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Noch am Abend desselben Tages kam der Diener Doktor Kargerts und überbrachte Johannes im Auftrage seines Herrn: a) den zurückgebliebenen Dackel, der völlig apathisch war; b) einen Brief Kargerts; c) einen Brief der Amme.
»Alle drei überflüssig,« meinte Johannes, »wir täten am besten, die Briefe ungelesen in den Kamin zu werfen; und den Hund hinterher!«
»Aber nein,« widersprach der Diener. »Ich soll ja Bescheid bringen.«
»Kehret nie zurück! Denn alles vergeben!« gab Johannes übermütig als Antwort. »Bestell' ihnen das!«
Auf Brigittes Drängen öffnete er dann doch.
Kargert schrieb:
Beschämt bekenne ich meinen Irrtum, in dem für Sie und Kornelia schwerste, nie gut zu machende Kränkung liegt.
»Bravo!« rief Johannes, »so gefällst du mir!«
Nur die Gewißheit, daß ich Zeit meines Lebens an diesem Irrtum tragen werde, läßt mich hoffen, daß Ihr mit der Zeit milder über mich urteilen werdet.
Kargert.
»Angenehm und erstaunlich kurz,« meinte Johannes. »Ich muß gestehen, dieser Kargert fängt an, mir sympathisch zu werden.«
Um so ausführlicher schrieb die Amme. Sie begann mit dem Tage von Kornelias Geburt, und machte aus jedem noch so belanglosen Vorgang während der inzwischen verflossenen einunddreißig Jahre ein Ereignis.
Johannes las nur Anfang und Schluß. Am Ende hieß es:
ihr Leben bestände von nun ab nur noch in Erinnerungen, und wenn sie sich notgedrungen damit auch abfände, so bliebe das Entsetzliche bestehen, daß sie sich auch jetzt noch nicht klar darüber sei, an welche der beiden Kornelias sie bei ihren Erinnerungen denken solle, sie fühle schon jetzt, daß sie darüber wohl bald den Verstand verlieren werden und zöge es daher vor, freiwillig aus dem Leben zu gehen.
»Auch ganz günstig diese Aussicht!« meinte Johannes. »Ich kann nun in aller Ruhe an die Verwirklichung meiner Pläne gehen.«
* * *