Ovid
Elegien der Liebe
Ovid

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9.
Das Fest der Ceres.

                    Wieder bracht' uns das Jahr der Ceres lenzliche Feier,
    Wieder auf einsamer Statt ruhet mein Mädchen allein.
Goldene Ceres, mit Aehren umkränzt die lieblichen Haare,
    Warum störet dein Fest unsere Freuden? Warum?
Alle Völker preisen dich laut, Wohlthäterin, Göttin
    Weniger neidlos sah Keine noch menschliches Glück:
Vor dir röstete noch kein Getreide der struppige Bauer,
    Und kein Mensch aus der Welt wußte von Tennen ein Wort.
Jupiters erstes Orakel, die Eiche, gab nur der Eicheln
    Kärgliche Speise, die Flur gab ihre Kräuter dazu.
Ceres lehrte zuerst, wie die Saat aufschießt in den Aeckern,
    Und mit der Sichel geschickt schnitt sie den reifenden Halm.
Sie erst beugte ins Joch den Hals der Stiere und sie erst
    Riß mit dem blitzenden Pflug auf das uralte Gefild.
Wer kann glauben, daß sie an den Thränen Verliebter sich weidet,
    Daß man durch Leiden, durch trüb' einsame Nächte sie ehrt?
Ist sie doch, wenn auch den Landmann sie liebt und den Acker, entfernt nicht
    Bäurisch geartet, ihr Herz zarterer Regung vertraut.
Kreter, euch ruf' ich zu Zeugen! Ihr lügt ja nicht immer und ewig!
    Kreta, du Land voll Stolz, daß es den Zeus einst genährt,
Ihn, jetzt König der Götter im sternenumleuchteten Weltall,
    Der als ein rosiges Kind Milch von der Ziege hier trank.
Glauben verdient drum als Zeuge der Kreter, ihn ehrt ja das Pflegkind,
    Und auch Ceres gesteht, glaub' ich, was Jeder schon weiß.
Einst war auf Idas Höhn Jasion jagen gegangen,
    Bogengewaltig, und so hat ihn die Göttin gesehn.
Sehen und Lieben war eins, ihr erglühte das innerste Mark gleich,
    Heftig um ihren Besitz stritten sich Liebe und Scham.
Aber die Liebe besiegte die Scham: nun dorrten die Aecker
    Und nur den kleinsten Ertrag gaben die Saaten zurück.
Hatte mit wackerem Hieb der Karst auch die Schollen zerschlagen,
    Hatte der hackige Pflug tüchtig gebrochen den Grund,
War auch die Saat in das Feld dann gestreut gleich mäßig im Bogen –
    Wurde die Hoffnung des Manns doch noch am Ende getäuscht.
Feiernd verweilte die Göttin der Flur in den Tiefen der Wälder,
    Aehrengolden der Kranz war ihr gesunken vom Haupt.
Kreta lachte allein ob des reichen, gesegneten Fruchtjahrs
    Und wo die Göttin nur ging, hatte der Schnitter zu thun.
Selbst in den Wäldern des Ida erglänzt' es von lichtem Getreide
    Und in dem Dickicht zertrat stampfend der Eber das Korn.
MinosMinos, der König von Kreta. wünschte ja wohl, der Fürst, daß es immer so daure –
    Hätt' er der Ceres nur auch dauernde Liebe gewünscht!
Göttin, wie hättest du damals auf einsamem Lager getrauert!
    Und soll einsam nun ich heute zum Feste dir ruhn?
Heut? Da die TochterProserpina, als Gemahlin Plutos die Königin der Unterwelt. du wieder dir fandst und dazu noch als Fürstin
    Eines gewaltigen Reichs, welcher nur Juno nicht weicht?
Nein, solch' festlicher Tag heischt Liebe und Wein und Gesang nur,
    Das nur sind Gaben, womit würdig die Götter man ehrt.

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