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8

Herr Vancour verließ die Farm. Allister begleitete ihn nach Sault St. Marie. Sie reisten wie große Leute, Allisters Pferde bildeten Relais, wie man hierzulande sagt. Er hatte Pferde in Cachel stehen und in St. Flaubert. Er reiste in zwei Tagen nach Sault St. Marie, und es kam ihm auf ein paar toter Pferde nicht an. An einem frühen Morgen fuhren sie ab und nahmen ihren Weg über Tucys Farm. Es war eine Frechheit von Allister so zu fahren, daß Vancour Tucys Hof und den schlechten Zustand der Farm sehen mußte. Dazu fuhr er langsam an den Gebäuden vorüber, auf dieses und jenes mit der Peitsche weisend und lachend. Das Unglück wollte es, daß Tucy vor seinem Hause stand und alles sah. Er rief Jens an seine Seite und sagte: Deine Freunde, sie lachen über uns … Ich lasse Allister die Pferde ausspannen! Und er lief wirklich zum Milchhaus und schrie die Knights zusammen. Spannt Allister die Pferde aus! Aber die Knights besannen sich und blickten ruhig dem anfahrenden Wagen entgegen. Allister hielt die Pferde an und beugte sich vor Jens zum Wagen hinaus und sagte: Herr Vancour reist, er wollte nicht versäumen, dir die Hand zu drücken.

Mit aller Herzlichkeit erhob sich Vancour, nahm im Wind seinen großen Schlapphut ab und sagte: Ich fahre, Jens, ich fahre nun endlich. Gott zum Gruß! und denken Sie daran, daß ich Ihr ergebener Freund bin!

Gott zum Gruß, sagte Jens gerührt.

Ich bin Ihnen noch ein Douceur schuldig, sagte Vancour zum guten Schluß.

Denken Sie nicht daran, sagte Jens gutmütig und leben Sie wohl. Einmal sehen wir uns wieder, Herr Vancour!

Einmal nur? sagte Vancour und setzte seinen Hut wieder auf.

Unterdessen war Tucy an den Wagen herangekommen; er und Allister blickten sich an, bis der reiche Allister lächelte und seine Hand ausstreckte. Herr Nachbar, sagte er, wir sehen uns zu selten. Sie verstecken sich vor mir … und mit einem Seitenblick auf Jens fuhr er fort, ich erinnere auch nicht an die schuldigen dreihundert Zentner Saatgetreide.

Tucy wurde blau vor Wut, ehe er aber etwas erwidern konnte, kam Fanny aus der Diele, stattlich und mit blanken Beinen, sie lächelte Allister an, mit überschlagender Stimme rief sie: Mac Allister, Mac Allister!

Allister sprang sogleich aus dem Wagen und wandte sich ausschließlich an Fanny. Er sagte der gefallsüchtigen Frau, wie sehr gut sie aussehe und es sei ein Jammer, daß die gute Nachbarschaft vorbei sei. Vorbei! Das möchte ich Ihnen sagen, Fanny, wenn Sie je Kummer haben, so schicken Sie einen Boten zu Mac Allister … Der Herr dort – er wies auf Vancour – verläßt mich jetzt, der Winter kommt bald, der einsame Winter …

Darnach stieg er wieder in seinen Wagen, nicht ohne Tucy einen freundschaftlichen Blick zu schenken, warf sich das Leder über die Beine und fuhr mit einem Peitschengruß schnell davon. Fanny blickte dem Wagen lange nach, später ging sie weiter auf den Hof, legte die Hand vor ihre Augen und blickte in die Richtung, in welcher Allisters Wagen verschwunden war. Oho, knurrte Tucy, das soll wohl der Anfang einer neuen Bekanntschaft werden. Ich werde dem Alten den Hof verbieten. – Das sagte er aber so, daß es Fanny nicht hören konnte, denn es herrschte seit einiger Zeit Frieden zwischen ihm und Fanny. Die Ernte war gut, bald mußten sich die Kassen füllen, das schlichtet so manchen Streit.

 

Ein neuer Tag begann, in der Dämmerung stand Jens bei den Säern auf dem Felde und maß die Flur aus. Nur schnell noch die Saaten in die Erde! sagte er zu Chester und Daniel. In diesen Tagen wollte er los und das Holz schlagen. In einem Monat soll das Haus in der Prärie notdürftig stehen. Ist es nicht besser, wenn wir den Winter in Sault St. Marie verbringen? fragte Chester. Wir können im Frühjahr das Holz schlagen und im warmen Sommer das Haus vernünftig richten.

Den Winter in Sault St. Marie! Du bist des Teufels, Chester. Dir steckt Svens Brief im Kopf!

Was willst du aber im Winter in der Einöde?

Ja, mein Gott, erwiderte Jens, ich will den Fuchs und den schwarzen Bär jagen. Das Karibou, den weißen Marder und all die teuren Felle.

Das ist nicht der Grund, sagte Chester. Du willst Cornelia Allister nicht verlassen.

Jens lächelte ihn an. Wollt ihr über Winter in Sault St. Marie faul herumliegen? Es gibt noch andere Tiere im Gebirge, die Wolverene, den Waschbären und den Grauwolf. Wir werden die Felle gerben und sie teuer in Buffalo verkaufen. Im Herbst stehen wir in Buffalo auf den Märkten, zum Winter gehen wir zurück. Wenn wir erst im Frühjahr das Haus richten, verlieren wir ein ganzes Jahr. Versteht ihr mich! Sie sahen ihn ungläubig an. Und ohne mehr zu sagen, ging er, die Flur in der Tiefe abzustecken.

Um Mittag fand er sich in der Prärie ein. Jetzt trafen sie sich schon am hellen Tage. Sie stand am Brunnen und erwartete ihn voller Ungeduld. Als er geritten kam, lief sie seinem Pferd in den Weg und breitete die Arme aus. Er stieg ab und sah sie lange an. Vancour ist fort, flüsterte sie, wie danke ich Gott, daß er abgereist ist. Endlich gehört uns die Zeit! – Er nahm sie in die Arme und ging mit ihr in die Prärie hinein. Er fragte sie: Hat dich Vancour je belästigt? Ich meine, war er aufdringlich?

Sie blickte ihn von der Seite an und schwieg. Aber die Sucht, etwas zu hören, war so groß in ihm, daß er stehen blieb und sagte: Wie war es, Cornelia? Wie hat er dich geküßt?

Sie schlug die Augen nieder.

Ich hasse ihn darum, sagte er grimmig. Er hat dich mit seiner Kraft festgehalten und einfach so geküßt …

Du tust mir weh! flüsterte sie atemlos von seiner wilden Zärtlichkeit.

Hoho! Ich habe es nur abgewaschen, was sich der schmierige Händler erlaubte … Nach einer Zeit bohrte es in ihm weiter zu hören, was Vancour von ihr wollte. Seine Stimmung schlug um, er war einsilbig und ging schnell, sie folgte ihm kaum. Dort! Dort! und er wies in die graue Ferne, dort will ich mir ein Haus bauen, im Winter werde ich im Gebirge jagen. Bald nehme ich Abschied von dir, für eine kurze Zeit. Dort aber baue ich mir eine Hütte …

In meiner Nähe, sagte sie glücklich. Du bleibst mir nahe.

Einige Jahre müssen so hingehen, sagte er, die Zeit kann hinstreichen, ehe ich mich nach einer Weibsperson umsehe.

Sie ließ seinen Arm fahren.

Plötzlich sagte er höhnisch: Wie ist es denn mit deinem Vater! Er macht Dienstboten mit einem Kuß zur Hausfrau. Ein feines Haus, in dem du aufgewachsen bist …

Sie blieb stehen. Das brachte ihn zur Besinnung, er sah in ihre geweiteten Augen, ihre Lippen zuckten, die kleine Narbe an ihrer Nase wurde rot.

Er murmelte: Vergebung, Cornelia.

Nichts, flüsterte sie, nichts hast du gesagt. Sie sank an seine Brust, ein wenig zitternd, voll jauchzender Zärtlichkeit umschlang sie ihn. Sie ließen sich nieder.

Sprich nicht von meinem Vater, bat sie ihn und setzte hinzu: Er ist ein guter Vater und sprich auch nicht von Maria …

Ja, sagte er, das vergeht auch wieder. Aber wie herrisch Maria geworden ist, sie muß ja seiner Liebe sicher sein!

Das Blut jagte durch ihre Wangen.

Aber sieh, sagte er, oft genügt ein hungriger Blick nach einem Stück Brot, ein offener Schuh oder Staub auf dem Kragen, ein schlecht gelegtes Haar auf einem kahlen Kopf, um ein Mädchen zu bezaubern. Ich kannte einen älteren Mann, der viel gearbeitet und gedacht hat, nie etwas auf sich hielt, er war hager und unschön, von kleiner Gestalt und hatte eine eingebogene Nase. Wegen dieser Nase heiratete ihn das schönste Mädchen einer Stadt, sie brachte ihm Geld zu und war ihm treu. – Cornelia lächelte und flüsterte: Aber du, nein, ich habe nicht nach deiner Nase gesehen, nicht dein Haar, keinen Staub … Liebster, du bist nicht hager und unschön … Du bist mein Geliebter … Du …!

 

Solange Allister fort war, sahen sie sich am Morgen und am Abend. Vier Tage gingen hin, Maria legte Tag um Tag zwei Gedecke auf den Tisch. Ein Gedeck mehr für den Morgen, und ein Gedeck mehr zur Nacht. Doch Jens betrat nicht das Haus. Der Einsäer wußte alles, die Säer wußten es auch, sie blickten in die Sonne, wenn ihnen Jens begegnete. Oft standen mehr als dreißig Leute zugleich auf dem Hof und füllten Saatgetreide ein. Sie sahen Jens' sicheren Schritten nach, und was sie wußten, ging auch über die Felder zu den Knights hin, zu Tucy und allen anderen. Gott allein weiß, ob es nicht auch nach Buffalo drang, über fünfhundert Meilen weit. –

In einer Woche sollte Tucys Getreide gedroschen werden, die Lokomobile wurden schon von Sault St. Marie herangezogen. Kal hatte für Jens ein starkes Pferd ausgesucht, die Äxte klargemacht, das Gewehr zurecht gelegt, Zelt und wollene Decken lagen bereit. Zur Nacht wollte Jens abreiten, er suchte nach einem Hund, der ihn begleiten sollte. Die Knights wollten aber keinen ihrer Hütehunde hergeben und Jens verlegte sich aufs Handeln.

Zwei Dollar für den Hund mit der schwarzen Pfote, sagte er. Es war ein weißer Terrier, der eine schwarze Pfote hatte, nicht groß, aber sehr wachsam und mit einer starken Witterung für Niederwild begabt.

Haha! lachte der alte Knight, rechne die Aufzucht und die Dressur, für so wenig Geld ist er nicht zu haben.

Drei Dollar! sagte Jens und betrachtete den Hund, der ihn wachsam anblickte.

Nein!

Jens begann den Terrier zu lieben, weil er so teuer werden sollte. Er ließ sich auf die Knie nieder und schlug mit der flachen Hand den Boden. Der Terrier sprang aufgeregt und klopfte mit den Hinterpfoten die Erde, er begann zu scharren.

Vier Dollar, sagte Jens.

Es ist ein Köter, sagte der alte Knight bedeutsam, es ist keine Rüde, die du für vier Dollar kaufen kannst.

Eine Rüde will ich nicht geschenkt haben, murmelte Jens und blinzelte mit dem Terrier. Wie nennst du ihn?

Den Namen verrate ich dir nicht, lachte Knight.

Nun gut, sagte Jens, fünf Dollar! Der Terrier legte sich flach auf die Erde und begann an Jens' Händen zu schnuppern.

Fort! rief Knight ängstlich und trat den Hund, fort Stone, gehst du!

Stone heißt er! triumphierte Jens, Stone, ein guter Name.

Ha! schrie Knight, du hast nur einen seiner Namen gehört, er hat deren fünf. Aber du kannst ihn haben, wenn du mich später in deiner Hütte aufnimmst.

Er blickte ihn überrascht an.

Still, murmelte der Alte, still, daß es meine Söhne nicht hören. Ja, ich will fort, die Söhne fressen mich auf, sie schlagen mich nachts und sagen, ich sei ein unnützer Balg.

Ich will an dich denken, sagte Jens und rief Stone zu sich. Der Hund blickte ihn mit dem linken Auge verschlagen an. Sein rechtes Auge war zerkratzt von einer Balgerei. Wenn er rechts nicht verschlagen blickt, überlegte er, dann habe ich immer noch einen guten Kauf getan. Er zahlte Knight fünf Dollar und nahm Stone an die Leine.

Das geschah am Morgen. Nun war es elf Uhr und Jens trieb sich mit Stone über das Feld und ließ ihn apportieren und jagen. Alle Wetter, dachte er, Stone ist mir ganz nach der Nase, nur sein zerkratztes Auge macht mir Sorge. Aber er schnüffelt gut, er treibt den Dachs und verbellt alle Löcher an der Erde. Was will ich mehr. Er lief mit Stone über die Felder, bis er bei den Säern anlangte. Kal sah den Hund und lachte ihn aus. Das ist ja der Bastard, der kleine Kapaun, Knights Söhne haben ihn in der Jugend beschnitten!

Wie! sagte Jens und wurde bleich. Ein Kastrat!

Sieh nur hin! lachte Kal, er heißt Pandur …

Nein, erwiderte Jens, er heißt Stone!

Stone? sagte Kal. Es ist Pandur. Er hat schlechte Eigenschaften, gib ihn zurück.

Ich zahlte fünf Dollar, murmelte Jens.

Und Kal wollte es nicht glauben, er untersuchte den Hund, er war schlecht geschnitten, es war noch genügend Männlichkeit an ihm. Nun wurde es Jens klar, warum der Hund auf dem linken Auge verschlagen blickte. Aber auch Chester und Daniel rieten Jens ab, Stone mitzunehmen. Er ist ein Unglückshund, sagte Chester, heult nachts, Knights Söhne haben ihn verschlagen.

Um so besser will ich ihn halten, erwiderte Jens. Er fühlte sich verantwortlich für Stone, er hatte ihn bezahlt und der Hund sollte nun seinen Herrn haben. Stone winselte und zog ihn an der Hose. Er lachte, aber zugleich fühlte er eine tiefe Rührung, weil ihn sein Hund an der Hose zog, er beugte sich und streichelte Stones Fell.

Es ist aber kein Jägerhund, meinte Daniel, zum Winter müssen wir einen Polarhund haben.

Wir werden sehen, sagte Jens. Wenn er tapfer ist und vor dem Schwarzbär nicht kneift, behalte ich Stone.

Damit waren sie einverstanden. Sie umarmten Jens zum Abschied, Stone winselte vor Neid, er riß an Jens' Hose und kugelte sich vor Wut. –

Vor dem Hause traf er Tucy, einen Augenblick schämte er sich seines Hundes und blickte verächtlich von Djib auf Stone und sagte: Ich fand keinen besseren.

Der Bastard! Mußte es gerade der Bastard sein, den du zum Holzfällen mitnimmst.

Voller Scham band er Stone an die Haustür und ging in seine Kammer, die Scham über Stone trieb ihm das Blut zu Kopf. Ärgerlich warf er den Seesack vor sich hin, nahm einen warmen Sweater heraus und wollene Socken. Er packte alles zusammen in ein Tuch, aber immer noch sah er den kleinen Stone vor sich und schämte sich seines Kaufes. Plötzlich hörte er Gekläff vor dem Hause, ein zorniges Gebell und heiseres Fauchen. Das ist Djib, schoß es ihm durch den Kopf, Tucy hat Djib auf den kleinen Stone losgelassen. Er lief durch den Flur, nahm einen Stock von der Diele und sprang vor das Haus. Was er sah, machte ihn beben. Stone hatte sich losgerissen und lag zum Sprung geduckt vor Tucys Hund. Djib hatte Blut in den Lefzen, heißer Odem quoll aus seinem Rachen. Tucy lehnte bleich an der Türe und lockte Djib an sich, aber der Blinde biß um sich und Tucy traute sich nicht an seinen Hund heran.

Schlag deinen Köter! schrie Tucy. In diesem Augenblick sprang Stone gegen Djib, der Blinde fiel. Wie eine Stahlkugel hatte sich Stone gegen ihn geworfen, die Hunde verbissen sich, immer noch lag Djib auf dem Rücken, seine gewaltigen Tatzen um Stone geschlungen, eine Sekunde hatte er Stones Kopf im Maul. Ehe er aber zubeißen konnte, lag ihm Stone an der Kehle und Djibs qualvolles Gebrüll erschütterte die Luft.

Hierher! schrie Jens.

Stone biß noch einmal zu, nein, er biß nicht, er narrte Djib nur, zerrte an seinem Fell und zog sich wie ein Molch aus der Umarmung, schüttelte sich und legte sich ruhig zu Jens' Füßen.

Stone! flüsterte er, Stone, Stone!

Der Hund leckte seine Pfoten und preßte seinen Kopf an die Erde. Djib sprang auf und verkroch sich hinter Tucy.

Entschuldige, sagte er zu Tucy, daß mein Stone deinen Djib biß.

Es ist gut, sagte Tucy und trat Djib mit dem Absatz. Mein Hund ist zu nichts nutze, ich lasse ihn umbringen.

Der Schreck verschlug Jens den Atem, dann bat er Tucy: Er ist blind, wie kannst du ihn umbringen lassen. Das Ganze war ein Zufall, Stone ist jünger und hat scharfe Zähne …

Nein! erwiderte Tucy verbissen, ich lasse Djib vergiften. Geh mir aus den Augen, wo du auch bist, beleidigst du mich.

Du wirst noch einmal nach mir heulen, erwiderte ihm Jens. – Tucy lachte frech und Jens sagte eindringlich: Ich komme in zwei Wochen wieder, behandle Chester und Daniel gut. Denke an deinen Arm, durch meine Kunst bist du gerettet worden. Daran denke!

Tucy aber lachte hinter ihm her, und erst als Stone bellte, schwieg er. Fanny stand hinter den Fenstern und sah diesem Abschied zu. Etwas später ritt er ab, kein Auge winkte ihm nach, nur Stone sprang vor dem Pferde her und kläffte. Meine Zeit auf der Farm ist um, sagte er sich, es kältet mich, wenn ich an Tucy denke. Und es war ihm mit einem Male, als höre er Tucys Stimme hinter sich herschreien: Unglück, Unglück! –

Mildes Wetter, durch die Luft flogen weiße Fäden. Jens tastete mit den Beinen die Satteltaschen ab. Alles da, sagte er sich, alles da! Zwei volle Satteltaschen, hinter sich am Sattelband Zelt und Wolldecken, an den Steigseilen Äxte und Sägeblätter, über der Schulter das Gewehr, ein Doppellauf und schön ziseliert am Schloß.

Dort standen die hohen Schwarzpappeln, kein Wind bewegte die Blätter. Das Laub hatte sich verfärbt, seit er zuletzt hier war, es leuchtete braun und lila in den hohen Bäumen, die ersten Nachtfröste hatten das Laub verfärbt. Unter den Bäumen wucherte Moos. Aber auch das Moos wird schon braun und hart. Louison …

Am Rande des Honigfeldes standen Allisters Säer hinter Wagen und füllten sich die Schürzen mit Getreide, das ganze Feld war belebt von Wagen, Pferden und Männern. Fritjof schritt mit einer Kolonne das Feld ab, er schwenkte auf dem rechten Fuße, die Säer stellten sich in einer Reihe hinter ihm auf. Ein Wagen kam, er fuhr den Männern zur Seite, aus einem Fallrohr fingen die Männer das Saatgetreide in ihren Schürzen auf, ein neuer Wagen kam, es war alles zur schnellen Einsaat vorbereitet.

Jens starrte hinüber und zählte die Säerhände; es standen sechzig Mann auf dem Felde, sie stellten sich in einer schrägen Linie auf, drei zu drei Schritt, das war die Saatbreite eines jeden. An der Spitze stand Fritjof im roten Hemd, ein blankes Pflugeisen an den linken Fuß gebunden, das er hinter sich herschleppte, damit die nachkommenden Säer die gerade Spur sahen, die er im Gehen einhielt. Auf ein Kommando zog die Reihe los, sechzig Hände flogen durch die Luft, voraus Fritjof mit dem roten Hemd, und es war bald zu sehen, daß der Alte wie nach einer Schnur ging. Was sonst kein Mensch kann, der alte Säer tat es wie im Schlaf. Er kannte keinen Drall nach links oder rechts, er schritt mitten durch den Erdball hindurch. Kein Vogel in der Luft, kein Käfer an der Erde könnte es, nur ein Einsäer in Kanada kennt den geraden Schritt, Allisters Einsäer Fritjof. Die Säer verschwanden im weiten Feld und Jens ritt schnell weiter.

Stone war vorausgelaufen, nun stand er und wartete, er legte sich auf die Erde und biß nach den Mücken, nach einer Zeit jagte er Jens entgegen und bellte kurz und laut.

Stone! sagte er vor sich hin, es ist Stone, der da bellt, mein Hund bellt! Er warf ihm ein Stück Fleisch zu.

Sie näherten sich St. Martin – nun wird Cornelia kommen und mich bitten zu bleiben. Sie wird sich an den Rist meines Schuhes hängen. Geh! Du wirst einen Mann nicht von seinem Vorhaben abbringen. Bald kommt der Frost, ich habe keine Zeit zu verlieren. Lebt wohl, allemal zusammen, in zwei Wochen kehre ich zurück … Beug dich vom Pferde! glaubte er ihre Stimme zu hören, beug dich, damit ich dich noch einmal küsse. Nein! beschwor er sie, behalte deine warmen Lippen! Achte auf deinen Vater, damit er nicht auf eine betende Nonne hereinfällt. Sie ist mir ein Graus … Als er dem Hof nahe kam, nahm er das Gewehr von der Schulter und gab einen Schuß ab. Er wartete, danach sah er eine Gestalt über den Hof eilen, zur Schmiede hinunter. Es war Cornelia, sie hatte den Büchsenschuß verstanden. Er ritt ihr nach, unter der Akazie trafen sie sich.

Du willst in der Nacht reiten? begrüßte sie ihn heiter.

Noch ist es nicht Nacht, sagte er und stieg vom Pferde. Stone! rief er. Das ist mein Hund, er heißt Stone. Sieh ihm nicht in die Augen.

Dein Hund? fragte sie. Er sieht gut aus, er hat ein zerkratztes Auge; nein, laß mich in sein eines Auge sehen. Das ist dein Hund?

Er band sein Pferd an die Akazie und lauschte ihrer Stimme. In einer Stunde wird es Nacht, sagte sie. Reite am Morgen, Jens … Und das ist dein Hund? Ein merkwürdiges Tier, eine schwarze Pfote hat er … Und du willst wirklich … den letzten Abend …

Ja, sagte er rauh, ich reite jetzt. Du hast den Schuß gehört und wußtest gleich, daß ich es war?

Ich wartete den ganzen Tag …

Den ganzen Tag? … Dann bleibe ich den Abend, den Abend will ich dir schenken, wir gehen ein Stück in die Prärie …

Komm ins Haus, bat sie, ich bin nicht so gekleidet … Er sah ein dünnes Kleid an ihr, sie war ganz leicht gekleidet. Er blickte sie aufgeregt an. Danach sah er auf dem Boden zu ihren Füßen einen trockenen Zweig liegen und seine Augen wanderten von ihren nackten Beinen zu dem dürren Zweig an der Erde, ein um das andere Mal. Er blickte berauscht auf ihr Kleid und auf den dürren Zweig am Boden. Cornelia! … er bückte sich und umschlang ihre Knie, die Gedanken wimmelten durch seinen Kopf, er war so erschreckt durch den dürren Zweig.

Nicht hier, flüsterte sie, nicht gleich hier … es sind Leute auf dem Speicher.

Plötzlich kamen Männer über den Hof und sprachen. Stone lag an der Erde, er lauschte den Stimmen und bellte nicht.

Die Sonne war gewichen, er ging mit ihr zum Haus; die Leute blickten ihnen stumm nach, Stone lief ein Stück hinter ihnen her, dann machte er knurrend kehrt. Die Männer lachten über Stone, wie er lief und seine schwarze Pfote warf, das eine Auge seitwärts verzogen, knurrend und bellend. Er kreiste um seinen alten Platz, hier lag er bis an den Morgen. Es war derselbe Morgen, an dem Mac Allister aus Sault St. Marie heimkehrte. Er sah das Pferd an der Akazie nicht. Eine Stunde später ritt Jens ab.


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