und weiter sagte er mir, daß Kanonchet mit dem Überreste seiner Krieger nach Süden aufgebrochen wäre, um sich nach Montaup zu Metakom durchzuschlagen. Aber er wurde von den Konnektikuter Freiwilligen unter dem Hauptmanne Church, mit welchem die Pequoden und Mohikaner unter Unkas zogen, verfolgt, umzingelt, beim Übergange über den Nipmuk angegriffen und, nachdem er sich wie ein Löwe gewehrt und seinen letzten Schuß verschossen hatte, gefangen. Das Los, welches man vordem schändlicherweise über seinen Vater Miantonomo verhängte, war mich das seine. Die Sieger verurteilten ihn zum Tode und übergaben ihn den Hundesöhnen von Pequoden zum Erschießen. Ich kam gerade dazu, als die Untat geschehen war. Er hatte seine heldenmütige Fassung bis zum letzten Augenblick bewahrt. Seine letzten Worte waren, wie man mir erzählte: ›Kanonchet wird sterben, bevor sein Herz weich geworden; er wird fallen, ohne ein Wort gesprochen zu haben, dessen er sich vor seinen Vätern in den glücklichen Jagdgründen schämen müßte.‹ Ja, Sir, das war ein Mann, und was für ein Mann er war, das fühlten selbst seine Mörder. Sie ehrten den im Tode, welchen sie im Leben so sehr gefürchtet hatten. Unkas und seine Leute gruben am Abhange des Flußufers dem Sachem ein Grab, bestatteten ihn nach den Bräuchen bei Eingeborenen mit allen Ehren und häuften einen Erdhügel über seinen Gebeinen. Ich weiß nicht, war es Heuchelei von Unkas, daß er an diesem Hügel zu seinen Leuten sprach: ›Brüder, ein großer und gerechter Sachem hat den Weg in die glücklichen Jagdgründe betreten; er war der bravste Mann unter den roten Kindern des Manitu!‹ – ich weiß nicht, ob das Heuchelei war, aber das weiß ich, daß ich auf alle Gefahr hin den verdammten Pequoden an dem Hügel niedergeschossen hätte, so mich nicht eine heilige Pflicht, die erfüllt werden muß, daran hinderte.«
»Er war ein sehr gefährlicher Feind der Kolonien, aber, der Wahrheit die Ehre, er war, wie Ihr sagtet, ein Mann, ein braver Mann. Darum Friede seinen Gebeinen. – Doch die Zeit verrinnt,« setzte der Kapitän hinzu, indem er aufstand und seinem weidenden Pferde Sattel und Zaum auflegte, »und ich muß vor Einbruch der Nacht noch eine gute Strecke nach Norden zu hinter mich bringen.« »Ich vermute, Ihr werdet nicht allzuweit zu reiten haben, ohne auf Leute von unserer Farbe zu stoßen. Ich hörte droben an den Flüssen sagen, der tapfere Church marschierte mit seiner Freischar südwärts, Montaup zu, um den Eingeborenen den letzten Streich zu versetzen, bevor Metakom die Gemüter der Seinigen von dem Schrecken wieder aufgerichtet hätte, welchen die Trauerbotschaft von dem Untergang der Naragansetter notwendig auf dieselben üben müßte. Euer Ritt wird übrigens, vermut' ich, insofern er Frieden zum Zweck hat, ein vergeblicher sein. Ich kenne Church. Der ist nicht der Mann, sich indianische Pfiffe und Kniffe vormachen zu lassen, wenn er weiß, daß er die ganze Geschichte mit einem kühnen Schlag beendigen kann.«
»Wohl, Freund, aber ich habe die Botschaft übernommen, und sie soll bestellt werden, bei meinem Wort! Doch Ihr spracht vorhin von einer heiligen Pflicht. Ich denke, ich kann sie erraten. Sie treibt Euch nach Montaup hinab. Warum habt Ihr Euch nicht dem Zuge des wackern Church angeschlossen, statt das Abenteuer allein zu unternehmen?«
»Konnte ich einen Tag warten, wo Tod und Leben auf dem Spiele steht? Es könnte aber vielleicht nichts schaden, wenn Ihr, falls Ihr auf Church und seine Leute stoßt, Euer Ansehen geltend machtet, um ihren Marsch zu beschleunigen.« »Das will ich, Freund, könnt Euch darauf verlassen.«
»Gut. Und wo befindet sich das Lager Metakoms?«
»Auf der äußersten Spitze der Landzunge von Montaup, hart an der See. Der Platz ist gut gewählt. Ein dichtes, fast undurchdringliches Kiefern- und Zederngehölz schließt ihn nach Norden zu ab, und hinter diesem Gehölze breitet sich ein Gürtel allmächtig verwünschter Swamps aus. Ich zweifle, ob Ihr den Zugang finden werdet.«
»Seid ohne Sorgen. Ich kenne den Platz. Liegt nicht an dem Saume des Gehölzes, von welchem Ihr sprecht, gegen die See zu ein ungeheurer, seltsam gestalteter Felsblock?«
»Ei, freilich, ein seltsam Ding von Steinwerk. Es befinden sich zwei Höhlen darin, und in diesen werden die Gefangenen verwahrt.«
»In den Höhlen des Felsens?«
»Ja.«
»Und die Lagerhütten liegen mehr dem Wasser zu?«
»So ist's. Dem Felsen gerade gegenüber steht das sogenannte Medizinwigwam, wo ich den ersten Powow des Stammes seine armseligen Gaukeleien treiben sah.«
»Gut, Kapitän, und habt Dank für Eure Nachweisungen. Seht, die Abendsonne zerteilt das Nebelgewölk, ich werde zur Nacht den allerschönsten Mondschein zum Marschieren haben. Habt nur acht, daß der Kopf Eures Grauschimmels fest nach Norden gerichtet bleibt. So werdet ihr bald den Taunton erreichen, welchen, ich möchte drauf wetten, Church zum Führer genommen hat. Trefft Ihr ihn, so beschleunigt seinen Marsch, ich bitt' Euch, um unserer Freunde willen. Und jetzt vorwärts, Prinslo, und Gott befohlen, Hauptmann.«
»Halt,« rief der Kapitän dem zum Weggehen sich anschickenden Trapper zu, indem er sich auf seinem Pferde zurechtsetzte, »halt, noch eins! Es könnte Euch vielleicht dienlich sein, zu wissen, daß der Wampanoge unter seinen Kriegern einen Mann hat, der insgeheim den Häuptling glühend haßt.«
»Wer ist der Mann?« »Es ist der Läufer, welcher mich durch die Swamps geführt hat. Sein Name ist, ja, wartet – Satan hole diese rothäutigen Namen! – in englischer Sprache heißt er Bogen und Köcher.«
»Bogen und Köcher? Das heißt in der Sprache der Pokanoketenstämme Ischäkohnih.«
»Richtig, richtig, Ischähkohnih – was das für ein Mundvoll barbarischen Zeugs ist! – Aber einerlei, besagter Bogen und Köcher könnte Euch bei Eurem Unternehmen vielleicht von Nutzen sein.«
»Freilich, freilich. Er ist dem Sachem feindlich gesinnt, sagt Ihr?«
»So sagt' ich. Ich gewann auf unserem Wege durch die gottverlassenen Swamps das Vertrauen des Mannes. Er ist ein kluger Bursche und nährt heißes Rachegefühl. Er teilte mir mit, daß es unter seinem Stamm eine kleine Partei gegeben, welche von Anfang an dem Kriege mit den Weißen entgegengewesen sei. Als die Angelegenheiten Metakoms, vor dem Losbrechen der Naragansetter, schief standen, traten jene Friedlichgesinnten mit Friedensvorschlägen hervor, und der Bruder der Bogens und Köchers, genannt der Biber –«
»Hahnih?«
»Ganz recht, Hahnih, ein angesehener Krieger, verlangte, Metakom solle die Weißen zu versöhnen trachten. In einem Anfall von Jähzorn zerschmetterte der Sachem dem Biber mit dem Tomahawk den Schädel.«
»Hei, das ist vortrefflich. Die Blutrache ist unter den Roten ein heiliges Gesetz.«
»Der Bogen und Köcher ist von der Heiligkeit dieses Gesetzes vollkommen überzeugt, hat aber noch keine Gelegenheit gehabt, ihm zu gehorchen.«
»Ich kenne den Mann ein bißchen.« »Desto besser. Ich habe auf alle Fälle hin ein Losungswort mit ihm verabredet.«
»Welches?«
»Hanih.«
»Hahnih? Gut. Ich will trachten, mit ihm in Verbindung zu treten. Trägt er nicht ein Halsband von Bärenklauen als Schmuck?«
»Ja, das trägt er.«
»Gut, aber da fällt mir noch etwas ein. Sagt, befindet sich die Schwester Metakoms im Lager desselben?«
»Ihr meint wohl das junge schöne Mädchen, welches die Wilden die reine Quelle nennen?«
»Ja, ich meine Hih-lah-dih, und nie hat ein menschliches Wesen seinen Namen mit besserm Rechte geführt als dieses Mädchen.«
»Ich bin geneigt, Euch zu glauben, denn ich sah das Kind mit schwesterlicher Teilnahme um Lovely beschäftigt.«
»Sie ist ein Engel, glaubt mir, Hauptmann. Doch jetzt, lebt wohl, Gott gebe, auf Wiedersehen!«
»Amen, von ganzem Herzen, alter Jäger, und Segen Eurem Vorhaben!«
So schüttelten sie sich die Hände und traten nach entgegengesetzten Richtungen hin ihre Wanderung an.