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Von dem Verschreiben der Krankheiten.

Es sollen sogar die Krankheiten verschrieben, das ist durch gewisse kauderwelsche Charaktere, die der Verschreiber auf ein Stück Papier mahlt und selbst nicht versteht, ohne alle Arzney, vertrieben werden können. Die Verschreiber sind auch mehrentheils Urinpropheten, welche den Leuten fürs Geld und gute Worte eine Nase drehen. Man bekommt für die Krankheit einen Verschreibebrief, oder man erhält an dessen Statt ein paar Mandeln oder ein Stückchen Brod; beydes muß mit der Verschreibung gegessen werden, und die Krankheit soll dadurch vermuthlich durch den Stuhlgang mit fortgehen. Erhält man nur ein Stückchen Papier allein, so wird solches stillschweigend hinter sich angehängt, eine Zeitlang getragen, und dann rücklings in ein fließendes Wasser geworfen, und so schwimmt die Krankheit – ey ja wohl, so schwimmt das Papier in die offenbare See. Wird dem Kranken nun dadurch nicht geholfen, und wie sollte dies auch geschehn? so wird zwar die Verschreibung nicht gelobt und auch nicht getadelt, man giebt aber zu verstehen: daß es ein unabänderliches Geschick sey, weil auch die Krankheit nicht einmal durchs Verschreiben weichen wolle. So lassen sich die Menschen betrügen, und betrügen sich vorsetzlicherweise selbsten. Der geschickteste und rechtschaffenste Arzt wird manchmalen schändlich gelästert, wenn man ihn bey einer hartnäckigen Krankheit braucht, und seine angeordneten natürlichen Mittel nicht alsogleich das ganze Übel heben; ein Quacksalber und Segensprecher aber, diesen entschuldigt man auf alle nur mögliche Weise, und schreibt dessen mislungene Kuren lieber dem Schicksal oder dem lieben Gott zur Last, als daß man einen solchen Gauckler fallen ließe, oder seine Büberey aufdeckte.


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