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Bissiger Neid, was schiltst mein Leben du träg und was nennst du
Meine Gesänge das Werk nur eines müßigen Geists?
Weil ich, so lang' es die Kraft mir des Armes erlaubte, nach Väter
Art nicht in krieg'rischem Dienst staubige Ehren erstrebt?
Weil ich wortreiche Gesetze zu lernen verschmähte? Als Redner
Nimmer um Volksgunst warb? Fern von dem Markte mich hielt?
Was du erstrebst, ist Rauch, mein Ziel ein unsterblicher Name,
Der mich, vom Ruhme umkränzt, künde der spätesten Zeit.
Ewig lebt ja Homer, wie Tenedos steht und der Ida
Und sich der Simois wälzt brausend zum ewigen Meer.
Leben auch wird Hesiod, so lange die Traube vom Most schwillt
Und von der Sichel gemäht sinken die Saaten dahin.
Immer und überall wird man Kallimachus preisen, den Sänger,
Der, nicht erfinderisch zwar, glänzend die Kunst doch beherrscht.
Niemals wird der Cothurn des erhabenen Sophokles sinken
Und mit Sonne und Mond dauern, Aratus, dein Ruhm.
Du auch, Menander, wirst leben, so lang' es betrügliche Sklaven,
Kupplergesindel und schlau schmeichelnde Dirnen noch gibt.
Fallen wird nicht mit den Zeiten eine Name, wie einst ihn der schlichte
Ennius trug, wie ihn trug Accius, muthig beredt.
Welches Jahrhundert wohl sollte nicht Varro einst kennen, das Schiff nicht,
Drin sich Jason das Vließ holte vom colchischen Strand?
Dann erst, erhab'ner Lukrez, verwehen auch deine Gesänge,
Wenn einst ein einziger Tag feurig die Erde verschlingt.
Tityrus lesen wird Jeder, die Saat und das Lied von Aeneas,
Roma, so lang du der Welt herrlich als Fürstin gebeutst.
Lernen wird man, Tibull, deine zierlichen Weisen, so lange
Fackel und Bogen die Wehr Amors, des Göttlichen, sind.
Stets von den Völkern im Osten wird Gallus und Gallus im Westen
Und mit Gallus zugleich seine Lykoris genannt.
Mögen denn Felsen zerbröckeln und selbst aus der erzenen Pflugschar
Brechen der Zahn – doch lebt ewig des Dichters Gesang.
Vor ihm sind die Könige nichts und die Königstriumphe,
Nichts dein seliger Strand, Tajo, goldführender Strom.
Laßt das Gemeine dem Volk! Mir reiche der goldne Apollo
Schäumend den Becher, gefüllt aus der kastalischen Flut.
Flechten will ich ins Haar mir die kältescheuende Myrte,
Und wer in Liebe sich quält, lese mich immer aufs Neu.
Nur an den Lebenden nährt sich der Neid; er ruht nach dem Tode,
Wenn der gebührende Ruhm Jeglichen schmückt nach Verdienst.
So auch werd' ich dereinst, wenn die Flamme den Leib mir verzehrt hat,
Leben, mein besserer Theil dauern für ewige Zeit. |