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Gelehrte Deutschlands! Ihr der Weisheit Stützen,
Hochweise, Hochgelahrte – Aber wie?
Das ist ja Deutsch, das kann bei Euch nicht nützen:
Σοφώτατοι, Aestumatissimi –
So, hört ihr nun? der Vers sei mein Diplom,
Mein Heimatschein aus Griechenland und Rom,
Und daß auch ich auf jener Bank gesessen,
Wo man Viel lernt, um Vieles zu vergessen.
Doch hört mich jetzt! Ein Wort will ich Euch sagen,
Nicht Griechisch ist es, nicht einmal Latein,
Und doch, wie eine Bombe, soll es schlagen
In Euer friedlich Schneckenhaus hinein!
Kein neuer Pilz, kein Infusorium,
Kein neues Wort auf ion oder um:
Und doch ein Wort, bei dem die Herzen pochen –
Eur Vaterland! Nun ist es ausgesprochen.
Eur Vaterland! – Habt Ihr in jenen Stunden,
Wo Ihr Euch stumm in Euer Buch gewühlt,
Habt Ihr dies Wort, dies einz'ge, nie empfunden?
Nie seines Klanges Zaubermacht gefühlt?
Wie? Kamt Ihr in der Phraseologie
Auf diese ausgesuchte Wendung nie?
Und wenn Ihr schwelget in vergelbten Blättern,
Kroch dieses Wort nie zwischen Eure Lettern?
Eur Vaterland! – Ihr steht mit offnem Munde,
Seht Ihr in Gips wo eine Niobe:
Doch seid Ihr blind für Eures Landes Wunde,
Doch seid Ihr blind für Eures Landes Weh!
Wie rührt Euch nicht der kranke Philoktet,
Wenn er vergebens zum Odysseus fleht:
Doch wollt Ihr nichts vom kranken Deutschland wissen,
Dem man, wie ihm, die Pfeile auch entrissen!
Auf Eure Bibel seid Ihr wie versessen,
Des Denkers Zweifel heißen Euch nur Spott:
Und laßt die Welt so laufen unterdessen,
Daß man nun bald verzweifeln muß an Gott!
Das Recht zu Rom und was der Kanon lehrt,
Das ist so recht der Herren Steckenpferd:
Doch von dem Recht, dem ewigen, der Stunde,
Da geben die Novellen keine Kunde!
Ihr wägt die Luft, die Flamme könnt Ihr theilen,
Und hat man Zahnweh, gleich seid Ihr zur Hand:
Doch Schmach auf Euch! Ihr könnt, Ihr wollt nicht heilen
Das schmerzdurchbohrte, kranke Vaterland!
Ihr führt das Messer, daß es eine Lust,
Ihr operirt das Herz uns aus der Brust:
Was fragt denn Ihr, ob unser Deutschland leide
Und ob man das mit Messern auch zerschneide?
Und Ihr nun gar, Ihr wackern Philosophen,
Von Leiden Ihr und Leidenschaften frei:
Ihr macht die Weltgeschichte hinterm Ofen
Und bratet Euch Kastanien dabei!
Ihr thut den Mund auf – und die Jugend lauscht,
Ihr thut den Mund auf – und das Wasser rauscht:
Die ew'ge Wahrheit brachtet Ihr zur Erde,
Nun sehe sie zu, wie sie wirklich werde! –
Wacht auf, wacht auf! Ich donnr' Euch in die Ohren,
Ich werfe Feur in Euer stilles Zelt!
Was? Ging an Euch das Beispiel ganz verloren,
Das Euch die Sieben leuchtend aufgestellt?
Nicht zwar die Alten mein' ich, die Ihr kennt,
Und die man nur die sieben Weisen nennt:
Nein, Jene mein' ich, welche treu geblieben,
Die Weiseren, die Göttinger, die Sieben!
Erwägt es wohl: Euch ward das Heil der Jugend,
Die jungen Herzen wurden Euch vertraut!
Ihr seid, ihr selbst, das Vorbild ihrer Tugend,
Ihr seid der Stern, zu dem ihr Auge schaut;
Ihr zieht sie auf zu Kunst und Wissenschaft,
In Eurer Schule übt sich ihre Kraft,
Von Euch zurück wird Deutschland sie begehren –
Schaut seinen Zorn! o schauet seine Zähren!
Laßt sie nicht bloß nach tauben Erzen schürfen,
Nach todten Schlacken der Vergangenheit:
Nein! laßt sie auch den Quell des Lebens schlürfen,
Zieht sie zu Bürgern der lebend'gen Zeit!
Und was man Euch nur Gutes nennen kann,
Geht selbst, Ihr selbst! in Allem frisch voran,
Ja sei's mit Worten, sei es mit dem Schwerte:
Seid Männer erst! und dann erst seid Gelehrte. |