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Ein Mährchen.
Wie kühl ist das Wasser, wie sonnig der Grund, Wie schwimmt sich's durch Fluten, so frisch und gesund. Wie wohnt sich's so hell im krystallenen Haus, Mein Kleid ist von Gold, das von Kindheit ich trug, Ich schiffe voll Lust auf der silbernen Bahn, Bin selber das Ruder, bin selber Pilot, Doch ruht auf den Fluten die Sonne zumal, So leb' ich, so web' ich, am Tage gesund, |
Die Weide steht am Teich, In ihrem Zweigenreich Ein Zeisig wohnt im Dunkeln; Er schaut in Liebesglut, Tief unten in der Flut Goldfischlein lieblich funkeln. Der Zeisig sang und rief: »O komm' an's Land heraus, »Hier ist Gesang und Schall, |
Du Buhle in Lüften hör' ans, o hör' auf, Ich kann ja doch nimmer zu dir dort hinauf! Dein Sang, er beschleichet so süß mir das Ohr Doch sängst du auch liebend in Ewigkeit fort, Und sängst du voll Sehnsucht auch bis an dein End', |
»Laß fremd auch Elemente sein, Der Himmel schließt sie alle ein; Die Lieb' wird unser Himmel sein. Was braucht die Liebe Red' und Wort? So hör' doch was die Welle spricht, So komme mit, verlaß' die Flut, |
Baut Liebe sich ein Paradies, Stellt sich auch gleich die Schlange ein; Beim ersten Paare soll schon dieß Der schlimme Fall gewesen sein. Auch hier belauscht im Grase tief »Goldfischlein, was der Zeisig spricht, »Weißt du, warum er um dich frei't? »Hat er einmal mit seinem Sang, »Der Zeisig ist ein loser Wicht, |
Der Zeisig spricht vom Baume herab: »Goldfischlein, leg' den Reichthum nur ab; Das Kleid leg' ab mit Flitter gestickt, Laß' in der Flut dein eitles Gewand, Dein Herzchen bring' zum Brautschatz mir nur, Ich will dir schaffen selbst schon ein Kleid, Ich will dich hüllen, reichlich geschmückt, Dann will ich bleiben ewig bei dir, Die Flügel bindest du mir allein, Hab' ich gesungen bis jetzt gar viel, Jetzt aber weiß es fröhlich mein Lied, |
Am Ufer steht ein Rosenstrauch, Auf dem schon manche Ros' verglühte, Nur eine Knospe in dem Hauch Des Frühroths eben erst erblühte. Es spielt mit ihr der milde West, So zwischen Baum und Teichesflut Die Knospe fühlet sich gerührt, Ein Blatt nimmt sie aus eig'ner Brust, Umsonst der West gebeten hat, Spricht sie, und spricht zum Fischlein dann: Dem Herzen nicht, das glatt und heil Der Himmel liebt ein wundes Herz, |
Goldfischlein spricht: »Mir ist beschieden Ein kaltes Reich, ein kaltes Blut, Nicht jedes Liebesglück hienieden Wird nur geweih't in heißer Glut; Und ruhig, wie die Flut im Abendschimmer, Wohnt Liebe ruhig in der Brust mir immer. Nicht mein kann der Geliebte werden, Mir g'nügt's, wenn spät im Abendscheine |
Der Winter kam in seinem Grolle, In Nebel wie in weicher Wolle Hüllt er den Teich wie Demant ein; Es lichtet sich im kahlen Baume, Und in dem blätterlosen Raume Weilt nur der Zeisig noch allein. Wie Kälte ihn auch mag erfassen, »O laß uns ziehen, ohn' Ermüden, Ich nehm' dich mit auf meinen Flügeln, Nicht hört das Fischlein auf sein Flehen, Da setzt das Eis sich fest am Strande, Der Zeisig fliegt vom Baum hernieder, Und fromm singt er die letzte Weise, |
Eine Lust ist nicht beglückter Lieb' nur eigen, Reich an Treue, selbst verstoßen, sich zu zeigen, Nie zu einer Andern freundlich sich zu neigen, Ewig an ihr hängen, selbst an Todes Schranken, 263 Sterbend ihr für unser Lebensglück noch danken, Treu ihr sein, wie Herz dem eigenen Gedanken, Jenseits noch ihr Angedenken fromm zu segnen, Noch am Todesthor, dem grauenvoll entleg'nen, Einsam betend ihrem Bilde nur begegnen. |
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