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Am Ausflusse der Elbe in die Nordsee, in dem der Stadt Hamburg gehörenden Amte Ritzebüttel, liegt der Flecken Kuxhaven, dessen Lage sowohl für den hamburgischen Handel, als auch zur Anlegung eines Seebades sehr brauchbar und bewährt befunden ist. Er gehört zum Kirchspiel Döse, enthält jetzt 150 Häuser und 1200 Einwohner, liegt 14 Meilen von Hamburg und 9½ Meilen von Helgoland entfernt, in einer sehr fruchtbaren Gegend, wogegen das Klima wegen der rauhen und kalten Seewinde der Vegetation nicht günstig ist. Einst gehörte das ganze, ungefähr 1 Quadratmeile grosse Amt Ritzebüttel zum Lande Hadeln und war eine Besitzung der Herren von Lappen, eines adeligen und reichsfreien Geschlechts, welches im Erzstifte Bremen sehr angesehen war. Die Ritter von Lappen zeigten sich indess nach dem damals herrschenden Unwesen, zur See in eben solchem Grade als Störer des Handels und des friedlichen Verkehrs, wie ihre ritterlichen Genossen sonst zu Lande aus dem Stegreifleben ein Gewerbe machten. Hamburg sah sich demzufolge veranlasst, mit den Vorstehern des Landes Wursten einen Vertrag zu schliessen, um den Uebermuth der Lappen zu zügeln, wodurch auch sie genöthigt wurden, einen Vergleich einzugehen und da sie unbeerbt starben, im Jahre 1393 das Schloss Ritzebüttel mit der Umgegend an Hamburg abzutreten, nachdem ihnen eine Abfindungssumme von 2000 Mark ausbezahlt worden war und ihr Lehnsherr, der Herzog Erich von Sachsen, diesen Vergleich genehmigt und auf alle seine lehnsherrlichen Ansprüche verzichtet hatte; demzufolge auch der Herzog Franz Julius im Jahre 1630 mit seinen Vindications-Anträgen beim Reichshofrath, weil Ritzebüttel vor Zeiten ein Lehngut seiner Vorfahren gewesen sei, zurückgewiesen wurde. Seitdem ist es im ruhigen Besitze Hamburgs geblieben, und durch Bauten und zweckmässige Einrichtungen für den Handels- und Privatverkehr zugänglicher geworden. Bei Sturm und Eisgang finden die Schiffe hier einen sichern Zufluchtsort und die oft in grosser Zahl aus allen Welttheilen zusammentreffenden Fremden eine gefällige und freundliche Aufnahme. Ein Telegraph versendet in wenigen Minuten die für den Staat und die Bewohner Hamburgs eintreffenden wichtigen Nachrichten in die Hauptstadt; Dampfschiffe aus England, Holland, Frankreich und Amerika erleichtern die Communikation mit Hamburg, und ein seit dem Jahre 1816 zweckmässig eingerichtetes Seebad, worüber zwei Werke vom Amtmann und Senator Abendroth, Hamburg 1815 und 1837, erschienen sind, trägt sehr viel dazu bei, Kuxhaven zu erweitern und immer mehr in Flor zu bringen, nachdem jetzt die traurigen Folgen ungünstiger Naturereignisse, welche Deichbrüche und Ueberschwemmungen, epidemische Fieber und Missernten veranlassten, glücklich überwunden und durch die fürsorgliche Thätigkeit des Amtmanns Abendroth, nicht ohne erhebliche Opfer wieder ausgeglichen sind. –
Die Telegraphenlinie zwischen Hamburg und Kuxhaven hat 8 Stationen, nämlich in Hamburg und Altona, Köterberg bei Blankenese, Stade, Klindtberg bei Hechthausen, Dobrock, Otterndorf und Kuxhaven. Der Mechanismus ist sehr zweckmässig eingerichtet und so vereinfacht, dass auch längere Sätze mit der grössten Leichtigkeit sehr rasch mitgetheilt werden können. Obgleich der Nutzen und das Bedürfniss eines solchen Telegraphen für den Handel und die Schifffahrt schon vor 50 Jahren nachgewiesen und empfunden ward, ist er doch erst vor vier Jahren auf Actien errichtet und es hat sich schon gezeigt, dass die Erleichterungs- und Unterhaltungskosten viel weniger betragen, als der effective Nutzen, der dadurch herbeigeführt wird. Wie gross dieser Nutzen aber noch bei kriegerischen Ereignissen, die von der See her verkündet werden können, sowohl für die Stadt Hamburg, als auch für einzelne Geschäftsmänner und Familien steigen kann, ist gar nicht zu übersehen und zu berechnen. Nur scheint es wünschenswerth, dass diese Telegraphenlinie noch bis Helgoland, längs der Holsteinischen Küste, fortgeführt wird, da oftmals im Jahre Schiffe auf eine Zeitlang verhindert werden, in die Elbe bis nach Kuxhaven einzulaufen.
Die Anlegung eines Seebades in Kuxhaven war gleichfalls schon im vorigen Jahrhundert zur Sprache gebracht, aber erst der Nutzen und der gute Erfolg anderer Seebade-Anstalten musste vorangehen, um auch diesen Plan zur Ausführung zu bringen. Diese Anstalt stand bis zum Jahre 1838 unter einer Bade-Direction, die aus dem Amtmanne, dem Commandeur der Marine und den Badeärzten bestand, seit der Zeit aber existirt ein Seebad-Verein, der aus einigen Beamten und Aerzten zusammengesetzt ist. Der Einwand, der wohl gegen die Wirksamkeit dieses Seebades geäussert wird, dass die Elbe dort noch zu sehr mit süssem Wasser aus den Flüssen Holsteins und des Herzogthums Bremen geschwängert sei, verliert durch den Umstand sein meistes Gewicht, dass jede Fluß kräftiges, salziges Seewasser in grosser Menge aus der nahen See in die Elbe ergiesst, daher auch zu dieser Zeit die eigentlichen See-Bäder genommen werden müssen. – Für alle möglichen Bequemlichkeiten ist dort genügend gesorgt und mehrere Badeplätze bieten Gelegenheit, wie man es wünscht, bei stärkerem oder schwächerem Wellenschlage zu baden; die warmen Seebäder, so wie die Douche, Dampf-, Regen-, Sturz- und Tropf-Bäder werden in den Badehäusern genommen und auf Verlangen die erforderlichen Betttücher, Badehemden und Handtücher dort gereicht.
Wichtiger aber noch, als alle diese in Kuxhaven befindlichen Einrichtungen, ist das Merk- und Warnungszeichen, welches vor reichlich 500 Jahren auf der nahe dabei belegenen Insel Neuwerk für Seefahrende errichtet ist und schon vielen Tausenden in finstern stürmischen Nächten Gut und Leben erhalten hat. Diese Insel enthält nur 70 Morgen eingedeichtes Marschland, ist aber von gefährlichen Sandbänken umgeben und der Eingang zur Elbe, selbst für kundige Lootsen, bei neblichtem und dunklem Wetter so schwer zu finden, dass Keiner das Warnungszeichen, das beim Einsegeln zur rechten Seite liegen bleiben muss, entbehren kann. Im Jahre 1299 erhielten die Hamburger vom Herzoge Johann II., dem dermaligen Landesherrn von Hadeln, die Erlaubniss, hier einen Leuchtthurm zur Beförderung der Schifffahrt anzulegen und die nöthigen Steine dazu aus dem Lande Hadeln zu holen. Weil aber der Thurm damals grösstenteils von Holz erbaut werden musste, wurde er schon 1372 durch Unachtsamkeit ein Raub der Flammen. Der neue, dauerhafter hergestellte Thurm ist von 14 Fuss dicken massiven Mauern, viereckig gebaut, auf jeder Seite 45 Fuss breit und über 100 Fuss hoch. In demselben hat der Vogt seine Wohnung, 40 Fuss hoch über dem Erdboden, und unter demselben befinden sich geräumige Magazine, um die geborgenen Güter von gestrandeten Schiffen, deren hier dennoch leider jedes Jahr, besonders auf der zwei Meilen weit vorspringenden Sandbank Scharhörn, mehrere ein Raub der Elemente werden, aufzunehmen. Eine Batterie von 10 Kanonen dient dazu, die erforderlichen Salutschüsse zu thun und zu erwiedern. Zur Ebbezeit kann man vom festen Lande zu Fuss und zu Wagen nach der Insel kommen, wobei man jedoch einige Baljen passiren muss, die jährlich durch die Ebben und Fluthen einige Veränderungen erleiden und durch Zeichen kenntlich gemacht werden. Das weitere Fahrwasser nach der See zu ist durch Tonnen bezeichnet, deren Lage und Richtung den Lootsen genau bekannt ist. –
Ein Theil der Abdrücke der zweiten Ansicht von Norderney trägt die unrichtige Unterschrift » Nondaney«, welchen Fehler man gütigst entschuldigen und berichtigen wolle.