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von den Stufenjahren.

Selbige sind, heißt es im menschlichen Alter allemal das 7. und 9. Jahr. In diesen pfleget sich bei den Menschen mehrentheils etwas sonderliches zu ereignen, und er hat sich in solchem Jahr, vielmehr als zur andern Zeit des Todes zu befürchten. Von der Zahl 7 sind folgende Stufenjahre: Das 7, 14, 21, 28, 35, 42, 49, 56, 63, 70, 77, 84, 91, 98. Unter diesen wird sonderlich das 49 Jahr, weil es das 7mal 7te ist, gefährlich gehalten: Aber im 56. sterben gemeiniglich die grösten Helden. Von der Zahl 9 sind folgende, 9, 18, 27, 36, 45, 54, 63, 72, 81, 90, 99. Das 63. aber ist gemeiniglich der Alten Tod, weil es sowohl von 7 als auch 9 ein Stufenjahr ist.

Man geht bei Bestimmung der sogenannten Stufenjahre von den Zahlen 7 und 9 aus, verdoppelt sie erstlich, und setzt denn noch 7 oder 9 hinzu, um die Jahre zu bestimmen, da dem Menschen etwas ganz merkwürdiges begegnen soll. Im 63 Jahre sollen die Alten gemeiniglich sterben: Warum? weil 7mal 9 63 macht! Das 49 Jahr soll besonders gefährlich seyn, weil es das 7mal 7te ist. Warum nicht auch das 81ste? denn es ist das 9mal 9te! Aus weisen Ursachen verbarg Gott uns die Zukunft, und die Zeit unsers Todes; Wie könnten wir dies durch so leichte Berechnungen errathen? Greift man nicht durch solche elende Klügeleien den Schöpfer vor? Und wo ist der, der sagen könnte, daß die merkwürdigen Begebenheiten seines Lebens in die genannten Jahre wirklich gefallen wären? Die Vorsehung bestimmt der Menschen Schicksal, ohne sich nach den Jahren zu richten, die diese vorwitzig dazu festsetzten.

Fast ein jeder Kalender enthält andern Unsinn und tolles Zeug; ich würde daher das Buch unnütz vergrössern, wenn ich diese sich nicht selten selbst widersprechende Albernheiten nur zum meisten Theile hersetzen wollte, und die Geduld der Leser müßte eine zu harte Probe bey deren Durchlesung aushalten. In einigen Kalendern giebt es einen sogenannten Glücks- und Unglücksspiegel, der auch auf nächtliche Träume eingerichtet ist. Der Kalender räth an, man soll des Morgens frühe, wenn man aufgestanden ist, sogleich das Gebetbuch zur Hand nehmen und es aufschlagen, der erste Buchstabe der auf der ersten Zeile oben am Blatt steht, zeigt nun an was einem selbigen Tag zuständig seyn wird. Man hat davon ein ganzes Alphabeth, wo jeder Buchstabe seine Deutung hat, die sehr allgemein ist, und gedrehet werden kann wie man will.

Wie viel Unheil kann durch Verbreitung solches Unsinns angerichtet werden! Heute soll ich mich vor meinen Nächsten hüten, weil, indem ich das Gebetbuch aufschlug, der Buchstabe T. mir zuerst in die Augen fiel: Er merkt mein Mistrauen, und hört auf, mein Freund zu seyn; denn er hatte nichts böses im Sinn. Heute soll ich Freude, Glück x. haben, freue mich darauf, und sehe mich zu meinem Misvergnügen getäuscht; Oder ich soll Verlust, Zank, Schaden x. haben, fürchte es vergebens, und verbittre mir die Zeit, die sonst vielleicht froh würde vorübergegangen seyn. Heute unterlasse ich, etwas zu thun, weil der Buchstabe es mir widerräth, und muß es nachmals bedauern; denn die Gelegenheit ist vorüber, und kommt wahrscheinlich sobald nicht wieder, da ich zu meinem, oder zu dem Glück eines andern etwas thun konnte: Oder der Buchstabe prophezeihet guten Fortgang; ich unternehme, und sehe mich abermals betrogen; denn ich fand gerade die unbequemste Zeit.

Durch den Kalender würde man unter allen Büchern am geschicktesten richtige Kenntnisse verbreiten, und Volksverbesserungen bewirken können. Jedes andere Buch legt man bald, wenigstens, wenn man es gelesen hat, weg: Den Kalender braucht man, vom Anfang des Jahres bis zum Ende. Aber was je der Aberglaube ausgedacht hat; das findet man in Kalendern. Dort steht ein Bild, wo jemand sich aus den Händen von einer Zigeunerinn wahrsagen läßt; da ein Bergmann mit der Wünschelruthe – und der Einfältige wird dadurch in den irrigen Meinungen, welche er von diesen Dingen schon hatte, noch mehr bestärkt. Schade, daß man ihn mit lügenhaften Wetterprophezeihungen und vielen andern albernen Dingen anfüllt. Schade, daß man ihn zur Verbreitung so vielen Unsinns und des Aberglaubens misbraucht! Frage: Aber warum wird den so etwas gedruckt? Anwort: Weil jetzt noch gilt, was weiland die Väter sangen: Daß die Welt wolle betrogen seyn, man sie also betrügen müsse. Mit nichten; die Obrigkeiten strafen jede andere Art von Betrug, warum den diesen ungemein schädlichen nicht? Wir haben z.B. in Hessen, im Fuldaischen und sonst noch hie und da gute und zweckmässige Kalender, warum nicht überall? –


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