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Was ich beim Abschied, lieber Vinius, so oft und Stück vor Stück dir eingeschärft, sei nochmals bestens dir hiermit empfohlen. Du gibst Augusten dies Paket mit SchriftenDie zwei Bücher seiner Sermonen oder Satiren, das Buch der Epoden, und die drei Bücher der Oden, als worin alle seine damals schon publizierten Werke bestanden. Es ist nicht zu glauben (wiewohl es sehr möglich ist), daß August diese Werke nicht einzeln schon gesehen haben sollte: aber da er sie nicht alle beisammen hatte, so hatte er vermutlich den Wunsch geäußert, ein vollständiges Exemplar zu haben, und – es von ihm selbst zu haben, wiewohl Horazens Schriften bei den damaligen Sosiis um billigen Preis zu kaufen waren., sofern er wohl und munter ist, und es verlangt. Nimm ja dich wohl in Acht, damit du nicht vor lauter Eifer, es recht gut zu machen, die Ware, die du trägst, in Unwert bringest. Falls etwa dich des Päckchens Schwere drückte, wirfs lieber ab, als daß du da, wohin du's tragen solltest, plump und ungebührlich mit deinen Körben anprellst, deinen väterlichen Zunamen zum Gelächter, und dich selbst zur Fabel machst. Brauch deine Kräfte bei den Hügeln, Flüssen und Morästen, die du zu passieren hast, und bist du nun an Ort und Stelle glücklich angelangt, und möchtest des Gepäcks dich gern entladen, so trag's nicht etwa unterm Arme, wie der Bau'r ein Milchlamm, oder wie die alte |
Ut proficiscentem docui te saepe diuque, |
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Weinflasche Pyrrhia ihr gestohlenes GarnAnspielung an eine niedrig komische Person in einem damals bekannten Possenspiel, welche die zwei Untugenden hatte, gern zu trinken und gern zu stehlen. Sie hatte in der Trunkenheit etliche Stränge Garn gemaust; wie aber der Wein zutraulich und unbesonnen macht, so vergaß sie, daß ihr Garn gestohlen war, und trugs so öffentlich unterm Arm daher, daß sie, zu großer Freude des zuschauenden tunicati popelli, notwendig gleich entdeckt werden mußte., noch wie der Landmann, den sein Zünfter in der Stadt zu Tisch gebeten, die PantoffelnDa die mehresten Zünfte der römischen Bürgerschaft Tribus rusticae waren, und ein großer Teil der Zunftgenossen wirklich als Bauern auf dem Lande lebten, so behielten sie auch die alte Einfalt der Sitten am längsten bei. Wenn z. B. ein solcher Biedermann von einem vornehmen Zunftgenossen in der Stadt etwa zu Tische gebeten wurde: so ging er barfuß, und trug seine Pantoffeln, um sie nicht schmutzig zu machen, unterm Arm. Wenn man also einen römischen Landmann mit den Pantoffeln unterm Arm einherschreiten sah, so wußte jedermann, daß er zu Gaste gebeten war; und hierin liegt das tertium comparationis.. Auch erzähle nicht den Leuten auf der Straße, was du habest schwitzen müssen, Cäsarn Verse zu bringen, die gar großen Spaß ihm machen würden; und, wie das wundergierige Völkchen auch dich bitten möchteGeßnern verläßt Horazens Geist schon wieder. Oratus multa prece, nitere porro, – welches ich, dem Zusammenhang und Ton der ganzen Stelle gemäß, mit Baxtern so verstehe: wie sehr dich die Leute auch bitten möchten, ihnen zu sagen, was du zu tun habest, laß dich nicht verführen, sondern dränge dich stillschweigend durch sie fort – heißt ihm: »Ich habe dich nun genug gebeten: laß du dirs nun angelegen sein, dein Bestes zu tun.« – Der Leser, qui nasum habet, mag entscheiden! –, schüttle du die Ohren und dringe vorwärts. Nun, hiemit fahr wohl! Glück auf die Reise! Hüte dich vorm Straucheln, und brich mir ja an meinem Auftrag nichts! |
sic positum servabis onus, ne forte sub ala fasciculum portes librorum ut rusticus agnum, ut vinosa glomos furtivae Pyrrhia lanae, <15> ut cum pileolo soleas conviva tribulis. Ne vulgo narres te sudavisse ferendo carmina, quae possint oculos auresque morari Caesaris; oratus multa prece nitere porro. Vade, vale, cave, ne titubes mandataque frangas. |