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Im Judengärtlein saß der kleine Karl Maria nun manchen schönen, hellen Maitag und mühte sich verzweifelt, die geschenkten Saiten auf eine leere, niedere Zigarrenkiste zu spannen, die er dem Gideon Italiener abgebettelt. Gideon rauchte gern wertvolles Kraut, in dessen blauen Ringen seine Seele auf luftige Wanderschaft flog.

Aber Karl Maria hatte kein Glück mit der schönen Schachtel und brachte keine Geige zustande. Mit dem Fiedelbogen ging es besser. Ein Fliederzweiglein bog er zusammen und knüpfte eine von Gundls Saiten an beide Enden.

Als er wieder einmal verzweifelt sich plagte, kam der elegante Jacques Italiener daher, der gern aus dem Gärtchen Flieder mauste. Als er den Kleinen so gekränkt und hilflos sah, fragte er überlegen: »Was soll's denn werden?«

»Eine Geige. Aber ich kann's noch nicht.«

Da lachte Herr Jacques und hob die unglückselige Zigarrenschachtel empor; die Saiten zitterten, daß es ein ganz feines Schwirren gab. Jacques war stets geschmeichelt, wenn er seine Geschicklichkeit zeigen konnte, und die Zähigkeit Karl Marias gefiel ihm. Der Kleine träumte von einer Geige und der vornehme Jacques von einem großen Warenhaus. So versprach er dem Buben, aus der dummen Kiste eine Geige zu machen.

Und er hielt sein Wort, leimte, schnitzte, setzte einen Steg auf, bohrte die Löcher und spannte die Saiten mit kleinen Schrauben fest. Hals hatte diese Geige freilich keinen, sah auch einer Zither weit ähnlicher als irgendeinem anderen Instrument; aber sie konnte, besonders wenn man mit den Fingern ein wenig nachhalf, doch ein paar leidlich klare und vernehmliche Töne von sich geben.

Es war ein Festtag für Karl Maria, als er dies Geschenk erhielt. Die Linde hatte schon grüne Blätter, der alte Rosenstock auch, und der Flieder duftete im Abblühen doppelt süß. Bienlein summten um die violette Pracht, Mücken tanzten im Sonnenlicht auf und nieder, immer zwischen zwei Tönen in der Terz. Und Karl Maria saß mit Geige und Bogen und lauschte diesem leisen Leben. Er atmete schwer, als er den ersten Strich tat. Es war ein artiges Kratzen. Auch mit den kleinen, auffallend gelenkigen Fingern half er wacker nach und zupfte an den Saiten, wie er es von Joseph gesehen hatte. So feierte er das Fest seiner ersten Geige.

 


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