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Einige Aberglaubenstücke aus dem gemeinen Leben.

Wer Grabschriften liest, verliert das Gedächtnis. Freilich wer es zu seiner einzigen Beschäftigung machen wollte, Epigrammen zu lesen, zu behalten oder selbst zu machen, der würde seine andere Beschäftigung vergessen oder vernachlässigen, so daß man glauben würde, er habe sein Gedächtnis verlohren.

Wenn es wahr ist, daß der Blutfluß davon vergeht, wenn man einen Frosch in die Hand nimmt, oder eine getrocknete Kröte unter die Achsel bindet, so rührt dieß wohl von dem Abscheu her, den man vor diesen Thieren gemeiniglich hat, der die Gefässe der Haut zusammenziehen, und so den Blutausfluß hindern kann. Wer sich vor diesen Thieren nicht ekelt, der verspürt davon die genannte Wirkung gewiß nicht.

Garn von Mädchen gesponnen, die noch nicht sieben Jahr alt sind, ist von herrlicher Wirkung; denn die daraus gewebte Leinwand ist gut für die Gicht, bewahrt vor Hexereien, und ist zu Hosenfutter vorzüglich brauchbar. Wer sie am Leibe trägt, ist Schuß- und Stichfrei. Wenn man Gewehre damit ladet, so schießt man nicht fehl. Welcher Vernünftige wird dieser Leinwand so außerordentliche Wirkungen beilegen? Sollten damit etwa die Töchter zum frühen Garnspinnen gewöhnt werden? Dann wärs recht.

Wenn eine Maus am Kleide nagt; so bedeutet es Unglück. Freilich immer ein Unglück, wenn Mäuse Kleider zerfressen; daß man aber dadurch verhütet, wenn man das Haus von diesem Ungeziefer frei hält.

Wer viel in der Märzenluft ist, oder sich auf die Erde legt, sagt man mit bedeutender Mine, der bekommt Kopfschmerzen. Sehr natürlich! denn da steigen die Dünste besonders häufig aus der Erde auf, und verursachen dem Schmerz im Kopf, der nicht jede Luft gewohnt ist. Wer sich aber auf der Erde hinstreckt, der athmet die dicken Dünste ein, sobald sie aus der Erde aufsteigen, ehe sie sich noch verdünnen und zertheilen konnten; und Kopfschmerzen sind die sehr sichere Folge.

Wenn ein Fremder in die Stube kommt; so darf man ihn ohne Niedersetzen nicht weggehen lassen, sonst nimmt er den Kindern die Ruhe mit. Höflich ist es wohl, dem Fremden einen Stuhl zum sitzen anzubieten, wenn man es aber in der Absicht thut, daß dem Kinde die Ruhe nicht hinausgetragen werde; so handelt man thörigt.

Wenn eine Henne krähet, so bedeutet es Unglück. Wenn die Hüner allzu gut gefüttert werden; so werden sie fett und übermüthig, und krähen, und hören auf Eier zu legen – welches für die Haushaltung freilich nicht gut ist.

Wer früh nießt, kriegt selbigen Tag neues zu erfahren, oder etwas geschenkt. Man hielt ehedem den Schnupfen oder die Strauchen für etwas heilsames. Freilich ists besser, den Schnupfen als eine schlimme Krankheit – aber besser noch, keinen Schnupfen zu haben. Wenn man des Morgens oft nießt, so ist ein Schnupfen auf dem Weg, den jeder, wenn er will, für ein Geschenk halten mag.

Wenn in einer Stube, in welcher eine Sechswöchnerin liegt, jemand mit einem Tragkorb kommt; so muß man einen Span vom Korb abbrechen, und in die Wiege stecken, sonst nimmt er der Mutter oder dem Kind die Ruhe mit. – Es ist probat, sagt, man; ich aber antworte: Es ist nicht wahr!

Wenn die Weiber Garn sieden; so müssen sie dabei recht lügen, sonst wird es nicht weiß. – Dieß wär ein gar nicht kostbares Mittel, um das Garn weiß zu kriegen. Könnte diese lächerliche Meinung, an welcher gleichwohl manche hangen, vielleicht nicht auf folgende Art entstanden seyn? Es ließ jemand sich aufschreiben, mit was das Garn am besten schön weiß siede, und las, statt gute Laugen müssen das beste thun – gute Lügen x. Man probirte; das Garn gerieth, und nun entstand die Sage, man müsse beim Garnsieden recht lügen, um es weiß zu kriegen.

Es ist nicht gut, wenn man über den Kehrig geht. – Freilich nicht gut, denn man trägt den Unrath wieder dahin, wo man ihn vorher weggekehrt hatte; und es ist daher besser, ihn sogleich ganz wegzubringen. Nein, sagt man, wer über den Kehrig geht, der hat kein Glück! Wie mancher, der über den Kehrig gieng, fand einen Ring x. War das nicht Glück?

Es ist nicht gut den Krug woraus man trinkt, mit der Hand über den Deckel anzufassen, daß er hierdurch überspannt werde; denn das schadet dem andern, der daraus trinkt. – Worin mag wohl dieser Schade bestehen? Wer zuerst daraus trinkt, sagt man, bekommt den Herzgespann.

Die Eltern sollen den Kindern nicht selbst Klappern kaufen; sondern sie ihnen von andern schenken lassen, sonst lernen sie langsam und schwer reden. – Aber gewiß werden die Kinder weder bei geschenkten, noch bei selbstgekauften früher oder später sprechen lernen, wenn man sie darin nicht gehörig übt.

Wenn die Kinder schwer reden lernen, soll man ihnen Bettelbrod zu essen geben. – Wohl könnte man von dieser Kunst sagen, daß sie betteln gehe. Soll etwa das auf das leichtere Sprechen lernen der Kinder Einfluß haben, weil die Bettelleute viel sprechen?

Wenn man ausgeht oder verreist, soll man nicht wieder umkehren, wenn man etwas vergessen hat; sondern soll es lieber durch einen andern nachbringen lassen. – Warum? Es ist nicht gut, und gehet dem nicht wohl, der das thut; seine Verrichtungen gehen nicht von statten. – Es ist freilich besser, wenn man nichts vergißt und daher nicht umkehren darf: Daß man aber, wenn dieß doch geschehen müßte, unglücklich seyn werde; wer könnte dieß glauben?

Wenn die Weiber Federn in die Betten füllen, sollen die Männer nicht zu Hause bleiben. Die Federn stechen sonst durchs Ingefieder. – Wenns schlecht ist.

Wenn man eine Henne zum Brüten aufsetzt, soll es zu der Zeit geschehen, wenn die Leute aus der Kirche kommen. Denn so geschwind die Leute aus der Kirche gehen, sagt man, so geschwind laufen die jungen Hüner aus. Wenn das Herauskommen der Leute aus der Kirche zur geschwindern Ausbrütung der Eier etwas beitragen könnte; warum sollte es nicht auch ihr Hereingehen können? Oder will man eine Ursach mehr haben, aus der Kirche zu bleiben?

Wenn die Leute eine Gluckhenne setzen wollen, so legen sie die Eier vorher in eine Pelzmütze, woraus sie dieselben so geschwind als möglich in das Nest schütten, damit die Küchlein alle auf einmal heraus kommen. – Die Eier kommen wenigstens alle auf einmal ins Nest.

Wenn die Küchlein nicht sobald herauskommen; so brennen sie Hollunderstengel auf dem Heerd; denn so wie der Hollunder knicket, so glaubt man, knickern die Eierschalen entzwei, und die Jungen kommen heraus. – Das wäre!

Wenn man großschoppige Hüner bekommen will; so muß man zu der Zeit, wenn man die Gluckhenne ansetzt, einen feinen Strohhut aufsetzen. Wer etwas großes auf dem Kopfe hat, schließt man, indem er der Gluckhenne Eier unterlegt, der macht dadurch, daß die jungen Hüner grosse Schoppen kriegen. Wenn man also ein halb Duzend Strohhüte übereinander aufsetzte, so müßte es recht hübsche Hüner mit sechsfachen Schoppen geben. Der Abergläubische weiß auch die Verhaltungsregeln bei dem Ansetzen einer Gluckhenne, um so viel Hüner und Hähne als man will zu erhalten. Man soll das Stroh zum Nest aus einem Ehebett nehmen; wenn man gern viel junge Hüner haben will, von der Weibsseite; Hingegen von der Mannsseite, wenn man sich viel Hähne wünscht. Dieß wär ein sonderbares Geheimnis; ich will es denen zu ergründen überlassen, die daran glauben.

Wenn man sich früh gewaschen hat, soll man das Wasser nicht von den Händen abschleudern, weil man sonst die Nahrung des Tags wegschleudere. – Ein ordentlicher Mann wird darum nicht unterlassen, sich des Morgens die Hände zu waschen; wenn er aber gesittet ist, mit den nassen Händen nicht schleudern, um andere nicht zu bespritzen. Geschehe es aber einmal unversehens; so würde er in seiner Nahrung darum gewiß keinen Abfall verspüren, wenn er sonst ein fleisiger und guter Arbeiter ist.

Es ist nicht gut, wenn man eine leere Wiege wiegt. – Warum sollte es auch gut seyn, da es ohne Nutzen ist? Wer wird es aber glauben, daß man dem Kinde die Ruhe wegwiege, daß es hernach nicht darin schlafen könne? Man könnte eher das Gegentheil glauben: denn kränkliche Kinder werden in der Wiege lange geschaukelt werden müssen: Gesundere werden mit der Wiege spielen, wenn sie auch noch darin schlafen, und dennoch eine gute Nacht haben.

Mit einem kleinen Kind soll man unter einem Jahr nicht in Keller gehen, es wird sonst furchtsam. In den Kellern ist es finster, wenn man aber den Kindern vor allem, was schwarz und finster ist, schon frühzeitig Furcht beigebracht hat; so werden sie, wenn man sie an einen solchen Ort führt, ihre Furchtsamkeit zu erkennen geben. Die Mutter soll den ersten Zahn, der dem Kinde ausfällt, verschlucken; alsdenn bekommt es schöne Zähne. Ueble Zufälle könnte ein verschluckter Zahn wohl verursachen; aber nicht dem Kinde schöne Zähne machen: Denn wo wäre zwischen dem Zahne in dem Magen der Mutter, und dem Zahnwachs bei dem Kinde ein Zusammenhang?

Man soll die Kinder nicht alt Männgen oder alt Weibgen nennen, sie verkommen sonst und kriegen zeitig Runzeln an die Stirn. Warum sucht man den Grund, daß Kinder oft schon frühzeitig die Stirn runzeln, nicht vielmehr in schlechter Erziehung? Man sollte ihren starren Sinn beugen, ihrem Eigensinn nicht folgen, und ihnen den Willen nicht thun, wenn sie mit dem Fuß stampfen; Dann würden sie nachgiebiger werden, freundlicher aussehen und die Stirne nicht in Falten legen. Wie oft nennen Eltern ihre Kinder Raabenaas, Donneraas, junge Teufel x. schadet das ihnen nichts?

Wenn man die Kinder unter einem Jahr in den Spiegel sehen läßt; so werden sie stolz. – Die Spiegel sind eine sehr gute, aber auch sehr gemißbrauchte Erfindung. Sie zeigen die Flecke und befördern die Eitelkeit. Kinder aber haben im ersten Jahr noch nicht so viel Nachsinnen, daß sie sich auf ihr gutes Gesicht oder Gestalt schon etwas einbilden könnten. Man könnte die Spiegel dazu gebrauchen, ihnen ihre Spielereien frühzeitiger überdrüssig zu machen, in dem man sie damit vor den Spiegel hinstellt; denn was Kinder oft und viel sehen, das werden sie leichter überdrüssig. Des Nachts soll Niemand in den Spiegel sehen, weil es nicht gut sey: Man sehe darinn den Teufel. Man erzählt schreckliche Geschichten, wie der Teufel über den, der des Nachts in den Spiegel gesehen, zwei Finger gehalten habe, wovon dieser ganz schwarz geworden, und Lebenslang geblieben sey. Vermuthlich wollte man dadurch nur der Eitelkeit steuren und verhindern, daß man die Augen dabei nicht verderben sollte.

Wenn ein Hund in den Backofen sieht; so bäckt das Brod ab. Freilich, wenn man den Backofen lange offen stehen ließ, so daß die kalte Luft hineinschlagen könnte; so würde das Brod abbacken. Das Hineinsehen des Hundes aber kann dazu so wenig thun, als wenn es von einem Esel geschehe. Man macht drei Kreuze über den Teig, damit er desto gesegneter seyn soll, auch über das Brod ehe man es anschneidet – wenn Teig und Brod gut ist, kann es nichts schaden, im Gegentheil nichts helfen.

Wenn in der Stube Teig im Backtrog steht, soll man die Stube nicht auskehren; man kehrt sonst Brod mit hinaus. – Etwas für faule Weiber und betrügerische Mägde, die von dem Teig nehmen und Kuchen backen. Die Bäcker kehren ihre Stuben aus, wenn gleich der Trog ganz voll ist, und sie verspüren keinen Abgang.

Den Essigkrug soll man nicht auf den Tisch setzen, der Essig verdirbt davon. – Die hieran glauben, wissen selbst nicht, warum dieß so geschieht: Ich weiß es auch nicht! Wohl aber habe ich gehört, daß der Essig doch gerathe, wenn man ihn auch oft auf den Tisch gesetzt hat. Wer Essig ansetzen will, der muß sauer dazu sehen und böse seyn, sonst geräth der Essig nicht. – Wenn mürrische Leute durch ihre üble Laune dem Essig Säure mittheilen könnten; so würde daraus folgen, daß der Essig freundlichen Leuten umschlüge, oder daß durch sie das Saure süß werden könnte. Man weiß sichere Mittel, dem Essig gute Säure zu geben. Essig giebt man nicht ohne Geld weg; denn sonst, glaubt man, könne man keinen wieder sauer kriegen: Es muß wenigstens etwas, sollte es auch nur eine Stecknadel seyn, dafür gegeben werden, Das Gegentheil zeigt die Narrheit.

Wenn man den kleinen Kindern den ersten Brei nicht bläst, so verbrennen sie sich hernach an heissen Suppen das Maul nicht. – Faule Mägde haben dieß unstreitig ersonnen. Gesetzt aber, es wäre wahr, was für Nutzen hätte ein Kind davon, wenn es heisse Suppen und andere Speisen unbeschadet zu sich nehmen könnte? Die Natur des ganzen Körpers müßte sich denn ändern, und unsittlich würde ein solcher bei Tische erscheinen.

Wer reich werden will, der schneide das Brod fein gleich. – Man kann an dem Brod gewissermaßen sehen, wie die Haushaltung beschaffen sey. Wenn Kinder und Gesinde bei Tische Freiheit haben, das Brod überall nach Gefallen zu beschneiden; sollte man davon wohl auf eine ordentliche regelmässige Haushaltung schließen? Wer in der ganzen Haushaltung ordentlich ist, der wird auch dahin sehen, daß das Brod ordentlich geschnitten werde, daß keiner sich mehr nehme als er zur Sättigung nöthig hat, und daß das etwa übriggebliebene nicht umkomme.

Wenn zum Grabe geläutet wird, soll man nicht essen, sonst thun einem die Zähne weh. – Wenn man in Städten, wo um die Mittagszeit oft zu Grabe geläutet wird, darum nicht essen wollte, so würde man die Mahlzeit oft übergehen müssen. Vielleicht entstand dieser Aberglaube durch Scherz; denn gewiß thun irgend einem die Zähne weh, wenn geläutet wird, er mag übrigens seyn wer und wo er will.

Wenn einem Kinde unter einem Jahr rothe Schuhe angezogen werden; so kann es hernach, wenn es erwachsen ist, kein Blut sehen. – Jene gute Schusterfrau sagte das, weil ihr Mann kein rothes Leder hatte, da für ein kleines Kind rothe Schuhe bestellt wurden. Es ist nicht gut, wenn man am Leib flickt. – Freilich ist es besser, wenn die Kleidung so beschaffen ist, daß sie nicht geflickt zu werden braucht: Wenn es aber geschehen soll; so wird es immer unvollkommen geschehen, wenn man es am Leibe thut. Von einem ordenlichen sieht man das nicht.

Wenn man über ein Kind hinschreitet; so wird es nicht größer. – Wo lebt wohl ein Mensch über welchen nicht irgend einmal jemand geschritten wär? Und doch giebt es so viel große Leute! Aber könnte so etwas thörigtes glauben? Noch thörigter aber würde es seyn, wenn man über das Kind, welches man überschritten, und dadurch verwahrlost zu haben glaubt, wieder herüberschreiten wollte, um dadurch den Schaden wieder gut zu machen.

Wer im Holz arbeitet, wird nicht reich. – Sind denn etwas die, welche in Stein, Eisen, und Thon arbeiten, reicher als jene? Und hat man auch nicht reiche Drechsler, Wagner, Kistler, Zimmerleute, x.?

Wenn man des Abends bei Tische sitzt, soll man mit dem Licht nicht unter den Tisch leuchten, es entsteht sonst Zank. – Das Leuchten unter den Tisch hat, ob es gleich gefährlich ist, oder werden kann, etwa nur bei der Karte die Folge, daß dadurch Zank erregt werden kann; weil, wenn jemand das Licht nimmt, um eine verlohrne Karte, oder Geld wieder aufzunehmen, Betrug vermuthet oder wirklich gespielt wird, welches denn zum Streit Anlaß giebt. Wer mit Holz, Stroh, oder andern brennenden Materien im Feuer oder Licht gaukelt, der harnt hernach ins Bette. Aus dem Spielen mit Feuer und Licht ist schon mancher Schade entstanden; daher suchte man die Kinder dadurch davon abzuschrecken, daß man ihnen weismachte, es erfolge darauf, warum sie schon öfters Schläge bekommen hätten.

Wer bei dem Spiel Geld wegleihet, der verliehrt. – Wer sein eignes Geld schon so weit verspielt hat, daß er zu borgen genöthigt ist, der ist nachher oft nicht im Stande das geborgte wieder zu geben; oder er wird dadurch in den Stand gesetzt, wieder mitspielen zu können, und nimmt vielleicht, wenn sich nun das Glück auf seine Seite wendet, den andern ihr Geld ab. Und so kann es geschehen, daß man verliehrt, wenn man beim Spiel andern borgt.

Auf der andern Seite sagt man. Man muß das Geld zum Spielen borgen, um zu gewinnen. Es ist ein Grad von Liederlichkeit, wenn man dem Hang zum Spiele so sehr folgt, daß man das Geld dazu borgt, im Fall man selbst nichts hat. Darum aber kann man im Spiel nicht glücklicher seyn. Wer zu Markte zieht und die erste Lösung wegborgt, der verborgt sein Glück. – Mancher verborgt den ersten Handkauf nicht und löst dennoch wenig. Wer auf dem Markt etwas feil hat, soll den ersten Käufer nicht gehen lassen, sonst hat er kein Glück. Abergläubische Käufer und Verkäufer, beide können dadurch betrogen werden. Der erste wird kaufen, so bald der Handelsmann, seine Bude aufgeschlagen hat; der andere verkaufen wenn es gleich mit Schaden geschehen sollte.

Wer des Morgens rücklings aus den Bett steigt, dem geht selbigen Tag alles verkehrt. Wenn das, was man unternimmt, nicht recht von statten gehen will; so pflegt man wohl zu sagen; Es ist, als wenn ich heute verkehrt aufgestanden wär. Es ist wider Gewohnheit, aus dem Bett rückwärts zu steigen; Wenn es aber durch Zufall einmal geschehe; so würde das doch auf die Geschäfte des Tags keinen Einfluß haben. Es kommt vielmehr darauf an, wie man dabei zu Werke gehet. Wer früh nüchtern nieset, der kriegt selbigen Tag etwas geschenkt, oder erfährt was neues, – oder bekommt den Schnupfen. – Wer jede Kleinigkeit, die ihm den Tag über begegnet, dahin deuten wollte, der würde immer glauben können, daß frühes Niesen etwas bedeute. Das Niesen ist nichts anders, als eine schnelle Bewegung der zum Othemholen nötigen Werkzeuge; wie könnte es etwas zukünftiges verrathen?

An den Wiegen muß ein Truitenfuß gemahlt seyn, sonst kommt der Schlenz (das Manndl) und drückt oder saugt das Kind aus, ob es gleich keinen Schlenz giebt.

Wenn ein ganzes Brod unangeschnitten vom Tisch getragen wird; so müssen die Leute hungrig aufstehen. – Freilich wenn vorher nichts wär gegessen worden!

Wenn Salz verschüttet wird, soll man es wieder aufnehmen; man hat sonst kein Glück. – Wenn nun aber das Salz an einen Ort fällt, wo es nicht wieder aufgenommen werden kann? Wer das verschüttete Salz wieder aufnimmt, der ist um so viel reicher als das Salz werth ist. Brav!

Wer die Schuhe einwärts tritt, der wird reich; wer sie aber auswärts tritt, wird arm. – Wie wird aber der, könnte man fragen, der seine Schuhe ganz gerade geht? Wenn dieß zuträf; so würde jeder seine Schuhe gern einwärts treten, um dadurch reich zu werden, und man würde sich dazu leicht gewöhnen. Die Erfahrung widerspricht dem allzusehr.

Ein gelber Wachsstock um den Hals gewunden, wenn er angeschwollen ist, heilt ihn. Man weiß aus Erfahrung, wie gefährlich die so geheißnen bösen Hälse sind, und wie schwer sie oft geheilt werden. Der Abergläubische hat überall die leichtesten Mittel: Wohl ihm, wenn sie helfen.

Wer die gelbe Sucht hat, der soll einen Schmierkübel von einem Fuhrmannswagen stehlen und hinein sehen, um sie zu vertreiben. – Warum muß denn der Schmierkübel gestohlen seyn? Weiß man ein Exempel, daß dadurch die gelbe Sucht curirt worden ist?

Diejenigen Kühe, die beim Melken unruhig sind, und die Milch nicht lassen wollen, soll man mit dem Stock eines Bettlers schlagen, um sie dadurch auf einmal zahm und nachgiebig zu machen. Man schlage eine unruhige Kuh eben so empfindlich, als es mit dem Bettlersstock geschehen seyn würde, und sie wird ohnfehlbar auch dann ruhig seyn, wenn sie gemolken werden soll. Wenn man es aber nur zur Zeit des Melken thun wollte; so wird sie allemal in Furcht gerathen, wenn sie gemolken werden soll, und die Milch um so mehr anhalten. Man hat dadurch vielleicht dem Gesinde beibringen wollen, was sie nehmen sollen, um die Kühe zu schlagen; denn es ist bekannt, daß diese öfters die Milchgefäße, ganze Scheite Holz x. nehmen, und das Vieh damit werfen.

Wer einer Katze Schaden thut, oder sie todtschlägt, dem steht ein Unglück vor. – Beruht diese Meinung vielleicht darauf, daß man glaubt, die Hexen könnten sich am leichtesten in Katzen verwandeln, und der Teufel mit ihnen sein Spiel haben? Wenn dieß wahr wäre, so hätte man freilich Ursach sich vor Katzen zu fürchten.

Wem ein Floh auf die Hand hüpft, der erfährt etwas neues. – Es ist der Natur dieser Springer gemäß, sich überall hinzusetzen, wo sie Nahrung wittern; warum sollte man glauben, daß sie dem neues verkündigen, dem sie sich auf die Hand setzen?

Wer auf den Daumen viel weisses hat, dem bedeutet es, daß er in seinem Vaterland bleiben wird, – wenns ihn anders darinnen wohl geht.

Es ist nicht gut, wenn man die Spinnen umbringt. – Wenn sie ihr Gewebe an einem Ort aufziehen, wo es keinen Uebelstand macht, so mag man sie ungestöhrt lassen; denn sie fangen darin das Ungeziefer, das uns sonst beschwerlich seyn würde. Wem früh morgens eine Spinne auf dem Rock kriegt, der wird des Tags glücklich seyn. – Man pflegt zu sagen: Ich bin ihm feind wie einer Spinne, woraus erhellet, daß zwischen Menschen und Spinnen ein natürlicher Abscheu ist: Wie könnte nun das Thier, dem Glück verkündigen, auf dem es herumkriecht?

Wenn man aus einem Fluß Wasser holt, so muß man es von oben her hinabwärts schöpfen; denn im entgesetzten Fall würde man sich widerwärtige Schicksale zuziehen. Wie viele Menschen, die von dieser Meinung nichts wissen, oder nicht immer darauf acht geben, schöpfen, wie sie dazu kommen, und ihr Schicksal bleibt ungeändert. Wie viel Abergläubische schöpfen den Strom herab, und sind doch unglücklich?

Bei dem Schlafengehen soll man nichts auf dem Tisch liegen lassen; es kann sonst das älteste oder das jüngste im Hause nicht schlafen. Aus dieser Ursach darf man nun eben vor Schlafengehen den Tisch nicht räumen; wohl aber stimmt es mit guter Hausordnung überein. Wenn man etwas von Werth auf dem Tisch liegen läßt, und man dann glauben, es könne Schaden leiden, oder gar weg genommen werden; so verursacht dieß freilich Schlaflosigkeit.

Wenn ein Weib zu Bette geht, und die Sterne grüßt; so nimmt ihr der Geier oder Habicht kein jung Huhn. Wer denn des Morgens seine Hühner vollzählig findet, der glaubt wohl gar, der Sternengruß habe es verhütet.

Wenn man frisches Stroh in ein Bett thut, soll man die Knoten nicht an den Strohbändern lassen, sonst kann niemand darauf schlafen. Wenn im Bettstroh viel solche Knoten sind; so verursachen sie freilich wohl Beschwerde.

Es ist nicht gut, daß man sich Feuer oder Licht durch einen Fremden aus dem Hause tragen läßt. – Man glaubt, es werde damit die Nahrung aus dem Hause getragen. Allein, bei dergleichen Leuten, die an so etwas glauben, und darauf halten, ist ja die Nahrung oft schlechter als bei jedem andern. Verweigert man dadurch nicht auch Gott das Vertrauen, das man ihm schuldig ist? und sollte man sich dadurch wohl abhalten lassen, jemand eine Gefälligkeit zu erweisen?

Wenn eine Magd zu einem neuen Herrn zieht; so soll sie bei ihrem Anzuge sogleich ins Ofenloch gucken, damit sie es bald gewohnt wird. Jene Magd lief nach vierzehn Tagen schon wieder davon, und sie hatte bei ihrem Anzuge in das Ofenloch gesehen. Neue Mägde, sollen sich bei ihrer Ankunft überall umsehen, um von dem, was sie zu thun haben, Kenntnis zu bekommen: Wenn sie denn an Arbeit gewöhnt sind; so werden sie es bald gewohnt. Und wenn sie treu und fleisig sind; so werden sie nicht sobald außer Dienst gehen dürfen.

Die Mägde ziehen Fleischtagen an, damit ihnen das Jahr nicht lang deuchten soll. Viele lassen sich an Fleischtagen copuliren, – wahrscheinlich des Hochzeitmahls wegen.

Wer in ein neues Haus ziehet, der soll einen neuen Besen, ein Brod und Salz vorher in dasselbe schicken. – Wer zur Unreinlichkeit geneigt ist, der wird durch die Kraft des neuen Besens, der in das neue Haus schickt zur Reinlichkeit nicht gewöhnbar werden, und wer fleisig und haushälterisch ist, der wird Brod dazu haben, wenn er gleich nicht das genannte vor sich hertragen läßt.

Wenn die Weiber waschen wollen; so muß im Hause alles freundlich aufstehen; alsdenn bekommt man schönes Wetter. Freilich wohl; denn bei der Hausfrau ist gewöhnlich Unwetter. Wenn die Männer zanken, sollen die Weiber fliessend Wasser in den Mund nehmen; dann hört der Zank auf: Er würde aber auch aufhören, wenn die Weiber zu rechter Zeit schweigen oder nachgeben könnten.

Wer aus einer Birke, die mitten in einem Ameisenhaufen steht, Häne drehen läßt, und Wein oder Bier dadurch zapft, der wird geschwind ausschenken. – Ist der Abergläubische nicht wie ein Kind, das etwas unternimmt, ohne zu wissen, warum? Das alles glaubt, was ihm gesagt wird? Ameisen tragen zusammen; wer aus Birkenholz, das aus dem Ameisenhaufen gewachsen ist, Häne drehet, und dadurch Wein und Bier zapft, der trägt dadurch Geld zusammen. Welch ein entfernter wunderlicher Zusammenhang! Warum wählt man nicht die sichrern Mittel, seine Absicht zu erreichen? indem man das, was man verkauft, in vorzüglicher Güte und in billigen Preisen zu haben sucht?

Wenn die Kinder auf den Gassen mit Spiessen, und Fähngen spielen; so soll das ein Zeichen des Kriegs seyn. – Wenn der Ausbruch eines Kriegs nahe ist, so werden im Lande überall Anstalten dazu gemacht, und die Kinder, die gern alles nachmachen, was sie von grössern sehen, spielen denn Soldat. Wenn nun der Krieg wirklich ausbricht so sagt man: Das haben die Kinder wohl gewußt! Aus solchem Spiel entstehen auch wohl untern Kindern Kriege, daß mancher mit dem blutigen Kopf davon kommt. Es ist nicht gut, wenn man einen Rost oder Dreifuß aufs Feuer setzt und nichts darauf legt. Man setzt ihn daher nicht eher auf, als bis man das, was man zubereiten will, auf denselben setzen kann; und nimmt ihn sogleich weg, nachdem man dieß abgenommen hat. Manche glaubt, sie werde vor der Zeit alt, wenn sie den Dreifuß unbesetzt auf dem Feuer stehen läßt; daher man sich über jene Sorgfalt nicht zu sehr zu wundern hat. Wenn ein Weib zu Markte geht, und hat früh, da sie die Schuhe anzog, den rechten zuerst angezogen; so wird sie ihre Waare theurer los. – Aber wie viel kommen barfuß zu Markte, und verkaufen doch so theuer?

Wer ein vierblätterigtes Kleeblatt findet, der soll es aufgeben, und bei sich tragen; denn so lange er es hat, ist er glücklich. Da jedes Kleeblatt mehr nicht als drei Blätter hat; so ist ein vierblätterigtes ein Misgewächs, und dieses soll Glück bringen? Man darf es aber nicht gesucht, sondern muß es ohngefehr gefunden haben: Denn da es unter dem Klee viel dergleichen giebt; so würden die vier Blätter bald ihr Glückbringendes Ansehen verliehren. Man hat auch Klee von fünf, sechs, und sieben Blättern: Wie glücklich müßte der seyn, der eins oder mehrere dergleichen ungesucht fände? Noch nie ist jemand dadurch außerordentlich gesegnet worden. Wem die Zähne übereinander stehen, der bleibt an seinem Geburtsort, – Wenn's ihm da gefällt.

Wenn man die Mitte des Unterarms nach der Hand zudruckt; so sieht man den Anfangsbuchstaben des Namens von der Person, welche man heirathet. – Die Beschaffenheit des Körpers ist bei jedem dieselbe; sie ändert sich nach den Meinungen und Wünschen des Abergläubischen nicht: Demohnerachtet sieht er oft, was gar nicht da ist.

Wenn man einem Kinde, einen Dattelkern bei sich tragen läßt; so fällt es nicht viel, und nimmt durch fallen nicht Schaden. – Ehemals glaubte man, daß wenn man auf den Palm oder Dattelbaum, eine Last lege, er dadurch nicht niedergedrückt würde; sondern sich mehr empor hebe: Daher muthmaßte man vielleicht, daß ein Dattelkern eben die Eigenschaft habe, keinen zur Erde fallen zu lassen. Man probire, und sehe daß dieß ungegründet ist. Wenn man einen Dattelkern hinwirft; so fällt er auf den Boden, und bleibt so lange liegen, bis man ihn wieder aufnimmt: Wie wär es nun möglich, daß er die Last eines menschlichen Körpers von der Erde zurück halten könnte?

Wenn eine Frau oder Magd auf der Gasse ihr Strumpfband verliehrt; so ists ein Zeichen, daß der Mann oder Freier nicht treu ist. – Sonst sagte man, der Beste dächte an sie, wenn dieß Band von selbst auffuhr. Wie das Strumpfband verlohren geht; so soll auch die Treue des Liebsten verlohren gehn. Freilich wenn die Unordentlichkeit eines Frauenzimmers so weit gienge, daß sie sich nicht einmal die Strümpfe aufbände; so würde der, der sie bisher geliebt, Ursach haben, von ihr abzustehen; und so könnte jene Sage von dem Verlieren des Strumpfbandes doch wohl zuweilen wahr werden.

Eine Weibsperson soll Niemand an ihrem Fürtuch sich die Hände abwischen lassen, weil jener ihr sonst gram wird. Auch dann würden Mütter und Kinder sich weniger lieben, wenn dieß statt fände; aber wo ist gleichwohl die Liebe grösser als unter diesen?

Wer ein Hufeisen, oder ein Stück davon findet, der soll Glück haben. – Man sagt von dem, der eine stets lächelnde Mine hat, im Sprichwort: Er zieht das Gesicht, wie ein Bauer, der ein Hufeisen gefunden hat: Woraus man sieht, daß man das Finden eines solchen Eisens für mehr Glück hält, als der Werth desselben beträgt. Ob es außerdem noch besonderes Glück bringe, mögen die sagen, die einst es fanden. Wer sich in dem Wasser wäscht, darinn ein anderer sich schon gewaschen hat, der wird dem andern feind. – Was für Feindschaften würden unter den Menschen, besonders zwischen Eltern und Kinder grassiren, wenn dieß wahr seyn sollte.

Wenn eine Weibsperson den Ohrenzwang hat, soll sie etwas, das eine Mannsperson getragen hat, um den Kopf wickeln, und schwitzen. – Warum sollte es nicht auch helfen, wenn ein Mann, der den Ohrenzwang hätte, etwas von einem Weib um den Kopf nähme, und darinn schwitzte? Wenn die Mägde Zunder brennen; so müssen sie von Mannshemden Stücken dazu nehmen; von Weiberhemden fängt der Zunder nicht. – so läppische Meinungen bedürfen keiner Widerlegung, sie widerlegen sich selbst.

Wer eine Katze oder Hund behalten will, daß sie nicht entlaufen, der soll sie dreimal um den Heerd treiben, und sie mit dem Hintern an der Feuermauer reiben, dann bleiben sie – so lange man sie an der Feuermauer reibt.

Ein Mensch, der den Wolf eher siehet, als der Wolf ihn, der darf nicht fürchten, daß ihm Leid geschehn werden: Wenn aber der Wolf den Menschen eher sieht; so ist der Mensch in Gefahr. – Es ist bekannt, daß fast alle wilde Thiere vor dem Menschen eine gewisse Furcht haben, wenigstens ihn nicht so leicht anfallen, als andere Thiere; besonders wenn sie merken, daß dieser unerschrocken auf sie zugeht. Sieht der Mensch den Wolf früher; so kann er sich vor ihm verbergen, dahingegen er erschrocken ist, wenn er merkt, daß der Wolf ihn schon ins Gesicht gefaßt hat.

Wenn die Hunde heulen; so bedeutets Unglück; und man soll dann die Ohren zuhalten, daß man's nicht hört. – Das Heulen ist den Hunden natürlich, und eigen; und wenn das Unglück bedeuten sollte, so müßte auf Jägereien, und anderwärts, wo Hunde gehalten werden, täglich Unglück passiren, täglich Feuer entstehen, u.s.w. Das Zuhalten der Ohren hindert das Hundegeheul nicht, und könnte daher auch das Unglück nicht zurückhalten, das dadurch angedeutet werden sollte. Wer das thun wollte, der würde eben so thörigt handeln, wie der dumme Vogel Strauß, der seinen Kopf versteckt, und dann glaubt die Jäger sehen ihn nicht, wenn er sie nicht sieht.

Man soll die kleinen Kinder nicht mit blossen Füssen auf den Tisch treten lassen; denn sie bekommen davon böse Füsse. – Unter gewissen Umständen kann das geschehen; aber bei nöthiger Vorsicht nicht.

Wer eine Schnur bei sich trägt, womit ein Bruchschneider einen geschnittenen Bruch verbunden hat, der mag eine Last heben, so schwer er will; so wird er sich nicht weh thun. Dieß ist Betrug gewinnsüchtiger Leute, die dergleichen Bänder an solche, die schwere Lasten zu heben haben, unter dem Vorwand theuer verkaufen, daß sie sich alsdenn nicht verheben können. Wie mancher der sich darauf verließ, hat das Gegentheil erfahren.

Wer Filzläuse am Leibe hat, soll sich auch keinen Bruch heben – gewiß nicht, wenn er vorsichtig und nicht über Vermögen hebt.

Wenn ein Fuhrmann eine Otter oder Schlangenzunge in seine Peitsche flicht; so werden seine Pferde ohne Schaden, die größten Lasten aus einem Graben ziehen, und sich auch nicht übersaufen. – Der Fuhrmann kauft solche Zunge theuer, bringt sie in dem Peitschenstiel an, und hält diese dann über die Pferde, welche saufen, traut also der Otter- oder Schlangenzunge mehr, als sich selbst und seinen Einsichten zu.

Wenn die Weiber oder Mägde Säcke waschen; so regnet es hernach. – O der Einfalt! Der Regen hat ganz andere Ursachen. Wer bei Anziehung der Schuhe niest, dem bedeutets Unglück. Wer gestohlnen Käs oder Brod ißt, der bekommt den Schlucken davon. – So würde mancher Dieb verrathen werden!

Man soll nicht über die Spur gehen, wo sich Hunde belaufen haben. – Aber wer kann das wissen? Wie oft würde man unverschuldeter Weise unglücklich seyn.

Wer einen Menschen, der sich selbst erhenkt hat, von dem Strick los macht, der wird unehrlich. Ein Mensch, dessen Schicksal so traurig ist, daß er von Schwermuth und Verzweiflung überwältigt, sich selbst das Leben nimmt, verdient grosses Bedauern, und wenn nur noch ein Anschein von Hoffnung da ist – Rettung. Wer könnte so ganz alle menschliche Empfindungen verläugnen, daß er ihn ohne Hülfe lassen sollte?! Und doch war das so oft der Fall, selbst bei solchen, die z.B. durch die giftigen Dünste eines lange verschloßnen Gewölbes x. erstickt wurden. Sie hätten noch gerettet werden können, wenn jenes, die Menschheit entehrende Vorurtheil, daß man durch ihre Berührung unehrlich werde, die nicht zurück gehalten hätte, welche dazu Gelegenheit hatten. Kann es Schande seyn, kann es unehrlich machen, einem Mitmenschen, der selbst in den Augen des Schöpfers hoch geachtet ist, das Leben zu retten? Vorurtheil und schändliche Lieblosigkeit verhärten die Menschen, ihren Brüder die schuldigen Pflichten zu leisten. Ehemals machten, besonders Zunftgenossen, denen (ihrer Meinung nach) schimpfliche Vorwürfe, die solch einen Verunglückten aus dem Wasser gezogen, oder auf eine andere Art gerettet hatten. Jetzt denkt man hie und da, aber nicht überall, billiger, und die es thun, werden sogar von Fürsten belohnt.

Man bekommt Geld, wenn man jemand in die linke Hand sieht. – Wirklich ein sehr leichter Verdienst, wobei man die Mühseligkeiten des Lebens vergessen, und ohne Arbeit sein Haupt ruhig auf Polster oder Rasen hinstrecken, und dann unbeschwert einmal die Augen öfnen dürfte, einem in die linke Hand zu sehen. Wie bequem doch der Aberglaube ist!

Wenn man einen Leibschaden (Bruch) hat, so soll man ein frisches Ey austrinken und in die Schale den Urin lassen; diese thut man dann in ein Säcklein und hängt es in den Rauch – so behält man den Bruch, und das Säcklein wird geräuchert. Vernünftige Leute gehen zu einem geschickten Doctor oder Wundarzt, und werden des Schadens los, oder erhalten doch Linderung.

Wenn du deinen Acker schlecht baust, nicht dungst, und elenden Saamen hinsäest, oder wenn die Witterung ungünstig und unfruchtbar ist; Wer ist nun schuld daran daß du wenig Getraid bekommst: Du selbst – das Wetter – oder die Hexen???

Wenn eine Kuh wenig, blaue, oder blutfarbene Milch giebt, oder andere Fehler an sich hat; so sucht man dieses alles in der Hexerey. Der Abergläubige, statt die Ursachen im Futter, im Stall, oder in der ungeschickten und unsaubern Behandlung des Viehs und der Milch aufzusuchen und wegzuräumen, nimmt seine Zuflucht zu zwecklosen Possen. Er läßt die Kuh in einen Topf oder Hafen pissen, daß kein Tropfen daneben kommt, rührt den Urin mit einen alten Besen um, und wirft sodann Topf, Urin und Besen ins Teufels Namen ins Feuer. Das soll machen das die Hexe den Grind bekommt; – wenigstens macht es doch einen greulichen Gestank. Wenn die Kuh blos wenig Milch giebt, so schüttet man die Milch ins Feuer; dies hilft so viel, daß man dann gar keine Milch hat. – Oder man nimmt einen Sack, läßt die Kuh darein harnen oder pissen, und haut sonach den Sack mit einer Dornenruthe; so soll die Hexe oder Trud tüchtig geprügelt werden – wenigstens wirds der Sack.

Wer viel Mäus im Haus hat, der soll am St. Nicasiustag, vor Sonnenaufgang, den Namen Nicasius an die Thür schreiben, so verlaufen sich die Mäuse – ganz gewiß, wenn sie an einen andern Ort mehrere und bessere Nahrung finden. Oder: man schüttet am Faschingdienstag die Rindfleischsuppe, statt sie zu genießen, in die Mäuslöcher, so verkommen die Mäuse – behüte der Himmel, so haben sie auch einen Faschingschmauß.

Auf Fastnacht spinne nicht, es giebt sonst lauter Trollen oder Bratwürste – wenn du nämlich liederlich spinnst; flicke nicht, du flickst sonst den Hühnern das Loch zu – wenn du Belieben daran hast dies zu thun; laß auch deine Frau oder Magd auf dem Tisch tanzen und hintersich oder rücklings herunterspringen, so bekommst du langen Flachs – wenn er ohnehin lang wächst.

Wenn du Lein (Linset) säest, so nimm einen langen Sack, laß den Samen recht lang hineinlaufen, und ziehe ihn wieder recht lang heraus, so wird der Flachs auch lang – richtig, wenn der Samen gut, der Acker gut und wohlhergerichtet, und das Wetter dem Flachswuchs vortheilhaft ist, so wird er auch gut und lang.

Wird dir etwas gestohlen: so gehe zum Freymann oder Scharfrichter, zahle diesen einen Gulden; oder wirf ein Stück Geld in die Lampe vor dem St. Antonialtar, so erfährst dus – behüt' der Himmel, du erfährst daß du dumm genug bist, dein Geld hinauszuwerfen und auf Possen zu achten.

Willst du keinen Brand im Waizen haben, so nimm den Sack mit dem Samen stillschweigend herunter, setze ihn auf den Kopf, und sprich: Waizen ich setze dich auf den Band, Gott behüte dich für Tresp und Brand. Das Mittel ist probat: Wenn du reinen Samen säest und sonst der Jahrgang oder die Witterung nicht geneigt ist Brand zu erzeugen, so erhältst du reinen Waizen.

Die Raupen und Käfer aus dem Feld und den Gärten zu vertreiben, nimm 9 Stück von jeder Ecke des Gartens oder Feldes, und hänge sie in den Rauch, so hast du sie alle – nichts weniger, so hast du ihrer 36 vertrieben; und fährst du auf diese Weise etliche Millionenmal fort, dann ists möglich daß du das Ungeziefer sehr dünne machen kannst.

Wenn aus einem Hause der Eigenthümer des Hauses, oder aus einer Familie der Vater stirbt, so soll man die Bienenstöcke, die Wein- und Bierfässer verrücken; sonst misrathen und verderben sie – dies wohl nicht, sonst bleiben sie stehen wo sie stunden; die Bienen bleiben in Ruhe, und der Wein oder das Bier werden nicht trübe.

Regnet es einer Braut in den Kranz, so werden die neuen Eheleute reich; – da sollte man also blos an den Regentagen Hochzeit machen und Kirchgang halten – schneyet es aber in den Kranz, so erfolgt eine üble Ehe. Wenn die neuangehenden Eheleute fleisig arbeiten und spahren, und sonst sanften Gemüths sind, so mag es am Tage ihres öffentlichen Kirchgangs auf sie regnen oder schneyen, es wird ihnen nicht schaden, wo sie im Gegentheil auch bey schönen und milden Wetter, durch Faulheit und Zwietracht nichts für sich bringen werden.

Den Kindern soll man vor dem siebenden Jahre die Haare nicht abschneiden, man schneidet sonsten den Verstand, wenn dieser anders in den Haaren steckt, natürlicher Weise mit hinweg.

Mache bey allem und über alles drey Kreuze; – wozu dann? – Weils dann gut geräth. Freylich, wenn mans vernünftig und mit Ueberlegung anfängt, so geräths und gehts gut mit und ohne Kreuze.

Wenn das Gesicht eines Verstorbenen im Tode weich bleibt, oder wenn ihm die Augen nicht recht zugeschlossen bleiben wollen, so holt er einen aus dem Hause nach – dies geschieht wohl, noch ehe 50 Jahre vergehen.

Wenn einem Toden, nachdem er begraben worden ist, die Bänder oder sonst etwas vom Sterbkleid in den Mund kommen, so stirbt die ganze Familie aus. – Innerhalb zwey- oder dreyhundert Jahren könnte dies wohl geschehen, wenn auch die Familie noch so zahlreich wäre.

Einen Selbstmörder, oder sonst einen Toden, der in seinem Leben lasterhaft war, soll man den Hausschlüssel verkehrt in die Hände binden und mit zu Grabe geben, dann kann er nicht im Haus umgehen oder spucken; welches außer dieser Vorsicht gewiß geschehen würde. – Welche Narrheit! der Geist, denn er Körper kann nicht umgehen, brauchte also einen Schlüssel um in das Haus zu kommen; und wenns denn wirklich einen Geist gebe, der umgienge, welches aber doch unzähligemale unwahr befunden worden ist, sollte dieser nicht auch die Macht haben den Schlüssel umzuwenden, den man dem todten Körper verkehrt in die Hand gegeben hat? – Spitzbuben könnten wohl eher Gebrauch von diesem Schlüssel machen, ihn den Toden abnehmen, und sich damit aufs Rauben in das Haus des Entleibten oder Verstorbenen schleichen. – So albern und lächerlich dieser Aberglaube ist, so soll er doch noch unlängst, in einer sonst ziemlich mit aufgeklärten Bewohnern angefüllten Stadt im fränkischen Kreise, zur Schande des gesunden Menschenverstands, an einem unglücklichen Selbstmörder ausgeübt, und stilleschweigend von der Obrigkeit zugelassen worden seyn.

Wenn das Vieh nicht fressen will, so lege beyde Hände kreuzweis übereinander, fahre ihm damit über den Rücken vom Kopf zum Schwanz, so frißt es – allerdings, wenn es gesund und hungrig ist, sonst wohl nicht.

Wenn man im Frühjahr den Guckguck zum erstenmal schreyen oder rufen hört, so soll man das bey sich tragende Geld in der Tasche oder im Geldbeutel umrühren, dann geht es das ganze Jahr nicht aus – wenn mans im Sack oder im Beutel läßt, oder sonsten nicht unnöthig ausgiebt und zu Rathe hält, so gehts zuverlässig nicht aus.

Dergleichen alberne Meynungen giebt es nach dem Tausend, und fast in jedem Land wieder andere; man müßte daher ein Buch von vielen Bänden schreiben, um sie alle zu fassen. Da diese Thorheiten alle eines Gehalts sind, kann man von diesen hier auf alle andere schließen, und sich selbsten widerlegen, welches bey gesunder Vernunft eine sehr leichte Sache seyn wird.


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