Oskar Meding
Europäische Minen und Gegenminen
Oskar Meding

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Einundzwanzigstes Kapitel.

Weit hinaus im alten Paris – in jenen Gegenden, welche der Fuß des Touristen selten betritt, und welche vielen, die jahrelang die glänzende Metropole bewohnt haben, unbekannt bleiben, in jenen Gegenden, in welchen man das leichte Rollen der eleganten Equipagen nicht hört, in welchen man jenen bunten, reichen Toiletten der Boulevards niemals begegnet, liegt die alte enge Straße, an deren Ecken man auf dem blauen Schilde mit weißen Buchstaben liest: »Rue Mouffetard«.

Wenn man diese Straße durchschreitet, so würde man sich hundert Meilen von jener schimmernden, blitzenden, heitern und fröhlichen Welt glauben, welche zwischen der Place de la Concorde und dem Boulevard Saint Martin hin und her wogt, plaudernd. lachend, sehend und sich sehen lassend, getragen von der moussierenden Oberfläche des Lebens, von gestern träumend in freundlicher Erinnerung, das Heute umarmend in reizendem, flüchtigem Genuß, dem Morgen zulächelnd in hoffnungsvoller Erwartung.

Dort herrscht die Freude, der Frieden mit dem blumengeschmückten Leben, und über all' dem schnellen Hin- und Hertreiben, über all' der zitternden Bewegung liegt der Hauch glücklicher Ruhe, wie der stille Sonnenschein über den zitternden Blütenhäuptern einer Frühlingswiese, welche die leichtbeschwingten Schmetterlinge in der immer wechselnden Unruhe ihres heiteren Spiels tändelnd umschweben.

Hier aber, in dem Viertel der Rue Mouffetard, da herrscht der schwere Kampf mit dem Leben, das seine kargen Genüsse sich nur durch harte Mühe abringen läßt, der Kampf auf allen Gebieten, der Kampf der ernsten, unablässigen Arbeit, die im Schweiß des Angesichts das Brot erwirbt, der Kampf aber auch der Auflehnung gegen die Gesellschaftsordnung, welche die Güter des Lebens so ungleich verteilt, der Auflehnung in offener Revolution, wenn der Barometer des Staates und der Gesellschaft auf Sturm zeigt, der Auflehnung in listiger Verschlagenheit, wenn die Macht der Autorität die gärenden Elemente kraftvoll zurückdrängt.

Aus diesen Quartieren sieht man am frühen Morgen die Arbeiter in ihren einfachen Blusen nach den Fabriken und Werkstätten ziehen, um den Unterhalt für sich und ihre Familien zu erwerben, ehernen Ernst auf den Zügen ober ruhige, stille Heiterkeit, je nachdem sie leichter oder schwerer das strenge Los der ewig gleichen Arbeit ertragen, denn hier herrscht nicht der Genuß, sondern das Bedürfnis, und Genuß ist es schon, wenn der müde Arm ausruhen kann, ohne daß das Herz unruhig schlägt in der Sorge um Nahrung und Obdach, hier denkt man aufatmend an das überwundene Gestern, hier ringt man mit dem Heute in harter Tätigkeit, hier sieht man fast bangend dem Morgen mit seinen neuen Bedürfnissen entgegen.

Neben den Arbeitern aber, die da ausziehen zum festen und mannhaften Kampf mit dem Leben, sieht man aus diesen Quartieren hervorschleichen jene zweifelhaften und dunklen Existenzen, welche voll finsteren Hasses in die helle, lachende Welt des Genusses heraufsteigen, um durch Schlauheit und List ihren Anteil an den lachenden Freuden des Lebens zu gewinnen, jene Herzen voll Grimm und Hohn, jene Köpfe voll Verschlagenheit und Tücke, welche in ewigem, unversöhnlichem Kriege mit dem Gesetz und der Gesellschaft dahinleben wie das Wild des Feldes, verfolgt von den Spürhunden und Jagdnetzen der Polizei, welche ebenso zahlreich, listig und fein verschlungen sind wie die künstlich gegliederte Tätigkeit derjenigen, welche sie überwachen und fangen sollen.

Denn hier wohnt das Volk, das wirkliche wahre Volk mit all' seinem tiefen, großen Heroismus und mit allen jenen schrecklichen Instinkten, welche aus den Tiefen der Hölle in die Menschenseele heraufsteigen. Von hier aus marschieren sie heran, jene ernsten, unerbittlichen Scharen, die unter den Klängen der Marseillaise die Königspaläste zertrümmern, aber denjenigen töten, der zwischen den Trümmern einen in den Staub getretenen Edelstein aufhebt und in die Tasche steckt, von hier aber auch wälzen sie sich her unter dem wüsten Geheul des Ça ira, jene grimmigen Horden, welche hohnlachend über die Leichen hinschreiten, welche mit gieriger Lust im Blute waten, welche in unversöhnlich wütendem Haß gegen alles, was auf den Höhen des Glückes, des Lichtes und der Freude wohnt, die Herzen aus den zuckenden Leibern reißen und wie die Dämonen der Vernichtung über die Gesellschaft hereinbrechen.

So sind die Bewohner der Viertel, in welchen die Rue Mouffetard liegt. Die Häuser stehen fast alle offen in dieser Straße, denn hier sind keine Schätze zu holen, und wenn auch zahlreiche Personen da sind, für welche die Grenzen des Eigentums keineswegs den Nimbus der Unverletzlichkeit haben, so liegt deren Tätigkeit weit außerhalb in den Gebieten des Reichtums und des Luxus. Hier sieht man keine glänzenden Magazine, einfache Läden befinden sich in den Erdgeschossen der Häuser, meist gefüllt mit alten Sachen oder einfachen Lebensmitteln, den Bedürfnissen der Bevölkerung angemessen, hie und da kleine Restaurants, in welchen die Arbeiter ihre bescheidene Nahrung finden, marchands de vin, bei welchen man in dunklen, niedrigen Stuben jenes zweifelhafte rotgefärbte Getränk zu sich nimmt, das von dem Wein eben nur den Namen und die berauschende Kraft besitzt; diese berauschende Kraft, welche der Mensch unter allen Zonen und in allen Lagen des Lebens sucht, um die Freude zu erhöhen oder das Elend zu vergessen.

In einer der Vormittagsstunden, in denen man außer den regelmäßig auf ihren Stationen einhergehenden Sergents de Ville wenig Menschen hier begegnet, bog eine junge, einfach und ärmlich gekleidete Frau in die Rue Mouffetard ein. Sie trug ein hochanschließendes Kattunkleid, einen alten wollenen Schal und einen Hut von dunklem Strohgeflecht mit einem ziemlich verschossenen Samtband. In der Hand hielt sie eine nicht zu große Tasche, welche ihre notwendigsten Gepäckstücke enthalten mochte. Denn augenscheinlich war diese Frau hierher gekommen, um in diesem Quartier der Arbeit eine Wohnung zu suchen, sie ging langsam vorwärts und betrachtete prüfend die Häuser. Wo sie eine Tafel mit bei Anzeige sah, daß hier möblierte Zimmer zu vermieten seien, blieb sie einen Augenblick stehen und ließ ihren Blick über die Front der Gebäude und die Fenster der einzelnen Stockwerke laufen, es schien aber bis jetzt diese Prüfung nicht zu ihrer Befriedigung ausgefallen zu sein, denn sie schritt immer weiter, ohne daß sie Miene gemacht hätte, in eines der Häuser einzutreten, welche auch in der Tat nicht besonders dazu einluden und durch den eigentümlichen dumpfen, kalten Hauch, der aus ihren geöffneten Türen drang, sehr wenig Reinlichkeit und Behaglichkeit in ihrem Innern versprachen.

Endlich war die junge Frau bis fast zur Mitte der Straße gekommen und blieb vor einem Hause stehen, das ein wenig ordentlicher und eleganter erschien, wenn dieser Ausdruck überhaupt für die Verhältnisse in jener Gegend passen könnte, als die übrigen.

Die junge Frau betrachtete aufmerksam die Fenster der drei Etagen dieses schmalen Hauses, warf einen forschenden Blick auf die Hausnummer und trat dann, wie einem plötzlichen Entschlusse folgend, durch die schmale offenstehende Tür in einen dunklen Flur. Eine Art von Zimmer oder Laden im Erdgeschoß; unmittelbar neben dem Eingang von der Straße saß ein alter Mann beschäftigt mit der Ausbesserung defekter Stiefel und Schuhe, die in allen Größen und Formen um ihn her standen.

Beim Eintritt der jungen Frau hob er den Blick von einem derben Schuh empor, dessen Sohle er mit dem harten und vielgefalteten Oberleder wieder in festen Zusammenhang zu bringen bestrebt war, und sah die Eintretende durch die großen Gläser seiner auf die Nase geklemmten Brille fragend an, denn neben seinem Handwerk übte er die Funktionen eines Concierge des Hauses aus.

»Sie wünschen, Madame?« fragte er mit jenem gleichgültig ruhigen Tone, welcher den Concierges in allen Häusern, den elegantesten und vornehmsten wie den einfachsten, gemeinsam ist.

Die junge Frau trat mit etwas schüchterner Bewegung an den Eingang des Zimmers, in welchem der Alte arbeitete, und sprach mit bescheidenem Tone: »Ich möchte die Zimmer sehen, welche auf der Tafel vor der Tür zum Vermieten angeboten werden.«

Das volle Licht fiel auf das Gesicht der Eintretenden, und wenn auch deren Anzug vollkommen mit dem Charakter der Straße und des Hauses übereinstimmte, so flog doch der Ausdruck eines gewissen Erstaunens über die Züge des alten Schuhflickers, als er dies zarte Gesicht vom edelsten griechischen Schnitt erblickte, der sanfte Blick der großen, schwarzen Augen, das halb verlegene, halb verbindlich höfliche Lächeln des frischen Mundes schien ihn sympathisch zu berühren und freundlich antwortete er:

»Im dritten Stockwerk, bei Madame Raimond – Madame; Mademoiselle,« fügte er sich verbessernd mit einem Blick auf die so jugendliche Erscheinung der Wohnungsuchenden hinzu.

»Madame,« sagte sie, die Augen niederschlagend.

Er nickte leicht mit dem Kopfe. »Ich hoffe, Madame, daß Sie finden mögen, was Sie suchen, es ist ein gutes, ordentliches Haus«, und er grüßte freundlicher als sonst die junge Frau, die mit einem kurzen, höflichen: »Ich danke, mein Herr!« sich nach dem Innern des Hauses wendete und die engen und dunkeln, aber verhältnismäßig reinlichen und gut gehaltenen Treppen hinaufstieg.

Im dritten Stock angekommen, zog sie den einzigen dort befindlichen Glockenzug und nach einigen Augenblicken erschien eine alte Frau mit hoher weißer Schürze und einfacher, das ganze stark gerötete, freundlich blickende Gesicht umschließender Haube.

»Ich wünsche die Zimmer zu sehen, welche Sie vermieten wollen, Madame.«

Zuvorkommend öffnete die alte Frau die Türe des Vorplatzes und führte die Fremde in ein kleines, einfensteriges Zimmer nach dem Hofe hinaus, welches mit einem einfachen, rein überzogenen Bett, einem Schrank, einem einfachen Tisch und einigen Stühlen möbliert war.

Die Fremde ließ ihren Blick über das Ganze gleiten und schien von dem Eindruck desselben befriedigt.

»Das genügt, Madame,« sagte sie, »ich bedarf nicht viel und mache wenig Ansprüche.«

»Ich habe noch ein Zimmer auf der anderen Seite nach der Straße hinaus,« sagte die Alte, »es ist größer und schöner – aber auch teurer.«

»O nein, dies genügt vollständig, und der Preis?«

»Fünfzehn Franken den Monat.«

Nach einem kurzen Nachdenken erwiderte die junge Frau:

»Gut – das würde mir konvenieren, indes,« fuhr sie etwas zögernd fort, »ich bin allein, Madame, ich wünsche still und zurückgezogen zu leben, ich bin Witwe, bin aus besseren Verhältnissen in unerwartete Not geraten und auf den Ertrag meiner Arbeit angewiesen, wer wohnt sonst noch bei Ihnen? – Ich lege Wert darauf, die Umgebung zu kennen, in welcher ich lebe,« sagte sie mit einiger Verlegenheit an ihrem Schal zupfend.

»O,« rief Madame Raimond, indem ein freundlicher Blick aus ihren kleinen grauen Augen über die schlanke Gestalt der Fremden glitt, »Sie kommen bei mir in ein gutes Haus, ich nehme keine schlechte Gesellschaft auf, sehen Sie, hier neben Ihnen wohnt ein sehr ordentlicher, braver junger Mann, fleißig und sparsam, George Lefranc, er ist Schornsteinfeger, eine einträgliche Arbeit, er verdient viel Geld für seine Verhältnisse, aber er verschwendet es nicht. Sie werden sich vielleicht einmal erschrecken, wenn Sie ihn kommen sehen im Anzug seiner Arbeit, aber eine halbe Stunde darauf, da ist er so rein und sauber – und ein so braver, guter Junge, er liest mir zuweilen vor und pflegt meine Blumen, o Sie werden gewiß zufrieden sein, ihn kennen zu lernen.«

Die Fremde neigte leicht den Kopf.

»Und dort?« fragte sie, auf die gegenüberliegende Tür deutend.

»Das ist das Zimmer nach der Straße,« sagte die Alte, »von welchem ich Ihnen vorher sprach, es ist noch frei, aber Sie können ganz ruhig sein –, es wird nur an ganz ordentliche Leute vermietet, ich halte streng darauf, genau zu wissen, wen ich bei mir aufnehme. – Doch,« fuhr sie etwas stockend fort,, »darf ich nach Ihren Verhältnissen fragen? – Sie verzeihen,« sagte sie und abermals fuhr ihr Blick wohlgefällig über die so einfache, ärmliche, aber saubere und zierliche Erscheinung der Fremden, »nicht, daß ich irgend einen Zweifel hätte –«

»Sie haben recht, Madame,« sagte die junge Frau lächelnd, »und Ihre Vorsicht beruhigt mich, ich bin aus dem Elsaß, mein Name ist Madame Bernard, ich bin die Witwe eines unteren Beamten, mein Mann starb nach kurzer Ehe und ließ mich allein, ich bin nach Paris gekommen, da man mir sagte, daß ich hier leichter Gelegenheit finden würde, durch meine Arbeit mein Brot zu verdienen, ich bin seit vier Wochen hier, durch Empfehlungen habe ich ausreichende Arbeit gefunden in Weißnäherei und Stickerei, ich wohnte in der Nahe der Boulevards, aber dort waren mir die Preise zu hoch, ich möchte etwas erübrigen für unvorhergesehene Fälle, man sagte mir, daß ich in dieser Gegend wohlfeiler leben könnte, ich kam hierher, sah dies Haus, das mir gefiel und Vertrauen erweckte, und hoffe hier ein Unterkommen zu finden, meine Arbeit liegt freilich in den reichen Quartieren, aber,« sagte sie lächelnd, »das macht mir nur eine Stunde früheres Aufstehen nötig, und das ist wenig, wenn man jung und gesund ist. – Dies ist meine Lage, Madame,« fuhr sie fort, indem sie ihre Handtasche öffnete und daraus ein einfaches Portefeuille in schwarzem Leder hervorzog, »hier meine Legitimation.« – Sie reichte Madame Raimond ein Papier, welches sie aus dem Portefeuille nahm.

Diese warf einen Blick hinein und gab es freundlich mit dem Kopf nickend zurück.

»Vortrefflich – sehr gut, meine liebe Madame Bernard,« sagte sie, »alles in bester Ordnung, ich freue mich, Sie als Hausgenossin aufzunehmen, ich hoffe, Sie werden sich bei mir wohlfühlen, ich werde Sie mit Herrn George Lefranc bekannt machen, er ist heute frei, und wird bald nach Hause kommen.«

»Ich danke, Madame,« sagte die in ihrem Legitimationspapier als Madame Bernard bezeichnete Fremde mit ruhigem, fast abwehrendem Tone, »ich habe keinen Wunsch, Bekanntschaften zu machen. – Doch,« fügte sie nach einigem Nachsinnen hinzu, »ich möchte Sie bitten, mir irgend jemand nachzuweisen, der meinen Koffer holen könnte, den ich bei dem Concierge eines Hauses, in welchem ich arbeite, stehen ließ, er ist mir zu schwer, ich will den Fiaker bezahlen, wenn Herr George vielleicht –«

»Torheit, Torheit, mein liebes Kind,« rief Madame Raimond lebhaft, »Sie verzeihen, daß ich Sie so nenne, aber ich habe vom ersten Augenblick an eine ganz besondere Sympathie für Sie, Torheit sage ich, das unnütze Geld für einen Fiaker auszugeben, Herr George wird mit einem kleinen Handkarren, den ich für solche Fälle unten im Hause stehen habe, Ihren Koffer holen.«

»Madame,« sagte die junge Frau zögernd, »für eine Fremde –« »Ich sage Ihnen, er tut es gern,« rief die Alte, »meine Hausbewohner haben noch immer auf einem sehr guten Fuß miteinander gestanden und ich wette, Sie werden auch freundlich und gefällig sein, wenn es einmal gelten sollte, dem guten Burschen die Wäsche auszubessern oder eine Krawatte zu machen.«

Ein ganz eigentümliches Lächeln zuckte einen Augenblick um die Lippen der Madame Bernard, dann ergriff sie schnell mit kindlichem Ausdruck die Hand der alten Frau und rief mit herzlichem Tone: »O gewiß werde ich alles tun, um gute Nachbarschaft zu halten, bei Ihnen können ja nur brave Leute wohnen, wie freue ich mich, daß ich hier in dieses Haus ging, ich werde hier gewiß ein Asyl finden, um so ruhig und zufrieden zu leben – als – es mir überhaupt noch möglich ist,« fügte sie seufzend hinzu.

Die Alte sah sie freundlich und mitleidig an.

»Nun, nun,« sagte sie, ihr leicht auf die Schulter klopfend, »wenn man so jung ist wie Sie, muß man den Mut nicht verlieren, auch wenn man schwer vom Schicksal geprüft wird, doch,« fuhr sie heiterer fort, »nun richten Sie sich ein in Ihrem Stübchen, wenn Sie noch etwas bedürfen, so sagen Sie es, ich werde für Sie tun, was möglich ist.« Und sie führte die junge Frau in ihr Zimmer, mit aufmerksamem Blick die Möbel musternd und hie und da geschäftig den Staub abputzend.

»Da ich nun von meinem Zimmer Besitz nehme,« sagte Madame Bernard, »so muß ich auch meinerseits meine Verpflichtungen erfüllen,« sie nahm aus ihrer Handtasche eine wollene Geldbörse, zählte von dem Inhalt derselben vier große silberne Fünffrankenstücke ab und legte sie auf den Tisch, »hier, Madame, die fünfzehn Franken für den Monat und fünf Franken als Vorlage für meine kleinen Bedürfnisse, ein wenig Milch am Morgen, ein Weißbrot.«

»O es wäre nicht nötig gewesen,« sagte Madame Raimond, »ich habe Vertrauen zu Ihnen.« Doch zeigte der Ausdruck ihres Gesichts deutlich, daß der Beweis, welchen ihre neue Mieterin von der pünktlichen Erfüllung ihrer Zahlungsverpflichtungen gegeben, der Sympathie, welche sie ihr eingeflößt, keinen Abbruch getan habe.

»Es ist so meine Gewohnheit, ich bitte,« sagte die junge Frau.

Ein kräftiger, rascher Schritt, welcher die Treppe herauf ertönte, unterbrach das Gespräch. – Madame Raimond nahm die vier Geldstücke, ließ sie in ihre Tasche gleiten und rief rasch nach der Tür hineilend:

»Da kommt Herr George, ich werde ihn gleich bitten, Ihren Koffer zu holen.«

Langsam folgte ihr die junge Frau und blieb im Rahmen der Tür stehen, den Blick des großen dunklen Auges forschend und gespannt auf einen kräftigen, schlanken Mann von ungefähr sieben- bis achtundzwanzig Jahren richtend, welcher soeben die letzten Stufen der Treppe heraufgestiegen war und auf den Vorplatz trat, den Madame Raimund noch nicht wieder verschlossen hatte.

»Gut, daß Sie kommen, Herr George,« rief die Alte lebhaft, »Sie haben eine Nachbarin, es wird wieder etwas mehr Leben in das Haus kommen, ich habe soeben das Zimmer neben dem Ihrigen vermietet, ich bin überzeugt, Sie werden sich ebenso freuen, wie ich; ich habe schon über Ihre Gefälligkeit disponiert, es handelt sich darum, den Koffer unserer neuen Hausgenossin zu holen, sie wollte einen Fiaker dazu anwenden, die übermütige; aber ich sagte sogleich: Herr George ist da, Herr George ist die Gefälligkeit selbst, er wird Ihnen Ihren Koffer holen.«

Der junge Mann, an welchen diese lebhafte Rede gerichtet war, trug eine blaue Bluse, aus der ein weißer frischer Hemdkragen, von einer schwarzen Krawatte zusammengehalten, hervorragte. Sein starkes, lockiges Haar, von einer leichten, kleinen Mütze bedeckt, ließ nur wenig die niedrige und schmale, aber schön gewölbte Stirn frei, die etwas tief liegenden großen, dunklen Augen blickten streng in fast düsterem Feuer unter starken Augenbrauen hervor, die leicht gebogene Nase, der fest geschlossene Mund und das kräftig hervortretende Kinn gaben diesem ganzen mageren und blassen Gesicht den Ausdruck innerer verschlossener Energie, gestählt und gehärtet im Kampf mit dem Leben, aber auch einseitig und starr geworden in der Beschränkung enger Verhältnisse. Es war das einer jener Köpfe, wie man sie auf den Bildern der Puritaner findet, einer jener Köpfe, welche starre Willenskraft, grausame Harte in sich bergen, aber auch ebenso viel glühende, verzehrende Leidenschaft.

Der junge Mann nahm seine Mütze ab und sagte, indem der tiefe Blick seines Auges sich durchdringend auf die neue Mitbewohnerin dieser ärmlichen Häuslichkeit richtete:

»Mit Vergnügen, Madame, werde ich Ihnen gefällig sein, – es ist das ja so natürlich unter uns armen Arbeitern, es ist bei uns nicht wie bei den Vornehmen und Reiche, die sich gegenseitig verfolgen und verleumden, wir müssen zusammenhalten und einander unterstützen.«

»Nun, nun,« rief Madame Raimond, »es gibt auch hier unter uns Verfolgung und Verleumdung, aber das ist nun einmal ein Glaubensartikel des Herrn George,« sagte sie mit gutmütigem Lächeln, »wenn man ihn hört, so müßten alle reichen Leute durch einen neuen Feuer- und Schwefelregen von der Erde vertilgt werden.«

Die junge Frau hatte mit lebhafter Neugierde das so charaktervolle Gesicht des Arbeiters betrachtet, welches bei seinen Worten einen feindlichen, bitteren Ausdruck angenommen hatte.

Sie trat einen Schritt zu ihm hin und sagte mit sanfter, trauriger, aber herzlich anklingender Stimme:

»Sie haben recht, mein Herr, ich bin eine Arbeiterin wie Sie, ich gehöre ebenfalls zu denen, welchen diese Erde keine freundliche, lächelnde Heimat ist, welchen sie ihre Freuden und Genüsse nur um den Preis schwerer Sorge und Mühe zögernd darreicht. – Wir müssen uns unterstützen, wir müssen uns beistehen, wir sind ja Brüder und Schwestern,« fügte sie mit einem reizenden, wehmütigen Lächeln hinzu, »und darum, mein Herr, nehme ich Ihren Dienst, den ich vorher kaum zu erbitten wagte, jetzt mit freudigem Dank an, – Sie werden es mir ebenso sagen, wenn ich Ihnen etwas helfen kann, wir sind Verwandte in Armut, Arbeit und Entbehrung.«

Und mit einer anmutig bescheidenen Bewegung reichte sie dem jungen Manne die Hand.

Dieser ergriff sie mit einem Ausdruck leichten Erstaunens. Er hörte seine Grundsätze, die er so oft ausgesprochen, von denen er so überzeugungsvoll durchdrungen war, hier so natürlich, so wohltuend freundlich von einer Stimme aussprechen, deren weicher Wohlklang nicht zu den Umgebungen paßte, in welchen er zu leben gewohnt war, und die ihm wohltuend zum Herzen drang.

Er hielt die Hand der jungen Frau einen Augenblick fest, ihr Blick begegnete dem seinen mit einem wunderbar innigen, magnetischen Strahl, sein Auge senkte sich und eine flüchtige Röte färbte einen Augenblick dies blasse, strenge Gesicht.

»Erlauben Sie, Madame,« sagte er dann mit etwas leiserer, fast befangener Stimme, »daß ich Sie um die Adresse bitte, von welcher ich Ihren Koffer holen soll, ich bin heute frei und kann das sogleich besorgen, Sie werden Ihrer Sachen bedürfen.«

Sie öffnete das Portefeuille, aus welchem sie vorher bereits ihr Legitimationspapier genommen, und reichte ihm einen beschriebenen Papierstreifen.

»Chaussée d'Antin Nr. 37« las er.

»Beim Concierge,« sagte sie erläuternd, »für Madame Bernard, er kennt mich weiter nicht, auf Empfehlung einer Bekannten, der Kammerjungfer einer vornehmen Dame, hat er meine Effekten solange in seine Loge gestellt, bis ich sie abholen lassen würde.«

»Es ist gut, Madame, ich gehe.«

Und schnell sich umwendend stieg der junge Mann die Treppe hinab.

Madame Bernard aber trat in ihr neugemietetes Zimmer, dankte ihrer Wirtin für alle weitere Hilfe, welche sie ihr freundlich anbot.

»Heute abend werde ich Sie um eine Tasse Milch und ein Weißbrot bitten,« sagte sie, »das wird nicht zu viel Mühe machen?«

»Bewahre, bewahre,« rief die Alte, »richten Sie sich immer hier ein wenig ein. – Heute abend kommen Sie zu mir in mein Zimmer, um Ihre Milch zu nehmen, wir plaudern ein wenig, Herr George leistet mir auch Gesellschaft, o, wir werden sehr vergnügt und zufrieden sein, Sie werden sich hier gewiß bald heimisch fühlen.«

Und mit freundlichem Kopfnicken verließ sie das Zimmer.

Kaum war die junge Frau allein, als der demütig bescheidene, wehmütig stille Ausdruck von ihren Zügen verschwand; ein feuriger Blitz zuckte aus der erweiterten Pupille ihrer großen Augen, stolz kräuselte sich die Lippe empor und ließ eine Reihe weißer und zierlicher Zähne erblicken, sie warf den Kopf ein wenig zurück, schritt einige Male durch das Zimmer und warf einen prüfenden Blick auf diese so friedliche, einfache und trotz ihrer Ärmlichkeit anheimelnde Umgebung.

»So bin ich denn auf dem Terrain,« flüsterte sie, »und meine Aufgabe beginnt! – Es tut wohl,« fuhr sie nach einem Augenblick aufatmend fort, »aus diesem weichen, erschlaffenden Nichtstun einmal die Kräfte anzuspannen zu ernster Tätigkeit. Ich liebe den Genuß,« sagte sie sinnend, »den Luxus des Reichtums, aber das alles ist nur das weiche Lager, auf welchem wir ausruhen zur höheren Anspannung der Kraft des Geistes und des Willens, der wahre Genuß, der einzige, der befriedigen kann, das ist die Herrschaft, die Herrschaft über das Leben und seine Verhältnisse, über die Menschen und ihre Schicksale! Den freien Willen der Menschen zu lenken zu meinen Zielen, durch die Macht des Geistes jene Saiten des Organismus, die man Gefühl, Denken, Wollen, Hassen und Lieben nennt, mit meinen Händen in Schwingung zu setzen, damit den Ton geben, den ich bedarf, das ist eine Aufgabe, die mich reizt, die meiner würdig ist! – Erzählen nicht,« fuhr sie fort, den Kopf auf die Brust senkend, »erzählen nicht jene Märchen, welche immer und immer wieder die Jugendträume der wechselnden Generationen beleben, von den Feen, die da herabsteigen aus ihren glänzenden Regionen, um sich in vielfachen Gestalten unter die Menschen zu mischen und mit der Spitze ihres Zauberstabes die Fäden des Schicksals zu lenken, zu knüpfen und zu lösen in unsichtbar mächtigem Spiel? – Nun,« rief sie, sich stolz ausrichtend mit tief aufleuchtendem Blick, »womit die Märchendichtung die Einbildungskraft reizt, damit will ich mein Leben schmücken, in unsichtbarer Macht die Menschenschicksale zu lenken an geheimnisvoll zarten Fäden, das soll meine Freude und meine Lust sein. Geist und Willen sind die Zauberkräfte, welche mir dienen sollen, und so lange dieser Zauber mir die Macht gibt zur unsichtbaren Herrschaft, will ich gern verzichten auf alle jene zarten Blüten der Freude, welche das Leben anderer Menschen in stiller Genügsamkeit schmücken.«

Sie blieb stehen, die Hand auf den Tisch gestützt, den Kopf erhoben, die brennenden Lippen geöffnet, die strahlenden Äugen weit aufgeschlagen, und wer sie hatte sehen können in dieser bescheidenen Umgebung, diese ärmlich gekleidete Frau mit dem wunderbar glühenden Blick, in der stolzen Haltung einer weitherrschenden Königin, der hätte wohl daran denken mögen, daß einst die Feen, die mächtigen Bewohner des Reiches der Dämonen, hinabstiegen, um verwirrend oder segnend einzugreifen in die Schicksale der im Staub der Erde sich mühenden Menschen.

Sie trat vor den kleinen Spiegel und warf einen Blick auf ihre Gestalt, die ihr das etwas fleckige Glas zurückwarf. – Ein heiteres Lächeln spielte um ihre Lippen.

»Wenn mich hier die Bewunderer der Marchesa Pallanzoni sehen könnten,« rief sie in heiterem Tone, »diese Verkleidung ist in der Tat unendlich komisch! Aber die Sache ist ernst,« fuhr sie sinnend den Kopf senkend fort. »Werde ich meine Aufgabe erfüllen können? – Der Kopf dieses jungen Mannes,« fuhr sie flüsternd fort, »ist sehr merkwürdig, er ist nicht wie die anderen Köpfe aus seinem Kreise, er ist origineller selbst als die meisten, denen ich in anderen Sphären des Lebens begegnet bin, viel Willen, viel Mut, viel Mißtrauen,« sie hielt an und blickte ernst vor sich nieder, »aber auch viel Glut und Leidenschaft,« rief sie mit einem triumphierenden Lächeln, »und wo die Leidenschaft aufflammt, da beginnt meine Herrschaft!«

Sie ließ sich langsam auf den Stuhl nieder, strich mit der schönen weißen Hand über die Stirn und blickte in lächelndem Nachdenken vor sich hin.

»Es wird ein schönes und interessantes Spiel werden,« sagte sie dann, »hier in den Tiefen des Lebens diesen menschlichen Charakter zu studieren, zu umschlingen und zu beherrschen, eine Studie, die meine Macht wieder erhöhen und vergrößern wird, denn im Grunde sind sie doch alle gleich, die Regungen und Neigungen des Menschenherzens in den dunklen Tiefen und auf den sonnigen Höhen, nur daß hier die Leidenschaften in gewaltiger Naturkraft toben und ringen, während dort oben,« sagte sie achselzuckend mit einem unendlich verachtungsvollen Aufwerfen der Lippen, »während dort oben sie matt, kraftlos und entnervt sich dahinschleppen in lächerlichem Marionettenspiel! Wenn man des Menschenherzens Leidenschaften hier zu beherrschen und zu leiten gelernt hat, dann ist man dort oben unumschränkte Königin mit einem Wink des Fingers, mit einem leichten Hauch des Mundes. – Und hier unten,« fuhr sie fort, »wie dort oben wird doch die übermütige Kraft, das selbstbewußte Hochgefühl der Männer, die sich die Herren der Schöpfung nennen, immer gebrochen und geleitet durch jene Macht, welche man die Liebe nennt, und welche die Natur uns gab, um die Welt zu beherrschen in unserer scheinbaren Schwachheit! – Die Liebe,« sagte sie leise, indem sie in sich selbst zusammensank, »hat sie doch auch mein festes Herz besiegt, kann doch auch ich selbst sie nicht vergessen!« Träumerisch das Haupt tief herabneigend bedeckte sie die in sanftem Schimmer sich verschleiernden Augen mit den Händen und blieb stumm und regungslos sitzen, den Bildern folgend, welche die Erinnerung in ihrer Seele aufsteigen ließ.

Ein starker Glockenzug an der äußeren Türe erweckte sie nach längerer Zeit aus ihrer Träumerei.

Sie hörte die Türe öffnen, ein kräftiger Schritt ertönte auf dem Vorplatz – rasch erhob sie den in die Hände gestützten Kopf und der bescheidene, kindlich wehmütige Ausdruck trat wieder auf ihrem Gesicht hervor, während in ihrem Auge noch ein weichschimmernder Glanz zurückgeblieben war, ein letzter Strahl der Erinnerungsbilder, die sie tief ins Herz hinabdrängte, sie war wunderbar schön, ein Bild der demütigen Ergebung, der stillen Resignation.

Nach einem kurzen Klopfen öffnete sich ihre Tür und herein trat Madame Raimond, der junge Arbeiter hinter ihr, einen kleinen Koffer auf der Schulter tragend.

»Hier, meine Liebe,« rief die freundliche alte Frau, »sind Ihre Sachen, Herr George ist unglaublich schnell wieder zurückgekommen, o er ist so gern gefällig.«

George stellte den Koffer zu Boden und erwiderte mit einem artigen schweigenden Kopfnicken den Dank, welchen ihm die junge Frau in herzlichen Worten aussprach. Sein Blick ruhte dabei fest in fast düsterer Glut auf ihrem anmutigen Gesicht.

»Nun lassen wir sie,« sagte Madame Raimund, den jungen Mann zur Tür hinausdrängend, »Sie werden sich in Ihrer neuen Heimat ein wenig einrichten. – Heute abend aber,« fuhr sie dann fort, »kommen Sie zu mir, Herr George kommt auch, nicht wahr, wird werden ein wenig plaudern oder Herr George wird uns etwas vorlesen, und dabei werden wir die Grundlagen guter Geselligkeit und Nachbarschaft legen, o wir werden ebenso heiter und zufrieden sein, wie man es in den Gesellschaften der großen Welt nur immer sein kann. Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen, meine Liebe, wenn Sie nur halb soviel Zuneigung zu mir gewinnen, wie Sie mir schon eingeflößt haben, so werden wir die besten Freunde werden.« Sie verließ mit dem jungen Mann, der noch einen langen Blick auf die neue Mitgenossin dieser so armen und einfachen Häuslichkeit warf, das Zimmer.

Die junge Frau, welche einst in Wien Madame Balzer war, welche auf den Promenaden des eleganten Paris als Marchesa Pallanzoni erschien und welche jetzt hier als die arme Arbeiterin Madame Bernard in diesen kleinen stillen Kreis des armen, glanzlosen Lebens eingetreten war, diese allen Verhältnissen mit so anmutiger Sicherheit sich anschmiegende Frau packte ihren kleinen Koffer aus, welcher in geschickter und sorgfältiger Auswahl alles enthielt, was zur fahrenden Habe einer armen Arbeiterin gehören mag. Sie breitete auf dem Tisch einige seine Arbeiten aus und begann eifrig und mit gewandter Geschicklichkeit zur Vollendung derselben die Nadel zu führen – tief in ihre Gedanken versunken, zuweilen den Blick träumerisch emporrichtend, zuweilen finster vor sich hinstarrend, bald aber wieder die schönen, feinen Lippen zu siegesgewissem Lächeln öffnend.

Als mit der sinkenden Sonne Madame Raimond zu ihr eintrat, staunte sie über die Feinheit der kostbaren Stoffe, welche ihre neue Mieterin vor sich ausgebreitet hatte, noch mehr aber über die kunstvollen Stickereien, welche die fleißige Arbeiterin auf diesen Stoffen hervorgebracht hatte.

»Ah,« rief sie, »welch eine Kunstfertigkeit! Bei so viel Geschicklichkeit und solchem Fleiß kann es Ihnen nicht fehlen. – Sie werden reich werden. Doch jetzt ist es genug für heute, die Sonne sinkt und Sie dürfen Ihre Augen nicht anstrengen, kommen Sie zu mir, Sie sollen hier nicht einsam sitzen, und mir tun Sie auch einen Gefallen, ich bin eine alte, gesellige Frau und mag nicht gern abends allein sitzen.«

Sie ergriff in freundlicher Geschäftigkeit den Arm Antoniens und führte sie über den Vorplatz in ihr eigenes Wohnzimmer, das mit jener in Frankreich auch den beschränktesten Verhältnissen eigentümlichen behaglichen Sauberkeit eingerichtet war. Vor dem mit einem gehäkelten wollenen Vorhang bedeckten Kamin standen einige alte, aber bequeme und gut erhaltene Lehnstühle, der Kaminsims war geschmückt mit einfachen Vasen, aus welchen zwei Büschel von Pfauenfedern hervorragten, ein einfacher Teppich bedeckte den Boden, auf einem Tisch zwischen den Lehnstühlen stand eine kleine Lampe, im Hintergründe sah man in einem Alkoven das breite, mit dunklen Vorhängen umzogene Bett der alten Frau.

Diese drückte ihren Besuch sanft in einen der Lehnstühle nieder und sagte, indem sie sich ihr gegenüber setzte:

»So – nun ruhen Sie aus, bald sollen Sie Ihre Milch haben, wenn Sie nicht vorziehen, eine Tasse von meinem Kaffee zu nehmen, Herr George wollte auch kommen, er ist vorhin noch ausgegangen. – Ah! da ist er schon!«

Und mit freundlichem Kopfnicken begrüßte sie den jungen Arbeiter, welcher nach einem kurzen Klopfen an die Türe in das Zimmer trat.

Er trug einen kleinen Handkorb und näherte sich mit ein wenig zögernder Verlegenheit den beiden Frauen.

Antonie stand auf und reichte ihm die Hand.

»Guten Abend, mein lieber Nachbar!« sagte sie mit sanfter Stimme.

Der junge Mann ergriff die dargebotene Hand und indem sein Blick dem warmen Strahl begegnete, der aus dem Auge seiner neuen Nachbarin ihm entgegenkam, färbten sich abermals seine Wangen mit einer leichten Röte.

»Madame Raimond,« sagte er, den Korb auf den Tisch setzend, »da wir heute die Ankunft einer neuen Hausgenossin feiern, so habe ich mir erlaubt, einen kleinen Beitrag zu unserem Souper zu bringen, Sie erlauben es mir, nicht wahr?«

Er öffnete den Korb und brachte daraus eine jener schönen, goldbraun gebackenen Kalbfleischpasteten hervor, welche man in den Bäckereien von Paris so vortrefflich zu machen versteht und welche niemals auf dem Tisch der kleinen Bürger und Arbeiter fehlen, wenn es gilt, der gewöhnlichen Nahrung einen festlichen Zuwachs zu geben.

Dann stellte er eine Flasche leichten roten Burgunderweines daneben, und indem er sein dunkles Auge von Madame Raimond auf seine junge Nachbarin hin wendete, sagte er mit treuherzigem Tone:

»Die Damen werden meinen kleinen Beitrag nicht verschmähen, es ist mir eine große Freude.«

Freundlich mit offenem Blick sagte Antonie: »Ein Geschenk des Überflusses würde ich niemals annehmen, eine Gabe aus der Hand eines Mannes, der wie ich von seiner Arbeit lebt, nehme ich stets gern und dankbar an, sie drückt mich nicht, ich kann sie erwidern und ich weiß, daß, wenn die Gelegenheit sich bietet, auch das, was ich einmal anbieten kann, ebenso offen und herzlich wird angenommen werden.«

Der junge Mann schwieg, aber sein feurig ernster Blick sagte, daß die Worte nach seinem Herzen waren. Madame Raimond sprang auf und rief lebhaft:

»Es ist zwar eigentlich eine törichte Verschwendung von diesem guten George, aber nun, da die schönen Dinge einmal da sind, lassen Sie uns dieselben genießen.« – Sie zog den Tisch in die Mitte des Zimmers und holte ein Tischtuch aus einem Schrank. Schnell eilte Antonie zu ihr hin, mit freundlicher Herzlichkeit drückte sie die alte Frau in ihren Stuhl zurück, breitete dann mit gewandter Hand das Tuch aus, holte aus der Küche Teller, Messer, Gabeln und Gläser und in wenigen Minuten stand der Tisch sauber und mit einer gewissen Eleganz gedeckt da.

George folgte allen ihren Bewegungen mit einem Ausdruck voll sinnender Bewunderung, Madame Raimond schlug einmal über das andere die Hände zusammen und rief: »Wie geschickt, wie hübsch Sie das machen, mein Kind, und wie Sie sich zurecht finden, es ist wunderbar, o ich habe wahres Glück, eine solche Mieterin gefunden zu haben!«

»Es ist serviert,« sagte die junge Frau lächelnd mit einem letzten Blick auf den Tisch, in dessen Mitte sie eine der Kaminvasen mit den Pfauenfedern gestellt hatte, »wollen Sie Platz nehmen, Madame hier, Sie erlauben, daß ich Honneurs mache, ich bin ja jünger als Sie und bedarf weniger der Ruhe, Sie hier, mein lieber Nachbar, an meiner anderen Seite.«

Herr George setzte sich, noch immer ein wenig befangen, das sichere, ruhige und doch so bescheidene Wesen dieser so schönen jungen Frau erfüllte ihn mit Erstaunen, er hatte so etwas noch nicht gesehen in den Kreisen der Frauen, mit welchen er in Berührung kam.

Sie begannen ihr einfaches Souper, Antonie schenkte den Wein ein, legte ihnen vor und plauderte dabei so heiter und unbefangen, daß bald die heiterste und fröhlichste Stimmung an dem kleinen Tische herrschte. Auch die düstere Stirn des jungen Arbeiters glättete sich mehr und mehr, und aus seinen dunklen Augen verschwand jenes düstere Feuer, um einem Ausdruck stiller, glücklicher Zufriedenheit Platz zu machen, der seine strengen Züge freundlich erleuchtete.

»Nun,« rief die junge Frau mit heiterem Tone, »haben sie jetzt Ursache, stolz auf uns herabzusehen, jene Reichen, welche in ihren glänzenden Palästen an üppigen Tafeln sitzen? Sie können wahrlich nicht froher und zufriedener sein als wir, und unsere Genüsse haben wir uns selbst geschaffen, mit der Arbeit unserer Hände, haben wir Ursache, sie zu beneiden?«

George senkte das Haupt, ein bitteres Lächeln erschien auf seinen Lippen und aus der Tiefe seines Auges flammte wiederum jene düster sprühende Glut herauf.

»O ich beneide sie nicht,« rief er, »um ihre geschmückten Säle, nicht um ihre perlenden Weine und ihre reich besetzten Tafeln; wenn man dem Körper die Nahrung gibt, die er bedarf, um Kraft zur Tätigkeit und Arbeit zu sammeln, so ist man glücklich, und verzichtet gern auf jenen flüchtigen Sinnenreiz, aber,« fuhr er mit dumpfem Tone fort, »um was ich sie beneide, das ist der Genuß, den die freie Ausbildung und Bewegung des Geistes allein gewähren kann. Ihnen, die da geboren sind im Schoße des Überflusses, werden spielend von den Tagen der Kindheit an die weiten, großen Gebiete des Wissens geöffnet, frei fliegt ihr Geist umher in den Reichen des Geistes, im Sonnenlicht der Kunst, und selbst, was die Schöpfung allen Menschen, ja den Tieren gemeinsam gegeben hat, die Schönheit der Natur, das Rauschen der Bäume, das Wehen der Lüfte, der Schmelz der Blumen, der Glanz des Sonnenlichts, ist es nicht fast ihr ausschließliches Eigentum? – Wir müssen arbeiten und uns mühen in den dunklen, engen und kalten Tiefen des Lebens,« fuhr er lebhafter fort, indem ein fast wilder Ausdruck zorniger Erregung aus seinem Blick hervorbrach, »und was ist der Preis unserer harten Arbeit und Mühe? Die Befriedigung unserer niedrigsten materiellen Bedürfnisse, Nahrung, Kleidung und ein schmuckloses Obdach, die große Welt des Wissens, der Künste, nach welcher der Geist und das Herz des Menschen in ewiger Sehnsucht ringt, bleibt uns verschlossen, denn nur das Geld öffnet die Pforten zu dieser lichten, reichen Welt, der wahren Heimat aller Menschen, und der Ertrag unserer Arbeit gibt uns dieses Geld nicht! – Und selbst,« sagte er immer finsterer in bitterem Tone, »um in die freie Natur hinauszudringen aus der Grabesluft der Werkstätten und der Städte, bedarf es wieder des die Welt beherrschenden Metalls, und wie viel bleibt uns übrig, wenn wir die rohesten Bedürfnisse befriedigt haben, wie oft können wir uns die Freude am Genuß der freien Atemzüge in der großen reinen Natur gönnen, diese Freude, welche selbst dem Wild des Feldes und Waldes von der Schöpfung als unveräußerliches Recht gegeben wurde? Man beklagt den Vogel, der gefangen im Käfig sein Leben vertrauert, das Pferd, das zusammenbricht in dem Geschirr des Lastwagens, aber wer fühlt mit dem Menschen, diesem Ebenbilde des schaffenden Weltgeistes, wie die Priester sagen, wenn er an unsichtbarer Kette gefesselt ist in dem engen Käfig der Notwendigkeit, wenn er gebrochen zusammensinkt unter der Last seiner Arbeit, die er bis zur Grenze seiner Kraft tragen muß, um nichts weiter in fruchtlosem Zirkel zu erreichen, als diese Kraft zu erhalten, zu ergänzen zu neuer Anstrengung!«

Seine Hand, welche er auf den Tisch gelegt hatte, ballte sich zusammen, sein starrer Blick richtete sich brennend in das Leere.

Madame Raimond schüttelte leicht lächelnd den Kopf, sie war solche Ausbrüche an ihrem Mietsmann gewohnt, Antonie hatte mit sanftem Blick den jungen Mann während seiner erregten Rede angesehen, etwas wie ein forschend spähender Ausdruck war zuweilen unter der innigen und herzlichen Teilnahme, welche in ihrem Auge schimmerte, hervorgebrochen; als er geendet, legte sie ihre feine, zarte Hand auf die seine, neigte sich ein wenig zu ihm hinüber und sprach mit weicher, aber ernster Stimme:

»Wie wahr ist es, was Sie sagen, mein lieber Nachbar, wer empfände das nicht, der zum harten Los der Arbeit durch seine Geburt verurteilt ist! Und doch,« fügte sie noch milder hinzu, »kann ich Ihnen in Ihrem finstern Zorn, in Ihrer traurigen Erbitterung nicht recht geben. Die weite, lichte Welt dort oben hat ihre Blumen, sie sind die Kinder des Tages und verblühen mit dem Tage und gedankenlos tritt der Fuß der Günstlinge des Reichtums über sie hin, aber die dunkle Tiefe, in welcher wir mühsam den Weg unseres Lebens uns bahnen, hat ihre Edelsteine, es kommt nur darauf an, sie zu finden und zu heben, und wenn wir sie gehoben haben, so verblühen sie nicht wie die Blumen, sondern leuchten in dauerndem, unzerstörbarem Glanz.«

Langsam richtete George sein Haupt empor, sein Blick ruhte mit Überraschung auf den belebten Zügen seiner schönen Nachbarin, seine geballte Hand löste sich unter dem sanften Druck der ihrigen, dann seufzte er tief auf und sagte leise:

»Wenn wir sie finden und heben, aber wie selten sind sie zu finden, wie schwer zu heben!«

»Nicht so schwer,« erwiderte sie, »wenn wir nur suchen und finden wollen. – Sehen Sie.« fuhr sie fort, »jene Reichen gehen einher, einsam in der rauschenden, bewegten Welt, im Haschen nach flüchtigen Genüssen finden sie den Menschen und das Menschenherz nicht, wir aber im dunklen Einerlei der Armut und Arbeit, wir finden unseren Nebenmenschen, wir verstehen den Herzschlag des anderen, wir schließen uns aneinander in uneigennütziger, aufrichtiger Freundschaft und tätiger Liebe, ist das nicht schon ein Edelstein, hell leuchtend in unvergänglichem Glanz? – Sehen Sie den stillen Kreis der Häuslichkeit bei uns, wie bindet da die gemeinsame Arbeit, wie wert wird das gemeinsam Errungene, wie viel höher der gemeinsame Genuß! – Und das Reich des Wissens, ja es ist wahr, schwer und mühsam nur können wir es uns erschließen, aber wenn es unserer Mühe gelungen ist, eine seiner Perlen zu gewinnen, ist sie nicht ein größerer, reicherer, lieberer Schatz für uns, als für jene, denen diese Perlen in den Schoß geworfen werden, und die sie nur zu benutzen verstehen als Spielwerk leichter Tändelei?«

Er hatte aufmerksam und gedankenvoll ihren Worten zugehört.

»Die Häuslichkeit!« sagte er dann seufzend. – »Sie sprechen von der Häuslichkeit, ist denn auch diese nicht für uns verschlossen? Die Weiber sind geschaffen von der Natur mit der Liebe zum Schönen, zum Licht, zur Freiheit, und können sie diese Lebensbedingungen ihres Wesens finden in einer Häuslichkeit, wie wir – die Männer der Arbeit – sie ihnen bieten können? Wohin wenden sich die Weiber unseres Standes, wenn in ihrer Seele etwas von der wahren Weiblichkeit lebt? Dorthin wenden Sie sich, nach jenen Regionen, wo sie das finden können, was jede weibliche Seele erstrebt; sie werfen sich in die Arme der Reichen zum flüchtigen Spielball ihrer Launen, weil sie davor zurückschaudern, in der dunklen Zelle der Armut zu verkümmern. Ich will nicht über sie alle den Stab brechen, welche hervorflattern aus der Welt der Arbeit in das verlockende Licht und dann mit verbrannten Flügeln sinken von Fall zu Fall, bis sie zuletzt im Schlamm untergehen, nicht alle folgen der Gier nach materiellem Genuß, nein, nein, viele, vielleicht die meisten, werden auf ihre Bahn hingerissen durch die unbewußte Sehnsucht nach Freiheit, Geisteslicht und Schönheit, die sie hier nicht finden können. – Was aber bleibt uns, um unsere Häuslichkeit zu schaffen und zu erwärmen? Diejenigen allein, welche keinen Sinn haben für jene höhere Sehnsucht der weiblichen Seele, welche in gleichgültigem Stumpfsinn das Joch der Arbeit ertragen und zufrieden sind, wenn sie dem tierischen Organismus seine tägliche Nahrung verschaffen können, oder diejenigen,« fügte er bitter hinzu, »welche nach kurzem Aufschwung in die Regionen des Lichts und der Freiheit vorsichtig sich zurückziehen in die Wohnung der Arbeit, in welche sie seufzend einziehen wie in das Grab!«

Die junge Frau schüttelte ernst den Kopf.

»Sie denken gering von meinem Geschlecht,« sagte sie, »vielleicht haben Sie recht, daß es so ist, wie Sie sagen, aber es ist gewiß nicht richtig, daß es so sein muß. Das glänzende Licht des sonnigen Tages, der weite Flug in der unbeschränkten Freiheit haben gewiß hohen Reiz für jedes weibliche Herz, aber,« fuhr sie fort, indem ihr Blick sich mit innigem Ausdruck in den seinen tauchte, »die heilige Flamme des stillen Herdes ist wärmer noch als das Licht der Sonne, wenn man sie mit Liebe pflegt und unterhält, und das Schaffen und Wirken, um Schönheit und Harmonie in den engen Kreis einer beschränkten armen Häuslichkeit zu tragen, o es muß einen so großen Reichtum an heiligen, süßen Freuden öffnen, man muß nur nicht allen Reichtum vom Leben verlangen, man muß auch den warmen Willen und den festen Mut haben, den Reichtum des Herzens in das Leben hineinzutragen.«

Der Blick des jungen Mannes, der unablässig aus dem bewegten Gesicht der Sprecherin ruhte, war immer weicher und sanfter geworden, er atmete tief auf und machte eine Bewegung, als wolle er ihre Hand ergreifen; sie bemerkte es und sagte, indem eine flüchtige Röte ihre Wangen überzog, mit leichterem, heiterem Tone:

»Sind wir denn nicht der beste Beweis, daß die Wohnungen der Armut nicht des Reizes entbehren? Kann es eine freundlichere Häuslichkeit geben als dies kleine Zimmer, diesen einfachen Tisch? – Und,« fügte sie lächelnd hinzu, »hat uns denn unsere Unterhaltung nicht geistige Anregung gegeben, haben wir uns denn nur mit den rohen Bedürfnissen des materiellen Lebens beschäftigt, mein Herr?«

Ein leichter Zug von schalkhafter Laune erschien wie ein flüchtiger Blitz auf ihrem ernsten Gesicht und gab demselben, verbunden mit dem sanften, weichen Blick der Augen, einen wunderbaren Reiz.

George senkte die Augen, ein leises Zittern bebte durch seine Gestalt.

»Und vor allem,« fuhr die junge Frau fort, »sind wir nicht der beste Beweis, daß in den Kreisen der Armut der Mensch sich leichter zum Menschen findet? – Wir hatten uns gestern noch nie gesehen, wir wußten nichts von unserer Existenz, und heute sprechen wir wie alte Freunde, frei und offen, wie wir denken, Sie haben mich in Ihrem Herzen lesen lassen, ich sage Ihnen, was in mir lebt, ist das nicht auch ein Glück, würden wir es finden, wenn wir nicht verbunden wären durch die heilige Brüderschaft der Arbeit?«

»Ja,« sagte er, offen und fest den Blick auf sie richtend, »es ist ein Glück, und ich danke Ihnen dafür, Sie müssen mir aber auch zugeben, daß es selten ist, nicht überall findet man sich so, wie wir uns hier gefunden haben.«

Er reichte ihr die Hand.

Ohne Zögern reichte sie ihm die ihrige und erwiderte den kräftigen Druck, mit welchem er ihre Finger umschloß.

Madame Raimund war eingeschlafen.

Die junge Frau stand auf.

»Wir bedürfen unserer Zeit morgen früh,« sagte sie, mit leichtem Schlag auf die Schulter ihre Wirtin erweckend, »es ist Zeit, zur Ruhe zu gehen. Ich danke Ihnen, Madame, für den freundlichen Abend, auch Ihnen, Herr George.«

»Wir werden hoffentlich öfter zusammensein,« sagte George in bittendem Tone.

»Gewiß – gewiß,« rief die alte Frau lebhaft, »es plaudert sich so traulich mit Ihnen.«

»Und,« sagte Antonie lächelnd, »vielleicht gelingt es uns noch, Herrn George zu überzeugen, daß die Armut und Arbeit eine heitere und herzliche Häuslichkeit nicht unmöglich machen.«

»Wenn Sie ›Herr George‹ sagen,« erwiderte der junge Mann lächelnd, »so müssen Sie mir erlauben, auch meine freundliche Nachbarin mit ihrem Vornamen zu nennen, Madame –«

»Louise,« sagte die junge Frau einfach, »gute Nacht, mein lieber Nachbar!«

Und mit leichtem, elastischem Schritt verließ sie das Zimmer.

»Eine vortreffliche, ordentliche, geschickte Person,« rief Madame Raimond, »welch' ein Glück, daß das Schicksal sie in mein Haus geführt!«

George sagte nichts, still und sinnend ging er in seine Kammer und in seinen Träumen tauchte wieder und immer wieder das Bild der jungen Frau auf, die so plötzlich wie eine lichte Erscheinung in sein einsames, dunkles Leben getreten war.


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