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Es war wenige Tage später.
Die neueste Nummer der »Posaune« lag auf dem Tische vor mir. Ich hatte sie noch nicht geöffnet; ich scheute mich vor dem Sumpf, der da immer zu durchwaten war.
Da kam mein Freund Stimpekrex zu mir. Er war in höchster Aufregung.
»Kommen Sie bald zu Hofe; ich fürchte, wir stehen vor einem großen Unglück.«
Auf meine erschreckte Frage blätterte er die »Posaune« vor mir auf. Ich las:
»Se. Majestät König Herididasufoturu hat die Gnade gehabt, unseren Erbprinzen zu einem Besuch der königlichen Schatzkammer einzuladen. Wir schätzen es und begreifen es vollständig, daß der König das Bedürfnis hatte, seinem Gaste auch einmal eine Liebenswürdigkeit zu erweisen. Daß allerdings unserem Volke der lange Aufenthalt des Erbprinz im benachbarten Lande dadurch lieber geworden sei, wagen wir nicht zu behaupten. Merkwürdig war es, daß sich in dem kleinen Gefolge des Königs der Prinz Hamrigula und jener berühmte Spiritusritter Dr. Barragu befanden, sicher unserem Erbprinzen die zwei unsympathischesten Männer des ganzen Landes. Als im höchsten Grade befremdend muß uns aber erscheinen, daß unserem Erbprinzen der berühmte heilige Pokal gezeigt wurde.
Wir erinnern euch daran, liebe Landsleute, daß der heilige Pokal unser ehrwürdigster Nationalschatz war, als die beiden Länder noch ungeteilt unter einem Zepter regiert wurden. Keine Kostbarkeit, nicht alle Schätze des verbotenen Berges kommen ihm gleich. Als nach des alten Königs Tode die Länder geteilt wurden, teilten die beiden Brüder auch die Schätze. Um Kostbarkeiten ist es nicht zu tun. Ein wenig Geld, ein paar seltene Steine mehr oder weniger – darauf kommt es nicht an. Aber der heilige Pokal war ein Gut unermeßlichen Wertes. Dreimal vermag er verdienten Männern das Leben zu erhalten. In der Tat wäre König Herididasufoturu längst zu seinen Ahnen versammelt, wenn ihn der Pokal nicht dreimal errettet hätte. Wir freuen uns seines Lebens, seiner Gesundheit, freuen uns, daß es uns vergönnt war, allen denen, die seinem Lande dienen könnten, das Leben bis zu unzählbaren Jahren zu verlängern, aber wir denken auch mit Schmerz an unsere Helden, unsere Staatsmänner, unsere Dichter und Weisen, die ins Grab sanken vor der Zeit, weil der rettende Kelch unserem Volke genommen ist. Genommen ist, ihr Brüder! Tausende, Abertausende im Lande wissen das, aber keiner hat es je auszusprechen gewagt, was unser Blatt, das die Ehrlichkeit und den Mut auf sein Panier geschrieben hat, jetzt laut und offen vor aller Welt sagen wird, unbekümmert um das, was daraus folgt.
Der heilige Pokal ist unrechtmäßig in den Besitz von Herididasufoturanien gekommen. Ein unteilbares Gut, wurde das Los geworfen über den kostbaren Schatz. Beide Könige standen vor einem Altar und legten je einen Zettel, darauf sie ihre Namen geschrieben hatten, in eine goldene Urne. Ein Kind zog das Los. Es fiel auf König Herididasufoturu.
Das losende Kind aber war – der Prinz Hamrigula. Wir haben schon des öfteren unsere Meinung über diesen Prinzen gesagt und werden ohne Scheu heute sein Verbrecherwesen enthüllen.
Sowie der Prinz Hamrigula heut als Mann in reifen Jahren unrechtmäßig nach der Krone seines Landes strebt, so war er als Kind schon schlau und verdorben genug, den Spruch des Schicksals zu fälschen.
Zeugen, die bei der Losung um den heiligen Pokal zugegen waren, bekunden einstimmig: Hamrigula, der durchtriebene Knabe, gab genau acht, als die beiden Könige ihre Zettel falteten, ehe sie die Lose in die Urne legten. Mit suchendem seinfühligen Finger erkannte er dann am Format das Los seines Königs. So kam der kostbare Pokal, der jetzt in Begleitung eben desselben Fälschers unserem Erbprinzen huldvoll einmal gezeigt wird, in den Besitz des Nachbarlandes und ging uns verloren.«
Als ich das gelesen hatte, fühlte ich, daß mein Gesicht bleich sein müsse.
»Was wird daraus werden?« fragte ich.
Der Freund sah mich ernst an.
»Krieg!« sagte er. »Sie fühlen, daß sich unser Volk diese Beleidigung nicht gefallen lassen kann. Sie richtet sich nicht nur gegen einen Prinzen unseres Herrscherhauses, sie richtet sich gegen den König selbst und gegen unser ganzes Volk.«
»Ist keine Aussicht, das furchtbare Übel zu vermeiden?«
»Keine! Hamrigula und der Erbprinz stehen sich jetzt schon als Todfeinde gegenüber. Der Erbprinz legt eine beleidigende Nichtachtung des Prinzen Hamrigula an den Tag.«
»So glaubt er die Behauptung des Schandblattes?«
»Sicher! Jedenfalls hat er sie selbst geschrieben. Wehren Sie nicht ab! Was ich hier sage, denken Tausende, nein, denken alle im Lande. Der Erbprinz treibt ein gewagtes Spiel. Im Interesse unseres Landes hätte es längst gelegen, diesem gefährlichen Besuch ein Ende zu bereiten.«
»Er ist von grenzenloser Langmut. Er läßt auch jetzt den Prinzen noch nicht fallen.«
Ein Depeschenbote trat ein.
»In Hakalatotuland droht infolge des Becherartikels der »Posaune« die Revolution. In allen großen Städten sammeln sich ungeheure erregte Volksmassen auf den Straßen und Plätzen. Das Königliche Schloß und das Regierungsgebäude sind umlagert. Die Menge fordert ungestüm die sofortige Rückkehr des Erbprinzen. Die meisten Leute sind für den Krieg. Der Staatsrat ist zusammengetreten. Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen.«
Und als ob der Bericht von der Empörung im Nachbarstaate eine Bestätigung im eigenen Lande finden sollte, drang ein wüster Lärm an unser Ohr.
Es wurde uns klar: Auch in Marilkaporta brach eine schwere Stunde an.
»Kommen Sie schnell, daß wir den Palast noch erreichen; der König wird uns brauchen.«
Ich antwortete dem Freunde erst nicht mehr; ich stand mit ihm in der nächsten Minute schon auf der Straße.
Mit Mühe brachen wir uns Bahn bis zum Schloß. Hinter uns schloß sich ein undurchdringlicher Wall der empörten Menge.
In einem Vorzimmer traf ich Goldina. Sie war völlig verändert. Nicht mehr das harmlose, lachende Kind, als das ich sie kennen gelernt hatte, auch nicht mehr die ernste Jungfrau, die um ihre Liebe trauerte, sondern ein reifes, mutiges Weib, das gewachsen war in den Kämpfen, die ihm bereitet wurden, gewachsen an Kraft, Mut, Charakter. Mit ernsten Augen schaute sie mich an, als sie mir entgegentrat.
»Sie sollen mir etwas sagen! Halten Sie den Erbprinzen Juvento für fähig, daß er Anteil habe, irgendwelchen Anteil an dem schändlichen Artikel dieses Verräterblattes?«
»Nein!«
Ich sagte es in aller klaren Bestimmtheit.
Da flog es wie ein Sonnenleuchten über ihre blassen Züge.
»Ich danke Ihnen! Juvento ist nicht der geringsten niederen Handlungsweise fähig. Daß er mich nicht liebt, ist nicht seine Schuld. Aber er ist edel! Das weiß mein Vater, und das weiß ich!«
Ich küßte ihr ehrerbietig die Hand.
»Kommen Sie mit zum König! Er wartet auf Sie!« sagte sie.
Wir gingen einen langen Korridor entlang. Von unten drang dumpfes Gemurre, schollen wüste einzelne Rufe. In einer Fensternische des Korridors stand Prinz Hamrigula. Er schaute hinunter auf die Menge. Goldina ging rasch an ihm vorbei.
Den König fand ich ernst, aber von milder Ruhe. Die Tochter barg den Kopf an seiner breiten Brust, und seine Hand ruhte lange auf ihrem goldenen Scheitel. Es war der stumme Segen einer tiefernsten Stunde.
Pagen öffneten zwei gegenüberliegende Türen. Gleichzeitig traten die Prinzen Juvento und Hamrigula in den Saal. Hamrigula maß den Erbprinzen mit einem haßerfüllten Blick. Der sah an ihm vorbei. Dann neigten sich beide vor dem Könige und nahmen an seiner Seite Aufstellung. Auch der Kanzlei kam und noch wenige hohe Beamte des königlichen Hauses.
»Wir wollen hinausgehen zum Volke!« sagte der König entschlossen. Keiner widersprach, aber alle waren schwer erregt.
Eine breite Tür wurde geöffnet, die auf einen großen Balkon führte.
Wie der Donnerton einer Riesenwoge, die durch das Volksmeer flutete und am Königspalast emporbrandete, erscholl ein tausend- und abertausendstimmiger Ruf:
»Der König! Es lebe der König!«
Aber gleich hinterher ein wütendes Johlen, Pfeifen, Zischen, Heulen.
»Nieder mit Juvento! Nieder mit Hakulatotuland! Krieg! Krieg! Krieg!«
Der König hob die Hand befehlend über das weiße Haupt, und der Sturm ließ nach. Nur noch ein leises Murren und Summen. Aber der König blieb reglos stehen mit seiner hochgestreckten Hand, bis der letzte Ton verhallte und Stille war, Totenstille.
Eine tiefe Erschütterung erfaßte mich, als ich Tausende vor dem einen schweigen sah. Etwas Zauberhaftes, Erschreckendes hatte es, als diese ungeheure Menge so lautlos, leblos stand.
Und der greise König sprach, und ein jedes Wort hatte Flügel:
»Ihr lieben Brüder und lieben Kinder! Ihr seid zu mir gekommen, daß ich zu euch rede. Eine törichte Kunde hat euch erschreckt. Fürwahr, eine törichte, böse Kunde! Ich, euer König, sage euch: Als mein Bruder und ich das Los befragten um den Besitz des heiligen Pokals, ist keines der völlig gleichen Lose gefaltet worden, und Hamrigula wurde erst herbeigerufen, als die Zettel in wohlverdeckter Urne lagen. Mit verbundenen Augen hat er das Los gezogen, und er war damals noch ein Kind, das kaum sprechen gelernt hatte.«
Da brach ein namenloser Tumult los. Ein Schreien Rufen, Drängen, Hochrufe auf den König, begeisterte Hochrufe auf Hamrigula und dazwischen in wilden Tönen:
»Nieder mit Juvento! Nieder mit den Lügnern! Krieg! Krieg! Krieg!«
Zornig hob der König abermals seine Hand und redete ernst, als der letzte Laut erstorben war.
»Ich hörte Worte, wie ich sie noch nie hörte, solange ich König bin in unserem Vaterlande. Worte gegen einen Gast! Wer von euch vergißt die heilige Pflicht, den Gast zu ehren, selbst wenn er der Feind wäre? Heilig ist der Herd des Königs, heilig wie der Herd des ärmsten Mannes! Wer an ihm weilt, darf nicht beleidigt werden! Geschützt, unantastbar ist jeder, den wir aufnahmen in den Frieden unserer Grenzen. Ich aber halte meine Hand über diesen Gast, und ich sage euch: er ist rein und ohne Schuld!«
Tiefes Schweigen. Der Erbprinz stand stolz und regungslos da; bei den letzten Worten des Königs nur flog ein leichtes Rot über seine Wangen.
Und wieder scholl die Stimme des Gebieters:
»Krieg fordert ihr! Krieg mit wem? Mit unseren Brüdern! Nicht bloß mit meinem Bruder, mit euren Brüdern! Ob wir siegen oder fallen, wir verwüsten eigenes Land, vergießen eigenes Blut. Fern bleibe uns allen dieser Frevel! Kein Wunsch, kein Wort soll ihn je wieder berühren! Wer schleppt meine weißen Haare in die Bruderschlacht? Friede soll sein, den Frieden will ich befestigen! Und so sage ich euch meinen Entschluß! Ich habe sieben würdige Männer nach dem verbotenen Berge geschickt. Sie werden den heiligen Pokal hierherbringen. Bald müssen sie da sein. Dreimal hat mir der Pokal das Leben erhalten, nun soll er mir ein höheres Gut schützen, den gestörten Frieden zwischen zwei Bruderländern. Mit dem Sohne meines Bruders will ich Treue trinken vor euren Augen, er für sein Land, ich für unser Land. Und wenn der Segen des Bechers gewirkt hat, wenn Ruhe und Freundschaft wiedergekommen sind, dann will ich als letztes Werk meines Lebens einen Eintrachtstempel bauen lassen auf der Grenze zwischen unserem Lande und dem Bruderlande, und in diesem Tempel soll der heilige Pokal stehen als Eigentum für beide Völker.«
Wieder Schweigen, tiefes Schweigen. Aber dann ein Murren und Surren, bedrohliche Erregung. Widerspruch! Und da – als der alte König vor diesen Zeichen reglos und mit weiten Augen stand, öffnete sich eine Gasse durch die Menge.
Sieben Männer kamen langsamen Schrittes. Ein weißhaariger Priester trug in hocherhobenen Händen den heiligen Pokal.
Links und rechts stand die Menge in atemloser Andacht.
Ein Strahlen ging aus von diesem Kelch der Gesundheit und des Friedens, und die Augen Tausender richteten sich in brennendem Verlangen auf ihn ... segensuchend.
Die kleine, würdevolle Prozession verschwand im Schloß, wir alle gingen ihr entgegen, mit Ausnahme des Königs.
Der stand noch immer reglos draußen im Angesicht seines Volkes und seiner Stadt.
Da war es, als ob es plötzlich finsterer würde, als ob das rote Feuerlicht des hohen Vulkans, der jenseits der Stadt brannte, umheimlicher sich abhöbe.
Als der Priester in den Saal trat, erscholl ein furchtbarer, prasselnder Donnerschlag, wir alle schraken heftig zusammen. Der Alte aber, der den Kelch trug, zuckte nicht mit der Wimper, wenn die Welt neben ihm geborsten wäre, er hätte weder rechts noch links geschaut, er sah nur auf den Kelch, der ihm anvertraut war.
Kniend überreichte er draußen dem König den heiligen Pokal.
Der hob ihn hoch, daß alles Volk ihn sähe, und senkte ihn dann langsam und küßte ihn.
Darauf wandte er sich an den Erbprinzen und gab ihm mit lauter Stimme den Befehl:
»Hole die goldene Kanne, die drinnen auf dem Tische steht. Sie ist gefüllt aus der reinen Quelle der Heldentreue. Mit ihrem heiligen Wasser wollen wir Treue trinken.«
Der Erbprinz neigte sich, ging hinein in das Schloß und kam mit der goldenen Kanne wieder.
Schweigend hielt ihm der König den Pokal hin, und der Erbprinz goß Wasser hinein.
Und abermals fiel ein prasselnder Donnerschlag. Eine blutfarbene, schaurige Feuersäule stieg zischend aus dem Vulkan, und alles Volk und die Stadt und der König waren von rotem Lichte übergossen.
Der König hob den Pokal hoch und wandte sich zum Erbprinzen:
»In Freundschaft trinke ich auf die Freundschaft, in Bruderliebe trinke ich auf die Bruderliebe, in Heldentreue trinke ich auf die Heldentreue!«
Und der König trank ...
Ein höllischer Donner ertönte ...
Der Pokal blitzte auf in des Königs Hand ... Ein Fallen! Ein furchtbares Klirren, ein winselndes, schauriges Klingen ...
Taumelnd stand der König! Seine Augen waren geisterhaft weit geöffnet ...
»Es ist Gift im Pokal!« schrie er auf.
Und über den Scherben des heiligen Kelches brach der König tot zusammen.
Drunten ... Lähmung! Tödlicher Schreck! Aber dann ein tiefes, zitterndes Atmen, ein keuchendes Stöhnen, und dann ein tausendfacher Schmerzensschrei, ein schriller, rasender, gellender Entsetzensruf.
In diesem Augenblick bricht die rote, glühende Lava aus dem Berg und rollt auf die Stadt zu.
Es wird völlig finster. Ein Aschenregen rieselt hernieder. Schwefeldunst fällt uns an, eine Glut faßt uns, die Donner heulen, das Feuer loht ... Aber die Menge starrt nach dem Balkon.
Und eine Rotte bricht los, eine gurgelnde, wahnsinnige Rotte.
»Schlagt ihn tot! Schlagt den Mörder tot! Rache! Rache für unseren König!«
In das Wutgeheul, das sich vertausendfacht, mischt sich die Stimme des tobenden Vulkans. Das rote Licht wird stärker. Gaukelnd, gespenstisch umfließt es die schreiende Menge. In der Feuerlohe erscheinen verzerrte, wilde Gesichter, zuckende Gliedmaßen, die in Qual und Wut sich dehnen. Furchtbar – grauenhaft – wie eine Rotte brennender Teufel sieht das Volk aus.
Wilde, fanatische Racheschreie! Das Tor des Palastes wird gestürmt.
Oben aber zückt unter dem Jubelgeheul des Volkes Hamrigula sein Schwert gegen den Erbprinzen.
»Stirb, du verhaßter Hund –«
»Halt!«
Goldina springt schreiend auf von dem Leichnam des Vaters und stellt sich zwischen den Erbprinzen und Hamrigula. Hoch hebt sie die weißen Hände über das blonde Haupt.
O siehe, o siehe, es geschieht ein Wunder! Es wird still. Das Volk schweigt. Der Berg schweigt. Nur einen roten Glorienschein wirft er über das Königskind, das groß, herrlich und rein dasteht wie ein Engel, der in die Hölle niederstieg. Laut und königlich schallt ihre Stimme:
»Diesen Mann schütze ich! Im Angesichte meines toten Vaters schwöre ich: er ist unschuldig! Wer ihn auch nur antastet, tritt das letzte heilige Gesetz des Königs mit Füßen!«
Wie vom Blitz getroffen fällt der stolze Juvento zu Boden und küßt den Saum von Goldinas Kleid.
Sie hebt ihn auf; sie reicht ihm die Hand und führt ihn schweigend in den Saal. Niemand hindert sie. Wie verzaubert steht die Menge.
Und wenig Minuten später stehen wir alle gebannt und überwältigt vor einem ergreifenden Bilde vertrauender Liebe.
Auf einem weißen Roß sitzt der Erbprinz.
Waffenlos, in langsamem Schritt zieht er durch das Volk hindurch.
Goldina geht neben ihm; sie führt sein Roß am Zügel. Sie geleitet den Geliebten, dem sie vertraut, durch die Horde seiner Feinde, die erschrocken und schweigend steht und das heldenhafte Königskind nicht anzutasten wagt.
Der Erbprinz aber schaut nicht rechts noch links, achtet nicht auf Tod oder Leben; sein Blick hängt in Verklärung an dem reinen Engel, der ihn leitet. Die Lava bleibt stehen am Berghang und verglüht in goldrotem Schimmer, und der Berg beleuchtet mit roter, stillbrennender Fackel den beiden den Weg.
Bis zur Brücke des Lebens und Todes führt sie ihn.
Wir können sie sehen auf der hohen Brücke, können sehen, daß er zu ihr redet.
Eine Sekunde hebt sie das Haupt zu ihm auf.
Dann reicht sie ihm die Hand und kehrt zu ihrem toten Vater zurück.
Er aber reitet fort, das stolze Haupt tief auf den Hals des Rosses gesenkt.