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17. Kapitel.
Der Feuersee.

Aus der Ferne kam ein Lärmen, der Priester, der die Stufen des Tempels erreicht hatte, wendete sich. Auch Walter blickte in den Garten hinab und sah eine Schar aufgeregter Atlantier, welche sich dem Tempel näherte. Der Priester gebot ihnen Ruhe und fragte, was die Ursache des Aufruhrs sei.

»Der Feuersee will sein Opfer!« schrien mehrere, »das Opfer! das Opfer!« fiel die Menge wütend ein.

»Dieser Fremdling!« rief einer und wies auf Walter, »darf das Gestade nicht verlassen! In den Feuersee mit ihm!«

»In den Feuersee mit ihm!« schrie das Volk.

»Ruhe, Ihr Freunde,« sprach gemessen der Priester, »laßt mich zu Worte kommen. Kein Zweifel! Der See hat sich vor ihm verhüllt, er ist ihm feindlich, er hat kund getan, daß er sein Opfer will. Ich aber hätte gerne den Fremdling noch ein wenig erhalten, der Wissenschaft wegen. Ich hätte ihn mit meinem Obsidianmesser auseinander genommen und sein Herz bloßgelegt, um zu ergründen, ob es wie das unsere schlägt. Aber Ihr laßt mir ja keine Zeit, Ihr Ungeduldigen, und ich darf Euch nicht im Wege sein, das heilige Gesetz des Landes ohne Zögern zu erfüllen. Nehmt ihn hin!«

Kaum hatte der Alte ausgesprochen, so stürmte die Menge mit tierischem Geheul die Stufen herauf. Wilde Gestalten umringten Walter. Vier Männer bildeten geschwind eine Art Tragbahre, in dem zwei ihre Arme auf die Schultern von zwei anderen legten.

Walter ward auf den so gebildeten Sitz gehoben, sie trugen ihn unter den Jubelrufen des Volkes davon. Eine Menge Menschen strömten von allen Seiten hinzu und bald bildete sich ein langer Zug. Voraus schritten vier Männer, die auf großen Muscheln gewaltig bliesen, dazwischen klangen kleine Pauken und gellende Flöten, einige Frauen umtanzten wie besessen mit Gekreisch das Opfer. Inzwischen hatte sich ein ganzer Schwarm Drachenreiter in die Lüfte erhoben, sie überflogen in Reihen zu vieren den Zug und stürmten voran, unter ihnen der alte Oberpriester, dessen langes Gewand hinter ihm herflatterte.

Von weitem zeigte ein Qualm die Nähe des Feuersees an, ein schwefliger Geruch verbreitete sich. Die erregte Menge zögerte, nur einige wagten sich näher an den See heran, dessen wallende Dämpfe ab und zu eine Stelle frei ließen, welche die brodelnde feurige Lavamasse erkennen ließ.

Das Stimmengewirr ließ nach und tiefe Stille herrschte, als der Oberpriester, der von seinem Tiere gestiegen war, den Opfersegen sprach:

»Nimm, o geheimnisvoller Gott, der du den Feuersee bewohnst, dessen Odem unserem Lande Wärme und fruchtbaren Segen spendet, nimm dein Opfer gütig an!«

Die Muschelbläser, Flötenspieler und Pauker hoben aufs neue ihre betäubende Musik an, wilde Schreie klangen dazwischen. Auf das befehlende Zeichen des Priesters faßten die vier Träger ihr Opfer an den Armen und Beinen, Walter fühlte sich hochgehoben und in die Lüfte geschleudert. Erstickender Dampf umwallte ihn, Gluthitze schlug ihm entgegen, während er in die Tiefe stürzte.


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