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Die Kränzebinderin

Peisistratos, – auf goldnem Siegeswagen,
Der wiederkehrende Tyrann!
Verbannung hat ihn aus Athen verschlagen,
Er wagt es, kommt und trotzt dem Bann.
Und Lieb und Haß schwillt murmelnd durch die Menge.
Sein Blickt schweift wie die Möwe drüber hin.
Da sieht er zitternd im Gedränge
Chloë, die Kränzebinderin.
Chloë, die ihm den Lilienkranz gegeben,
Den keuschen ersten Kranz, den sie sich band,
Chloë, von der er weiß: ihr Leben
Ist Rauch in seiner wilden Hand.

Stumm steht sie da und weiß wie junge Schlehen –
Und mit dem Blick wie Trauersamt,
Dem Blicke derer, die verachtet gehen,
Dem Blick, zu dem er sie verdammt.
Marmorn und weiß wie eine Grabesstele,
Von Gram und Liebe übertaut.

Da schwillt etwas wie eine Götterseele
In seiner Seele. –
»Chloë!« ruft er laut. –

Wie eine Binde reißt's, die er getragen.
Mit edlem Lächeln reicht er ihr die Hand
Und hebt sie hoch auf seinen goldnen Wagen.

Da zittert Morgenglut um ihr Gewand.
»Chloë! Wie blendest du!« – –
Die zitternd kniete,
Als er sie hob, verschwand im weißen Glanz.
Neben dem Menschensohn sitzt Aphrodite
Im Götterschmuck mit Chloë's Veilchenkranz.
Rhythmisches Jauchzen! Und wie Wogenschlagen
Rollt's um die Räder!
Was, was jauchzt der Troß?

»Pallas Athene sitzt auf seinem Wagen!«
»Pallas Athens führt Peisistratos!«

Seht sie! Seht ihres Speeres Silberblöße!
Seht ihres Purpurs leuchtendes Gespinn!
Seht ihren Helm, seht ihre selige Größe!« – –

Nichts von dem Kranz der Kränzebinderin!

Und immer lautere Liebe trinkt dem Hasse
Die Seele aus und jubelt glücksgewiß.
Im rauschenden Geleite führt die Masse
Den Siegeswagen zur Akropolis. –

Im großen heiligen Schutze steht sein Leben.
Des Ölbaums Zweige überschatten ihn.
Vom Wagen will er Aphrodite heben,
Die der berauschten Menge Pallas schien.

Da macht ein jäher Schlag sein Blut erwarmen.
Ein zager Mädchenblick voll süßem Glanz
Trifft ihn. – Chloë hält er in seinen Armen,
Chloë, – die zitternde, – im Veilchenkranz. –

*

 


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