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§ 1. Philal. Es bleibt noch übrig, die Ideen der Relationen zu betrachten, die das geringste Maß von Realität in sich schließen. Wenn der Geist ein Ding neben einem anderen ins Auge faßt, so ist das eine Relation oder Beziehung, und die Benennungen oder Relationsausdrücke, die man in bezug hierauf bildet, sind Zeichen, die dazu dienen, unsere Gedanken über das Subjekt hinaus auf etwas von ihm Verschiedenes zu richten; beide gemeinsam nennt man Subjekte der Relation (Relata).
Theoph. Die Relationen und die Ordnungen sind im gewissen Sinne Vernunftwesen, obgleich sie in den Dingen selbst ihren Grund haben; denn man kann sagen, daß ihre Realität, wie die der ewigen Wahrheiten und die der Möglichkeiten, aus der höchsten Vernunft stammt Vgl. hierzu bes. Monadologie § 43, Band II, S. 445..
§ 5. Philal. Gleichwohl ist eine Veränderung der Relation möglich, ohne daß irgendeine Veränderung in dem Subjekt vor sich geht. Titius, den ich heute als Vater betrachte, hört morgen, ohne daß sich in ihm irgendeine Veränderung zuträgt, auf, es zu sein, lediglich darum, weil sein Sohn stirbt.
Theoph. Man kann dies im Hinblick auf die Dinge, die man [gewöhnlich] gewahr wird, ganz gut sagen: wenngleich es in metaphysischer Strenge keine gänzlich äußerliche Bestimmung ( denominatio pure extrinseca) gibt Über diesen Satz, der die Grundlage des Leibnizischen »Indiscernibilienprinzips« bildet, s. Band I, Anm. 93; sowie Bd. II, S. 322 f..
§ 6. Philal. Ich meine, daß die Relation nur zwischen zwei Dingen stattfindet.
Theoph. Gleichwohl gibt es Beispiele von Relationen zwischen mehreren Dingen zugleich, wie die Relation der Ordnung oder die eines Stammbaumes, in denen die Reihenfolge und der Zusammenhang aller Teile oder Glieder ausgedrückt ist, und sogar eine Figur, wie z. B. die eines Vielecks, schließt die Beziehung aller Seiten in sich.
§8. Philal. Es ist auch gut, in Betracht zu ziehen, daß die Ideen der Relationen oft viel klarer sind als die der Dinge, welche die Subjekte der Relation sind. So ist der Beziehungsbegriff »Vater« klarer als der Begriff Mensch.
Theoph. Dies liegt daran, daß diese Relation so allgemein ist, daß sie auch anderen Substanzen zukommen kann. Auch kann, wenn ein Subjekt klare und dunkle Bestandteile in sich birgt, die Relation in dem klaren Bestandteil gegründet sein. Wenn aber der formale Gehalt der Relation die Erkenntnis dessen voraussetzte, was an dem Subjekt dunkel ist, so würde sie an dieser Dunkelheit teilhaben.
§ 10. Philal. Die Ausdrücke, welche den Geist notwendig auf andere Ideen hinführen, als auf diejenigen, die man in dem Gegenstand, den der Ausdruck oder das Wort bezeichnet, als wirklich existierend ansieht, sind relativ; die anderen sind absolut.
Theoph. Der Zusatz » notwendig« ist richtig und man könnte noch die Bestimmungen »ausdrücklich« und »auf den ersten Blick« hinzufügen, denn man kann z. B. an das Schwarze denken, ohne an dessen Ursache zu denken. Man bleibt alsdann aber in den Schranken einer Erkenntnis, wie sie sich auf den ersten Blick darbietet und die entweder verworren, oder, wenngleich deutlich, so doch unvollständig ist – das erstere, wenn die Idee, um die es sich handelt, überhaupt keine Analyse erfährt, das letztere, wenn eine solche Analyse nur in beschränktem Maße stattfindet. Übrigens gibt es keinen Terminus, der so absolut und so losgelöst von allen andern wäre, daß er nicht Relationen in sich schließt und dessen vollständige Analyse nicht auf andere Dinge, ja auf die Gesamtheit aller anderen Dinge führt: so daß man als relative Termini diejenigen ansehen muß, die die Beziehung, welche sie enthalten, ausdrücklich bezeichnen. Ich setze dabei das Absolute dem Relativen entgegen, während ich es oben, in einem anderen Sinne, dem Begrenzten entgegengesetzt habe.