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Die Bogenschützin

Wer ist der beste Zieler? Wer
Ist der beste Bogenschütze im Heer?
Slodna war's! Slodna ist's nicht mehr!

Slodnas strahlender Ruhm ist hin!
Slodnas Weib ward im Wettkampf Siegerin!
Slodnas schwanweißes Weib mit dem Adlersinn!

Slodna selber hat sie belehrt,
In minnigem Spiel ihren Arm bewehrt,
Ihren herrlichen Arm, goldreifbeschwert.

Slodna, seiner Macht sich bewußt,
Lehrte in spielender Gattenlust
Sie den Bogen stemmen an ihre Brust.

Slodna gab ihr das ferne Ziel,
Slodna feuerte sie zum Spiel,
Bis sie eiserner Ernst befiel.

Sein Stolz auf sie hat den ihren geweckt,
Einen Stolz, der sich hoch wie sie selber streckt,
Hoch, so hoch, daß er Slodna erschreckt.

Slodna liebte und haßte schwer.
Wer ist der beste Schütze im Heer?
Slodnas Weib! Slodna ist's nicht mehr!

Slodnas Weib trägt den Schlachthelm wie einen Kranz.
Sie reitet im Heer wie zu Spiel und Tanz,
Auf den Gatten strömend der Blicke Glanz.

Aus der Sonne gestiegen scheint Slodnas Weib,
So ragt und leuchtet ihr junger Leib,
Wenn sie Pfeile versendet zum Zeitvertreib,

Nach Slodnas Beifall zielt jeder Schuß:
Slodna lobt sie nicht mehr mit so heißem Kuß!
»Sag, Teurer mir, was ich noch lernen muß!«

Slodnas Atem geht heiß, wie nach heißem Ritt.
»Wohlan, triff heut über hundert Schritt
Mir das Ringlein vom Haupte, kein Haar triff mit!«

An die blutrote Buche stellt er sich hin.
Leuchtend strafft sich die Zielerin.
»Sieh, ob ich deiner würdig bin!«

Ein von frohem Stolz durchfunkelter Schrei!
Ihm den Ring zu reichen, fliegt sie herbei.
Slodna fordert so sicherer Schüsse drei.

Und spielend zielt sie und kräftereich.
Und trifft zum Zweiten, Dianen gleich.
Beim drittenmal zaudert sie, lilienbleich.

Wie ein Blitz reißt der Pfeil dann den Ring vom Haar.
Doch was stürmt da aus Slodnas Augenpaar
Für eine drohende Feindesschaar?

Slodnas Stimme spricht schneidend wie ein Schwert:
»Wir treiben das Spiel nun umgekehrt!
Ich schieß' dir vom Haupte dein Ringlein wert!«

Da gab sie ihm ruhig die starke Hand.
Als sie hoch an der blutroten Buche stand,
Kam's über Slodna wie wilder Brand.

Slodna konnte sein Weib nicht so herrlich sehn!
Slodna fühlte all seine Liebe vergehn,
Einen zerreißenden Haß entstehn.

Es kam über ihn wie Höllenlust.
Das Weib lag blutend im Steppenblust,
Slodnas tötenden Pfeil in der weißen Brust.

Ihr rieselndes Blut quoll wie Quellenlauf.
Slodna zog sie wie irr auf den Schoß herauf.
Wie schlug sie da traurig die Augen auf!

»Ach Meister, weh um den schlechten Schuß!
Du trafst nicht, wie Slodna treffen muß,
Wie Blitzschlag endend des Lebens Fluß!

Du gabst mir noch zum Erkennen Zeit,
Eh' ich verblute, – weh, welch ein Leid!
Weh, weh mir in alle Ewigkeit!«

*

 


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