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Nachtwanderern oder Mondsüchtigen.

Man höre, was von ihnen erzählt wird: die Mondsüchtigen stehen des Nachts auf, und wiederholen oder verrichten alles, was sie bei Tage zu verrichten pflegen. Die mondsüchtige Bäuerin ist des Nachts im Hause geschäftig, schließt Türen auf und zu, und weiß am Morgen nicht, daß sie es wirklich gethan hat; es hat ihr nur geträumt. Der Verwalter von gleichem Uebel behaftet, sattelt das Pferd, setzt sich darauf und reitet im Felde herum. Die Nachtwanderer haben eine große Geschicklichkeit im Steigen; sie klettern an Wänden hinauf, und fallen nie. Sie singen, sagen Hauptstücke aus dem Catechismus her, machen Ausarbeitungen und Verse, die sie wachend bewundern.

Wenn man dieß und anderes dergleichen hört oder liest; so vergißt man darüber zu denken, und hört auf etwas zu glauben, was man nach allem Untersuchen unwahrscheinlich finden würde. Die Mondsüchtigen haben die Augen offen, und sehen z.B. keinen, der ihnen begegnet; vermeiden aber alle Gefahr glücklich, so daß sie sich an nichts auch nicht einmal stoßen. Zuweilen lesen sie sogar. Gehen nicht die Wirkungen des Körpers im Schlaf eben so von statten, als beim Wachen? Leistet uns nicht das Ohr auch des Nachts seine Dienste? und werden uns die Gegenstände nicht sichtbar, wenn die Decke aufgezogen wird, die im Schlaf unsre Augen überschloß? Die Mondsucht, welche man wahrscheinlich so genennt hat, weil man glaubt, sie würde durch des Mondes Einfluß bewirkt, müßte demnach eine Art eines starrenden Schlags seyn, wobei das Gehirn auf eine besondere Art gedrückt und jene sonderbare Erscheinungen hervorgebracht würden. Ein Mondsüchtiger steigt in den Brunnen; ein Zipfel vom Hemde wird naß, und berührt ihn, und er erwacht? Ein andrer legt sich in die Dachrinne; Es entsteht ein heftiges Gewitter und Regen, das Wasser läuft über ihn weg; und er fühlt nichts. Bei diesem wird eine Pistole losgeschossen; und er hört den Knall nicht; Dieser erwacht, wenn er bei Namen gerufen wird.

Diese Nachrichten von Mondsüchtigen sind widersprechend und machen die Sache in den Augen des Untersuchers etwas verdächtig. Ehe der Anfall kommt, soll es ihnen heiß vor der Stirn werden, und wenn er aufhört, sollen sie mit den Augen flinzen, und die Stirn runzeln, wornach sie eine besondere Müdigkeit verspühren; welches, wenn anders die Sache richtig, sehr erklärlich seyn würde. Das bewährteste Mittel, sie zu heilen, soll seyn, ihnen erst einen Schreck zu verursachen, und sie dann mit Ruthen bis aufs Blut zu streichen. Ich gestehe, daß bei so mancherley Zeugnissen, zu läugnen, und bei so unnatürlichen, ganz unerklärlichen und zum Theil widersprechenden Nachrichten zu glauben – gleich schwer ist.


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