Ovid
Elegien der Liebe
Ovid

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14.
An Macer.

        Während du, MacerMacer, ein Freund des Ovid, aus Verona gebürtig, hatte den Beginn und Schluß des trojanischen Krieges besungen, indem er seine Dichtung vom Bündniß der griechischen Fürsten bis zum Zorn des Achilles, womit die Ilias beginnt, und dann wieder vom Schluß der Ilias bis zur wirklichen Eroberung von Troja führte., im Lied den verbündeten Helden die Waffen
    Anlegst und den Gesang führst bis zum Zorn des Achill,
Ruh' ich, lässig gestreckt, im Schatten der Venus, und Amor
    Bricht, der Zärtliche, mir, streb' ich nach Großem, den Muth.
Oft schon sagt' ich zur Liebsten: »Nun geh' und verlasse mich endlich!«
    Aber schon saß sie aufs neu schmeichelnd mir wieder im Schoß.
Oft auch sagt' ich: »Ich muß mich ja schämen,« da hielt sie die Thränen
    Kaum: »Weh,« rief sie, »so schämst du meiner Liebe dich schon?«
Und dann umschlang sie den Hals mit den Armen mir hold und mit tausend
    Küssen – zu meinem Verderb! – hat sie den Mund mir bedeckt.
Ihr war der Sieg! Und so ließ ich die Schlachten. Nur eigene Kriege
    Dacht' ich zu singen und was sonst sich im Hause begibt.
Doch nun griff ich zum ScepterScepter, Mantel, Cothurn waren die Attribute der Tragödie., Tragödien schmiedend, bis eine
    Schön mir erwuchs und die Kraft, mein' ich, erträglich gezeigtOvid hat eine Tragödie »Medea« gedichtet, die von seinen Zeitgenossen auf das Lebhafteste gerühmt wurde..
Amor freilich verlachte das Schleppkleid sammt den Cothurnen
    Und wie mit weltlicher Hand plötzlich das Scepter ich schwang.
Endlich entzog mich auch dem der erzürnten Gebieterin Machtwort
    Und von dem hohen Cothurn stieß mich für immer der Gott.
Was mir nun bleibt, das lehr' ich: »Die Kunst der zärtlichen Liebe« –
    (Ach, mit der eigenen Kunst werd' ich oft bitter gequält!)
Oder ich schreibeDie folgenden Verse geben den Inhalt einiger von Ovid geschriebenen »Heroiden«, d. h. Briefe berühmter Frauen an ihre Gatten oder Geliebten, an – eine Dichtungsart, die von Ovid zum ersten Male in Anwendung gebracht wurde., was einst Penelope ihrem Ulysses
    Schrieb und was thränenerstickt Phyllis, verlassen, einst schrieb.
Was all' die Frauen und Mädchen dem Makareus schrieben, dem Paris,
    Jason, dem falschen, und dir, Theseus, und dir, Hippolyt.
Was, nach dem Schwerte schon greifend, die jammernde Dido Aeneas,
    Was, schon zum Sprunge bereit, Sappho dem Phaon einst schrieb.
Und wie kehrt dann so schnell mein SabinusSabinus, gleichfalls ein dichterischer Freund des Ovid, der u. A. auch Antworten auf die erwähnten Heroiden geschrieben hat. Ovid stellt es nun so dar, als hätte sein Freund Sabinus als Briefträger die Antworten aus allen Ländern der Erde zusammengeholt. heim von der Rundfahrt!
    Briefe vom Ende der Welt bringt er erwidernd zurück.
Hier erkennt schon die keusche Penelope ihres Odysseus
    Siegel, und Phädra empfängt dort, was ihr Hippolyt schrieb.
Auch Aeneas der Held antwortet der trauernden Dido,
    Hier ist für Phyllis ein Brief, wenn er sie lebend noch trifft.
Auch an Hypsipyle kam von Jason traurige Botschaft,
    Sappho, geliebt, weiht nun gern ihre Leyer Apoll.
Auch du, Macer, vergissest, soweit es dem Sänger des Krieges
    Freisteht, mitten im Krieg Amor, den goldenen, nicht.
Paris ist hier und das buhlende Weib – ein berühmtes Verbrechen! –
    LaodamiaLaodamia, berühmt wegen ihrer Liebe zu ihrem vor Troja gefallenen Gemahl Protesilaus, dem sie freiwillig in den Tod folgte., die treu folgte dem todten Gemahl.
Kenn' ich dich recht, so besingst du den Krieg nicht lieber, als diese,
    Und auf dem Lager des Mars kommst du wohl gern auch zu mir.

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