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Der Graf Rivero stieg die große Treppe hinab und trat aus dem Portal, welches ein blau und weißer Baldachin, von Lanzen mit vergoldeten Spitzen getragen, überdeckte. Auf den Wink eines der dort stehenden kaiserlichen Lakaien fuhr seine Equipage, ein einfaches Coupé mit zwei tadellosen Pferden und dunkelblauer Livree mit seinen Goldschnüren, welche dem Portal gegenüber hielt, schnell heran. Der Lakai sprang ab und öffnete den Schlag, indem er zugleich den Überrock seines Herrn aus dem Wagen nahm und demselben reichte.
»Zur Marchesa Pallanzoni!« rief der Graf einsteigend, und in rascher, sicherer und leichter Bewegung rollte der Wagen davon, verließ den Tuilerienhof, folgte der Rue de Rivoli, fuhr über den Platz de la Concorde, durch die Rue Royale, wendete sich an der Madeleine links nach der Kirche St. Augustin und fuhr bis zu dem großen Platz, welcher dieser neuen und schönen Kirche am Anfange des Boulevard Malesherbes gegenüber liegt.
Hier hielt er vor einem großen, eleganten Hause. Der Graf stieg aus und eilte mit leichtem Schritt die mit Teppichen belegten Stufen einer breiten, eleganten Treppe hinauf.
Vor einer großen Glastüre des ersten Stockes drückte er auf den Knopf der Glocke, ein heller Schlag ertönte, und fast unmittelbar öffnete sich die Tür.
»Ist die Frau Marchesa zu Hause?« fragte der Graf eintretend einen Lakai in hellblauer Livree mit Silber, welcher ihm entgegentrat.
»Die Frau Marchesa ist in ihrem Boudoir,« erwiderte der Lakai, »sie hat befohlen, niemand zu melden, aber sie wird den Herrn Grafen ohne Zweifel empfangen, ich werde die Kammerfrau benachrichtigen.«
Und mit jenem ehrerbietigen Diensteifer, den die Dienerschaft, welche ein so feines Verständnis für die Beziehungen ihrer Herrschaft besitzt, stets den wirklichen Freunden und Vertrauten des Hauses beweist, öffnete er den Flügel einer gegenüberliegenden Tür und der Graf trat in einen mit reicher Eleganz und doch mit der Einfachheit des guten Geschmacks möblierten Salon, erfüllt von dem Duft zahlreicher Blumen, welche zwei große, vor den Fenstern stehende Jardinieren in reicher, farbiger Pracht füllten.
Der Graf ging mit langsamen Schlitten, das Auge nachdenklich zu Boden gesenkt, in diesem Salon auf und ab.
»Diese Kaiserin sinnt auf Rache,« sagte er in leisem Selbstgespräch, »sie will das erstehende Deutschland vernichten, sie glaubt dadurch der bedrohten Kirche zu nützen, sie irrt – ihre Absicht muß vereitelt werden! Für jetzt dient sie mir, sie soll mir helfen, diese luxemburger Frage zu beseitigen, aber ich muß sie überwachen, sie wird den Gedanken des großen Krieges gegen Deutschland in dem Kaiser nähren, und ihr Einfluß ist groß.«
Man hörte das leise Geräusch einer auf ihren Rollen gleitenden Schiebetür – eine Portiere wurde von einer feinen, weißen Hand ein wenig gelüftet und eine Damenstimme rief: »Treten Sie ein, Herr Graf!«
Der Graf Rivero durchschritt leicht den Salon, schlug die Portiere zurück und trat in ein kleines Boudoir mit einem Fenster, das von einer einzigen großen Spiegelscheibe gebildet war. Graue Seidentapeten bedeckten die Wände, Blumen, Nippesstatuetten, Bücher und Albums erfüllten den kleinen Raum, so daß fast nur der Platz vor einer zur Seite des Kamins stehenden Chaiselongue mit zwei ihr gegenüber aufgestellten Fauteuils frei war.
Die Dame, welche den Grafen in diesen innersten Raum intimer Zurückgezogenheit eingeladen, hatte sich wieder auf die Chaiselongue niedergelassen. Ihr schwarzes Haar lag in einfachen Flechten glatt um die schöne weiße Stirn. Das griechisch geschnittene Gesicht mit den dunklen, leuchtend tiefen Augen war von jener durchsichtigen Blässe, welche, ohne krankhaft zu erscheinen, die Herrschaft des Geistes über die Materie anzeigt. In halb liegender Stellung stützte sie die Füße in weißseidenen, mit Pelz verbrämten Pantoffeln auf eine kleine Fußbank, welche in die Nähe des vergoldeten Kamingitters gerückt war. Sie trug einen weiten Morgenrock von silbergrauer Seide und zeigte in ihrer ganzen Erscheinung jene leichte Unordnung, welche bewies, daß das große und wichtige Geschäft der Toilette noch nicht begonnen hatte. In dieser Unordnung lag jedoch keine Nachlässigkeit, alles atmete die höchste und vollendetste Eleganz einer vornehmen Dame.
Der Graf näherte sich schnell der Chaiselongue und ließ sich auf einen der daneben stehenden Fauteuils nieder.
Die Dame reichte ihm die Hand, er ergriff sie leicht, und wie unwillkürlich von dem Zauber des vornehmen und distinguierten Hauchs ergriffen, welcher diese ganze Erscheinung umfloß, zog er diese Hand an seine Lippen.
Ein Blitz des Triumphes leuchtete in ihrem Auge.
»Ich muß Ihnen mein Kompliment machen,« sagte der Graf mit kaltem Tone, der nicht mit dem Inhalt seiner Worte harmonierte, »Sie werden täglich schöner und eleganter.«
Ein halb stolzes, halb ironisches Lächeln umspielte den Mund der Dame, indem sie erwiderte:
»Ich muß mich bestreben, um eben so viel schöner und eleganter zu werden, als die Marchesa Pallanzoni über Madame Balzer steht. – Apropos, Herr Graf,« fuhr sie mit demselben Lächeln auf den Lippen fort, – »haben Sie mir Nachrichten von meinem würdigen Gemahl, dem Marchese Pallanzoni, zu bringen?«
Und mit kurzem Lachen lehnte sie den schönen Kopf an die Rücklehne des Sofas.
»Er lebt ruhig unter der Aufsicht eines alten Dieners in dem kleinen Hause bei Florenz, das ich ihm eingerichtet, und bringt den Rest seines Lebens damit zu, das selbstverschuldete Elend zu bereuen, aus welchem ich ihn gezogen habe. – Hüten Sie sich übrigens,« fuhr er mit ernstem Tone fort, »jemals vor anderen in diesem Tone über ihn zu sprechen; wenn auch der Mann, der Ihnen seinen Namen gegeben hat, tief gesunken und verkommen war, so ist doch dieser Name einer der ältesten und edelsten, und kein neuer Flecken soll, vor der Welt wenigstens, auf ihn fallen!«
Eine schnelle Röte flammte auf ihrer Stirn empor, ein jäher Blitz zuckte aus ihrem Blick, die Lippen öffneten sich mit stolzer Bewegung, aber sie sprach kein Wort, ihre Augenlider senkten sich, wie um den Ausdruck ihres Blickes vor dem klar und ernst auf sie gerichteten Auge des Grafen zu verhüllen, und schnell nahmen ihre Züge wieder ihre unbefangene, lächelnde Ruhe an.
»Wissen Sie, Her Graf,« sagte sie dann, »daß ich anfange, mich zu langweilen? Ich kenne jetzt dies Paris mit seinen bunten, wechselnden Bildern, die doch eigentlich nur ein ewiges Einerlei verhüllen – ich finde diese jungen Herren mit ihrer forcierten Blasiertheit höchst widerwärtig und abgeschmackt – und,« fügte sie mir einem leichten Seufzer und einem scharfen, forschenden Blick hinzu, »die eigentliche Gesellschaft bleibt mir ja doch verschlossen, trotz des stolzen Namens, den – Sie mir gegeben haben.«
»In dieser Beziehung müssen Sie Geduld haben,« sagte der Graf, »man darf den Eintritt in die Gesellschaft nicht übereilen, wenn man in Ihrer Lage ist. – Seien Sie übrigens ruhig,« fuhr er fort, »wenn Sie ernste und nützliche Dienste leisten, so werden Sie in die erste Gesellschaft nicht langsam und allmählich von unten, sondern mit einem Male und von oben eintreten – sobald ich es für nötig halte,« setzte er im Tone kalter Überlegenheit hinzu.
Wieder zitterte jenes zornige Aufflammen in ihrem Auge und wieder verhüllte sie dasselbe schnell unter den gesenkten Lidern.
»Ernste und nützliche Dienste –?« sagte sie dann mit ruhiger Stimme, – »Sie hatten mir allerdings gesagt, daß Sie meine Dienste in ernsten Dingen in Anspruch nehmen würden und daß es mir vergönnt sein würde, durch den Dienst einer heiligen Sache,« fügte sie mit niedergeschlagenen Augen hinzu, indem ein leichtes Zittern um ihre Lippen spielte, »frühere Schuld zu sühnen, bis jetzt aber habe ich nichts getan, als was – jede wahre Marquise auch tun könnte.«
Ein verächtliches Lächeln glitt über ihre Züge.
»Der Augenblick ist gekommen, wo Sie Ihre Tätigkeit beginnen können,« sagte der Graf, »Sie können einen Dienst leisten, von dessen geschickter Ausführung das Schicksal Europas abhängen kann!«
Mit funkelnden Augen richtete sie sich schnell auf.
»Sprechen Sie, Herr Graf,« rief sie, »sprechen Sie. Ich höre mit allen meinen Sinnen und allen meinen Gedanken.«
Der Graf ließ seinen klaren, ruhigen Blick einige Sekunden auf ihren erregten Zügen ruhen.
»Wenn Sie gut ausführen sollen, um was es sich handelt, so müssen Sie genau wissen, worauf es ankommt und was erreicht werden soll. – Ich erinnere Sie nochmals daran,« sagte er mit fester, kalter Stimme, »daß die erste Vorschrift bei allen Diensten, zu denen Sie berufen sein werden, die unbedingteste Verschwiegenheit ist, ein Bruch derselben zieht die Strafe des moralischen Todes nach sich.«
Eine helle Röte flammte auf ihrer Stirn auf, ihre Augen sprühten Blitze – aber schnell bezwang sie sich und fragte mit ruhiger Stimme:
»Haben Sie Grund, mir zu mißtrauen?«
»Nein,« sagte der Graf, »aber die Angelegenheiten, um welche es sich handelt, sind nicht die meinigen, es ist notwendig, die Bedingungen zu wiederholen, über welche wir übereingekommen sind.«
»Sie sind fest in mein Gedächtnis geschrieben,« sagte sie.
»So hören Sie!« sprach der Graf, indem er sich etwas vorneigte und die Stimme dämpfte.
»Wollen wir nicht die Türe schließen?« fragte sie, auf die offen gebliebene Schiebetür zum Salon deutend, indem sie eine Bewegung machte, um aufzustehen.
Der Graf legte leicht die Hand auf ihren Arm.
»Lassen Sie,« sagte er, »ich ziehe die offenen Türen vor, wenn man geheime Dinge bespricht, hinter ihnen kann niemand horchen. – Es finden Verhandlungen statt,« fuhr er dann fort, »zwischen dem Kaiser Napoleon und dem Könige von Holland über die Abtretung von Luxemburg an Frankreich.«
Sie stützte den Kopf auf die Hand und hing mit durchdringendem Blick an seinen Lippen.
»Diese Verhandlungen dürfen zu keinem Resultat führen,« sprach der Graf weiter, »es ist notwendig, daß so schnell als möglich das Berliner Kabinett, hinter dessen Rücken die ganze Sache betrieben wird, davon unterrichtet werde, und zwar in einer Weise, welche nicht den mindesten Verdacht zuläßt, daß diese Information von hier aus angeregt sei.«
»Aber wie kann ich –?« rief sie erstaunt.
»Ich glaube,« fuhr der Graf fort, »daß man sowohl hier als namentlich auch in Holland sehr fern von dem Gedanken ist, diese Verhandlungen könnten zu ernsten Verwicklungen und zu einem Kriege führen, der vielleicht ganz Europa in Flammen setzen würde. Ganz insbesondere würde der König von Holland, der den Krieg nicht liebt, und der Verwicklungen mit Preußen auf das äußerste fürchtet, weil sie sein Land zwischen den Zusammenstoß zweier gewaltiger Kolosse stürzen würden, – der König von Holland würde ganz insbesondere vor dieser geheimen Negoziation zurückschrecken, wenn er ihre Folgen klar übersähe.«
»Aber ich begreife noch immer nicht,« rief sie, »wie ich –«
»Ich finde,« sagte der Graf mit leichtem Lächeln, »daß Ihre Equipage noch immer nicht auf der Höhe der übrigen Montierung Ihres Hauses ist, Ihre Pferde sind nicht schön genug, auch gefällt mir ihre Farbe nicht.«
Sie sah ihn in stummem Erstaunen an und schüttelte leicht den Kopf.
»Sie müssen die schönsten Pferde in Paris haben,« fuhr er ruhig fort, »freilich wird das nicht ganz leicht sein, denn das schönste Gespann, das ich kenne und das vollständig für Sie passen würde, ist im Besitze von Madame Musard, und sie hat es bereits dem Stallmeister des Kaisers abgeschlagen, die schönen Tiere zu verkaufen.«
Ihr Auge blitzte auf – ein feines Lächeln zuckte um ihre Lippen –, gespannt hing ihr Blick an seinem Munde.
»Die einzige Möglichkeit, diese Pferde vielleicht zu erhalten, wäre, wenn Sie der Dame einen Besuch machten – › Paris vaut bien une messe‹ – sagte Heinrich IV., und der Besuch würde um so sicherer in seinem Erfolge sein, wenn Sie vielleicht der schönen Frau einen Dienst leisten könnten. – Madame Musard interessiert sich für Holland, sie würde vielleicht dankbar sein, wenn sie in den Stand gesetzt würde, dort eine Gefahr abzuwenden –«
Die Marquise sprang auf.
»Genug, Herr Graf,« rief sie, »ich verstehe vollkommen, Sie können sich auf mich verlassen, ich werde Ihnen beweisen,« fügte sie lächelnd hinzu, »daß ich fähig bin, Ihr Werkzeug zu sein, – ich werde mir die Sporen verdienen!«
»Vergessen Sie nicht,« sagte er, »daß schnell gehandelt werden muß, um Unglück zu verhüten. In drei Tagen muß es sich entscheiden, ob der Zweck erreicht ist, sonst müssen andere Wege eingeschlagen werden.«
»Er wird erreicht werden,« sagte sie, »ich bedarf eine Stunde zu meiner Toilette, und sogleich werde ich ans Werk gehen.«
»Und die Pferde?« fragte sie mit fast unmerklichem Lächeln, »sie werden teuer sein.«
Der Graf zog ein Portefeuille aus der Tasche, nahm daraus das gedruckte Blankett einer Anweisung, trat darauf an einen kleinen, zierlichen Schreibtisch und füllte mit raschen Zügen das Papier aus.
»Hier ist eine Anweisung für meinen Bankier auf fünfzigtausend Franken, ich hoffe, das wird genügen, jedenfalls zahlen Sie jeden Preis«
Sie legte die Anweisung, ohne sie anzusehen, in eine Vermeilschale auf einem Fuß von antiker Bronze, welche auf dem Kamin stand.
»Nun aber, Herr Graf,« sagte sie lächelnd, »bitte ich um die Erlaubnis, meine Toilette zu machen, nicht, daß ich Sie vertreiben will,« fügte sie mit einem eigentümlichen Blick hinzu.
Der Graf ergriff seinen Hut.
»Ich habe Sie zur Diskretion ermahnt,« sagte er mit höflichem Lächeln, »und darf mir nicht erlauben, indiskret zu sein.«
Und mit leichter Verbeugung wendete er sich zur Tür und verließ, den Salon durchschreitend, das Appartement.
»Er ist von Eis,« sagte sie seufzend, indem sie eine kleine Glocke bewegte, »und seine Herrschaft von Eisen, doch sie führt mich dahin, wohin ich mich so lange gesehnt, und vielleicht – – Ich will ausfahren – meine Toilette, – den Wagen in einer Stunde!« befahl sie der eintretenden Kammerfrau.
Der Graf stieg die Treppe hinab.
»So liegt denn der Zündfaden, an welchem der Brand Europas hängt, in den Händen zweier Frauen!« sagte er leise, »und wenn die ernsten und wichtigen Herren vom Corps diplomatique heute abend im Bois de Boulogne diesen beiden aus Samt, Spitzen und Federn hervorlächelnden Damen begegnen, so werden sie nicht ahnen, daß in ihren zierlichen Händen in diesen Stunden das Geschick der Welt ruht. – Wie wunderbare Wege geht doch die lebendige Geschichte, welche später in so feierlich monumentalen Steinbildern vor der Nachwelt dasteht!« –
»Nach der Nunziatur!« rief er seinem Diener zu und stieg in seinen Wagen, der in schnellem Trabe davonfuhr.
Eine Stunde später fuhr die Equipage der Marchesa Pallanzoni an dem prachtvollen Hotel der Madame Musard bei den Champs Elysées vor. Alles in diesem Hause atmete die vollendetste Eleganz der allervornehmsten Welt. Die unermeßlichen Reichtümer, welche den auf den amerikanischen Erbgründen der Dame entdeckten Petroleumquellen in unerschöpflicher Fülle entströmten, zeigten sich hier nicht in überladenem Glanz, sondern in jener so schwer herzustellenden, gediegenen Einfachheit, welche nur da zu finden, wo wirklich große Mittel sich mit wirklich gutem Geschmack vereinen.
Wohl zeigte sich auf den Mienen der gepuderten Lakaien in den dunklen Livreen mit den silbergrauen Achselschnüren und den schneeweißen Strümpfen ein leichter Anflug von Erstaunen, als der Diener der Marchesa deren Karte überbrachte mit der Frage, ob Madame Musard seine Herrin empfangen wolle – denn die Damen mit aristokratischen Namen echten Klanges gehörten hier nicht zu den gewöhnlichen Erscheinungen; indes mit jener schweigenden Schnelligkeit und Pünktlichkeit, welche dem Dienst an einem Hofe Ehre gemacht haben würde, wurde die Karte dem Kammerdiener gebracht, welcher in tadellosem schwarzen Anzug im Vorzimmer der Dame des Hauses saß.
Madame Musard blickte ein wenig erstaunt auf diese Karte, welche der Kammerdiener ihr auf einem goldenen Teller mit wunderbar schön ziseliertem Rande überreichte.
»Marchesa Pallanzoni,« sagte sie, »ich habe den Namen gehört, eine sehr schöne und sehr elegante Italienerin, die seit einiger Zeit hier ist, eine wirkliche große Dame, wie man mir gesagt hat,« fügte sie mit einem leichten Lächeln der Befriedigung hinzu, »aber was kann sie von mir wollen? Gleichviel – hören wir! Es wird mir eine Freude sein, die Frau Marquise zu empfangen,« sprach sie zu dem Kammerdiener, welcher zur Türe zurückgetreten war und dort in ehrerbietiger Stellung wartete. – »Gehen Sie selbst hinab und führen Sie die Dame herauf.«
Der Kammerdiener verschwand.
Madame Musard, eine hohe, schlanke Gestalt mit feinen und intelligenten, ein wenig scharfen Zügen, dunklem Haar und dunklen Augenbrauen, welche Augen von außergewöhnlicher Schärfe und Intelligenz überwölbten, mochte ungefähr sechsundzwanzig bis achtundzwanzig Jahre alt sein. Der Ausdruck ihrer Augen erschien älter, das Lächeln ihres frischen Mundes jünger. Sie trug eine sehr einfache dunkle Morgentoilette von schwerem Seidenstoff, welche hoch am Halse, von einer seinen Spitze überragt, durch eine Brosche von einem ungewöhnlich großen Rubin geschlossen wurde.
Nichts in ihrer Erscheinung zeigte eine Spur von jenen Übertreibungen der Eleganz und des Luxus, welche man zu jener Zeit bei den meisten Damen der großen Welt sowohl als der Halbwelt zu sehen gewohnt war. Auch der kleine Salon, in welchem sie sich befand, war mit edelster Einfachheit möbliert.
Die Flügel der Türe sprangen auf.
»Die Frau Marquise von Pallanzoni!« rief der Kammerdiener und herein rauschte Frau Antonie Balzer in reicher Promenadentoilette. Über die schweren Falten einer dunkelblauen Robe fiel eine mit Zobel besetzte Mantille von Samt herab, ein kleiner Hut von der Farbe der Robe mit einer prachtvollen weißen Feder umrahmte das feine und zarte Gesicht, das, leicht durch die Luft gerötet, in wunderbarer Schönheit und Frische strahlte.
Madame Musard ging ihrem Besuch bis fast zur Tür entgegen, mit raschem, prüfendem Blick umfaßte sie diese so jugendliche, so reizende und so vornehme Erscheinung.
»Ich freue mich, Frau Marquise, Sie in meinem Hause zu begrüßen,« sprach sie dann mit ruhiger Artigkeit, »und ich werde glücklich sein, Ihnen in etwas dienen zu können, wenn es in meiner Macht steht.«
Sie führte die Marchesa zu einem von Blumen umgebenen kleinen Sofa, welches in der Nähe des Fensters stand, und nahm ihr gegenüber auf einem niedrigen Lehnstuhl Platz, indem sie mit dem Ausdruck ruhiger Höflichkeit erwartete, daß die Dame ihr den Grund ihres Besuches mitteilte.
»Erlauben Sie zunächst, Madame,« sagte die Marchesa mit einer gewissen Herzlichkeit in dem Tone ihrer vollen metallreichen Stimme, »daß ich Ihnen meine Bewunderung ausspreche über die Einrichtung Ihres Hauses, das heißt dessen, was ich davon gesehen; man spricht in Paris so viel davon,« fuhr sie fort, »daß ich mit großen Erwartungen hieher kam, aber dennoch bin ich erstaunt, – es ist so schwer,« sagte sie mit einem naiven Lächeln, das ihr vortrefflich stand, »in all dem Pariser Glanz die wirklich vornehme einfache Eleganz in der Montierung der Häuser zu finden, ich habe sie nur in einigen alten Häusern des Faubourg St. Germain gefunden – und hier bei Ihnen.«
Madame Musard neigte leicht den Kopf, das Lächeln ihrer Lippen bewies, daß sie nicht unempfindlich war für das in so natürlicher Weise ausgesprochene Kompliment, indes schien ihr Blick zu sagen: »Ich glaube nicht, daß Sie hierher gekommen sind, um mir dies zu erzählen.«
Frau Antonie schlug vor diesem klaren und scharfen Blick in scheinbarer verlegener Verwirrung die Augen nieder. Sie drückte die Spitzen ihrer schlanken Finger in den hellgrauen Handschuhen von weichem schwedischem Leder aneinander und sprach, indem sie treuherzig bittenden Blick auf Madame Musard warf: »Ich arbeite daran, mein Haus ebenfalls zu montieren – wenn auch nur für die Dauer der Weltausstellung. Mein Gemahl,« fuhr sie seufzend fort, »ist kränklich und zu weiten Reisen nicht disponiert, doch hat er meinem glühenden Wunsche, Paris und diese wunderbare Ausstellung zu sehen, nachgegeben und mir erlaubt, einige Zeit hier zu bleiben. – Mir fehlt nun aber so manches und besonders kann ich meine Equipage nicht passend herstellen,« sagte sie mit leichtem Zögern, »da wage ich es denn, mich an Sie zu wenden, und ich freue mich, daß es eine Frau ist, an die ich mich wenden kann, ich habe ein wunderschönes Gespann vor Ihrem Wagen gesehen.« –
Das Gesicht von Madame Musard nahm einen kalten, abwehrenden Ausdruck an.
»Man sagte mir,« fuhr die Marchesa fort, »daß Sie einen vollständigen, den schönsten und bestgewählten Marstall in Paris haben, ich hoffte deshalb, baß Sie vielleicht jene Pferde – es sind zwei schwarze Karossiers – entbehren könnten, und daß Sie meine Bitte gewähren würden, sie mir zu verkaufen.«
Ein stolzes Lächeln spielte um die Lippen von Madame Musard.
»Ich handle nicht mit Pferden, Frau Marquise,« sprach sie in kaltem Tone, »und Pferde, mit denen ich selbst fahre, verkaufe ich überhaupt niemals, am wenigsten jenes Gespann, der Kaiser handelte darum; – ich habe es gekauft,« fuhr sie mit stolzem Blick fort, »weil ich wünschte, die schönste Equipage von Paris zu haben – ich bedaure, daß es mir nicht möglich ist, Ihren Wunsch zu erfüllen, da es mir große Freude gemacht hätte, Ihnen nützlich zu sein.«
Die Marchesa senkte mit dem Ausdruck von Enttäuschung und Verlegenheit den Blick.
»Verzeihen Sie mir, Madame,« sagte sie dann, »ich weiß sehr wohl, daß Sie dergleichen Handel nicht machen, ich hoffte nur, daß Sie vielleicht einer Dame, einer Fremden zu Gefallen –«
Madame Musard schüttelte mit leichtem Achselzucken den Kopf.
»– Und dann,« fuhr die Marchesa fort, »dachte ich, daß die drohenden Kriegsgefahren, welche vielleicht alle diese glänzenden Aussichten auf das schimmernde Weltfest der Ausstellung zertrümmern werden, Sie bestimmen könnten, mir diese schönen Pferde zu überlassen, die ich im Falle des Krieges mit mir nach Italien in Sicherheit bringen würde.«
Madame Musard sah sie erstaunt an.
»Sie sprechen von Kriegsgefahr, Madame,« sagte sie, »ich begreife nicht, – wie mir scheint, ist die ganze Welt in tiefem Frieden.« –
»Ja, wie es scheint,« sagte die Marchesa mit wichtiger Miene, indem sie die Augen weit öffnete und mit täuschender Natürlichkeit einen unendlich einfältigen Ausdruck annahm, »aber in Wirklichkeit, freilich wird wohl Frankreich nicht unmittelbar engagiert sein, aber es wird doch für den Kaiser eine Ehrensache sein, Holland in Schutz zu nehmen.« –
Madame Musard horchte hoch auf. Mit lebhafter Spannung richtete sich ihr scharfer Blick auf die lächelnden Züge der plaudernden Dame vor ihr.
»Holland in Schutz nehmen?« fragte sie, »gegen wen, Madame, wer bedroht Holland?«
»O mein Gott,« sagte die Marchesa, die Fingerspitzen leicht gegeneinander schlagend, »wenn man in Berlin erfährt, was vorgeht, so wird man natürlich sofort die rücksichtslosesten Maßregeln ergreifen, und das kleine Holland –«
»Aber mein Gott, was geht denn vor?« rief Madame Musard ungeduldig, »Sie erschrecken mich fast, Frau Marquise,« sagte sie, schnell sich fassend, mit lächelndem Munde, »mit Ihren Kriegsphantasien!«
»Phantasien?« rief die Marchesa wie verletzt durch den Zweifel an ihrer Kenntnis der politischen Lage, »es sind keine Phantasien, wissen Sie denn nicht, Madame, daß der König von Holland an den Kaiser ein Herzogtum verkaufen will – ein kleines Herzogtum mit einer großen Festung,« sie schien sich zu besinnen, »es heißt wie das Palais dort mit dem schönen Garten, worin Marie von Medicis wohnte, Luxemburg – ja Luxemburg, und wenn Herr von Bismarck von diesem heimlichen Handel etwas erfahren wird, und er hat schon davon gehört, so ist der Krieg unvermeidlich.«
»In der Tat, Sie setzen mich in Erstaunen, Frau Marquise,« sagte Madame Musard, indem ein schwerer Atemzug ihre Brust schwellte und ein düsterer Blick aus ihrem Auge hervorschoß, »Sie setzen mich in Erstaunen durch Ihre Kenntnis der politischen Verhältnisse, mir liegt so etwas so fern.«
»Doch ich bitte um Verzeihung, Madame,« sagte die Marchesa, indem sie Miene machte, aufzustehen, »ich habe Sie schon lange aufgehalten und da Sie Ihre Pferde behalten wollen –«
»O ich bitte, Frau Marquise,« sagte Madame Musard, indem sie leicht ihre Hand auf den Arm Antoniens legte, um sie vom Aufstehen zurückzuhalten, – »ich bitte, es ist mir ein hohes Vergnügen, mit Ihnen zu plaudern, und in der Tat,« fuhr sie, wie sich besinnend, fort, »diese Kriegsgefahr, wenn sie existiert –«
»Wenn sie existiert?« rief die Marchesa lebhaft, – sie existiert, Madame, sobald man in Berlin von dieser Luxemburger Sache hört, man kann freilich dem Kaiser nicht verbieten, dies Herzogtum zu kaufen, aber man wird dem König von Holland verbieten, es zu verkaufen, man wird über Holland herfallen und der Kaiser wird gezwungen sein, diesen armen König zu beschützen, wenn nicht –«
»Wenn nicht –?« fragte Madame Musard in atemloser Spannung.
»Wenn nicht,« sagte die Marchesa lachend, »ein Arrangement gemacht wird, welches dem Kaiser Luxemburg und dies arme Holland den Preußen gibt – und,« fügte sie achselzuckend hinzu, »diese Reihe der unglücklichen Könige ohne Thron und Land, deren unsere Zeit so viele geschaffen hat, um einen vermehrt. – Doch in der Tat,« rief sie, wir sind komisch, wenn man uns hören könnte, zwei Damen, die Politik sprechen –«
Madame Musard blickte sinnend zu Boden.
»Das alles interessiert mich ein wenig,« sagte sie dann, »ich habe – Freunde in Holland, nur begreife ich in der Tat nicht, woher Sie so gut informiert sind, Frau Marquise.«
»O,« rief die Marchesa, »einer meiner Freunde sprach mir davon, »er steht den Tuilerien sehr nahe, – aber mein Gott,« rief sie plötzlich, »ich habe da vielleicht eine Indiskretion begangen, er sagte mir, daß noch niemand etwas davon wisse.«
»Ich bin die Diskretion selbst, Frau Marquise,« rief Madame Musard rasch, »übrigens,« fuhr sie fort, ihr Spitzentaschentuch in der Hand zusammenpressend, »übrigens interessiert mich das alles nur sehr oberflächlich, allein der Krieg – das wäre ja entsetzlich, glaubte denn – Ihr Freund –« sagte sie ein wenig zögernd, »nicht, daß es irgendein Mittel gäbe, den Krieg zu vermeiden?«
»Ach,« sagte die Marchesa, »Sie wissen, wie die Männer sind, er fürchtete den Krieg nicht, er schien ihn vielleicht sogar zu wünschen, »übrigens«, sagte er, »was liegt daran, wenn Holland von Preußen genommen wird, wenn wir nur dies Luxemburg erhalten. – Der König von Holland wird selbst die Schuld haben, hätte er von dem, was vorgeht, zu rechter Zeit in Berlin Nachricht gegeben, so würde er dort den Prätext genommen haben, auf den man vielleicht nur wartet; jetzt wird die diplomatische Verständigung unmöglich gemacht.« – Doch, nun darf ich Sie wirklich nicht länger in Anspruch nehmen,« fuhr sie fort, indem sie von neuem Miene machte, aufzustehen, »ich bedaure –«
»Frau Marquise,« sagte Madame Musard, indem sie einen vollen Blick auf ihren Besuch richtete, »ich habe Ihren Wunsch abgeschlagen, es war vielleicht unrecht von mir, einer Dame, die hier fremd ist, nicht freundlicher entgegenzukommen, ich war überrascht. – Sie wissen,« fuhr sie fort und reichte der Marchesa ihre Hand, in welche diese wie erstaunt und ein wenig zögernd ihre feinen Finger legte, »Sie wissen, es gibt Sympathien, denen man sich nicht entziehen kann, erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, daß Sie in den wenigen Augenblicken unserer Bekanntschaft solche Sympathie in mir erweckt haben.«
Die Marchesa sah sie lächelnd mit einem naiven Blick an, in welchem man lesen konnte, daß es ihr nichts neues sei, Sympathien zu erwecken.
»Und um Ihnen einen Beweis der Gefühle zu geben, welche Sie mir eingeflößt,« fuhr Madame Musard fort, »erlauben Sie mir, von meiner Gewohnheit abzugehen, ich will Ihnen meine Pferde überlassen, damit eine so schöne und geistvolle Dame,« fügte sie mit einem kaum merkbaren Lächeln hinzu, »eine ihrer würdige Equipage besitze.«
Eine kindliche Freude leuchtete in dem Auge der Marchesa auf.
»Wirklich?« rief sie mit fröhlichem Lächeln, »Sie könnten sich entschließen?«
Und ihrerseits ergriff sie die Hand der Madame Musard und drückte sie herzlich.
»Die Pferde gehören Ihnen,« sagte diese, »aber ich mache eine Bedingung –«
Die Marchesa neigte verbindlich das Haupt.
»Daß wir,« sagte Madame Musard mit anmutigem Lächeln, »uns nicht zum letzten Male gesehen haben, daß es mir erlaubt sei, zu versuchen, auch meinerseits Ihnen ein wenig von den sympathischen Gefühlen einzuflößen, welche ich für Sie empfinde.«
»Es wird mir stets eine Freude sein,« erwiderte die Marchesa mit leichter Zurückhaltung, »Sie bei mir zu sehen.«
Madame Musard schien die Nuance abwehrenden Stolzes, welche in dieser Antwort lag, nicht bemerken zu wollen und sagte mit verbindlichem Lächeln:
»So werde ich unendlich mehr gewinnen, als ich an meinen Pferden verliere!«
»Doch, Madame,« sagte die Marchesa aufstehend, »es bleibt noch eine Frage zu erledigen – der Preis –«
»Unsere Freundschaft ist noch zu jung,« unterbrach sie Madame Musard, »als daß ich wagen dürfte, Ihnen das Gespann als einen Beweis derselben anzubieten, ich glaube, daß ich zehntausend Franken für jedes Pferd bezahlt habe, mein Intendant wird die Rechnung aufstellen und ich werde die Ehre haben, sie Ihnen zu präsentieren.«
»Also, das Geschäft ist abgemacht,« sagte die Marchesa mit freundlichem Lachen, »o wie freue ich mich, endlich eine anständige Equipage zu haben!«
Und sie klatsche in kindlicher Freude in die Hände.
»Ich habe nicht wagen dürfen,« sagte Madame Musard, »Ihnen meine Pferde anzubieten, aber ein kleines Andenken an unsere erste Bekanntschaft müssen Sie mir erlauben, Ihnen zu überreichen.«
Und sie pflückte von der Jardiniere, welche hinter dem Sofa stand, auf welchem die Marchesa gesessen, eine prachtvolle halberblühte Moosrose und reichte sie der jungen Frau.
»Die Königin der Blumen der Königin der Schönheit,« sagte sie lächelnd.
»Wie reizend!« rief die Marchesa, indem sie leicht den Duft der Rose einsog und die Blume dann unter ihrer Mantille an die Brust steckte.
»Ich bin beschämt,« sagte sie, »ich habe nur gebeten und Sie geben mir mit vollen Händen. – Auf Wiedersehen, Madame, – auf Wiedersehen!« Sie drückte abermals Madame Musard herzlich die Hand und wendete sich zur Tür.
Madame Musard begleitete sie bis zur Schwelle und verabschiedete sich mit dem liebenswürdigsten Lächeln.
Der Kammerdiener schritt der Marchesa voran bis an ihren Wagen.
»Ins Bois de Boulogne!« rief sie dem Lakaien zu – und rasch rollte der Wagen davon.
»Ich glaube, ich habe reüssiert,« sagte Frau Antonie, mit zufriedenem Lächeln sich in die weichen Kissen zurücklehnend, »zehntausend Franken,« flüsterte sie mit zufriedenem Blick, »das macht dreißigtausend Franken Überschuß, das Geschäft war gut, es ist immer nützlich, etwas eigenes für alle Fälle zu haben!«
Madame Musard aber blieb nachdenklich in ihrem Salon stehen, als die Marchesa sie verlassen. Der lächelnde Ausdruck verschwand von ihren Zügen, in tiefem Ernst ging sie mehrmals auf und nieder.
»Der Himmel hat mir diese naive, plauderhafte Marquise gesendet!« rief sie, »welch ein gefährliches Beginnen, welches Glück, daß ich zur rechten Zeit Kenntnis von den drohenden Gefahren erhielt! – Wenn es noch zur rechten Zeit ist?« sagte sie, düster vor sich hinblickend.
Schnell trat sie an ihren Schreibtisch, setzte sich nieder und in fliegender Hast schrieb sie, zuweilen anhaltend und nachdenkend, bis die vier Seiten eines großen englischen Briefbogens voll waren. Dann schloß sie den Brief in eine doppelte Enveloppe, verschloß dieselbe mit einem kleinen Siegel, das sie aus einem geheimen Fach ihres Sekretärs nahm, und schrieb die Adresse darauf: Herrn Mansfeldt, im Haag.
Der Kammerdiener trat ein.
»Sie müssen mit dem nächsten Zug nach dem Haag reisen!«
»Zu Befehl, Madame.«
»Diesen Brief persönlich an seine Adresse!«
Der Kammerdiener empfing schweigend den Brief, verneigte sich und verließ den Salon.
»Nun gebe Gott, daß es nicht zu spät ist!« rief Madame Musard. Und sie ging in ihr Ankleidezimmer, um ihre Toilette für die Fahrt ins Bois de Boulogne zu machen.