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Am Ende von soundso viel Jahren hatte ich mir ein Stückchen Land erschrieben. War die Frage, was machen wir damit?
Ich ging zu einem Sachverständigen und fragte ihn:
»Was kann man alles mit einem Stückchen Land machen?«
Er dachte ein wenig nach und sagte:
»Oh, sehr vieles.«
»Was zum Beispiel?«
»Zum Beispiel verpachten, beackern, bebauen.«
»Meine Frau sagt was von Hühnern, bitte?«
»Hühner? Ja, Hühner kann man auch drauf haben.«
»Wieviele?«
»Soviel Sie wollen.«
Ich unterbreitete dieses Gutachten meiner Frau. Sie war sehr befriedigt. Dann schlugen wir in Büchern nach. Da stand es:
»Ein gutes Huhn legt an zweihundert Eier im Jahr –«
»Großartig,« sagte meine Frau, »rechne mal aus, bitte, zweihundert mal dreihundert, wieviel macht das?«
»Zweihundert mal dreihundert macht sechzigtausend,« sagte ich erstaunt.
»Sechzigtausend! Wundervoll, stell dir dies mal vor: sech–zig–tau–send!«
214 »Sechzigtausend was?«
»Eier, Eier, sechzigtausend Eier, was denn sonst!«
»Um Gottes willen, du willst doch keine dreihundert Hühner –«
»Natürlich will ich. Du hast doch eben selbst gesagt, man könne soviel Hühner halten, wie man will. Gut, ich will dreihundert.«
»Aber –«
»Und weißt du, was die Eier gegenwärtig kosten? Zwölf Pfennige das Stück, mein Lieber – was macht das also, bitte, sechzigtausend mal zwölf Pfennige?«
»Macht siebenhundertzwanzigtausend Pfennig oder siebentausendzweihundert Mark, – aber –«
»Siebentausendzweihundert Mark, nun sag' mal selber, ist das nicht ein schöner Reingewinn – du?«
»Reingewinn? Und was die Hühner fressen? Meinst du vielleicht, die Hühner leben von der –«
»Bitte, das weiß ich noch von der Zeit, da ich bei Onkel Theodor in den Ferien war: Die Hühner suchen sich ihre Nahrung selber durch Scharren auf dem Boden und durch –«
»Und die Beaufsichtigung der Hühner?«
»Das mach' ich selbst, verstehst du.«
Wenn meine Frau »verstehst du« sagt, dann ist die Geschichte im allgemeinen erledigt. Im besonderen aber erlaubte ich mir dennoch einzuwenden:
»Und die Anschaffungskosten, liebe Fine?«
»Die Anschaffungskosten? Die – sind deine Sache. Meine Sache sind die Hühner, verstehst du.«
215 Ich mache absichtlich kein Fragezeichen hinter das »verstehst du«, denn wenn meine Frau »verstehst du« sagt, so ist das keine Frage, sondern ein Beschluß.
»Wenn aber deine Hühner einen Pips bekommen?« Hier ist das Fragezeichen richtig.
»Pips – Pips, was soll denn das nun wieder sein!«
»Hier steht es, bitte: ›Eine der häufigsten Krankheiten, welche die Hühner befällt, ist der sogenannte Pips –‹ –«
»Sogenannt – sogenannt. Du siehst also, es ist gar keine richtige Krankheit, sondern nur eine sogenannte.«
»– ist der sogenannte Pips, der in einem Bläschen auf der Zungenhaut besteht, wobei die Hühner nicht mehr fressen können und oft massenhaft dahinster–«
»Laß gut sein – meine Hühner kriegen keinen Pips.«
»Aber wie willst du es verhindern, daß –«
»Kriegen keinen Pips, verstehst du.«
»Wenn sie aber nun doch einen Pips –«
»Laß mich mit deinem Pips in Ruh, ich weiß nicht, was du immer hast mit deinem Pips.«
»Ich habe keinen Pips, deine Hühner haben einen –«
»Meine Hühner hätten einen Pips? Bitte, zeig' mir doch mal meine Hühner mit dem Pips, ja!«
»Aber Fine –«
»Keine Ausflüchte, bitte – zeig' – mir – mei–ne – Hüh–ner mit dem Pips!!«
»Nun, sei doch so gut, Fine –«
216 »Also nimmst du den Pips zurück?«
»Aber ich kann doch nicht etwas zurücknehmen, was –«
»Ob du den Pips zurücknimmst, habe ich dich gefragt!«
»Also gut, ich nehm' den Pips zurück und –«
»Den Pips von meinen dreihundert Hühnern!«
»Jawohl – jawohl, ich nehme sämtliche dreihundert Pipse von deinen –«
»Fritz, du machst dich lustig über mich?!«
»Über dich? Fällt mir gar nicht ein – nur über den Pips von deinen dreihundert –«
»Das ist dasselbe, red' dich nicht hinaus!«
»Erlaube mal, der Pips und du, das ist doch nicht das glei–«
»Schon gut, schon gut – ich will dir etwas sagen – wenn man auf ein solch geringes Verständnis stößt, vergeht einem alle Lust, für siebentausendzweihundert Mark Reingewinn im Jahre für die Familie herbeizuschaffen –«
»Aber Fine –«
»Gib dir keine Mühe, ich bin fest entschlossen, überhaupt keine Hühner für das Grundstück anzuschaffen – das hat man nun davon, wenn man sich plagt – mit dreihundert Hühnern plagt – jahraus, jahrein mit dreihundert Hühnern plagt –«
»Aber Fine –«
»– und wer ist schuld daran – ich frage dich, wer schuld daran ist – niemand anders als du mit deiner – deiner ewigen – deiner ewigen –«
»– Pipserei,« ergänzte ich melancholisch. 217