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8. Kapitel.
Vorbereitungen.

Es war Mittagszeit. Walter kam von einem Weg durch die Stadt zum Schiff zurück. Der Steward reichte ihm einen Brief. Walter lächelte über die ungefügigen kindlichen Buchstaben der Aufschrift, an denen er den Schreiber erkannte – seinen ehemaligen kleinen Schüler, den Quartaner Fritz Friedemann, dem er Nachhilfestunden im Lateinischen gegeben hatte.

Fritz Friedemann schrieb:

Lieber Herr Arndt!

Heute kann ich Ihnen melden, daß ich nach Untertertia versetzt bin. Mama meinte, ich soll mich gleich bei Ihnen schön bedanken, weil Sie mir so gut im Lateinischen geholfen haben, ich bekam Genügend. Und in Mathematik und in Naturwissenschaften eins! Hurra! Dafür hat mir Mama erlaubt auf den Wollmarkt zu gehen, da soll jetzt auch so ein Taucher auftreten. Und ein Affentheater kommt. Nun möchte ich wissen, was Sie machen und bitte, bitte, lieber Herr Arndt, schreiben Sie mir doch mal, wenn Sie Zeit haben, besonders wie das mit dem Tauchen ist – die Apparate und die ganze Technik! Das ist mein Fall.

Es grüßt Sie Ihr lieber Schüler
Fritz Friedemann.

Ich soll von Papa und Mama Grüße bestellen.
Derselbe.

Den kleinen Müller II von der Quarta, der meinte, tauchen wäre garnichts, das könnte er auch, habe ich verhauen.
Derselbe.

Walter schrieb zurück:

Lieber Fritz!

Es freut mich herzlich, daß Du versetzt bist. So bist Du mir wirklich ein »lieber« Schüler, wie Du Dich selbst so zuversichtlich nennst. Nun aber auch nicht nachlassen und fleißig Latein weiter üben! Wenn Du den festen Willen hast, wird es schon gehen. Sieh einmal: Ich bin soviel älter und habe auch zu üben – nämlich das Tauchen, nach dem Du so eifrig fragst, das will gelernt sein. Es ist keine so einfache Sache. Wenn ich es Dir erkläre, denkst Du vielleicht, das ist doch leicht! Aber es ist anstrengend und man muß höllisch aufpassen dabei. Und wer weiß, ob Dein Taucher auf dem Wollmarkte dazu im Stande wäre. Also stelle Dir vor: ich lege eine Art Panzer an, er ist aus einer besonders elastischen Metallegierung hergestellt und besteht aus zwei Teilen, einem unteren: Beinkleider und einem oberen bis zum Halse reichend. Darüber wird noch ein Schulterstück gezogen mit einem Halseinsatz darin. In diesen ist ein Reif eingepaßt und in den Reifen wird der Taucherhelm eingeschraubt. Der Helm hat vorne eine Sehseite, eine dicke Glasplatte nämlich, die vor dem Gesicht liegt und Ausblick gewährt. In dem Helm ist rechts und links noch ein kleiner, drehbarer Spiegel angebracht, durch welchen der Taucher beobachten kann, was hinter ihm vorgeht. Im oberen Teil des Helmes ist ein Röhrenansatz. Eine Kautschukröhre führt von dort viele Meter lang zu dem Sauerstoffapparat hinauf, dieser wird auf der Oberwelt, während der Taucher in die Tiefe steigt von einem besonderen Mann bedient, während ein anderer das Seil hält und führt, dessen oberes Ende um eine Rolle geht und dessen unteres um die Hüfte des Tauchers geschlungen ist, damit man ihn nötigenfalls hochziehen kann. Endlich ist auch vom Helm der obere Teil elastisch und mit einem Höhrrohr versehen, dessen Öffnung der Mann, der auf der Oberwelt das Seil führt, ans Ohr legt, um Anweisungen des Tauchers aus der Tiefe in Empfang zu nehmen. An die Schuhe bekommt der Taucher Bleisohlen geschnallt, damit er nicht vom Wasser hochgehoben werden kann, dazu noch vorne und hinten ein Bleikissen. Will der Taucher in sehr große Tiefen, dann nimmt er einen Sauerstoffapparat mit. Die weitere Ausrüstung besteht aus einem Ledergürtel mit Messer und einer Stielharke, außerdem hat der Taucher eine elektrische Handlaterne.

Illustration: Willy Planck

Hier zeichne ich Dir den Apparat hin.

Bei einem ersten Versuch an einer tiefen Stelle des Hafens ging es sehr langsam, ich stieg eine Holzleiter hinab, etwa acht Meter tief und mußte, weil mir übel wurde, gleich darauf das Signal zum Aufziehen geben. Das zweite Mal hatte ich mich an diese unterseeische Existenz etwas gewöhnt, ich konnte eine Viertelstunde umhergehen, recht schwerfällig zwar – aber der englische Ingenieur Wyndham, der diese Tauchübungen stets selbst leitet, war zufrieden. Das dritte Mal erst hatte ich Ruhe genug, mich umzuschauen und mit Hilfe meiner elektrischen Lampe umherzuleuchten. Dieses Mal war es elf bis zwölf Meter Tiefe.

Im Hafen gibt es natürlich nichts Bemerkenswertes zu sehen. Da sind unzählige Pfahlmuscheln angesiedelt, wie man sie auch auf dem Markte findet, und allerhand Reste, die von Schiffen herabgeworfen wurden. Erschreckte Fische schossen pfeilschnell vorbei.

Im Ozean wird es anders sein. Die großen Tiefen kann freilich nur das Netz erreichen. Ein Mensch würde durch den Wasserdruck umkommen.

Wenn Du etwas nicht verstehst, Fritz, dann frage sobald Du wieder schreibst.

Grüße mir inzwischen den Herrn Rektor Gerhart und seine Frau – vergiß es nicht. Auch Deinen Eltern bitte ich mich zu empfehlen. Sei fleißig Fritzchen und erinnere Dich dabei Deines

Walter Arndt.

Dem kleinen Müller II laß doch das Vergnügen zu reden, Fritz. Ob er tauchen kann, wird sich ja zeigen, wenn er Gelegenheit dazu hat. Einstweilen taucht alle beide in die Wissenschaft so tief Ihr könnt!


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