Robert Eduard Prutz
Gedichte - Neue Sammlung
Robert Eduard Prutz

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Alter und Jugend.

        Ihr könnt nicht uns verstehen
Und wir nicht Euren Rath:
Wohlan, so laßt uns gehen
Ein Jeder seinen Pfad.
Ihr legt die Stirn in Falten,
Ihr nennt Euch selbst die Alten,
Die Nüchternen, die Kalten:
Und wir sind jung und wir sind frisch
Und wir sind rasch und wir sind risch,
Das kann nicht Friede halten.

Wir wollen Euch nicht zürnen,
Ade, Ihr alten Herrn!
Vor Euren kahlen Stirnen
Beugt unser Knie sich gern.
Doch sagt, vor unsern Locken,
Vor unsers Flaumes Flocken,
Warum steht ihr erschrocken?
Auch Euer Haupt war einmal braun,
Auch Euer Auge konnte thaun,
Nun aber ist es trocken.

Ihr habt ihn längst verloren,
Den Blick für unsre Welt,
Euch dünkt ein Spott der Thoren,
Was uns die Seele schwellt.
Ihr mögt nur immer sagen,
Kopfschütteln nur und fragen,
Bedauern und beklagen:
Uns packt es an und reißt es fort,
Nun sind wir hier, nun sind wir dort,
Wir wollen einmal wagen.

Lebt wohl! – zum letztenmale
Kreuzt unsre Bahn sich hier:
Ihr geht gemach im Thale,
Auf Klippen wandern wir.
Ruht aus in Abendgluthen,
Beim Murmeln kühler Fluthen,
Wie Eure Väter ruhten:
Denkt nie, daß Ihr einst selber so
Wart jugendfrisch und jugendfroh –!
Das Herz müßt Euch ja bluten.

Du aber, Reich der Jugend,
Steig' auf, du ewig jung,
Du Götterreich der Tugend
Und der Begeisterung!
Und sollten wir verderben,
Wir wollen für dich werben,
Die Zukunft soll dich erben!
Das Alter mag im Lehnstuhl ruhn:
Doch will Gott uns was Gutes thun,
So laß er jung uns sterben!

 


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