Johannes Scherr
Die Pilger der Wildnis
Johannes Scherr

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7.

Nadowessier, Tschippewäer,
Heult den Kriegsruf, werft den Speer'
Schüttelt ab die Europäer,
Schüttelt ab das Raupenheer!

Weh, daß ihr sie nicht verscheuchtet,
Da sie Land von euch erfleht!
Weh, daß fromm ihr ihnen reichtet
Das geschmückte Kalumet.

Bietet Trotz, ihr Tätowierten,
Eurer Feindin, der Kultur!
Knüpft die Stirnhaut von skalpierten
Weißen an des Gürtels Schnur!

Freiligrath

»Die Zeit der Heimsuchung ist gekommen!« hatte, wie wir früheren Ortes berichteten, der düstere Eaton ausgerufen, als der Fittich des nahenden Würgengels über den Wäldern von Swanzey rauschte.

Seine Ahnung hatte ihn nicht betrogen: der Kampf mit den Eingeborenen, welcher in den Annalen der Kolonien von Neuengland unter der Benennung »König Philipps Krieg« benannt ist, sollte die heftigste Heimsuchung und Prüfung werden, welcher die Pilgrime seit der Landung der Pilgerväter unterworfen wurden. Alle früheren Reibungen und Fehden zwischen den Weißen und Roten waren im Vergleiche mit diesem Kriege von keinem Belang, und selbst die Gefahr, welche der tapfere Sassakus den jungen Ansiedelungen bereitet hatte, trat weit zurück vor der, welche der umfassendere Geist Metakoms über sie heraufbeschwor. Es handelte sich hierbei um nichts Geringeres, als um die Existenz der Kolonien, andererseits aber auch um das nationale Dasein der indianischen Stämme von Neuengland.

Der Scharfblick des Sachems der Wampanogen, dem bei allen Makeln, welche seinem Ruf anhaften, der Ruhm eines Patrioten der Wälder, eines Helden im indianischen Sinne nicht bestritten werden kann, hatte wohl erkannt, daß sein Volk in die Länge nicht imstande wäre, der Schritt vor Schritt sich ausbreitenden Macht der Weißen sich zu erwehren. Er wußte auch oder fühlte es wenigstens instinktmäßig, daß der ganzen Anlage des indianischen Charakters zufolge der Versuch, der Zivilisation der Blaßgesichter sich zu assimilieren, für die Eingeborenen nicht minder unheilvoll ausschlagen müßte. Die Geschichte der roten Rasse hat dieses Vorgefühl traurig genug bestätigt: der Zivilisation sich unterwerfend ist der Indianer überall nicht minder von ihr verzehrt worden, als ihr sich erwehrend. In diesem Dilemma spornte sein kühner Geist den Sachem, das äußerste zu versuchen, und wir haben ja im Verlaufe unserer Erzählung angedeutet, wie er sich jahrelang bemühte, seine Pläne gegen die Weißen zur Tat zu gestalten. Der Verrat Sasamons hatte den Ausbruch seines Hasses früher herbeigeführt, als es in seiner Absicht lag, welche dahin ging, vor dem Erheben des Tomahawks alles aufzubieten, um sämtliche Stämme seines Volkes gegen die Weißen zu vereinigen. Hierzu war ihm die nötige Zeit nicht gegönnt gewesen, und gerade der Umstand, daß es ihm nicht gelungen, die Überreste der Pequoden und Mohikaner unter ihrem Sachem Unkas in ihrer anhänglichen Treue gegen die Ansiedler wankend zu machen, verursachte eine sehr bedenkliche Lücke in seiner Rechnung. Allein nachdem einmal das Mißtrauen der Kolonisten gegen Metakom die von seiten Sasamons gelieferten Beweisstücke in Händen hatte, blieb dem Sachem nur noch die Wahl, entweder auf die demütigendsten Bedingungen hin den verhaßten Eindringlingen sich zu unterwerfen oder loszuschlagen, gleichviel ob mit oder ohne Aussicht auf Erfolg. »Wenn der Mensch« – sagt Bankroft, der große Geschichtschreiber der Vereinigten Staaten – »durch die drohende Gefahr die Besinnung verliert, so stürzt er sich gleichsam in sein Schicksal.« Das war auch bei den Indianern von Neuengland der Fall. Die Verzweiflung beschleunigte ihren Aufstand. Es war der Sturm, welcher die alten Bewohner des Landes hinwegfegen sollte. Sie erhoben sich zum Kampfe ohne Hoffnung und fochten daher meistens ohne Erbarmen. Als Nation gab es für sie keine Zukunft.

Als der einzige Mann, welchen seine Stellung in der Vergangenheit und Gegenwart befähigte, noch einen letzten Vermittelungsversuch zu machen, nachdem die Kriegsfackel das unglückliche Swanzey bereits in Asche gelegt, erschien den Ansiedlern der greise Roger Williams. Er hatte die Aufforderung, als Friedensstifter aufzutreten, nicht abgewartet und allen seinen Einfluß auf die roten Männer erschöpft, ohne seinen Zweck zu erreichen. Nach jener Szene am Williamsbrunnen zu Providence, der wir anwohnten, hatte er noch einmal das ganze Ansehen, dessen er unter den Naragansettern genoß, aufgeboten, um Kanonchet und dessen Untersachems von dem Bündnis mit Metakom abzuziehen. »Was wollt ihr?« hatte er zu den Häuptlingen gesagt. »Ihr rennt in euer Verderben. Die Kolonie von Massachusetts allein kann im Nu tausend Krieger stellen, und wenn auch diese gefallen sind, so werden die Kolonien von Konnektikut und Plymouth neue Scharen auf die Beine bringen.« – »Gut,« war ihm hierauf von Kanonchet erwidert worden, »wir wissen, daß Hahdoh-Manitu die Wahrheit spricht. Doch laß sie nur ankommen, wir wollen sie erwarten. Dir aber, Vater, der du dein lebelang des roten Mannes Freund gewesen, dir soll kein Haar auf deinem Haupte gekrümmt werden.«

Der bei allen schlimmen Erwartungen und Befürchtungen, welche seit längerer Zeit schon in den Ansiedelungen in bezug auf Metakoms Gesinnungen und Umtriebe gehegt wurden, dennoch überraschend schnelle Beginn der Feindseligkeiten durch den Häuptling hatte zuerst keinen geringen Schrecken unter den Weißen verbreitet. Die Väter der Kolonien verloren aber die Besinnung nicht und gingen mit gewohnter Energie daran, die nötigen Maßregeln zu ergreifen. Es traten Kommissarien der vereinigten Kolonien zusammen und faßten den Beschluß, daß der Krieg als eine gemeinschaftliche Angelegenheit betrieben werden müßte, daß einer für alle und alle für einen stehen sollten. Gemäß diesem Beschlüsse wurden sofort tausend Mann Milizen aufgeboten, und unter im Waldkrieg erfahrenen Führern sammelten sich Freischaren, welche in den über ganz Neuengland sich verbreitenden Guerrillaskämpfen Ausgezeichnetes leisteten.

Die Schreckensszenen, welche wir im Vorschritte dieser Erzählung dem Leser vorführten, mögen ihm die Art und Weise indianischer Kriegführung einigermaßen veranschaulicht haben. »Längs der ganzen Grenze« – so läßt sich der vorhin angezogene Historiker über diesen Gegenstand aus – »längs der ganzen Grenze zwischen den Jagdgründen der Roten und den Ansiedelungen der Weißen verbreiteten sich Verwirrung und Verwüstung. Der Krieg ward von seiten der Indianer hauptsächlich aus Hinterhalten und vermittelst Überfällen geführt. Nie traten sie den Kolonisten im offenen Felde entgegen, sondern flohen dann allemal, und wenn sie an Zahl weit überlegen waren. Allein sie waren schlau und heimlich wie Raubtiere, geübte Schützen, zum Teil mit Feuergewehr versehen, flüchtig auf den Füßen, bekannt mit allen Pfaden des Waldes, abgehärtet gegen Strapazen und von Durst nach Raub und Rache erfüllt. Ihre Festungen waren die Moraste oder die dichtbelaubten Wälder, durch welche das Auge des Verfolgers nicht zu dringen vermochte.«

Mit der Schnelligkeit des Blitzes erschienen sie auf einmal in den zerstreuten Dörfern, welche sie verheerten gleich einem vorüberbrausenden Sturm. Einzelne Streifparteien der Weißen wurden abgelauert und niedergemetzelt und die skalpierten Leichname zum Schrecken der Verfolger an den Bäumen aufgehangen. Der Arbeiter auf dem Felde, die Schnitter in der Ernte, Leute auf dem Wege zur Mühle, der Hirtenknabe bei seinen Schafen wurden von den schleichenden, unsichtbaren Feinden niedergeschossen. Wer schildert die schweren Stunden der Frauen in diesen Bedrängnissen? Die allein im Hause weilende Mutter hatte jeden Augenblick zu befürchten, daß der Tomahawk ihrem Leben und dem ihrer Kinder ein Ende machte. Bei einem plötzlichen Überfalle floh oft der Mann mit einem Kinde, die Frau mit dem andern, und vielleicht rettete sich nur eins von beiden. Sonntags, wenn man in langen Reihen zur Kirche ritt, hielt der Farmer den Zügel in der einen Hand und ein Kind in der andern; sein Weib saß hinter ihm, vielleicht mit einem zweiten Kinde auf dem Schoße; in dem Augenblick aber, da sie es am wenigsten erwarteten, pfiffen die aus dem Hinterhalte auf sie abgefeuerten Kugeln unter sie hinein. Der Wald, der das Herankommen der Indianer deckte, schützte auch ihren Rückzug. Sie umschlichen die Grenzen der Ansiedelungen »wie der Blitz den Rand der Wolken«.

Da es, wie schon gesagt, nicht die Gabe und Gewohnheit der Eingeborenen war, dem Feinde im offenen Felde stand zu halten, so hatte sich Metakom bald nach dem Überfalle von Swanzey veranlaßt gesehen, beim Vordringen der Milizen von Plymouth und Massachusetts die Gegend zwischen dem Taunton und dem Pawtucket zu räumen, aber nur, um sich mit seinen Banden in mehr nördlicher und westlicher Richtung auszubreiten und dorthin Tod und Verderben zu tragen. Er brachte den Stamm der Nipmuken, welcher halb und halb entschlossen war, sich neutral zu halten, dahin, sofort den Tomahawk auszugraben und das Kriegsgeschrei gegen die Weißen zu erheben; dann wütete er, wie schon der brüllende Tom in seiner Unterredung mit Kellond auf Merry-Mount erwähnte, in den Dörfern von Konnektikut mit Mord und Brand. Aber die Bewohner dieser Kolonie, welche sich durch unbeugsamen Hinterwäldlermut vor allen Ansiedlern auszeichneten, gingen den roten Heiden so tüchtig zu Leibe, daß die Scharen König Philipps für einige Zeit völlig zersprengt wurden. Viele seiner Krieger flüchteten sich, während er selbst seinen Haß und Grimm unstet von Wigwam zu Wigwam, von Stamm zu Stamm trug, zu den Naragansettern, welche noch nicht losgeschlagen hatten. Freilich konnte auch über die Absichten der letzteren nicht mehr lange ein Zweifel obwalten, denn als Boten der Kolonisten an Kanonchet die Forderung stellten, daß er die Wampanogen, welchen er ein Asyl gewährt, den Weißen ausliefere, rief er aus: »Ich meine Brüder, die Wampanogen, ausliefern! Nicht eines Wampanogen abgeschnittenen Nagel!«

Das war deutlich genug gesprochen und wurde von den Ansiedlern unter den obwaltenden Umständen mit Recht als eine Kriegserklärung betrachtet. Sie beschlossen daher, dem unvermeidlichen Losbruch der Naragansetter zuvorzukommen, hoben in den verschiedenen Kolonien abermals tausend Milizen aus und bestellten den trefflichen Governor von Plymouth, Josias Winslow, zum Oberbefehlshaber ihrer gesamten Streitmacht.

Die Naragansetter wurden durch rastlose Späher unterrichtet, daß die Blaßgesichter Vorbereitungen zu einem entscheidenden Schlage träfen, und waren daher ihrerseits nicht müßig. Sie verschanzten sich in einem Fort, welches sie von alten Zeiten her als den sichersten Zufluchtsort in Tagen der Gefahr zu betrachten gewohnt waren. Die Befestigungsmittel desselben bestanden nach indianischer Art aus einer Reihe hoher Palisaden und aus einer rings um letztere herlaufenden natürlichen Hecke von sechzehn Fuß Dicke. Der einzige Zugang war durch einen Verhau von Baumstämmen gedeckt, und es lag dieses einen Raum von etwa vier bis fünf Morgen einnehmende Fort oder vielmehr Lager auf einem erhöhten Stücke Landes, welches rings von einem jener Zedernsümpfe umgeben war, in deren Morast der schwere Fuß des Weißen stecken bleibt, während der leichte Tritt des Indianers über den verräterischen Boden weggleitet. Die Naragansetter vertrauten allzusehr den natürlichen Vorteilen des Terrains, auf welches sich ein großer Teil ihres Stammes mit Weibern und Kindern und der besten Habe zurückgezogen hatte, und doch hätten sie Ursache gehabt, ihre gewohnte Wachsamkeit weniger als je zu vernachlässigen. Denn Winslow hatte auf Betrieb des tapfern Freischarenhauptmanns Church, der sich in dem ganzen Kriege höchlich hervortat, den kühnen Entschluß gefaßt, die Naragansetter im Squaw-Sonk, so hieß der Ort, wo das erwähnte Lager errichtet war, anzugreifen, um ihnen eine Lektion zu geben, die vielleicht geeignet wäre, die Kolonisten von dieser Seite her ein für allemal sicher zu stellen. Das Unternehmen war allerdings gefahrvoll, aber nicht unausführbar für Männer, welche wußten, daß sie für ihr Bestes und Heiligstes in den Kampf gingen.

Sie wählten die Nacht zur Ausführung ihres Vorhabens, und indianische Bundesgenossen vom Stamme der Mohikaner gingen vor der Kolonne einher, um den Pfad durch den gefährlichen Zedernsumpf auszuspüren. Trotzdem führte sie nur ein glückliches Ungefähr an diejenige Seite des Forts, an welcher der Eingang sich befand. Während sie aber zum Angriffe sich ordneten, war ihr Herankommen von den Naragansettern bemerkt worden, und sofort geriet das ganze Lager in Alarm. Die Weißen erkannten, daß ein Rückzug gefährlicher sein würde als ein Angriff, und schritten demnach unverzagt zum Sturme vor. Zu allen Zeiten und unter allen Völkern hat es in solchen Lagen Männer gegeben, die ohne Zaudern dem gemeinen Besten ihr Leben zum Opfer darbrachten. Viele derselben glänzen auf den schönsten Seiten des Buches der Geschichte, wenn gleich nicht alle des verdienten Ruhmes genießen. Hier übernahmen diese Rolle zwei schlichte Milizhauptleute aus Massachusetts, Johnson und Davenport. Sie wußten, daß die, welche zum Sturme auf den Verhau vorangehen würden, unfehlbar der Tod begrüßen mußte, aber sie fühlten auch, daß ein großes Beispiel nötig sei. Und sie stellten sich an die Spitze der Kolonne und warfen sich, die ersten, auf den Verhau, Sie wurden sogleich niedergeschossen, ihre nächsten Nachfolger ebenso. Allein die Bahn war gebrochen, und mit Rachegeschrei drangen die Hintermänner voran. Ihrerseits fochten die Indianer wie Wütende, und es gelang ihnen, die in das Lager gedrungenen Weißen mit großem Verlust in den Sumpf zurückzuwerfen. Aber die Kolonisten gaben den Kampf nicht auf, und nach dreistündigem mörderischem Gefechte faßten sie festen Fuß in dem Fort. Ihre roten Verbündeten warfen Feuerbrände in die Wigwams, und binnen kurzem loderten fünf- bis sechshundert der leichten Hütten in hellen Flammen auf. In ihrem Scheine begann ein schreckliches Gemetzel, in welchem die Weißen der Greise, der Weiber und Kinder so wenig schonten, als dies der Indianer im Kampfe zu tun gewohnt war. In dieser gräßlichen Nacht verloren die Naragansetter ihren eigenen Angaben zufolge an tausend Krieger, von denen siebenhundert auf dem Platze blieben und dreihundert kurz nachher an ihren Wunden starben. Aber auch die Weißen hatten den Sieg mit schwerem Verluste erkauft: es fielen ihrer fünfundachtzig Mann, und an hundertundfünfzig wurden durch empfangene Wunden kampfunfähig gemacht. Kanonchet bewährte bei dieser Gelegenheit den Ruf seines Heroismus glänzend. Er focht, solange noch irgend eine Möglichkeit der Gegenwehr da war, und als dieselbe verschwunden, zog er sich mit dem kleinen Rest seiner Getreuen in so drohender Haltung in den Sumpfwald zurück, daß die Sieger weder eine Verfolgung noch auch die Behauptung des zerstörten Forts wagten. Auch sie zogen mit Tagesanbruch ab, und wenn diese Unternehmung darauf berechnet war, den Mut der Naragansetter zu brechen, so sollte sich bald herausstellen, daß sie eine verfehlte genannt werden mußte.

Denn wie Kanonchets Abneigung gegen die Weißen durch den Überfall von Squaw-Sonk zur höchsten Glut des Ingrimms gesteigert wurde, so begann jetzt der edle Sachem alle Hilfemittel seiner Kühnheit erst recht zu entwickeln. Friedensanträge, die ihm, auf seine Unterwerfung abzielend, von seiten der Kolonisten gemacht wurden, wies er mit Verachtung zurück. »Lieber bis auf den letzten Mann sterben,« rief er aus, »als der Blaßgesichter Knechte sein!« Gemäß dieser Gesinnung führte er seinen Stamm aus den heimatlichen Jagdgründen hinweg, wo die zerstörerische Hand der Weißen Wohnsitze und Fruchtvorräte vernichtet hatte, und richtete seinen mit Leichen und Brandstätten bezeichneten Weg nach Norden, um sich mit den Nipmuken zu vereinigen, welche seit dem Überfall von Fort Tabor bedeutende Vorschritte gemacht hatten. Kanonchets kriegerisches Feuer brachte alles, was Metakoms Diplomatik so lange im stillen vorbereitet hatte, nunmehr recht zum Ausbruch. Allenthalben erhoben sich die Eingeborenen, der Krieg trug seine erbarmungslosen Verwüstungen bis ins Herz der Kolonien von Konnektikut, Massachusetts und Plymouth; selbst Rhode-Island wurde nicht völlig verschont, wenngleich die Freundschaft Kanonchets für den Patriarchen dieser Kolonie und für seine nächste Umgebung ein nie verletzter Schutzbrief war, und so hatte es eine Zeitlang den Anschein, als ob König Philipps Idee, die Blaßgesichter vom Boden Neuenglands zu vertilgen, zur Wirklichkeit werden sollte. Die Indianer hatten ihren Gegnern den Vorteil der Massenwirkung abgelernt, und während Metakom mit seinen Wampanogen sein angeerbtes väterliches Land um Montaup her gegen die Angriffe vereinzelter Freischaren mit Glück verteidigte und die Streitkräfte der Kolonisten vom Süden her in Schach hielt, sammelten sich alle waffenfähigen Männer und Jünglinge der übrigen rebellischen Stämme in hellen Haufen um den Sachem der Naragansetter, welcher in den Hügeln und Wäldern zwischen Brookfield und Marlborough in Massachusetts eine Stellung genommen hatte, von welcher aus er nach allen Seiten hin seine blitzschnellen, verheerenden Expeditionen ins Werk setzte. Gelang es den beiden Sachems, ihre Kriegerscharen zu vereinigen, so war das Verderben der Kolonien fast unausweichlich. Beide Teile, die Weißen und die Roten, erkannten dies, und jene suchten das Gefürchtete um so mehr zu hintertreiben, als sie in Erfahrung gebracht, daß Kanonchet mit einer unter seinem Volke seltenen Hochherzigkeit seine unbedingte Bereitwilligkeit kundgegeben hätte, die oberste Führerschaft seinem Verbündeten zu überlassen, was bezeugte, daß die Eingeborenen ob dem großen Zwecke, die Fremdlinge auszurotten, ihre ihnen oft so verderblichen Stammeifersüchteleien zu vergessen verstanden.


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