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Krieger ist Jeder, der liebt, und es hat auch Cupido sein Lager.
Atticus, glaube mir nur: Krieger ist Jeder, der liebt.
Jahre, zum Kriege geschickt, gefallen auch Venus; doch Spott nur
Ernten, vom Alter beschwert, Krieger und liebelndes Volk.
Wie es der Feldherr heischt an dem strammen Burschen, solch Alter
Wünscht sich die rüstige Dirn' auch an dem Liebsten zu sehn.
Beide durchwachen die Nacht, auf der Erd' auch ruhen sie beide,
Dieser bewacht seinem Herrn, jener der Herrin die Thür.
Länder um Länder durchzieht der Soldat. Fort schicke das Mädchen –
Munter marschirt, endlos gleich der Verliebte ihr nach,
Setzt über Berge gethürmt, durchrudert die regengeschwoll'nen
Flüsse und bohrt sich zuletzt auch noch durch Mauern von Schnee.
Muß er zur See, so wird niemals er die Stürme des Ostwinds
Feig vorschützen und nie fragt er die Sterne um Rath.
Wer auch, wenn nicht Soldat und wenn nicht Verliebter, erträgt denn
Ruhig die Fröste der Nacht, Regen und Hagel und Schnee?
Gegen den Feind vor schickt man den Einen als Späher; dem Andern
Ist der Rivale ein Feind, den er im Auge behält.
Feste Plätze belagert der Eine, der Andere spröder
Mädchen Gelaß und im Sturm fällt dann die Thür wie das Thor.
Oftmals war es geboten, im Schlummer den Feind zu beschleichen
Und ihn, von Waffen entblößt, niederzuhaun mit dem Schwert.
Also sanken dahin die Haufen des thracischen Rhesus,
Und seine Rosse, sein Stolz, führte der Sieger davon.
Also auch nützt der Verliebte den Schlummer des Mannes und drängt sich,
Liegt schlaftrunken der Feind, waffengerüstet heran.
Hier durch die Wächter zu schleichen, sich dort durch die Wachen zu drücken,
Ist der Krieger und bleibt armer Verliebten Geschäft.
Schwankend ist Mars und Venus nicht treu. Aufstehen Besiegte
Wieder, und wer niemals glaubte zu fallen, der fällt.
Also schweige fortan, wer die Liebe ein müßiges Treiben
Jemals schalt: es erheischt Liebe Erfahrung und Geist.
Als man Brisëis ihm nahm, stand klagend der große Achilles –
Auf denn, ihr Troer, jetzt gilt's! Brecht die argivische Macht!
Aus der Andromache Arm wand Hektor hinaus in die Schlacht sich
Und Andromache selbst setzt' ihm den Helm auf das Haupt.
Als Agamemnon, der Fürst, Kassandra erblickte, die Haare
Wie in Verzückung gelöst, stand er von Staunen erfaßt.
Mars auch mußte, ertappt, den geschmiedeten Banden sich fügen –
Niemals im ganzen Olymp hat man so weidlich gelacht.
Ich selbst aber war träg, wie geboren zu lässiger Muße,
Schlaf und Behagen und Ruh' hatten den Sinn mir erschlafft.
Siehe, da jagte den Faulen empor ein liebliches Mädchen,
Welches in seinem Gefolg Dienste zu nehmen mich hieß.
Seitdem siehst du mich flink und ergötzt von den nächtlichen Kriegen –
Körper und Herz ja erhält jung sich der Liebende nur. |