Robert Eduard Prutz
Gedichte - Neue Sammlung
Robert Eduard Prutz

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Warum?

        Wär' es ein Roß, das mit verhängten Zügeln
Erdwärts den Reuter schleudert aus den Bügeln:
Die Mähne fliegt, die heißen Nüstern dampfen,
Die Adern beißt es mit dem eignen Zahn,
Rings dröhnt das Thal von seiner Hufe Stampfen
Und, gleich dem Sturmwind, fliegt es seine Bahn:
Wär' es ein Roß, Ihr würdet es nicht wagen,
Zum Stall zurück das freie Thier zu jagen.

Wär' es ein Sturm, was jetzt die Erde rüttelt,
Mit ehrner Faust der Bäume Kronen schüttelt:
Da kracht der Wald, da stürzen Eure Mauern,
Da schäumt der Gießbach durch die wüste Flur,
Und athemlos, als wie in Fieberschauern,
Gebeugten Knies, lauscht zitternd die Natur:
Wär' es ein Sturm, mit ängstlicher Geberde,
Das Haupt bekreuzend, lägt Ihr an der Erde.

Ja wär's ein Feur, was durch die Welt jetzt lodert
Und unerbittlich seine Opfer fodert:
Hoch wallt der Dampf und lust'ge Funken sprühen,
Beschwingte Drachen, durch die Nacht daher,
Die Erde seht Ihr, seht den Himmel glühen,
Wohin Ihr schaut, ein einzig Flammenmeer:
Ja wär's ein Feuer, mit gesenkten Händen,
Ihr grimmig Werk ließt ihr die Gluth vollenden. –

Und doch das Roß ist nur ein Thier, nichts weiter,
Und leicht bezwingt es der gewandte Reiter;
Lahm wird der Sturmwind, mit gebrochnen Schwingen,
Ein müder Vogel, sinkt er in den Sand;
Und wenn des Wassers linde Quellen springen,
Erlischt zuletzt der fürchterlichste Brand.
Die Ihr Euch feig vor Roß, Sturm, Feur bewiesen,
Den freien Geist, warum bekämpft Ihr diesen?

 


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