Wolfgang Kirchbach
Der Leiermann von Berlin
Wolfgang Kirchbach

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IV.

Am Nachmittag des folgenden Tages stand Fritz Schaller am Rande des Bürgersteiges der großen Friedrichstraße, nicht weit von dem hoch gewölbten Durchhause der Passage. Er hielt beide Rockkragen nach den Ohren hinaufgeschlagen und hatte beide Hände nach der Brust emporgezogen, als trüge er unter seinem Rocke etwas. Und in der Tat, vorn, wo sich der emporgeschlagene 65 Rockkragen öffnete, schauten zwei kleine Hundeköpfe mit noch halb blinden Augen heraus. Sie regten die Nase, ließen ungeschickt ihre schlotterigen, kleinen Zungen zum Munde herausfahren und vertrieben sich mit viel Gelecke und Augengeblinzel die Zeit. Die kleine Anstauung von Kindern und neugierigen Erwachsenen, die aus dem dichten Strome der Vorübergehenden sich herauslösten, umstand den jungen Mann mit den Hündchen, die als niegesehene Wunder angesehen wurden und von allen Seiten mündliche und handgreifliche Ausdrücke des Wohlwollens erfuhren. Bald konnte sich eine Bürgersfrau, bald ein Herr nicht enthalten, die Hündchen auf dem Kopfe zu krauen, das sonst versammelte Publikum aber betrachtete solche Vorgänge seinerseits mit der Kennermiene erfahrener Zuschauer. Der in der Nähe postierte Schutzmann ließ mit einem Gesichtsausdrucke, der gleichfalls gelassenes Wohlwollen verkündete, den jungen Mann und das Publikum stehen, ohne sich hineinzumischen. Unterdessen gingen die Droschkengäule, die Omnibusse, die in kurzen Unterbrechungen hintereinander kamen, die Laufburschen auf den Geschäftsdreirädern, die Gersonwagen und die Firmafuhrwerke ununterbrochen dicht an dem Mann und den jungen Hündchen vorüber, Geschäftsleute, Straßenflanierer, einkaufende Frauen, stilllockende Mädchen folgten sich, in ununterbrochener Folge vorüberziehend. Die Türen der großen Bierhäuser gingen auf und zu, Ladentüren öffneten sich und schlossen 66 sich. Aus dem nahen Panoptikumhause klang gelegentlich der Ton eines Orchestrions herunter, der aber schnell wieder vom Lärm der Straße, vom Klappen der Pferdehufe und vom weichen Rollen der Räder verschlungen wurde. Aus Seitenstraßen rauschte der durchdringende Ton in den Drähten der elektrischen Straßenwagen, sodaß selbst die jungen Hündchen die Augen verdrehten, dann gab es beim Schienenübergang ein kurzes Poltern und Aufschnellen der Wagen, und dann sauste es wieder wie der Wind bei einem Theatergewitter in den Drähten. Zettelverteiler drückten den Vorübergehenden Geschäftsanpreisungen und Einladungen in Speisehäuser, Restaurants mit Damenbedienung in die Hand; manche hielten Plakatstangen in der Hand, weiterhin an der hohen Bordkante des Bürgersteiges standen breite, dicke Weiber mit Blumen, großen Chrysanthemen, Zierkräutern und boten sie aus. Im Eingange des Panoptikumhauses sah man eine Wachsfigurendarstellung, wie verwundete Burenkrieger von barmherzigen Schwestern verbunden wurden. Hinter den Fenstern der Bierpalaste, der Caféhäuser aber saßen die Gäste, die lasen, Kaffee tranken, auf die Straße hinausschauten, und sie sahen alle selbst aus, hinter dem Glas und Rahmen, als wären sie Wachsfiguren, die manchmal die Köpfe drehen und wenden konnten. Vor den Photographieläden, wo die Bilder berühmter Tänzerinnen in sehr gewagten Stellungen und unter Zurschaustellung aller schönen 67 Formen neben Prinzen, Kaiser und Prinzessinnen, Schauspielern und Dichtern, sowie Pastoren und Gottesgelehrten aushingen, standen kleine Menschenhaufen und guckten sich die Bilder an; alles aber war in einem fortwährenden, wogenden Vorübergehen und alles ließ seine Augen auch auf den jungen Hündchen Fritz Schallers ruhen, der von Zeit zu Zeit rief:

»Junge Hundchen gefällig? Hier kann man junge Hundchen bekommen!! Echte Rasse, feine Rasse! Entwickelung beschleunigt! Nach drei Tagen sind sie schon stubenrein. Junge Hunde gefällig? Geburt glücklich überstanden, Mutter den Umständen nach wohlauf, zwar etwas angegriffen, aber sonst alles gut gegangen. Ach, kaufen Sie mir doch einen ab; wenn sie nicht verkauft werden können, muß ich sie leider auf Wunsch ertränken. Und es wäre doch schade um die gute Rasse!«

Diese letztere Anrede bewirkte wiederholt, daß mitleidige Leute näher herantraten, um sich die Rasse zu betrachten, während die kleinen Mädchen und Jungen mit einem aufrichtigen Bedauern die hübschen, kleinen Tierchen von unten her mit emporgereckten Köpfen beschauten.

Diese jungen Hündchen waren in der Tat zum Ertränken ausersehen worden und sicher schon am frühen Morgen im Spreekanal oder in der Spree selbst verschwunden gewesen, wenn Fritz Schaller nicht ihr Retter geworden wäre. Das aber war folgendermaßen geschehen. 68

Seit der aufgeregten Begegnung mit Herrn Pullrich und dem Studenten hatte der Hinkefritz vergeblich bei allen ihm bekannten Leierkastenvermietern eine Drehorgel zu bekommen versucht. Nicht Herr Pullrich, nicht der Meister Ulbrich, nicht der alte Heinicke waren zu bewegen gewesen, ihm so einen Kasten wieder anzuvertrauen. Vergeblich hatte er Herrn Pullrich auseinandergesetzt, daß das doch eine ganz harmlose Sache wäre, wenn er mit den hübschen Plättermädchen und Stubenmädchen der Höfe ein angenehmes Verhältnis unterhalte. Herr Pullrich hatte dagegen gar nichts einzuwenden. Aber daß er die Bildung durch seine Schlägerei mit dem Studenten so sehr hintangesetzt und auch sonst seinen Arbeitgeber in der bekannten Weise kompromittiert hatte, das machte Herrn Pullrich allen Vorstellungen unzugänglich. Ebenso war es bei den anderen. Bei mehreren wurde er ohne weiteres zur Tür hinausgeworfen. Alle erklärten, einem so ungebildeten Individuum könne niemand mehr eine Drehorgel anvertrauen. Es war klar, daß alle den Streit mit dem Studenten, der doch ganz gutartig geendet hatte, als den Stein des Anstoßes ansahen. Denn der Kneipverkehr mit so einem gelehrten, jungen Mann war für sie selbst die größte innere Ehrung ihres Lebens, und daß sie hatten ansehen müssen, wie er auf diesem geistvollen, jungen Mann gelegen hatte, um ihn zu verhauen, das war ihnen, als hätte der junge Drehorgelkünstler sie selbst auf die Erde geworfen 69 und ohne allen Respekt verprügelt. Der Schallerfritz sah ein, daß er in diesem Falle unwiederbringlich der Sündenbock blieb, an dessen Existenz die Gefühle der anderen sich ineinander verwirrt hatten, daß niemand diese Verfitzung der Seelen aufdröseln konnte. Zu den anderen Verleihern konnte er auch nicht gehen, denn er erhielt auch keine Empfehlungen von den feindseligen Meistern, und wer hätte einem jungen, unbekannten Herumläufer wie ihm ein Instrument aufs Geradewohl anvertrauen mögen? So sah er denn plötzlich seine ganze Laufbahn als Drehorgelkünstler in Frage gestellt. Er war boykottet gerade in dem Berufe, durch den er träumte, einmal in die Höhe zu kommen.

Er hatte nämlich eine ganz neue und, wie ihm schien, höchst ausgiebige Kombination gefaßt, durch die er sich emporschwingen wollte.

In einem großen Gasthause, welches drei Stockwerke hoch war, und wo in allen Stockwerken die Biergäste und Speisegäste in großen Sälen saßen, erschien nämlich jeden Vormittag ein Mann, der keinen weiteren Beruf kannte, als früh morgens den Kellnern des Hauses einzelnes Geld zu bringen. Das brauchen wohlgebildete Kellner bekanntlich zum Wiedergeben, wenn die Herren Gäste Talerstücke oder Hundertmarkscheine für eine Zeche geben, die diese Beträge nicht erreicht. Jener wohlgekleidete Mann hatte nun einen ausgiebigen Verdienstzweig sich dadurch geschaffen, daß er für eine 70 Zahlung von zehn Pfennigen für eine gewisse Summe gewechselten Geldes den Kellnern gegen ihre harten Taler, ihr Gold und ihre Scheine die von ihnen gebrauchte Summe in kleiner Münze einwechselte. Um überall kleines Geld aufzutreiben, hatte er sich einen Wanderbetrieb eingerichtet bei allerhand Geschäften und Banken, die wieder lieber ganzes Geld nahmen. Und dieser Mann war nach den Erzählungen der Kellner nicht nur so gut gestellt, daß er von diesem seinem Geschäftchen leben konnte, sondern daß er nach den Schilderungen der Eingeweihten auch manche zehntausend Mark hatte sparen können.

Seit Fritz Schaller nun glaubte, er müsse Millionär werden, hatte er sich überlegt, daß er in seiner Eigenschaft als Leiermann fortwährend in der Lage war, kleines und kleinstes Geld einzunehmen. Am Tage, wenn er in guten Gegenden war, kamen ja manche hübsche Summen Kleingeld, Pfennige, Zweipfenniger, Sechser und Zehner zusammen. Konnte er dies Geld gegen eine gewisse Vergütung nicht auch an Kellner abgeben und sich dafür größere Münze einwechseln lassen, in der er dann seinen Überertrag an den Orgelverleiher abgab? Auf alle Fälle sah er in der Verbindung beider Geschäfte eine Möglichkeit, rascher zu einer Anhäufung von kleineren Kapitalgütern zu gelangen, aus denen dann größere sich entwickeln konnten. Und dieser hoffnungsreiche Gedanke war nun auf einmal in nichts zergangen dadurch, 71 daß er keine Drehorgel mehr bekommen und mithin auch nicht mehr von den Quellen leben konnte, wo man so viel kleines Geld umzusetzen in der Lage war.

Da er aber leben mußte, so wollte er es zunächst mit allerhand kleinen Geschäften versuchen, durch die er über diese Krisis hinwegzukommen suchte. Verschiedene Geschäftsleute kannten ihn; ein Fleischermeister gab ihm warme Würstchen auf Kredit, mit denen er nachts an dunklen Straßenecken feilhielt, besonders in der Nähe von Bahnhöfen, wenn nachts gegen ein Uhr die Bewohner der Vororte zum letzten Zug eilten. Da kaufte mancher in der Eile noch ein Paar Würste, um sich den Magen zu wärmen. Auch die nächtlich umherirrenden Mädchen wendeten ihm etwas zu. Aber schon nach ein paar Tagen stellte sich heraus, daß dieser Berufszweig schlecht nährte, er mußte manchmal eine Stunde stehen in der Nähe des Bahnhofs, ohne daß er etwas verkaufte.

Nach seiner nächtlichen Begegnung mit Wilhelmine Löffler hatte sich eine eigentümliche Niedergeschlagenheit seiner bemächtigt. Er hatte es für selbstverständlich gehalten, daß also auch sie die Pfade sogenannter freier Liebe gegangen war. Aber der Lebenskreis, in dem er aufgewachsen war, sah im Grund darin durchaus keinen tieferen Makel; wie viele Mädchen hatte er gesehen, die nach dem Tanze mit ihren rasch erworbenen Freunden weiterzogen, manchmal dann mit solchen Freunden sich 72 regelmäßig trafen, um nach einem, zwei Jahren in irgend einer anderen Gegend der Reichshauptstadt als Ehefrauen und Lebensgefährtinnen dritter Personen aufzutauchen, die kaum eine Vorstellung davon hatten, daß ihre so ehrbaren Gattinnen ihre Mädchenunabhängigkeit ebenso benutzt hatten wie junge Männer vor der Ehe ihre Junggesellenfreiheit. Zunächst war es ihm nur eine Bestätigung, daß es wohl überall in der Welt so zugehe, als er auch das schöne Minchen Löffler in Begleitung eines so feinen Herrn gesehen hatte. Und dann fühlte er sich bis zu einem gewissen Grade gedrückt und emporgehoben zugleich, gedrückt in dem Gefühle, daß, wenn er jemals so weit kommen sollte, sie zu heiraten, er nicht der einzige sein würde, den sie gern gehabt. Gehoben dagegen fühlte er sich in dem Gedanken, daß sie augenscheinlich nur einen sehr feinen Herrn zu ihrem Galan erkoren hatte. Er sah mit einer gewissen Beruhigung, daß sie sich nicht wegwarf und augenscheinlich eine sehr aristokratische Wahl getroffen hatte für ihren Sonntagsumgang und ihre Tanzfreuden. Und doch fühlte er sich so bedrückt, so heruntergestimmt! Alle diese verworrenen Stimmungen seiner millionstädtischen, armen Winkelseele gipfelten zuletzt in dem neidvollen Entschlusse, daß er unbedingt so bald als möglich viel Geld verdienen, reich werden müsse, um dann durch diese glänzenderen Mittel den unbekannten Herrn bei Wilhelmine Löffler auszustechen und sie ihm zuletzt doch noch 73 abwendig zu machen. Ja, in besonders hoffnungsvollen Stunden schmeichelte er sich, daß sie mit einem so feinen Herrn nur verkehrte, weil der Leierkastenfritz eben vorläufig noch nicht daran denken konnte, sie zu heiraten, daß sie also nur aus Enttäuschung einstweilen andere Bekanntschaften pflege, aber mit Freuden noch eine Frau Wilhelmine Schaller werden würde, wenn er erst in seiner vollen Größe als reichgewordener Mann vor ihr dastehen werde.

Mit solchen Empfindungen war er am Morgen nach der großen Waschanstalt gepilgert, um die Wilhelmine vielleicht zu sehen, zugleich aber sich im Hofe auch ohne Drehorgel zu zeigen. Denn jetzt, wo ihm das beliebte Instrument entzogen war und jedenfalls andere kommen würden, die an seiner Stelle orgelten, beschloß er nicht ohne weiteres das Feld preiszugeben und die Waffen zu strecken, sondern jedenfalls auf dem Platze zu erscheinen. Er sagte sich, wenn er sich nur mutig sehen ließe, würde er vielleicht sogar eine ganze Mädchenrevolution zustande bringen, sodaß die ankommenden Orgler überhaupt hier nichts mehr bekämen, selbst wenn es der Blinde mit seiner angeberischen Frau wäre und alle anderen dazu, die sonst noch in der Stadt mit Leierkasten gingen.

Als er auf dem Hofe erschienen war, mußte er erst eine geraume Weile herumstehen und langsam von einem Hoftor zum anderen hinken. Die Kutscher beachteten ihn anfangs nicht, dann aber 74 erkannte der eine und andere, wer er war, und man rief ihm zu: »Na, Schallerfritze, wo hast du denn deine Füt-füt-Orgel gelassen? Sie ist dir wohl verloren gegangen? Machst du nun hier stille Musike?«

»Ick habe mir verbessert,« sagte er von oben herab, »ick orgle nur noch zu meinem Vergnügen. Es werden ja andere kommen, weil ick mir zur Ruhe jesetzt habe. Ick will nur 'n bisken zuhören, wat die für 'ne Katzenmusik verzapfen werden. Ick habe so ville zusammen jespart, det ick nun als Orgelverleiher mir etabliert habe, und will mal sehen, wat meine Leute machen, wenn die gerade zufällig hierherkommen.«

»So, so,« meinte ein Kutscher, der große Körbe mit alter Wäsche ablud und sie in den Sortierraum beförderte.

Es währte nicht lange, so hatten die Wäschermädchen und Plättermädchen aus den verschiedenen Stockwerken der Großwaschanstalt im Hofe den orgellosen Schallerfritz entdeckt. Schon freuten sich alle, daß er nun seine Musik loslassen werde, denn die Wäschelegerinnen in ihrem großen Saal legten noch einmal so gern die Damenhemden und Nachthäubchen in ihre Falten und Lagen, wenn sie das zum Leierkastentakte tun konnten. Die Plätterinnen legten ihre Kragen und Vorhemdchen mit gesteigerter Grazie unter die Dampfwalzen, und in den unteren Räumen, wo die Wäschemassen in die großen Waschtrommeln mit dem Seifenwasser 75 kamen und langsam rotierten, als wären es selbst große Drehorgeln, wurde mit dem Vorgefühl des Taktes hantiert, der jetzt jeden Augenblick losschwingen mußte. Als nun aber alles still blieb, trotzdem die Ankunft des Drehorgelmannes gemeldet war, sahen einige, die an den Fenstern erschienen, daß der Mann tatenlos unten stand. Auch Wilhelmine Löffler trat ans Fenster und wunderte sich sehr, zumal sie daran dachte, daß sie dem Mann ja unterdessen auch als Wursthändler begegnet war.

»Er hat seinen Leierkasten versetzt!« rief eine. »Es muß ihm schon ganz schlecht gehen.«

»Ach nein, er macht bloß blauen Montag!« sagte eine andere.

Zuletzt, nachdem die allgemeine Neugier aufs höchste gestiegen war, wurde Wilhelmine beauftragt, hinunterzugehen und zu fragen, warum er nicht spiele. Sie hatte erst verschiedene Gründe nicht zu gehen; den unmutigen Wünschen der anderen konnte sie indessen zuletzt nichts entgegensetzen, sie lief endlich hinunter.

Sie frug: »Na, Herr Fritz, was ist denn das, warum spielen Sie nicht. Wir können's ja alle nicht erwarten. Wo ist denn Ihr Kasten geblieben?«

Fritz Schaller gedachte, daß er nachts die Wilhelmine in einer Begleitung getroffen, über die strengstes Schweigen ihr auf alle Fälle lieb sein mußte. Er fühlte, daß er in diesem 76 Augenblick über eine große Macht verfügte. Darum sagte er mit einem absichtlich schlauen Gesicht: »Na, verehrtestes Fräulein Wilhelmine: eine Diskretion ist der anderen wert. Wenn Sie irgend mal in Ihrem Leben mein strengstes Siegel gebrauchen sollten, dann will ich Ihnen unter Verschwiegenheit mitteilen, daß man mich aus dem Jeschäft herausjebissen hat.. Und zwar sind es diejenigen, die heute nach mir kommen und Ihnen vorleiern werden. Aber was sind det für Leute? Von musikalischem Gehör keine Spur! Und von Kontrapunkt keine blasse Ahnung! Und das will denn hier, wo so eine gebildete Kundschaft ist, die doch schon von's viele Tanzen musikalisch verwöhnt ist, den Geschmack der Damen verderben! Denen kann man doch keinen Pfennig geben, solche Leute, die's Jeschäft nur 'runterbringen!«

Er erzählte mit einigen passenden Ausschmückungen, wie es ihm ergangen war und daß man ihn zur Zeit boykottiert habe. Er schloß mit den Worten: »Wenn Sie, mein schönes Fräulein, im Vertrauen auf meine ewige Diskretion einen Vorschuß erwirken könnten, so würde ich über acht Tage jedenfalls mit einer anderen Orgel erscheinen, und den Vorschuß hier wieder abspielen, besonders, wenn Sie infolgedessen meinen Konkurrenten überhaupt durch Gesamtbeschluß nichts geben würden. Lassen Sie sie man leiern, bis die Hände schwindelig geworden sind und janz drehend, aber fassen Sie einen Beschluß, daß sie alle nischt geben!« 77

Wilhelmine war erstaunlich bereit, den Wunsch des hinkenden, jungen Mannes zu erfüllen. Zwar, sie hatte sich mit dem unbekannten Herrn von Schwielow nichts vorzuwerfen. Aber der Umstand, daß der Herr seinen wahren Namen nicht genannt hatte, und daß sie sozusagen anonym getanzt und gegessen hatte, war ihr wohl sehr angenehm erinnerlich, indes doch eine Sache, die sie gern mit Schweigen behandelt gesehen hätte. Und da im übrigen der Hinkefritz augenscheinlich unschuldig verfolgt war, so geriet sie in eine Art Feuereifer für seine Sache und sagte: »Jawohl, Herr Fritz, det machen wir, und wenn ich hier det ganze Haus in eine Mädchenrevolution umwandeln sollte!«

Und in der Tat, ihre plötzliche Energie, Beredtsamkeit und sittliche Entrüstung bewirkte es, daß das ganze Haus in eine Empörung darüber geriet, daß man dem armen, hübschen, netten Hinkefritz keine Orgel mehr gegeben hatte, und daß gehässige Konkurrenz ihm die Lebenswege zerstört. Wilhelmine nahm einen wunderschönen Damenstrumpf, den sie gerade in den Fingern gehabt hatte und der ein adeliges Monogramm trug. Darin sammelte sie den Vorschuß, den alle bewilligten, bis Schallerfritz wiederkommen und ihn dann abspielen würde. Das Vertrauen aller war grenzenlos. Als Wilhelmine mit der gesammelten Barschaft dann unten wieder im Hof erschien, brachte sie auf ihren Armen zwei junge Hündchen mit. Die hatte eine Hundemutter in einer Ecke der Waschanstalt geworfen. Sie 78 hatten ertränkt werden sollen und lagen in einem Korbe beisammen hinter dem Luftschacht, wo die großen Gardinen und Spitzenvorhänge trockneten. Unter allgemeiner Zustimmung wurde bewilligt, daß man die Hündchen dem Schallerfritz schenken sollte, denn erstens glaubte man die allgemeine Verehrung und Zuneigung zu ihm nicht besser ausdrücken zu können, und zweitens konnte er mit den Tierchen, wenn er sie gut verkaufte, auch noch ein Stück Geld verdienen.

Als Wilhelmine ihm Geld und Hündchen übergeben hatte, sagte der Schallerfritz: »Na, schönen Dank auch, Fräulein Wilhelmine! Und wegen's nächtliche Tanzen und Soupieren mit Herren genieren Sie sich nun weiter nicht! Denn so wahr ich Fritz heiße, ick lade Sie in meinem Leben auch noch mal ein, und mir sticht denn keener mehr aus!« –

So geschah es, daß Fritz Schaller an diesem Tage mit zwei jungen Hündchen an der Friedrichstraße stand und sie feilbot in der Hoffnung, daß sich daraus einst ein Millionär entwickeln werde. Zur selben Zeit fand der blinde Mann und seine Frau, die auf dem Hofe der Waschanstalt orgelten, bei den hundert Mädchen im Hause nur taube Ohren. Kein Pfennig wurde heruntergeworfen, und als die Frau ins Haus ging, vernahm sie von verschiedenen Mädchen, die alle so schöne, weiße Schürzen und Häubchen trugen und so nette, saubere 79 Blusen anhatten, nur das Wort: »Bedaure! Müssen weiter gehn! Geben nichts!« – –

Fritz Schaller hatte schon einige Stunden an seinem Flecke gestanden, und immer war ein Haufen Menschen um ihn versammelt, aber er hatte bisher kein Glück gehabt. Diejenigen, die nach dem Preise gefragt hatten, fanden die Hündchen zu teuer! Er aber wollte sie nicht unter dem Preise losschlagen, das glaubte er allen Mädchen in der Waschanstalt und der Wilhelmine besonders schuldig zu sein, da er doch von ihnen dieses besondere Ehrengeschenk erhalten hatte. Am Nachmittag aber hatten sich in seiner Nähe zwei andere Kerle, ein bärtiger Alter und ein ziemlich junger, abgerissener Mensch aufgestellt, die gleichfalls junge Hunde auf den Armen trugen. Der eine hatte ein Paar, die schon an einer Leine auf dem Boden krabbelten; er ließ sie auf den Asphaltboden nieder, wo sie zum Ergötzen der Umstehenden, die nun größere Kreise bildeten, sich herumkugelten und die Stiefelsohlen der Zuschauer zu beschnubbern und zu belecken begannen. Schallerfritz hatte ganz vergessen, wie mancher im letzten Augenblick seiner Frau, seinen Kindern oder seiner Liebsten noch eine Überraschung mit dem Geschenk eines Hündchens zu machen pflegte. Daher waren auch die anderen mit den jungen Tierchen gekommen, um die gute Zeit auszunützen, und Fritz Schaller sah sich auf einmal von mehreren Konkurrenten in den Schatten gestellt, die viel kräftigere Lungen hatten und ihre 80 Hündchen viel heftiger anpriesen. Es war nun die Frage, wer zuerst seine Ware loswerden würde.

»Konkurrenz auf alle Gebiete!« rief der Schallerfritz aus, als die anderen nach einer Stunde noch nichts verkauft hatten. »Der Mensch kann rein gar nichts anfangen, ohne daß sofort andere ihm das Jeschäft streitig machen. Und wenn Sie mit Ihre abgeschnittenen Fingernägel handeln würden, um Hornfabrikate daraus zu machen, ein anderer würde sie sofort einen Zentimeter länger wachsen lassen und damit handeln, bloß um Ihr Patent Ihnen abzujagen! Es kommt nur darauf an, wer's am längsten aushalten kann!«

Damit begann er mit lauterer Stimme als zuvor seine Hündchen anzupreisen, denn er hatte gemerkt, daß die anderen sich schon ganz heiser geredet hatten! Er brüllte daher wie ein Stentor über die Leute hinein, die sich von Stunde zu Stunde dichter drängten. Kaum aber hatte er die stärkere Tonart angeschlagen, so fingen die beiden anderen an, trotz der Heiserkeit, in ein noch lauteres Schreien zu verfallen, welches neue Zuschauer herbeizog, die allmählich begannen, sich daran zu ergötzen, wie die drei Männer wechselseitig sich in Hundepreisen überboten, wobei man erst recht vergaß, etwas zu kaufen, und nur die brüllenden Männer bewunderte.

Schallerfritz dachte, im Hinblick darauf, daß er den Vorschuß der Plätterinnen sicher in seiner Tasche stecken hatte, daß er es jedenfalls am 81 längsten aushalten würde, denn er glaubte, daß die beiden anderen, die rechte Schnapsbrüder schienen, nicht viel bares Geld haben könnten, sondern jedenfalls ihre Waren um jeden Preis losschlagen müßten, um abends noch zu einem Trunk zu kommen. Darum mäßigte er nach einiger Zeit seine Stimme wieder, damit die anderen sich vollends heiser schreien möchten. Wenn sie dann gar nicht mehr konnten, wollte er wieder mit voller Kraft losgehen, um zuletzt doch noch das Feld zu behaupten. Zu seiner großen Enttäuschung merkte er, daß die Brüder aber auch gleich wieder anfingen, ihre Stimmen zu schonen und nun durch ein Geherze und Gekose mit den Hündchen, durch Absetzen auf den Boden, Wiederaufnehmen, Emporheben der Tierchen über die Häupter der Zuschauer die Kauflust anzulocken suchten.

Unterdessen war die Menschenmasse immer dichter geworden und schob sich langsam auf den Bürgersteigen hin. Da war kein Mensch zu sehen, der nicht in der Hand ein Paket, einen Karton oder einen Stoß von Paketen getragen hätte. Die Lichter in den Läden waren aufgeleuchtet. Nun strahlte alles wie in einem jenseitigen, überirdischen Glanze, in dem die Menschenmassen einhergeschoben kamen. In den Fensterauslagen der Geschäfte sah man brennende Christbäumchen; überall waren in den Schokoladeläden die Süßigkeiten wie Haufen von Brillanten, Rubinen und Smaragden aufgelegt; aus den Juwelierläden glitzerten und leuchteten 82 die wirklichen Diamanten und Perlen, die goldenen Armbänder und Ketten scharf auf die Straße hinaus. Magisch erschienen in den Herrengeschäften die buntseidenen Schlipse wie Sammlungen prachtvoller Riesenschmetterlinge zwischen den weißen Manschetten und den Kragen. Wie kostbare Bajaderentrachten aber schillerten in Rosaseide, in goldenem Seidenglanz die wundervollen Damenkorsetts mit ihren Strumpfträgern, ihren seidenen Busenfüllungen, gleich prachtvollen Menschenkelchen auf die Straße hinaus. Dann wieder drüben die kostbaren seidenen Damenroben wie Geistergewänder, die sich unsichtbar beseelt hinter den Riesenfensterscheiben versammelt hatten. Aus dem Schuhbazar schaute es im taghellen, blausilbernen Lichterglanze heraus, als hätten hundert Elfengeister ihre funkelnagelneuen Schuhe stehen lassen, weiße Seidenschuhe, bunte Rosettenschuhe und schwarze, leichte Kalbslederstiefelchen. Und dann wieder da, wo die prachtvollen Federhüte für Damen hingen auf den Zierstöcken, alles in schönen Pyramiden, anmutigen Figuren aufgetürmt, diese Federhüte, die großen Tellerblumen glichen oder schönen Paradiesvögeln, die ihr Gefieder spreizen und leicht aus der Luft auf ihren Halter hergeschwebt schienen. Wohin der Schallerfritz sah, während er seine Hündchen ausrief, überall schaute man in leuchtende Zauberhöhlen, wo alles Verführerische für Auge, Sinne und Geschmack fabelhaft in Gewinden und Girlanden, in 83 phantasiereichen Figuren angeordnet war. Denn aus den Delikatessehandlungen, wo Weihnachtseßkörbe auslagen mit goldbraunen Schinkenstücken, Pasteten, dunkelroten Würsten, farbig glitzernden Likörflaschen, kam sogar ein Duft von eigenartig gemischter Art heraus. Wenn man sah, wie hier die zartfarbigsten Kapaune und Truthähne, deren Fleisch wie das Fleisch einer Venus von Tizian leuchtete, neben Prager Schinken in Brotteig lockten, während Berge von silbernen Büchsen mit Gemüsen, eingemachten Früchten, mit fein gebratenen Krammetsvögeln zwischen den schönsten Hasen, Hirschrücken, Bergen von Apfelsinen und Zitronen sich auftürmten, so konnte der Schallerfritz nicht umhin, sich vollends in den Gedanken hineinzuträumen, er sei schon bald ein Millionär, der von all diesen Kostbarkeiten auch sein gemessen Teil zusammenkaufen konnte. Und während er mit lauterer Stimme von neuem schrie: »Junge Hundchen gefällig? Will niemand junge Hundchen haben?!« malte er sich aus, wie er drüben in dem Seidenhause so einen prachtvollen Stoff, der fächerartig wie ein Palmenblatt zwischen den anderen langen Seidenfahnen aufgeschlagen herüberwinkte, für die Wilhelmine Löffler kaufen würde. Und dann schaute er in den Korsettladen, wo ihm ein besonders verführerisches Mieder mit einem kurzen Seidenröckchen in die Augen stach, in das er sich die Wilhelmine hineindachte, wozu er Hut, Schuhe, seidene Unterröcke und die schönsten Mäntel sich 84 hinzusuchte. Und warum sollte er sich nicht auch entsprechend kleiden? Schräg gegenüber glänzte ein Riesenhaus wie ein leuchtender Feenpalast vom Erdgeschoß bis ins höchste Stockwerk hinauf in blendendem Glanze: da war alles, was er brauchte, die feinsten Fräcke und Gehröcke, Überzieher, Zylinder und Jagdmützen, Sportanzüge, Radlerkostüme, er brauchte ja nur zuzugreifen.

Unterdessen hatte er gar nicht bemerkt, daß der eine seiner Konkurrenten seine Hündchen losgeworden war. Während er in Gedanken die Wilhelmine Löffler aufs schönste gekleidet und ihr in dem Handschuhgeschäft weiter oben noch die feinsten Glacés erhandelt, mit einem Brillantkollier den letzten seiner Nebenbuhler bei ihr aus dem Felde geschlagen hatte, war seine Stimme immer leiser geworden, ja, zuletzt hatte er seine Hündchen nur noch gestreichelt und das Anpreisen ganz vergessen. Das hatte der eine Konkurrent mit Geistesgegenwart benutzt. Da die sonstigen Umstände es fügten, war er mit viel Geschrei zuletzt doch seine Hündchen losgeworden und dann in der weiterschiebenden Menge verschwunden. Der Wagenverkehr war dermaßen angewachsen, daß nun ein Wagen auf den anderen folgte und selten Gelegenheit war, daß jemand auf die andere Seite der Straße hinüber gelangen konnte. Unterdessen aber spielten an den Einmündungen der dunkleren Seitenstraßen, die nicht in den Feenglanz der Hauptadern getaucht waren, auf dem Asphalt überall kleine, 85 selbstlaufende Kinderspielsachen hin und her. Frösche hüpften, schnurrende, winzig kleine Lokomotiven sausten dahin; niedliche Automobildroschken fuhren kreuz und quer, und überall standen die Menschen versammelt, und die Händler priesen ihre Ware. Und immer drängten sich die Abertausende von pakettragenden Damen und Herren in dichten Kolonnen im tageshellen Glanze der tiefen Zauberhöhlen und leuchtenden Zauberpaläste vorüber, während an den Häusern aufgereiht überall Gruppen von Kindern standen, die aus dem Osten herbeigelaufen waren in ärmlichen Kleidern. Mit viel Geschrei priesen sie Weihnachtspostkarten, Weihnachtsruten, Christbaumschmuck und hundert andere nützliche und unnützliche Dinge an. –

Der Schallerfritz, der doch ein altes Berliner Kind war, kam sich vom ewigen Vorüberfluten der Menschen und vom Reichtum in allen Läden zuletzt wie völlig betrunken vor; er mochte nur noch lallen: »Junge Hundchen gefällig? Schon stubenrein! Niemand mehr?!« Unterdessen sah er, wie auch der andere Konkurrent seine beiden Hündchen los wurde; den einen kaufte eine sehr fein aussehende Dame, die das Tierchen gleich in ihre Handtasche steckte und dann vorsichtig weiterging, den anderen ein gewöhnlich aussehender Mann, der das Hündchen am Halsfell packte und in der Hand so weiter trug, daß es seine Beinchen ganz traurig abhängen ließ.

Als Fritz Schaller nach geraumer Weile noch 86 immer kein Hündchen losgeworden war, verlor er endlich die Geduld und er meinte bei sich, heute sei für ihn kein Geschäftstag, wenigstens nicht auf der Straße. Er wollte weitergehen und die Hündchen in Restaurationen anbieten. Wenn er sie da nicht los wurde, wollte er sie mit in seine Schlafstelle nehmen und füttern, um zu sehen, ob er sie am anderen Tage verkaufen könnte.

Nun ging er in den großen Kaufstraßen und Handelsstraßen der Stadt weiter, wo überall das gleiche Gedränge, der gleiche Lichterglanz herrschte. Da folgten die Pfefferkuchengeschäfte mit ihren Knusperhäuschen auf die großen Stahlgeschäfte, wo die feinsten Messerklingen auslagen, in glanzvolle Säle schaute er hinein, wo hunderte von Bronzefiguren und Marmorstatuetten standen und durch die Spiegel, die hinten im Laden hingen, in unendliche Gänge vermehrt schienen, wo man in unabsehbare Tiefen mit lauter nackten Venus- und Graziengestalten, Lampen tragenden Genien und anderes blickte. Dann kamen wieder die Restaurants mit ihren goldenen Säulen und Prachtplafonds, wo die Leute hinter Glas und Rahmen saßen, als sollten sie den Vorüberziehenden etwas voressen und vortrinken. Es kamen die automatischen Trinkhallen und Kaffeehallen, wo die Leute hineingingen, ein Geldstück in den Apparat warfen und sich die fertige Tasse Kaffee, das Bier, die Kaviarbrötchen aus der Wand oder dem Biergestell selbst herausholten, als wäre das alles Zauberei. 87 Dann wieder die Buchhandlungen, die Porzellanwarengeschäfte und endlich die großen Warenhäuser, wo eine glanzvolle Auslage sich an die andere reihte, durch die großen Glasflügeltüren tausende von Menschen ein- und ausströmten, um drinnen in den Stockwerken, auf den Emporen auf- und abzusteigen und alles anzusehen und zu kaufen, was der Menschengeist ersinnen kann. Fritz stellte sich mit seinen unverkauften jungen Hündchen an den Eingang, bis er zuletzt doch wagte, im Hinblick auf den Vorschuß, den er in seiner Tasche wußte, einzutreten, durch einen Haupteingang. Da war es ihm, als trete er in einen glänzenden Dom, in eine riesenhafte Kirche ein, denn hoch wie eine Domwölbung war diese Kirche des Handels. Riesige, eherne Guirlanden hingen von der Decke herab, die von unzähligen, elektrischen Lichtern strahlten, ein eherner Riesenlichterbaum strebte in die Höhe. Wie die Emporen dieses Domes waren turmhoch die Umgänge übereinander gebaut, auf denen lauter glanzvolle Dinge in einzelnen Abteilungen herunter leuchteten; prachtvolle Frauenkleider, Teppiche, Lampen und Kandelaber, Abteilungen für Bücher, Kunstwerke, Papierwaren, bunte Lampenschirme. Hinter hochsteigenden Glasverschlägen liefen fortwährend die Aufzüge vom Erdgeschoß bis hinauf unter die Decke des Domes. Darin sah man die Käufer hinter dem Glas stehen und hinauf und hinab schweben, während die Fußgänger auf den breiten Freitreppen in die 88 Stockwerke gelangten. Fritz ließ sich vom Menschenstrom der Tausende mitschieben, er kam bis ganz hinauf, wo alle Eßwaren, Fleischwaren, Gemüsebüchsen winkten, Erfrischungsräume und Teezimmer durchschritten wurden, eine Kunstausstellung einlud, bis er wieder hinuntersah in einen feenhaften Spiegelsaal, in dem aus der Wand ein Wasserfall in tausend Spiegelungen herabplätscherte und das Wasser selbst von unten elektrisch erleuchtet war, sodaß leuchtende Mummeln und Nymphäen darin zu schwimmen schienen. Er durchschritt einen kleinen Palmengarten mit Ruhebänken, wo man bunte Vögel singen hörte, er mußte ein höheres Stockwerk erreichen, indem er auf einem rollenden Fußboden stand, der sich hinaufbewegte und ihn unter den Füßen mitzog. Dann kam er wieder in unabsehbare Abteilungen und Verschläge, wo Möbel und Einrichtungen von ganzen Stuben, in die man durch einen künstlichen Korridor hineinsah, sich mit Sälen für künstliche Blumen in oberen und unteren Stockwerken ablösten; das alles ein Traum, in dem hunderte von schwarzgekleideten Mädchen wie Teufelsgeisterchen die Hunderttausende von anmutigen Gegenständen überwachten und verkauften.

Fritz Schaller hatte es zum ersten Male gewagt, ein solches Warenhaus zu besuchen, denn er hatte immer gehört, das sei der Ruin der kleinen Leute. Jetzt aber, der er ganz in diesen Zauber hineingerissen war, hatte er die Empfindung, als sei 89 das alles sein eigen, auch wenn er nichts kaufte, denn er brauchte ja nur sein Ziel erreicht zu haben, so war er Millionär und dann würden ihm all diese Sachen wahrscheinlich sogar zu billig gewesen sein. Denn das alles waren ja verbilligte Waren, an denen unzählige Tausende von Bürgerfrauen und ärmeren Leuten auch noch sparen konnten, trotzdem man ihnen solch einen Dom des Handels hingebaut hatte, der eine ganze lange Straßenflucht und ihr Hinterland bedeckte und sich zu einem vollständigen Handelslabyrinth ausgebaut hatte, wo jedem menschlichen Bedürfnis Rechnung getragen worden war. Da konnte der Schallerfritz nicht umhin, er mußte auch etwas kaufen. Er war fest entschlossen, den Leiervorschuß abzuverdienen, wenn er auch noch nicht wußte wie. Im Notfall mußte Gewalt angewendet werden. Aber weil er dazu entschlossen war, betrachtete er den Vorschuß auch als verfügbares Kapital, es waren etwa zwei Mark, und die jungen Hündchen in der Rocktasche hatte er auch noch dazu als einen Kredit, den er sich selbst verrechnete. Er begann nun die hundert glänzenden Sachen anzusehen, um irgend etwas davon zu kaufen.

Er merkte aber sehr bald, daß bei dieser Riesenauswahl aller Dinge es sehr schwer war, sich für etwas Bestimmtes zu entscheiden. Er sah ein hübsches, seidenes Halstuch und frug nach dem Preise. Er wollte es für die Wilhelmine kaufen. Aber es war zu teuer. Dann dachte er, 90 lieber etwas für sich selbst zu kaufen, eine kleine, hübsche Tabakpfeife. Aber schon im Begriff sie zu nehmen, fiel ihm ein, daß es doch besser wäre, etwas für andere Leute zu kaufen. Bei den künstlichen Blumen dachte er sich einen Strauß zurecht, den er den samtlichen Mädchen in der Plättanstalt zum gemeinsamen Anschauen verehren wollte, denn er hatte das Gefühl, daß er unter all diesen hundert Mädchen nur zu wählen brauche, um jede sogleich zum Schatze zu haben bei seiner glänzenden Zukunft als reicher Mann. Aber er erfuhr, daß künstliche Blumen auch hier zu teuer waren. So schritt er immer ratloser treppauf, treppab, ohne etwas zu finden. Auch hatte er regelmäßig, wenn ihm für Wilhelmine etwas in die Augen stach, die Empfindung, daß sie es doch nicht schätzen würde, denn ihre Freunde würden sie jedenfalls viel reicher beschenken. Im verwirrtesten Zwiespalt war er endlich in ein oberstes Stockwerk wieder hinaufgeraten, wo Früchte, Büchsen und Speisevorräte aufgestapelt lagen. Hier drängte sich eine Gruppe Damen um eine kleine Verkäuferin, die mit Geschwindigkeit einen großen Korb voll Zitronen verkaufte. Da das Geschäft so gut ging, weil die Zitronen spottbillig waren, bekam der Schallerfritz plötzlich eine unbändige Kauflust. Hier oder nirgends mußte es sein. Er drängte sich zwischen die Damen und verlangte rasch auch ein paar Zitronen.

Schneller, als er gedacht hatte, reichte man ihm 91 ein paar Zitronen in Seidenpapier gewickelt und ebenso schnell hatte man ihm eine Rechnung geschrieben, mit der er zur nahe sitzenden Kassiererin hingehen mußte, um zu zahlen und seine Ware in Empfang zu nehmen.

Er hielt seine Zitronen ziemlich offen in der Hand, denn er meinte, die Portiers und Aufsicht führenden jungen Männer sollten es sehen, daß er auch gekauft habe und nicht etwa wie so ein Tagesbummler, der bloß zum Ansehen hergekommen war, um die hübschen Verkäuferinnen zu beschauen, sich herausgenommen hatte einzutreten. Und so kam er mit seinen Zitronen in der Hand und den jungen Hündchen in der Tasche allmählich wieder zum Hauptausgang, immer leise hinkend.

Er hatte nun in diesem Riesenwarenhause so viele Dinge gesehen, daß er sich zuletzt ein Herz faßte und beim Hinausgehen den Portier frug: »Sagen Sie, mein Herr, ich habe eine geschäftliche Anfrage. Würde es nicht gut sein, wenn dieses große Warenhaus sich auch junge Hunde zulegte? Es wird hier ja alles gekauft! Ick habe ooch gekooft. Ick hatte aber auch 'n Paar junge Hunde meinerseits anzubieten, wenn Sie wüßten, wo man dieselben abnehmen würde.«

»Da müßten Sie sich hinauf in die Bureaus begeben, aber ick jlaube nicht, daß Sie ein Jeschäft machen würden. Denn, wenn wir Bedarf haben sollten, dann würden wir gleich in großen Partien 92 bestellen, aber auf solche Detailsachen werden wir uns schwerlich einlassen.«

Fritz Schaller sah auf einmal seine Hand mit den Zitronen an und frug sich, wozu er die eigentlich gekauft hatte. Erst jetzt kam ihm zum Bewußtsein, daß er so etwas doch gar nicht gebraucht hätte. Ein plötzlicher Ärger kam in ihm auf, daß er sein gutes Geld, welches ihm doch viel weiter helfen sollte, zu Reichtum und Ansehen, ausgegeben hatte, nur um auch als anständiger Mensch dazustehen. Die Antwort des Portiers verdroß ihn. Er rief ziemlich laut:

»Jawohl, lauter alte Restbestände! Ick jloobe, Sie denken, Sie können auch die jungen Hunde auf'n Restbestand kaufen, wenn sie die Motten im Fell haben! Sein Geld kann man ja hier los werden, aber wer nimmt denn unsereins wat ab? Hier kooft man jede Sekunde hundert Sachen auf einmal, und ick habe den janzen Tag draußen jestanden, mir nimmt keener wat ab! Nicht mal 'ne anständige, verleihbare Drehorgel hab' ich ins janze Jeschäft jesehen!«

Er hatte so laut geredet, daß die Leute sich im Ausgang stauten. Darüber war ein Schutzmann herangetreten; dem Portier kam er, weil er von all dem Glanz wie trunken war, verdächtig vor. Er gab dem Schutzmann einen Wink.

Kaum war der Schallerfritz draußen, als auch schon der Polizist ihn anhielt und nach seinem Namen frug. Er wollte aufbegehren, besann sich 93 aber, daß er, um seiner glänzenden Zukunft nichts in den Weg zu legen, ganz stille sein mußte. Mit der größten Höflichkeit nannte er daher dem Schutzmann seinen Namen und nähere Nebenumstände; er habe sich Zitronen gekauft, weil er am linken Bein an der Gicht leide und bei Gicht Zitronen bekanntlich das beste Heilmittel seien. »Ich hatte gerade so'n schmerzhaften Anfall, Herr Schutzmann, darum habe ick 'n bisken zu laut geredet, um meine Schmerzhaftigkeit zu verbeißen. Aber nehmen Sie nichts für ungut, denn vor die öffentliche Ordnung habe ick den größten Respeckt, mein Herr!«

Der Schutzmann hatte ihn angehört, dann winkte er gnädig ab, da sich ein Menschenhäuflein angesammelt hatte, und sagte, er sollte nur ruhig weiter gehen und seine Zitronen zu Hause essen. Fritz Schaller gehorchte, froh, einem weiteren Zerwürfnis im Hinblick auf seine Zukunft entgangen zu sein, machte ein höfliches Ehrenzeichen an der Mütze und hinkte nun langsam der inneren Stadt zu in einer tiefen inneren Ratlosigkeit, was er eigentlich heute noch mit den Zitronen und den jungen Hündchen anfangen sollte.

Er war nicht lange gegangen, als auf einmal die glanzvollen Straßen ein ganz anderes Ansehen bekamen. Von den meisten Häusern und Kaufpalästen her hörte man ein gemessenes Rollen, das mit einem leisen Sausen vermischt war; und damit wurde es Haus für Haus auf dem Asphalt und 94 dem granitenen Bürgersteig dunkel. Da und dort rauschte es an einer Hauswand hoch herunter. Vorhänge wurden von innen zugezogen, die Zeit des Geschäftsschlusses war gekommen. Mit einemmal war all der Zauberglanz und all die Märchenpracht auf stundenlangen Straßen erloschen; nur die elektrischen Monde hoch oben in der Luft über der Mitte der Straße leuchteten matt und milde wie der leibhaftige Mond am Himmel selbst. Die Menschen aber waren nunmehr aus der früheren Tageshelle in den Schatten zurückgetaucht; die Nebenstraßen schienen ganz schwarz und dunkel. Nur an einzelnen Häusern, oben an den Dachfirsten, und an Plätzen liefen noch die roten, grünen und goldigen Illuminationslichter in der Luft auf und ab, welche die Namen großer Firmen, Leibniz-Cakes und anderes in das Dunkel der Nacht hineinschrieben wie Belsazars Flammenschrift. Aber sie konnten die Menschen unten im Schatten nicht heller machen, es war auf einmal alles wie farbentot und ausgestorben trotz der Bewegung, die noch überall herrschte. Die frühere Pracht und der Leuchtglanz aller Dinge war zu groß gewesen.

Da hatte der Fritz auf einmal ein Bedürfnis, sich in die tiefste Finsternis zurück zu begeben über die Spree weg an die dunkle Masse des Schlosses und an dem schwarzen Koloß des Wilhelmdenkmals vorbei, vorüber an den finsteren Weibergestalten des Neptunbrunnens in enge Seitengassen der Stadt, wo nur wenig Licht zu sehen war, noch alte, 95 unmoderne Häuser mit verrauchten Mauern und engen Höfen sich hinter großen Marmorpalästen versteckten und in den Kellern der Häuser ein ganz anderes, glanzloses und unheimliches Leben herrschte. Es war ihm, als müsse er sich von den glanzvollen Strapazen des Tages, der flimmernden Nervenaufregung erholen da, wo das Auge im Schatten und einer halben Finsternis ausruhen konnte. Er hatte auch Hunger, sehnte sich nach einem Stückchen Wurst und einem Schnaps und für seine Hündchen nach einem Teller Milch und Brot, um dabei die Ergebnisse des Tages und Mittel zu erwägen zur Aufbesserung seines Lebens. Er kam in eine dunkle Seitengasse und stand vor den Fenstern eines Kellerlokals, hinter denen die Leinenvorhänge heruntergelassen waren.

Er ging die Stufen hinab in den unterirdischen Raum, machte auf und erkannte im Rauchqualm gleich einige bekannte »Luden«, die hier Karten spielten oder mit ihren Mädchen beisammen saßen und allerhand geschäftliche Dinge lauernd erörterten. Man kannte ihn hier von Ansehen; er konnte sich ruhig setzen und seine Wurst und den Schnaps bestellen, auch seine jungen Hündchen auf den Tisch setzen, um mit ihnen zu spielen. Das erregte sehr bald die Aufmerksamkeit mehrerer verwogen aussehender Fräuleins, die deutlich den Wunsch bekundeten, die Hündchen auf ihren Schoß zu nehmen. Der Hinkefritz bekam neue Hoffnung, vielleicht würde er hier noch ein Geschäft machen. 96

Er tat übrigens nicht dergleichen, sondern aß gemächlich seine Wurst und setzte den Korn darauf, ließ die Hündchen von ihrer Milch lecken und hörte nur, wie einer der Kerle im Hintergrunde zu seinem Fräulein sagte: »Zum Braten sind sie noch zu jung, Liese, sonst würde ick dir eenen koofen. Aber so! Is zu weichlich!«

Die Dame unter ihrem verwogenen Hut schlug ihren Galan mit fester Faust derb in den Rücken und meinte: »Ede, du vergißt dir! Immer nur ans Fressen denkst du! Is nich fein! Ick will det Hundchen ja nur, um es schön anzuziehen und dann spazieren zu führen in Unterröckchen und dann auf'n Hundefriedhof ein marmornes Grabdenkmal zu errichten, dann denken die Leute, ick wäre in Paris gewesen! Aber er wird es ja gar nicht hergeben! Wo denkst du hin?!«

»Na, det wollen wir mal sehen!« sagte der Ede mit hohler Stimme. »Wer in Kaschemmen geht, der weeß ooch, wo er ist. Ick spiel sie ihm ab, und wenn er noch so helle ist!«

Fritze hörte das wohl und machte sich bereit dazu, daß man ihn zu einem Spielchen werde verleiten wollen. Er beschloß, auf der Hut zu sein und seine Habe nur hoch zu versteigern. Da das Fräulein am runden Tisch hartnäckisch blieb und ihrem Eduard zusetzte, daß er ihr das Hündchen kaufen sollte, so gestalteten sich die Aussichten für Fritz besser.

In dieser hoffnungsvollen Lage trat indessen 97 eine unvermutete Wendung ein, als die Kellertüre sich öffnete und ein Kerl heruntergestiegen kam, der den Hut tief ins Gesicht gedrückt und den Rockkragen über den Hals geschlagen hielt. Er sah sich erst in der Mitte des Zimmers stehend ein paarmal um, dann schlug er den Rockkragen zurück, nahm den Hut ab und sagte:

»Gestatten Sie, meine Damen und Herren, daß ich mit Erlaubnis des Herrn Wirts Ihnen eine kleine Vorstellung gebe?! Bitte mich ergebenst in einem schweren Berufe zu unterstützen, wir müssen alle leben, und jeder macht, was er kann.«

»Was sind Sie denn für einer?« frug der Wirt hinter dem Büfett bei seinen Schinken und Schnapsflaschen.

Der Ankömmling richtete sich vornehm auf: »Künstler bin ich, mein Herr. Produktionen in der höheren Kunst. Wenn Sie wünschen, ziehe ich mich sogleich aus, die Damen müssen allerdings entschuldigen, denn ich bin nicht im Besitze eines Trikots. Bedenken Sie den Schnaps. Man bedarf davon so viel, wenn man bei Kraft bleiben soll. Sollten also meine entblößten Arme vor den Damen schamhaft erröten, so bitte ich nicht mit zu erröten.«

Unter den anwesenden Damen entstand eine große Aufregung und Spannung über diese Worte, Schallerfritz merkte, daß seine jungen Hundchen auf 98 einmal vollständig vergessen waren. Der Künstler fuhr fort:

»Ich bitte, Herr Wirt, noch eine Gasflamme oder im Nebenzimmer Licht anzuzünden, da hier der Raum für meine equilibristischen Übungen zu beschränkt sein dürfte. In Ermangelung eines Trikots kann ich leider nur die Hälfte meines Programms ausführen; aber wenn die Herrschaften gestatten, daß ich nachher ein kleines Entree erhebe und die Damen meiner Leistung gemäß zahlen, dann werde ich mir ein neues kaufen. Denn erst kommt der Schnaps, weil er die Kraft ist. Ich bitte, Herr Wirt, anzuzünden, ich zahle alles. Ferner bitte ich um zwei Zigaretten, ein Glas Wasser, einige Stücke Koks, – denn wie singt man? – »Mutter, der Mann mit dem Koks ist da«, ferner eine Stecknadel und dann noch etwas Musik! Denn ohne Musik kann ich nicht arbeiten! Im übrigen alles auf meine Rechnung!«

Die Neugier der Anwesenden, sogar des Wirts, der doch schon viel erlebt hatte, war genügend gesteigert, die Frauenzimmer starrten atemlos auf den Künstler, und dieser sah sich mit ideal zurückgeworfenem Kopfe um, als habe er eine ganz hohe und begeisterte Sache vor. Der Wirt hatte in einem dunklen Hinterzimmer eine Gasflamme aufgedreht.

»Erlauben Sie, daß ich für einen Augenblick verschwinde, um mir in Toilette zu werfen, meine 99 Damen! Aber es muß alles nach der Kunst geschehen!«

Damit sprang er hinaus. Die Anwesenden tauschten ihre Meinung aus. Was das wohl für einer sei. Jemand meinte ihn zu kennen. Es sei wohl ein ehemaliger Schlosser aus einem Vorort, der sich irgend welche Kunststückchen eingeübt habe. Der Schnaps habe ihn wohl so heruntergebracht. – Nach zwei Minuten tat sich die Türe wieder auf, und mit der Gebärde einer Zirkusspringerin, die nach beiden Seiten Kußhände wirft, sprang der Künstler in die Mitte der Stube. Seine Toilette bestand darin, daß er den Rock ausgezogen, die Hemdärmel bis auf die Schulter heraufgestreift hatte und in Strümpfen hüpfte. Die Weste hatte er anbehalten samt seinen sehr abgeflederten Hosen. Seine rußigen Arme waren sehr muskulös; er ließ die Muskeln rollen und sagte:

»Sehen Sie, meine Damen, solche Kraft gibt allein der Schnaps! Aber nun gestatten Sie den Beginn der Vorstellung.«

Er stellte sich in Positur und hielt eine längere Ansprache über die Kunst im allgemeinen, die in der Pflege aller höheren Güter der Menschheit gipfle. Schon im »Leben des Kindes« spiele die Kunst eine Rolle; ihr zu Liebe habe Se. Kaiserliche Majestät die Siegesallee ins Leben gerufen, und große ausländische Künstlerinnen wie Sarah Bernhardt und Eleonore Duse, wie Cleo de Merode und Miß Duncan, die ohne alle Kleider und Trikots 100 tanze, seien der Kunst zuliebe nach Berlin gekommen. Er sei nun auch einem höheren Kunstzweig ergeben.

Darauf verlangte er zwei Zigaretten, Wasser und Musik. Der Wirt erklärte, Musik habe er nicht.

»Ja, dann kann ich nicht arbeiten! Aber Sie haben dort ja einen Edisonschen Phonographen! Stellen Sie den mal auf!«

Richtig! Der Phonograph wurde aufgeschlossen, aus seinem Rohre kam mit quäkender Stimme, die bald unregelmäßig heftig losschmetterte, eine gesungene Arie heraus. Jetzt sah man, daß Stimmung über den Künstler kam. Er zündete die Zigarette an und rauchte sie, indem er zu den Klängen der Arie mit dem Kopfe elegische Bewegungen machte. Darauf nahm er die brennende Zigarette und steckte sie verkehrt in den Mund, sodaß man aus seinem Gaumen sie feurig herausleuchten sah. Und darauf aß er einfach die brennende Zigarette, indem er einen Schluck Wasser darauf setzte, mit Papier und Tabak hinunter. Er machte weiter seine elegischen Bewegungen und rauchte und aß auch noch die zweite Zigarette unter allgemeinem Staunen der Anwesenden. Er stellte sich hierauf vor einige von den Mädchen, riß den Mund weit auf, daß man das Gaumenzäpfchen sich emporheben sah, und ersuchte die Damen, sich davon zu überzeugen, daß er Feuer, Tabak und Papier völlig aufgegessen und nicht etwa in den Backentaschen behalten habe. 101

»Nun, meine Damen, folgt der zweite Teil des Programms, auf den ich mir gestatten werde, meine Unkosten einzukassieren. Der zweite Teil ist die lebende Verspeisung von Koks in natürlichem Zustande. Da er etwas schwer verdaulich ist, so pflege ich einen Schnaps darauf zu setzen. Aber ich bitte, sich zu überzeugen. Herr Wirt, haben Sie nicht eine andere Musik? Ihre Arie hat mich ganz nervös gemacht, die Sängerin im Phonographen detonierte mir zu oft, und infolgedessen hätte ich mich in meinem gefahrvollen Berufe beinahe verschluckt und mir mit dem inneren Zigarettenfeuer ein Loch in den Magen gebrannt. Haben Sie nicht ein Polyphon? Legen Sie etwas Heroisches, so was Heldenmäßiges auf, einen strammen Marsch, und wenn Sie den nicht haben, dann wenigstens einen Trauermarsch, möglichst schwarz, sodaß die Herrschaften möglichst in Stimmung kommen, wenn ich Koks esse. Denn ohne Stimmung kriege ich den Koks nicht klein.«

Der Wirt war im Besitze eines kleineren Polyphons; es wurde eine Scheibe aufgelegt und aufgedreht und zu den Klängen eines feierlichen Trauermarsches begann der Künstler mehrere Stücke Koks in den Mund zu stecken und mit taktmäßigen Bewegungen seiner Kaumuskeln zu zerbeißen. Man hörte es in seinem Munde krachen und schrofen, er kaute mit wahrer Todesverachtung, bis er die Kohle zu Brei zerkleinert hatte, er trank einen Schluck Wasser dazu, wobei sich das Wasser 102 im Glase ganz schwarz färbte: es war kein Zweifel, er verspeiste und verschluckte die Kohle, als wäre es Kaviar. Bei den Gästen erregte das die größte Bewunderung. Als er fertig war, klatschten die wilden Mädchen und die Kerle mächtig Beifall, er aber machte über dem Magen eine Gebärde, als habe er schweres Magendrücken, und sagte:

»Bitte um einen kleinen Unterhaltungskostenbeitrag, meine Herrschaften, damit ick mir mit etwas Schnaps wieder auffrischen kann und die Kohle in meinem Magen in einen langsamen Verbrennungsprozeß übergeht, denn ohne das ist der Genuß von Kohle zu schwer.«

Er nahm einen Teller und kassierte ein. Hinkefritz sah mit Neid und Erstaunen zugleich, daß die Anwesenden, besonders die weiblichen, sehr reichlich gaben. Sie hatten es ja und ließen gern was springen. Der Kohlenesser mochte in dieser kurzen Zeit reichlich einen Taler verdient haben. Als Hinkefritz auch zahlen sollte, empfand er mit besonderem Ärger, daß er vorher schon für die Zitronen unnötig Geld ausgegeben hatte. Nun sollte er von seinem »Vorschuß« auch noch für so einen hergelaufenen Kerl zahlen, der anderen das Geld aus der Tasche nahm, indem er weiter nichts tat, als Zigaretten und Koks essen, eine Sache, die sich der Hinkefritz auch zu leisten getraut hätte, wenn er je auf einen solchen Gedanken verfallen wäre. Er kramte daher ziemlich lange in seinen 103 Taschen umher, bis er ein Fünfpfennigstück auflegte und verdrossen sagte:

»Mehr gebe ich nicht. Koks essen kann 'n jeder.«

Der Künstler nahm das Geldstück und zeigte es allen Anwesenden.

»Er gibt bloß 'n Sechser. Da sehen Sie, wat der Mangel an Kunsturteil allens hervorbringt. Aber ick nehme auch seinen Sechser, denn ick verachte niemanden, meine Herren!«

Ein Ede rief: »Na, so'n Schmutzkragen! Wer weiß, wo er sein Geld her hat und will nich mal für die Kunst was tun!«

»Junge Hünde kann er doch nicht fressen!« rief der Schallerfritz dagegen, um alle abzutrumpfen.

Da richtete sich der Künstler auf und sagte majestätisch:

»Für gewöhnlich allerdings, meine Herrschaften, nähre ich mich nur mit Koks, aber wenn's verlangt werden sollte, so würde ich von diesen jungen Hundchen einen verzehren wie eine Kieler Sprotte mit Haut und Haaren, auch den janzen, inneren Verdauungssystem dazu. Ick bitte aber mir nicht zu sehr zu reizen, schon in Rücksicht auf die Damen, die sonst leicht ohnmächtig werden könnten.«

In der Tat hatte diejenige, welche eins von den Hündchen hatte kaufen wollen, einen lauten Schrei des Entsetzens getan, sodaß der Künstler einlenkte und sagte:

»Ich schreite nun zum dritten und letzten Teile 104 meines Programms, indem ich zunächst die echte Kreuzbiegung vorführe und darauf eine Stecknadel aus dem Fußboden vermittels Kreuzbiegung überrücks mit meinen Augenlidern herausziehen werde, denn ick habe durch die Darwinsche Zuchtwahl meine Augen als Stecknadelgreiforgane ausgebildet, weil ick durchaus alles nach der höheren Naturwissenschaft arbeite, meine Herrschaften.«

Mit diesen Worten reckte er sich auseinander und bog dann sein Rückgrat rückwärts, bis er mit den Händen auf dem Fußboden stand. Schallerfritz war geärgert, daß eine Sache, die jeder Knabe im Zirkus kann, hier den Leuten als etwas Besonderes aufgetischt wurde. Er rief:

»Na, was ist da Extraes? Da braucht man noch lange kein Schlangenmensch zu sein, um so etwas zu machen. Wenn mir meine Eltern det Rückgrat gebrochen hätten in meiner Jugend, denn wollte ick det auch machen. Aber er unterschätzt det verehrte Publikum.«

Die Gäste zeigten sich in der Tat nicht sehr begeistert von dieser Kunstleistung, doch fühlten sie zu sehr die Eifersucht des Sprechers, sodaß sie vorläufig noch ruhig abwarteten. Jetzt aber erhob der Künstler sich wieder, ließ sich vom Wirt eine Stecknadel geben, die er allen herumzeigte und steckte sie dann auf die Diele. Mit Kreide zeichnete er ein größeres Dreieck darum. Dann machte er langsam eine neue Kreuzbiegung, sodaß sein Kopf gerade über das Dreieck zu hängen kam. Und dann 105 bog er ihn zurück, sodaß sein Auge gerade über der Stecknadelkuppe schwebte.

»Herrje!« rief eines der wilden Mädchen. »Er kiekt ja ganz verkehrt, als wäre unten oben geworden. Wenn er sich nur die Augen nicht ausrenkt! Es is zu schön!«

Ganz langsam hatte sich nun der Künstler in den Armen einknicken lassen, sodaß sein Augenwinkel bis auf die Stecknadelkuppe stieß. Rasch zwinkte er die Augenlider zusammen und zog damit die Stecknadel aus der Diele, schnellte sich herum und hielt noch aufrecht stehend die Nadel im Augenwinkel, die er nun mit einer eleganten Gebärde herausnahm und herumzeigte.

Jetzt war der Beifall ungeheuer. Und als er nun seinen Teller nochmals herumreichte, gaben die Anwesenden mit besonderen Gebärden abermals besonders reichlich, um zu zeigen, daß man sich durch den Hundehändler in keiner Weise gegen einen so interessanten Mann einnehmen ließ. Während der Künstler seine Kreuzbiegung machte, waren ihm aus der Westentasche und Hosentasche mehrere Nickelstücke herausgefallen, jetzt rutschten mehrere Mädchen auf den Dielen herum, um unter Tisch und Stühlen zu suchen und dem verehrten Meister der Kunst die gefundenen Geldstücke einzuhändigen. Kurz darauf verabschiedete sich dieser, zog seinen Rock wieder an, bezahlte dem Wirt Zigaretten, Koks und Schnaps und ging mit seiner rasch verdienten Barschaft die Kellertreppe wieder hinauf, 106 um im nächtigen Dunkel der Straße zu verschwinden und andere ähnliche Kellerstuben aufzusuchen.

Kaum war er fort, als Fritz Schaller merkte, daß seines Bleibens hier auch nicht mehr länger sein konnte. Zu seiner größten Enttäuschung bemerkte er, daß er den allgemeinen Unwillen der wilden Mädchen erregt hatte; er wollte, um auch noch etwas zu verdienen, seine Hündchen anbieten, aber diejenige, die den Wunsch danach ausgesprochen hatte, rief ganz feindselig:

»Wat? Der will hier noch seine jungen Hundchen los werden? Der nur 'n Sechser hatte für den armen Menschen, der hier Kohle essen mußte, weil er nichts anderes mehr verträgt? Wo ist das Mitleid? Er soll seine Hundchen wo anders verkaufen! Ick will sie nicht. Nicht wahr, Ede?«

Auf diese Worte erhob sich ein drohendes Gemurmel unter den Männern, die Mädchen sprangen auf und wiesen aufgeregt mit Fingern auf ihn, und bald gab es einen ganzen Schloßensturm von anzüglichen Redensarten, die auf ihn losgelassen wurden. Er griff schleunigst in seine Tasche und legte sein Zechgeld hin, steckte die Hundchen rasch in den Rock und suchte, von einer plötzlichen, inneren Panik erfaßt, mit einem Hinkesatz die Tür zu gewinnen. Da rief man von allen Seiten:

»Jawohl, raus, raus, raus mit so einem! Aber schnell hinauf in die Oberwelt!«

Da eines der Frauenzimmer Anstalt machte, 107 ihm einen Puff zu versetzen, so war er rasch die Stiege hinaufgehinkt und hatte die Türe geöffnet. Jetzt erst hatte er wieder Mut und Geistesgegenwart; er rief mit dröhnender Stimme hinunter:

»Na, so'n Kunstgeschmack! Von Musik keine Spur! Ich will lieber 'n Affen auf meinem Leierkasten tanzen lassen, als mir über so 'nen Humbug aufregen! Kohlenfresser alle zusammen!«

Damit warf er die Türe zu und hinkte rasch an der dunklen Häusermasse weiter, noch immer stark besorgt, daß ein paar Kerle hinter ihm drein kommen könnten. –

Er mochte nicht lange gelaufen sein, als er auf einmal merkte, daß er an die Spree gekommen war. Schwarz und glasig, umgeben von dunklen Hausmassen, kam das Gewässer langsam dahergeschlichen, zwischen den steilen Kaimauern; Lichter spiegelten sich matt in der trüben Flut, feuchter Nebel hüllte alles ein, nur einzelne Zillenspitzen tauchten schwarz aus dem grauen Dunst über dem Wasser heraus.

Hier hielt Schaller still. Grenzenlose Enttäuschung hatte ihn erfaßt. Den ganzen Tag hatte er nichts verdient; umsonst hatte er mit den Hunden feilgehalten, und während alle anderen ihr Geschäft machten, war er allein in dieser Weihnachtszeit ohne Erfolg geblieben. Wie sollte er jemals der reiche Mann werden, der auf der Friedrichstraße in den teuersten Bazaren kaufte, wenn das so fortging? Seine ganze Enttäuschung warf sich 108 auf die kleinen Hunde in seiner Tasche, waren sie doch schuld, daß er so viel unnützes Geld ausgegeben hatte und daß er augenblicklich nicht sah, wie er seinen Vorschuß abzuverdienen imstande sein sollte. Er sah, welchen großen Erfolg er bei den Plätterinnen am Morgen gehabt, er sah, wie er statt dessen überall erlebte, daß man ihn aus Lokalen und Bierstuben hinauswarf, er faßte die beiden Hundchen am Halsfell, zog sie aus der Tasche, daß sie zappelten, stellte sich am Spreegeländer hin und hielt beide über das Wasser weg, indem er sie schüttelte. Sollte er sie aus der Hand lassen, daß sie hinunterfielen und ertranken? Was ertrank nicht alles in diesem Wasser! Hunde, Katzen, verlassene Frauenzimmer, reuige oder geistig gestörte Mannespersonen, kleine ausgesetzte Kinder – ein paar junge Hunde mehr, die einer hoffnungsvollen Laufbahn hinderlich waren, was kam darauf an?

Schon wollte er die Finger aufmachen und beide Tierchen gleichzeitig herunterfallen lassen, als er im Geiste die Wilhelmine in ihrer weißen Spitzenschürze sah, wie sie die Hundchen auf beiden Armen ihm über den Hof zutrug. Es war wie eine junge Mutter gewesen, die Zwillinge auf den Armen hielt: Nein, er konnte sie doch nicht fallen lassen, ohne zugleich seine ganze Zukunft zu ersäufen! Lieber wollte er sie füttern und aufziehen, vielleicht konnte er sie abrichten, daß sie ihm beim Drehorgeln durch Kunststücke nützlich werden konnten! 109 Wenn auch die Wilhelmine mit anderen soupierte, so, wie sie ihm am Morgen mit den Hündchen entgegengekommen war, blieb sie doch etwas Höheres und Vornehmeres, sie hatte ihm nicht nur die Hündchen, sondern auch noch den gesammelten Vorschuß gebracht – nein, die Tiere sollten doch lieber leben! Aber etwas anderes wollte er tun! Einen Gewaltschritt, eine Gewalttat wollte er tun! Wenn ihm niemand eine Drehorgel verleihen wollte, so wollte er sich gewaltsam eine verschaffen. Einbrechen beim Tischlermeister oder bei Heinicke, nachts die Orgel fortschaffen, am Tage damit Geld verdienen und sie dann abends wieder an ihren Platz bringen, auf diese Weise den Vorschuß abverdienen und mit dem angesammelten Kleingeld dann das große Wechselgeschäft für Kellner beginnen, – das war ein Gedanke, ein Entschluß! So mußte er doch noch hochkommen!

Langsam hatte er die Hände wieder in seinen Rock gesteckt, und indem er seinen Plan in Gedanken verfolgte, war er in innerer Aufregung wieder in die Friedrichstadt geraten. Es war schon Mitternacht vorüber. Auf der Friedrichstraße standen noch einige Händler. Aus einem Bierpalast kamen einige angetrunkene Herren heraus, die Brillen trugen und auch sonst gelehrt aussahen. Ihnen trat ein großer, dicker Händler entgegen, der Wachsstreichhölzer anbot. Fritz hörte, wie er in einer unbekannten Sprache an die Herren ungefähr folgende Worte richtete: »Andra moi ennepe, 110 Musa, polytropon, hos mala polla . . .« Das ging so ein Stückchen in Versen fort. Die Angeredeten stutzten, und einer von den Gelehrten sagte dann: »Ton amothen ge thea, thügater Dios, eipe kai hemin! Was kosten die Streichhölzchen? Sie müssen aber nicht so sehr skandieren, verehrter Freund!«

Jedenfalls sah Fritz, daß nun sämtliche Herren bei dem Händler kauften, und einer sagte dann im Fortgehen: »Ja, ja, Berlin ist eine hochgebildete Stadt!«

Als die Herren fort waren, trat Fritz an den Händler heran und frug ihn: »Du, Kollege, was hast du denn da geredet, daß sie gleich alle bei dir gekauft haben?«

»Griechisch!« sagte der Händler stolz. »Verse aus Homer! Ick habe ooch mal bessere Tage gesehen, mein Junge. Ick sage dir, ick komme den Leuten noch griechisch!«

»Kannst de mich det ooch lernen?« frug der Hinkefritz. »Det hilft ja gleich verkoofen.«

»Lernen?! Ick dir? Daß du mir Konkurrenz machst, wo ick einzig dastehe? Nee, mein Jungkchen, ick will dir sagen, wat det heißt: »Nenne mir, Muse, die Taten des Mannes, des vielgewandten, der vielfach,« aber det Griechische, det hat mir uff de Schule zu viel Geld gekostet, det werde ick mir hüten, dir auf die Nase zu binden!« – – –

Als der Schallerfritz endlich mit seinen beiden 111 Hundchen auf seiner Schlafstelle im Bette lag, zogen wie ein bunter Schattentanz die Nachbilder wunderbaren Reichtums, unerhörter Pracht in glanzvollen Läden voll glanzvoller Menschen berauschend vorüber, vermischt mit Vorstellungen finsteren Stromufers, kohlenfressender Menschen, griechisch rufender Streichholzhändler, ertrunkener Menschen und Katzen und windschnell umherwirbelnder Wäschetrockenmaschinen, bis alles in einem wilden Hexensabbat sich auflöste, über dessen wechselnder Flucht von Seidenglanz und Finsternis der junge Leiermann endlich entschlief, von elektrischen Lichtblitzen im Traume durchleuchtet. –

 


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