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Der Calender ist das Buch nicht, das man um Veränderung des Wetters, oder um sonst etwas rathfragen könnte. Man gebe auf ihn acht, und sehe, wie unwahr er redet, und wie wenig seine Prophezeiungen eintreffen.
Mancher ist thörigt genug, zu glauben, das Wetter sey beschrieen, wenn es so nicht eintrift, wie es sein Calender sagt. Die Veränderung der Witterung muß Ursach haben, die aber nicht in dem Lauf der Gestirne, und in deren Stellung gegen einander zu suchen ist. Indeß giebt es doch einige Anzeigen, woraus Wetterveränderungen ersehen werden können.
Morgenroth, Abend Roth; Wenn es aber Abends eine Röthe hat, so ists Morgen schön. Wenn man am Himmel eine Röthe wahrnimmt, so ist das ein Zeichen, daß der Luftkreis mit vielen Dünsten angefüllt ist, und man kann daher Regen oder eine andere Wetterveränderung vermuthen. Des Nachts werden sie durch die Kälte gedruckt, fließen zusammen, werden schwerer, und fallen in Tropfen herunter: Daher kann man auf den folgenden Tag klar Wetter vermuthen, weil nun die Luft von Dünsten gereinigt ist. Hieraus sieht man, warum aus Abendroth und Thau schön Wetter prophezeihet werden kann. Sieht man Morgenroth, so verdünnt und zerstreut die Sonne durch ihre Hitze die Dünste, welche sie verursachen, daß sie einen größern Raum einnehmen: dadurch wird das Gleichgewicht der Luft gehoben, und es entsteht Wind; dieser treibt die wässerigten Dünste zusammen, daß sie in Tropfen fließen, und es entsteht Regen. Oft aber treiben die Winde die Wolken aus unsrer Gegend, und es regnet nicht, wenn man es gleich vermuthen konnte. Ein andermal bringen sie aus entfernten Gegenden Regenwolken herbei; so daß das Wetter ohne vorherige Anzeigen sich verändert.
Die Sonne zieht Wasser; Es wird bald regnen: So sagen die Leute, wenn sie dunkle Streifen in der Luft sehen, die wie Piramiden, oben von den Wolken her schmal und gegen die Erde herunter breiter werden. Die Sonne zieht auf die Art, wie man es sich gewöhnlich vorstellt, kein Wasser. Man glaubt nämlich, die Sonne habe die Kraft, besonders aus dem Meer das Wasser an sich zu ziehen, welches denn im Regen wieder herunterfalle. Nein, das kann die Sonne nicht; aber sie erwärmt das Wasser, da sich denn (wie aus dem Wasser im Topf, unter welchem Feuer brennt) Bläsgen losreissen, die, weil sie leichter sind, als die Luft, in die Höhe steigen, sich da in Wolken sammlen, und unter gewissen Umständen in Tropfen zusammen fließen, die ihrer Schwere wegen herunterfallen. Gewöhnlich sieht man das sogenannte Wasserziehen der Sonne bei ihrem Untergang; welches folgendermassen entsteht: Wenn die Sonne hinter den Dünsten steht, welche von der Erde aufsteigen; so werden diese dadurch sichtbarer. Wenn in einer Stube Rauch, oder viel Staub befindlich ist; so werden diese Dinge sichtbarer, wenn die Sonne hineinscheinen kann. Da nun im obigen Fall die Luft voll wässrigter Dünste ist, so ist es wahrscheinlich, daß es bald regnen werde, wenn anders die Dünste von dem Winde nicht zerstreut werden.
Der Mond hat einen Hof: Das Wetter wird sich ändern. Die Erscheinung , welche man den Hof des Monds nennt, entsteht, wenn die Luft mit gefrornen Dünsten angefüllt ist, die vom Winde zwischen dem Mond und unsern Augen gehalten, von dem Mond erleuchtet, folglich sichtbar gemacht werden. Man kann mit Grund eine Wetterveränderung prophezeihen, die immer zu vermuthen ist, wenn die Luft mit Dünsten angefüllt ist.
Die Sonne geht schön unter: Es wird schön Wetter. Eben das sagt man auch wenn der Mond hell ist. Sonne und Mond haben nicht immer einerlei Farbe; sie hängt von den in der Luft schwebenden Dünsten ab. Sieht man die Sonne hell und klar; so ist die Luft nicht mit Dünsten angefüllt; sieht man sie röther, feuriger; so schweben viele Dünste in der Luft, und es ist eine Veränderung des Wetters zu vermuthen, so wie man im ersten Fall glauben kann, daß es beständig seyn werde.
Der St. Georg und St. Marks dräuen viel args. Diese Namen stehen gegen Ende des Aprils im Kalender, um welche Zeit es noch Reif u.s.w. giebt, der den Gewächsen schadet.
Trockner März, nasser April, kühler Mai, machts Korn feil und bringt viel Heu. Wenn die Witterung in genannten Monaten so beschaffen ist; so ist Fruchtbarkeit wahrscheinlich. Denn wenn die Erde im März trocken ist; so läßt sie sich wohl pflügen, und die Saat des Sommergetraides kann gut untergebracht werden. Durch die Nässe des Aprils wird das Keimen und das Aufgehen derselben befördert, und bei der Kühle des Mais, überwächst das Gestraide sich nicht. Auch das Heu kann unter diesen Umständen gut gerathen; bei grosser Nässe wächst kein gutes Gras, es fängt erst an, recht zu wachsen, wenn der Boden sich gesetzt, und dabei locker und feucht ist. Ist der Mai zu warm; so duftet die Kraft der Pflanzen weg, und es giebt kein gutes Gras.
Auch die unvernünftigen Thiere können sichere Anzeigen der Witterung seyn, weil ihre Sinne feiner und stärker sind, als die des Menschen, weil sie auch ihren sinnlichen Eindrücken mehr folgen. Sie geben durch ihre Stimmen, die ihnen angenehme oder widrige Empfindung zu erkennen, und zeigen damit die folgende Veränderung des Wetters an. Denn die Anzeigen von der bevorstehenden Wetterveränderung sind 24 und oft mehrere Stunden vorher da, wie man dieß an den Barometern sehen kann, die diese Veränderung so lange vorher anzeigen. Daher hält man das häufige Krähen der Pfauen und anderer Vögel für Anzeigen, daß das Wetter sich ändern werde. Da sich die Vögel in der hellern und dünnern Luft aufhalten, in welcher viele Veränderungen des Wetters ihren Anfang nehmen, ehe sie in den niedrigen Gegenden bemerkbar sind; so können sie durch Bewegungen und Geschrei die Eindrücke, welche das Wetter auf sie macht, am natürlichsten zu erkennen geben, und so die künftige Witterung verkündigen. Wenn die Regenwürmer häufig aus der Erde hervorkommen, die Spinnen hervorkriechen, die Bienen nicht aus ihren Stöcken heraus wollen, oder in der Nähe derselben bleiben; wenn die Bremsen, Fliegen, Mücken, Flöhe sehr stechen, die Enten und Wasservögel untertauchen, die Hunde Gras fressen, die Laubfrösche, welche man in einem Glas hat, zu Boden gehen, und das Wasser trübe machen; so sind dieß Anzeigen von einem bevorstehenden Regen. Wenn man saure Milch in einen Topf schüttet, ihn einige Ellen weit vom Feuer auf den Heerd, oder an einen andern warmen Ort setzt; so kann man auch daran die Veränderung der Witterung sehen. Je weisser und fester die geronnene Milch oben stehen bleibt, desto beständiger ist das Wetter, desto weniger Regen ist zu vermuthen. Fängt sie aber an zu sinken, und das Dünne hebt sich; so kommt ohnfehlbar Regen. Je nachdem sich das Dünne über die geronnene Milch viel oder wenig ausdehnt, nachdem kann man das Maas bestimmen, in welchem der Regen fallen wird.
Wenn die Schneegänse fliegen; so ist der Winter nahe. Die wilden Gänse merken die Annäherung des Winters, und begeben sich daher, aus kleinern Wassern in grössere, die nicht so leicht überfrieren; So wie andere Vögel, wenn sie des Winters Annäherung merken, sich aufmachen, und in wärmere Länder oder Gegenden fortziehen.
So lange die Lerche vor Lichtmeß singt, so lange schweigt sie nach Lichtmeß. Wenn es vor Lichtmeß schon warmes Wetter giebt, wodurch die Lerche zum Gesang aufgemuntert wird; so ist es sehr wahrscheinlich, daß nach dieser Zeit kalte Witterung wieder eintreten, und die Lerche zum schweigen nöthigen werde.
Mehr derlgeichen Anzeigen von bevorstehenden Wetterveränderungen weiß ich nicht. Die angeführten sind, wo nicht untrüglich, doch durch manche Erfahrung bewährt. Alle Witterung, Fruchtbarkeit und Gedeihen kommt von dem, der die Welt erschuf, und sie bis jetzt in vortreflicher Ordnung erhielt. Es ist thörigt, von Menschen sie zu erwarten, oder etwas zuzuschreiben, was nur die Allmacht thun kann. |