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11

Die Uhr im Nebenzimmer schlug elf. Das Fenster stand halb offen, und der eindringende Windhauch brachte den Duft der blühenden Weiden und der regenfeuchten Erde mit.

Neben seinem Bett stand Irene. Sie hatte die Hand auf seine Stirn gelegt, beugte sich über ihn Und fragte: »Hast du schwer geträumt, mein Liebster?«

Michael Fürbringer starrte seine Frau an. Er schloß die Augen, atmete tief auf und drückte den Kopf in die Kissen.

»Geträumt«, sagte er, noch halb bewußtlos. »Ich habe geträumt … Es war der furchtbarste Traum meines Lebens …«

»Du stöhntest ein paarmal so tief, und ich rief dich, aber du hörtest mich nicht«, meinte Irene, ihm das Haar streichelnd.

Fürbringer lächelte. Er sah seine Frau mit versonnenen Augen an.

»Doch!« entgegnete er und griff nach ihren Händen. »Ich habe dich wohl gehört. Mitten im Traum warst du bei mir. Ich will es dir erzählen …«

Er wandte den Kopf zur Seite und blickte auf das Bild der Tadsch Mahal, das dem Bette gegenüber hing.

»Weißt du, wo ich war?« fragte er lächelnd. »In Indien. Das Bild ist schuld daran … Ich träumte, ich sollte ein Grabmal bauen, das dieses an Schönheit noch überträfe. Der Versuch mußte scheitern, selbst im Traume. Aber es wäre vielleicht mein bestes Werk geworden …«

»Tut es dir leid, daß du nur geträumt hast?« fragte die Frau mit einer zarten Herzlichkeit.

Fürbringer schüttelte den Kopf.

»Leid tut es mir nur um eines«, sagte er, die Augen schließend.

»Worum, mein Liebster –?«

»Um den Sternsaphir, den ich dir schenken wollte … Er war sehr schön …«

*


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