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Physyognomie

ist diejenige Wissenschaft, da man aus den Zügen des Gesichts jemandes Charakter zu errathen sucht. Man kann nicht in Abrede seyn, daß manchem Menschen die Falschheit, List, Dummheit, u.s.w. und einem andern Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Aufgeklärtheit u.s.w. gleichsam aus dem Gesicht hervorsieht. Etwas von jemandes Sinnesart kann man aus seinem Gesicht allerdings lesen; aber dieß ist nicht untrüglich. Ein junger Mann hatte sehr schlechte Erziehung, musste ganz sich bilden; arbeitete Jahre, ehe er die üblen Eindrücke und Gewohnheiten, die ihm aus den Jugendjahren anklebten, wieder verlöschen konnte. Durch anhaltendes Bemühen, durch lange Uebung, und den manngifaltigen Umgang mit andern, bildete er sich endlich den guten geraden Charakter, mit dem man durch die Welt kommt und glücklich ist. Aber in seinem Gesicht hatte sich so etwas gesetzt, das fast jedem misfiel, andre gegen ihn mistrauisch machte, und ihm manche Unannehmlichkeit zuzog; und kein Physyognomist wollte mit ihm zu thun haben. Hier verkannte man in dem freilich etwas verzogenen Gesicht und der finstern Stirne den ehrlichen Mann: Dort glaubt man ihn in dem freundlichen Gesicht des Höflings zu finden, der von Jugend auf an lächelnde Mienen und an Geschmeidigkeit gewöhnt wurde. An Physyognomie ist etwas; aber das


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