Artur Landsberger
Das Blut
Artur Landsberger

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Siebenunddreißigstes Kapitel.

Und nun beginnt eigentlich erst die Geschichte, die Johannes in seiner Chronik niedergelegt hat und die nach seiner letzten Aufzeichnung erst hundert Jahre nach seinem Tode veröffentlicht werden darf.

Da seit den hier geschilderten Vorgängen aber erst neunundneunzig Jahre verstrichen sind, so muß der Schreiber dieser Erzählung sich noch ein Jahr lang Zurückhaltung auferlegen. Nur so viel sei heute schon verraten, daß es Johannes gelang, Schloß Vestrum zur Wallfahrtsstätte der Begüterten dieser Welt zu machen. Und wer ihm gegenüber nicht nur im Geiste, sondern auch in der Tat nach dem Spruch verfuhr:

»Nichts nimmt der Mensch mit ins Grab
Und von all' seiner Herrlichkeit folget ihm nichts«

– dem erschloß sich »Das Wunder von Vestrum,« über das die Chronik auf zweihundert eng beschriebenen Seiten berichtet, bis sie eines Morgens durch folgenden Vorgang einen gewaltsamen Abschluß fand: Man entdeckte das Skelett eines Hundes, das der alte Diener an der Verkrümmung einer der Pfoten als das Skelett des Kornelia treu ergebenen Dackels erkannte.

Deutlich erkennbare Spuren verrieten, daß das Tier in vielleicht wochenlangem Ringen versucht hatte, sich eine Bahn durch die Mauer eines der Türme zu erzwingen, sein Bemühen mehrfach aufgegeben und an benachbarten Stellen immer wieder von Neuem begonnen hatte, bis es eines Tages erschöpft zusammengebrochen und, ohne noch die Kraft zur Umkehr zu finden, verreckt war.

Der alte Diener, der des Dackels einziger Freund gewesen war, ihn genau kannte und wußte, daß er nichts ohne Überlegung tat, erzählte einigen Angestellten, auf die Verlaß war, den Vorfall und beriet mit ihnen, was angesichts dieses mysteriösen Vorganges zu geschehen habe.

Man beschloß, die Entdeckung streng geheim zu halten und – wie der alte Diener sich ausdrückte – »die von dem Toten verfolgte Spur weiter zu erforschen.« – Er hatte das Gefühl, daß er seines toten Freundes deutlich erkennbaren letzten Willen damit erfüllte.

Sie arbeiteten unter größter Vorsicht nur des Nachts, drangen langsam vor und verdeckten an jedem Morgen die Spuren, die sie hätten verraten können.

Gegen Morgen der fünften Nacht hatten sie die vierzig Zentimeter dicke Wand durchbrochen. Sie standen in einer engen, von Weihrauch erfüllten Kapelle mit einem kleinen Altar, neben dem drei Meter hoch ein schwarzes Kruzifix emporwuchs. An dem Kreuze hing ein kleiner Teufel aus Elfenbein, der sich an das Holz festklammerte, den Bänken den Hintern kehrte und, grienend, mit dem Zeigefinger auf eine Stelle an der Wand wies.

Der alte Diener trat langsam und beklommen mit seinen Leuten in die Kapelle, fuhr vor dem Kruzifix zurück, bekreuzigte sich, folgte der Spur, die der elfenbeinerne Teufel wies und entdeckte an der Wand einen Riegel, den er vorsichtig zurückschob.

Die Wand teilte sich und schob sich nach rechts und links etwa einen Meter breit zur Seite. Es erschien eine nicht ganz senkrechte, von unten belichtete Spiegelwand, in der sich eine, in der Tiefe endlose, Fläche zu spiegeln schien.

Sie standen und starrten hinein. Nichts rührte sich.

»Was liegt über der Kapelle?« fragte einer im Flüstertone den Alten.

Der dachte nach und erwiderte: »Das kleine Kabinett des Herrn van Gudry.«

»Das bei Tage und bei Nacht niemand betreten darf,« ergänzte ein Anderer.

»Sicher steht's mit der Kapelle in Verbindung.«

»Ich habe es immer gesagt, er steht mit dem Teufel im Bunde.«

Oben in der Wand knisterte die Tapete.

»Hört!« sagte der Alte und hatte, ehe er sich mit den Anderen in Sicherheit brachte, noch die Geistesgegenwart, den Riegel zurückzuschieben. Die Wand schloß sich daraufhin automatisch.

Aus der Tapete trat in schwarzweißem Kimono Johannes van Gudry. – Es schien, daß er an der Tapete hing oder klebte. Jedenfalls bekam man den Eindruck, daß er keinen Boden unter den Füßen hatte.

»Unser Herr!« flüsterte der Alte; und ein anderer hauchte: »Er schwebt!«

»Er ist der Teufel selbst!« sagte der Dritte, aber der Alte schalt: »Unsinn! – Es wird sich ja zeigen.«

Man konnte nur durch die Bewegung und die Art, in der er die Füße setzte, erkennen oder vermuten, daß er eine schmale, geländerlose Treppe hinabstieg. In der Hand trug er eine Art Fackel, die sein Gesicht hell erleuchtete.

Als er unten in der Kapelle angelangt war, trat er an den Altar, schob den Riegel zurück und rief, als die Wand sich wieder geteilt hatte, in der Richtung des Spiegels gedämpft und mit vorgehaltenen Händen: »He! Kornelia!«

Der Alte griff entsetzt nach dem Arm eines seiner Begleiter.

Da rief Johannes auch schon zum zweiten Male, und diesmal lauter: »Kornelia!«

In dem Spiegel erschien in langem weißen Gewande die Gestalt Kornelias.

Der alte Diener sank in die Knie.

»Was war?« fragte Johannes.

Die Gestalt Kornelias im Spiegel stand regungslos mit weitgeöffneten Augen und sagte nichts.

»Haben Sie nichts gehört?« fragte er barsch. »War hier nicht Lärm?«

Die Gestalt schüttelte den Kopf. Johannes trat in die Öffnung, löschte die Fackel. Er machte eine Bewegung mit dem Fuß, als wenn er absichtlich auf etwas träte, und glitt mit dem Teil der Fläche, auf der er stand, in die Tiefe.

Leise und vorsichtig krochen der Alte und seine Begleiter aus dem Versteck hervor, schlichen behutsam in die Nähe des Altars und vernahmen deutlich unten Kornelias und Johannes Stimmen.

»Sie sind wahnsinnig!« sagte Kornelia. Vermutlich suchte Johannes auf die Laute hin, die der Alte und seine Begleiter verursacht hatten, den unteren Raum ab. »Es ist nichts als Ihr schlechtes Gewissen, das Sie nicht schlafen und sie hören läßt, wo nichts ist.«

»Ich wiederhole Ihnen: jeder Versuch zu entkommen – mag er von Ihnen ausgehen oder von Dritten – kostet Sie das Leben.«

»Das würde mich nicht schrecken,« erwiderte Kornelia – »würde mich eher reizen. Aber es gibt ja keine Möglichkeit.«

Johannes sagte laut: »Kornelia Sie sind jetzt seit elf Monaten auf Gnade und Ungnade in meiner Hand. Ich bin Ihnen bis heute nicht zu nahe getreten. – Gewiß! ich habe Sie für meine Zwecke ausgenutzt, Sie vor meinen Wagen gespannt, in dem ich die Dummen dieser Erde spazieren fahre und ausraube. Aber Sie werden zugeben, daß ich Sie zum Mindesten nicht überanstrengt habe. Sie brauchten nicht einmal den Mund aufzutun, allein Ihr Erscheinen ist den Menschen Offenbarung.«

»Teufelskünste! die ich nicht länger ertrage!« erwiderte Kornelia. »Und wenn mir keine andere Möglichkeit bleibt, ein Ende zu machen, als mit dem Kopf gegen die Mauer zu rennen . . .«

»Gut, Kornelia, daß Sie mich warnen. Ich werde noch morgen dafür sorgen, daß man die Wände auspolstert. Und Peter Last wird Ihnen inzwischen Gesellschaft leisten.«

»Und wie lange soll die Qual noch dauern?«

»Bis Sie Vernunft annehmen, die Meine werden, und mir verraten, wo ich das verborgene Bild von Frans Hals finde.«

»Wenn ich es täte, was würde dann mit – der Anderen werden?«

»Brigitte,« erwiderte Johannes, »würde in derselben Stunde, in der Sie sich entscheiden, an Ihre Stelle treten.«

»Als Dank . . .?«

»Wofür? Daß ich sie aus der Kaschemme befreit habe? Sie hat Zeiten durch mich gehabt, wie sie sie nie erlebt hätte. – Und wenn sie hier an Ihre Stelle träte, wäre sie noch immer tausendmal besser aufgehoben als bei ihrem Gesindel.«

»Sie würden also auch an meiner Seite dies Leben weiterführen?« fragte Kornelia.

»Ja, so hören Sie doch endlich auf, mich nach den bürgerlichen Gesetzen zu beurteilen!« bat Johannes. »Erkennen Sie meine Leistungen an! Ich werde, wenn ich dies Leben noch zehn Jahre fortführe, als der genialste Raubritter aller Zeiten in die Geschichte übergehen! – Wenn einer Ihrer oder meiner Ahnen aufstünde, glauben Sie, er würde mich verurteilen? – Warum sollen mir Gesetze, die ein Kleinbürgertum aus Angst und in Notwehr schuf, mehr gelten als das Urteil meiner Väter? – Bin ich verantwortlich für das Blut, das in mir fließt? Wäre es anders, würde ich am Kamin sitzen und Verse machen! – Daß ich es nicht kann, wollen Sie mich darum verdammen und verachten?«

»Ich werfe mich nicht als Richter auf. Weder über Sie noch über irgend Jemand. Aber wie, Herr van Gudry, würden sich Ihre Ahnen, auf die Sie doch so große Rücksicht nehmen, zu Ihrer Ehe mit dieser Brigitte stellen?«

»Das ist es ja!« erwiderte Johannes klagend, »was allein mich beunruhigt! Sie allein könnten es ändern!«

»Ich reiche meine Hand nicht dazu, daß eine Andere meinetwegen leidet. Lassen Sie es so, wie Sie es gerichtet haben. Alles nimmt einmal ein Ende. Ich habe längst Verzicht geleistet.«

»Wie Sie wollen!« erwiderte Johannes. »Ich zwinge Sie nicht! Jeder macht sich sein Leben selbst.«

Man hörte wieder seine Schritte.

Viel zu stark beeindruckt von dem Erlebten, um folgerichtig zu denken und einen Entschluß zu fassen, zogen sich der Alte und die Andern mit Schweißtropfen auf der Stirn und angehaltenem Atem in ihr Versteck zurück.

Johannes ging wie er gekommen war.

Und der Alte und seine Leute trieb es, ohne daß sie sich auch nur durch Blicke verständigten, aus der Kapelle hinaus ins Freie, wo sie zunächst einmal stehen blieben, und tief Luft schöpften.

Dann aber, als sie ein paar Schritte weit gegangen waren, sagte der Alte: »Das ist schlimmer als Mord.«

Und den Anderen, die es nicht recht verstanden, erklärte er die Zusammenhänge.

Sie gingen ins Dorf und berieten sich mit dem Geistlichen, der dem Treiben auf Schloß Vestrum schon lange mit Mißtrauen gegenüberstand. Die Frömmigkeit, die das Paar öffentlich zur Schau trug und lärmend in alle Welt schrie, paßte so gar nicht zu den lauten Festen, die es feierte, und dem verschwenderischen Aufwand, den es trieb. –

Man wartete den nächsten Wallfahrts-Tag ab, an dem wie immer die Fremden erst reich bewirtet und dann in die große Bibliothek geführt wurden.

Hier fand regelmäßig eine Andacht statt, die den Zweck hatte, mit Hilfe von spiritistischen und metaphysischen Mätzchen, die Teilnehmer für den nachfolgenden Gottesdienst in der Kapelle in die nötige Stimmung zu versetzen.

Dort vollzog sich dann das Wunder, indem Kornelia der in höchstem Sinnestaumel befangenen Gemeinde plötzlich im Spiegel, der infolge seiner Lage sonst keines Menschen Bild wiederspiegelte, erschien, während Brigitte im Kreise der Gläubigen laut betend in die Knie fiel und der Heiligen erst die Arme entgegenstreckte, dann aber sämtlichen Schmuck, den sie an sich trug, zuwarf – ein Beispiel, dem auf dem Wege einfachster Hypnose alle anderen folgten.

Diesmal aber sollte es so weit nicht kommen. – Sie saßen sämtlich noch in der Bibliothek. Johannes hatte seine Rede halb erst beendet, – Brigitte gähnte heimlich – da erhob sich der Geistliche, der zu Johannes' Genugtuung zum ersten Male den Gottesdienste beiwohnte.

»Liebe Gemeinde,« begann er, »es soll Ihnen heute bequemer gemacht werden. Die Heilige hat sich, statt Sie sich zu ihr begeben, selbst bemüht.« – Er wies auf die Tür, durch die eben Kornelia trat: »Da ist sie!«

Johannes wollte sich auf Kornelia oder, – es war nicht recht zu unterscheiden – auf den Geistlichen stürzen. Im selben Augenblick fielen ihm drei Männer in die Arme, die beim Eintritt Kornelias noch abseits gestanden hatten, jetzt aber schnell an ihn herangetreten waren.

Er wehrte sich wie verzweifelt, und da es ihm nicht gelang, sich zu befreien, so schrie er, zum ersten Male in seinem Leben unbeherrscht und nicht Herr der Situation: »Es ist weder die Heilige noch ist es Kornelia!«

»Warum erregen Sie sich dann?« fragte der Geistliche, »wenn es weder die Eine noch die Andere ist. So führen Sie doch die Heilige vor!«

»Ich bin Kornelia van Vestrum,« erklärte Kornelia, die jetzt in der Mitte der Bibliothek stand, mit fester Stimme: »Ich werde hier gefangen gehalten und für Zwecke religiösen Wahnsinns mißbraucht.«

»Lächerlich!« rief Brigitte, und Johannes infolge dieses Rufs beherrschter, forderte laut: »Das soll sie erst einmal beweisen, daß sie Kornelia ist!«

Kornelia riß die Taille auf, und zeigte ihr Muttermal auf der linken Schulter. Da lachte Johannes laut und rief Brigitte zu: »Ist das alles? Tritt vor Kornelia und zeig, daß deins echt ist!«

Brigitte, die leichenblaß war, trat neben Kornelia und wies auf ihre linke Schulter. Staunend sahen alle dasselbe Mal an derselben Stele.

Die vielen Menschen, die aus ganz anderen Gründen gekommen waren, wurden unruhig. Zwar ahnte der Eine und Andere schon einen Betrug, aber sie faßten nicht die Zusammenhänge und wollten wissen, was vorging.

Da nahm Kornelia aus einem der Regale eine alte Chronik, schlug sie auf und las mit erhobener Stimme:

»Im Jahre 1628 hat nach einer alten Chronik der Gilde der Tucharbeiter in Haarlem ein durchreisender Fremder bei dem Maler Frans Hals, dem Sohn des Tuchmachers Frans Hals, das Porträt einer gewöhnlichen Zigeunerin, die er in einer Vorstadt Haarlems aufgefunden hatte, bestellt. Der Maler malte das lachende junge Mädchen ohne ihr ein schönes Kleid anzuziehen in den Lumpen, wie der fremde Durchreisende sie zum erstenmal gesehen hat.

Der Fremde hatte die verlumpten Kleider mitgebracht und das Mädchen, das herrlich gekleidet war, veranlaßt, ihre schönen Kleider auszuziehen und die verlumpten Zigeunerkleider wieder anzuziehen. Der Fremde verließ bald mit seinem Mädchen die Stadt, unter Mitnahme des wohlgelungenen großen Bildes. Der Fremde war unser Vorfahr Dirk Pieters van Vestrum. Das Mädchen hieß Kornelia Druyvesteyn. Alle Nachforschungen nach dem Verbleib dieses Bildes sind erfolglos geblieben, das Bild ist in unserer Ahnengalerie nicht vorhanden und damit ist die alte Erzählung hinfällig, daß unser Vorfahr Dirk Pieters van Vestrum das Zigeunermädchen geheiratet hat, und daß wir in unserer Ahnenreihe den Fleck hätten, eine Zigeunerin aufgenommen zu haben. Im Schloß von Vestrum hängt das Bild der rechtmäßigen Gemahlin des Dirk Pieters van Vestrum, genannt Brehtje van der Eeem. Dieses Bild ist aber nicht von Frans Hals gemalt, sondern von einem unbekannten späteren Maler aus Cöln.«

Alle horchten gespannt auf, da sie außer Johannes, der noch immer gewaltsam gehalten wurde, nicht wußten, worauf sie hinauswollte.

»Das Bild ist da!« rief Kornelia. »wir haben es über zweihundert Jahre lang verborgen gehalten!«

Sie trat vor Brigitte hin und sagte mit erhobener Stimme: »Wenn Sie Kornelia van Vestrum sind, so wissen Sie auch, wo das Bild verborgen ist! – Zeigen Sie es!«

Brigitte erblaßte. Johannes versuchte noch einmal, sich loszureißen, um sich auf Kornelia zu stürzen. Die Fäuste der Männer packten ihn fester.

Kornelia aber ging auf eine alte Truhe zu, die unter dem Spiegel stand und der niemand ansah, daß sie sich öffnen ließ. Sie machte irgendeine Handbewegung, und die Truhe sprang auf.

Kornelia entnahm ihr einen Bündel alter, bunter Lumpen, die verstaubt und zerfetzt und zerfressen waren. Mit einer Gewandtheit, die auf Gewohnheit schließen ließ, legte sie die Lumpen um, löste sie ihr Haar, schlug sie die Truhe zu.

Dann stieg sie auf die Truhe hinauf, drückte auf den Knopf am Spiegel, der langsam hinabglitt – und das Bild der Bohémienne von Frans Hals erschien, das im Ausdruck und in der Kleidung völlig der seitwärts vom Bilde stehenden Kornelia glich.

Johannes, dem höchste Wut gesteigerte Kraft verlieh, riß sich los, stürzte auf die Truhe, zerrte an dem Bild, hing sich daran, riß es mitsamt den Balken, an denen es hing, aus der Wand, und schlug rücklings damit zu Boden. Balken, Kalk und ganze Teile der Wand stürzten nach.

Der große Raum war sekundenlang eine undurchsichtbare, dichte Staubwolke.

Alles schrie durcheinander und suchte den Ausgang.

Als der Staub sich gelegt hatte, sah man außer Büchern, die auf der Erde lagen, umgeworfenen Tischen und Stühlen die letzten Menschen, die sich durch die Türen drängten. Alles war über und über mit Kalk und Staub bedeckt.

Auf dem Rücken, unter schweren Balken, lag erschlagen Johannes. In den weitgeöffneten Augen stand Wut und Gier; die Hände hielten den Rahmen des Bildes umkrallt. Von dem Bilde selbst hing nur noch der untere Teil zerfetzt im Rahmen.

Kornelia, die ein herabstürzender Balken gestreift und leicht am Arm verletzt hatte, lehnte an der Wand, rieb sich den Staub aus den Augen und sank erschöpft auf einen Sessel.

Der Geistliche und der alte Diener kehrten zurück, mühten sich um Kornelia. Dann erst sahen sie sich in dem Raum um, traten an Johannes heran, hoben mühsam die Balken auf, sahen, daß er tot war, senkten den Kopf, falteten die Hände, sprachen ein Gebet.

* * *


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