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Die Stärkere

In grauer Vorzeit freite ein Knecht
Ein Weib aus göttlichem Heldengeschlecht,
Freite sie durch so mächtigen Willen,
Wurde so Herr der Zarten und Stillen,
Daß ihre Demut ihn selber verdroß,
Daß seine Liebe ins Unkraut schoß,
Daß sich sein Glück verwirrte, verzerrte,
Daß er immer herrischer herrte,
Immer Tollres verbot, gebot,
Daß er die Frau, die ihre Not
In schweigender Ruhe freundlich trug,
In brausendem Zorne blutig schlug. –

Für ihre ehrlose, schweigende Schwäche!
Er wollte sie züchtigen, bis sie zerbreche!
Wenn sie nicht trotze, wenn sie nichts sage!
Sie solle ihn schlagen, wie er sie schlage!

Doch die Frau schlug nicht. Sie sah ihren Mann
Nur mit blauklaren Augen ruhig an,
Bittend und siegend, durchdringend, lange.

Dann nahm sie eine eiserne Stange,
Die auf den Fliesen lag, bog sie zusammen,
Mit gewaltiger Kraft, wie in Hochofenflammen.

Still, freundlich stand sie dann wieder. Der Knecht
Erfaßte ihr mächtiges Herz. Ein Geschlecht
Großer und Edler entsproßte dem Paare.
Es trägt nun schon im tausendsten Jahre
– Durch Taten erhöht zu fürstlichem Range –
Im Wappen die gebogene Stange.

*

 


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