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§ 1. 2. Philal. Das zweite Vermögen des Geistes, durch das er in der Erkenntnis der Dinge mehr vorwärts kommt, als durch die bloße Perzeption, ist das, was ich das Behalten nenne. Dies bewahrt die durch die Sinne oder die Reflexion empfangenen Erkenntnisse. Das Behalten geschieht auf zwei Weisen: sofern man entweder die gegenwärtige Idee tatsächlich in sich bewahrt, was ich Betrachtung ( contemplation) nenne; oder aber die Möglichkeit bewahrt, die Ideen wieder in den Geist zurückzurufen, was man Gedächtnis nennt.
Theoph. Man behält und betrachtet auch die eingeborenen Erkenntnisse und kann sehr oft das Eingeborene vom Erworbenen nicht unterscheiden. Auch gibt es eine Auffassung der Bilder, die uns entweder schon einige Zeit innewohnen, oder aber sich neu in uns bilden.
§2. Philal. Unsere Partei glaubt indes, daß diese Bilder oder Ideen ihr Dasein einbüßen, sobald wir sie nicht mehr tatsächlich gewahr werden; und daß die Behauptung von Ideen, die im Gedächtnis aufbewahrt bleiben, im Grunde nichts anderes bedeutet, als daß die Seele in verschiedenen Fällen das Vermögen besitzt, die Perzeptionen, die sie bereits gehabt hat, wiederzuerwecken; mit einer Empfindung, die sie zugleich überzeugt, daß sie solcherlei Perzeptionen schon früher einmal gehabt habe.
Theoph. Wären die Ideen nur die Formen oder Weisen des Denkens, so müßten sie mit dem Denken selbst aufhören; Sie aber haben selbst anerkannt, daß sie vielmehr die inneren Objekte des Denkens sind: und auf diese Art können sie bestehen bleiben S. ob. S. 82 und 95.. Ich wundere mich, wie Sie immer von diesen bloßen Vermögen oder Fähigkeiten reden können, welche Sie bei den Schulphilosophen sicherlich verwerfen würden. Man müßte deutlicher erklären, worin diese Fähigkeit besteht und wie sie ausgeübt wird; dies würde zeigen, daß es Dispositionen gibt, welche Reste der früheren Eindrücke sowohl in der Seele als im Körper sind, die man aber nur gewahr wird, wenn das Gedächtnis durch einen besonderen Anlaß auf sie hingeführt wird. Bliebe aber nichts von den früheren Gedanken zurück, sobald man nicht mehr an sie denkt, so ließe sich nicht erklären, wie man das Andenken an sie bewahren kann; deswegen heißt, auf jene bloße Fähigkeit zurückgehen, etwas Unverständliches behaupten.