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Hansei der Knappe

Der knappe Hansei, zehn Jahr, nicht mehr,
Ritt hinter riesigem Reiter her,

Ritt auf kohlschwarzem, zottigem Fohlen,
Raufte mit seinem Herrn verstohlen,

War ihm dabei doch gut, wie wild, –
Trug des Ritters Gewaff und Schild,

Trug bis über die Kräfte schwer.
Ärgerte ihn sein Rapptier sehr,

Brauchte alle seine Gewalt.
Aber das ließ ihn alles kalt,

Wär' ihm alles herrlich und wert,
Hätt' sich sein Herr nur mal umgekehrt!

Aber der! – In drei ganzen Stunden
Hatte der dazu nicht Zeit gefunden,

Brummte nur in den strohgelben Bart
Manches von früherer Ritterfahrt,

Tat mit seinem Grauhengst bekannt,
Daß fast der Hansei vor Neid verbrannt,

Wetterte über die Heumondhitze,
hob sich schwer aus dem Sattelsitze,

Brach einen Baumzweig mit Aprikosen
Aus einem Hof, einem herrenlosen,

Aß mit Behagen ohnegleichen,
Ohne dem Hans eine hinzureichen.

Nur mit der Ritterfaust lässiglich
Warf er drei Früchte stumm hinter sich.

Stand da Hansei's Gesicht in Brand!
Wollte sich bücken, – doch widerstand. –

Zürnte: »hast mich in Lehn und Leben.
Kannst mir die Früchte doch richtig geben!«

Ist dann ein Trotz bei ihm ausgebrochen!
Hat in Gedanken gehaun und gestochen,

Ja, auf den Herrn mit Pfeilen geschossen,
Aber dann – Frieden mit ihm geschlossen.

Dachte: »Mein Herr ist's, ich bin ihm treu!« –
Abends lag Hansei auf harter Streu,

Steht da an seiner Schlummerstatt
plötzlich der Ritter, wie Goliath,

Sagte: »Knappe!« und nochmals laut:
»Knappe, ich habe dich heut durchschaut!

Ich brauche mich nämlich nicht umzudrehn,
Kann ohne Augen im Rücken sehn.

Hab' gesehn, wie tapfer du dich gewehrt,
Als du die Aprikosen begehrt,

Wie du mich mit Pfeilen beschossest,
Aber dann Frieden mit mir schlossest,

Weil ich dein Herr bin und du mein Knapp.
Hansei, wir reiten noch manchen Trapp,

Hansei, ich schlag' dich an diesem Tag
Heimlich vornweg mit dem Ritterschlag,

Hansei, Ritterherz fein und treu!« –
Und er hob ihn von seiner Streu,

Gab ihm laut einen Backenstreich,
Einen schallenden Kuß zugleich.

Stach sein Schnauzbart viel mehr als Stroh, –
Aber hei, war der Hansei froh!

*

 


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