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Ein Huren-Bub betreugt den andern / und der Unschuldig tragt das Bad auß.
ES kan kein Mensch glauben / was vor eine sonderbare Klugheit und Vortrefflichkeit ich mir selbst zuschriebe / als ich sahe / daß ich diesen Act so wol gespielet / und dem Doctor mein Weib / meinem Weib aber den Doctor erleidet: und beyde zu künfftigem Venus-Krieg je eins dem andern verdächtig und undüchtig gemacht / und mich so weit vor der Hörner-Trägerey versichert hatte: aber ich Narr sahe nicht was ich billicher hätte sehen / und fleissiger beobachten sollen! nemblich / daß ich indessen selbst zu einem Ehebrecher / zu einem Betrüger und Verleumbder: Jn Summa / zu einem solchen Gesellen worden / der ohne die Gnad Gottes / ohne Buß und Penitentz / und ohne Geniessung der unergründlichen Barmhertzigkeit Gottes nimmermehr kein Theil an dessen Reich haben würde: Jch erfreute mich vielmehr / daß mein verloren Gelt umb die Unsichtbarkeit vertauscht worden / durch die ich meinem Weib so artlich hinder die Brieff kommen / und der Hanreyschafft entrunnen war / und wann mir gleich damahl jemand ein gantze Tonne Golds vor mein Naßtüchel hätte geben wollen / worinn diese Kunst stack / so hätte er sie doch nicht von mir gekriegt / so hatte sie mir das Hertz eingenommen / und sollte gleich beydes / meine zeitlich und ewige Wolfarth darüber zu scheitern gangen seyn.
Jn solcher Betöberung und Niderlag meiner rechten Vernunfft und siebenzehen Sinnen / lag mir nichts mehrers an / als daß ich / wann ich mein Naßtüchel bey mir trug / allezeit unsichtbar seyn muste: und daß ich mich nicht konte sehen lassen / wann ich wolt / ich hätte es dann von mir gelegt: Jch sonne der Sach hin und her nach / und gedachte vielleicht hats auch damit eine Eygenschafft / wie mit deß Gyge Ring / mit welchen er Gyges, je nach dem er ihn trehete / sich unsichtbar machen / oder sich sehen lassen konte wann er wolte? Was ich mir nun hiervon einbildete / das wars auch / wiewol ichs lang nicht erfinden konte / ob ich gleich allerhand Proben damit anstellte / biß ich zuletzt ungefähr darhinder kam. Indessen hielte ich mein Naßtüchel immer in meinem Garten-Häußlein verwahrt / weil ich das Hertz nicht hatte / solches so unsichtbarer Weise in mein Hauß zu tragen / dann ich sorgte / wann ichs heim trüge / und mich niemand ins Hauß würde sehen gehen / ich aber gleichwol mich hernach sehen liesse / so würde mir mein Weib und Gesind nichts guts zutrauen: derowegen wann ich unsichtbar seyn wolte / muste ich erst in meinen Garten gehen / und wann ich mich wiederumb wolte sehen lassen / abermal meine Unsichtbarkeit dort ablegen / welches mich eine grosse Ungelegenheit zu seyn bedunckte / deren ich gern entübrigt gewest wäre.
Interim vertrauete mir mein Jungfer Beschliesserin / ob gleich über zehen oder zwölf Tage noch nicht verflossen / seyt ich mit meinem Weib in der Apotheck zu Gast gessen / daß sie befände / es würde sich nach dreyen viertel Jahren mit Händen und Füssen öffnen / was wir damahl vor Confect bestellt: und bat mich mit weinenden Augen / ich wolte ihr mit getreuem Rath beystehen / damit weder ich noch sie zu schanden würden: Jch antwortet ihr / wir hätten auff den Fritzen hin gehandelt / wann sie ihn nun zum Vatter haben wolte / so wäre der Sach bald geholffen / wie ich dann auch weder ihr noch mir einen andern Rath zu geben wüste / und also beredet ich sie gar leicht / daß sie in meinen Vorschlag verwilligt / und besagtem Fritzen seinen hitzigen Begierden nach in das Garn lauffen lassen: und solches zu solchem Ende / je ehender je besser aufspannen wolte: allein war sie mit dieser Sorg gar hoch bekümmert / er mochte vielleicht mercken / daß ihm der Raumen allbereit abgehoben wäre: aber sie liesse sich gleich mit des Apotheckers Geschicklichkeit trösten / welcher sie auff mein Begehren / da sie die Occasion angehen / und dem Fritzen bestehen wolte / dermassen ins Feld auß mondirte / daß der gute Tropff keinen Vorfechter schmäcken konte / und solte er gleich den Geruch eines Adlers gehabt haben.
Derselbe gieng damahl herumb / und ließ alle Merckzeichen eines Verliebten von sich scheinen / so daß ihn die Beschliesserin gar leicht nur mit einem Wunck lencken und hinbringen konte wohin sie wolte / kurtz gesagt / sie bestimbte ihm eine Nacht / in welcher sie sich mit ihm zu paren versprach / mir aber verschwieg sie es auch nicht / darmit sie auch ehrliche Leut bey der Hochzeit hätten.
Wie nun dieselbe Nacht vorhanden / tranck ich mir einen halben Rausch an / damit mein Fritz desto kühner angehen solte / wann er gedächte / ich lege jetzt im Wein biß über die Ohren begraben / aber ich verschlieff darumb die rechte Zeit nicht / sondern als Mitternacht vorhanden / gehub ich mich gar übel im Bett / bey nahe wie es mein Doctor, oder vielmehr ich selbst in seinem Namen gemacht / und weckte damit mein Weib auß dem Schlaff / deren ich klagte / daß mich die Natur auf das Secret zu gehen trünge: Dieweil dann nun ein Gemürmel unter meinem Hauß-Gesind entstanden / ob hätten sie nun bey einer kurtzen Zeit hero ein Gespeuck im Hauß vermerckt (nicht weiß ich haben sie mich gehört / wann ich so unsichtbar herumb vagirte / oder dem Fritzen / wann er seiner Bulschaft nachgeschlichen) als bat ich mein Weib / sie wolte doch mit mir gehen / damit ich mich nicht förchtete / sie war dessen gar willig / in dem sie vielleicht sorgte / ich möchte ihr sonst ins Bett legen; sie zündet ihren Waxstock beym Nacht-Liecht an / und wir beyde warffen unsere Schlaff-Beltz umb uns / die man anzuthun pflegt / wann man entweder kranck ist / oder doch sonst nicht lang auß dem Bett bleiben will / und also wanderten wir miteinander der Heimlichkeit zu durch einen langen Gang / auff welchem wir bey deß Fritzen Schlaff-Kammer vorüber gehen musten; Da fanden wir die Thür Angelweit offen stehen / und sein Bett noch gantz und unzerbrochen: Potz Fickrament / sagte ich / jetzt sehet Frau / was vor ein Geist in unserm Hauß gehet! das ist schön gehauset: ich schätze / wann wirs beym Liecht besehen / so werden wir befinden / daß wir entweder durch Abtragung an unserer Nahrung Schaden leiden / oder eine von unsern Mägden wird wie der Mon zunehmen: ich will einmal wissen / wo heint mein Fritz steckt: Nam darauff meinen Haupt-Schlüssel / und öffnete damit der andern beyden Gaden-Diener Schlaffkammer / die fand ich an ihrem gebührenden Ort / hernach liesse ich mein Weib zweyer Mägd Kammern visitiren / allwo sie ebenmässig die Sach recht bestellt fand: also war ihrer Baasen der Beschliesserin Kammer noch übrig / deren Beschaffenheit ich kurtzumb auch sehen wolte / worüber mein Weib hertzlich erschrack / ohn Zweiffel darumb / daß sie von deß Fritzen Liebe gegen ihrer Baas Beschliesserin wuste / als dessen importunität sie ihr selbsten geklagt: hingegen aber in ihrer damahligen eygenen Angelegenheit und Liebs-Verwirrung nichts anders / als so beschaffene Hülff und Trost von ihr empfangen hatte / die sie / die Beschliesserin selbst vielmehr angefeuert / als dem Fritzen seine Nachstellungen verwehret; derowegen verzögerte sie deren Auffschliessung / und suchte Außflucht mit dem / daß sie sagte / ich werde nimmermehr glauben / daß meine Baas so leichtfertig seyn / und sich in etwas übersehen werde / das ihr an ihrer Ehr / und uns an unserer Nahrung nachtheilig seyn werde; Jch aber antwortet / Baas hin Baas her / niemand anderst als Trau-wol pflegt das Roß hinweg zu reiten / ist sie unser Baas / so seynd wir desto härter verbunden / ihre Ehr in unserm Hauß zu beobachten; Mit diesem Gezänck / welches beiderseits auß einem von seinem bösen Gewissen überzeugtem Hertzen herflosse / und dardurch je eins das ander zu betrügen / und sich selbst sampt der Beschliesserin bey Ehren zu erhalten sucht / näherten wir sich der Kammern / und fanden nach Eröffnung der Thür die beyde Liebger beyeinander im Bette ligen / und zwar / wie leicht zu gedencken / nicht in solcher postur, als hätten sie einen doppelten Adler præsentiren wollen / sondern einander schlafend mit den Armen umbschlossen! Hoho Frau / sagte ich / sehet ihr jetzt wem zu trauen? Sie erschrack zwar / dorffte aber wieder die Beschliesserin das geringste Wort nicht kollern / weil derselben bekand war / daß sie sich selbst einer grössern Verdamnus schuldig wuste; sie bat mich vielmehr umb das / was ich von mir selbst zu thun geneigter war als sie / nemlich meiner Beschliesserin zu verzeihen / und eben darumb erhielte sie es auch desto leichter;
Aber da muste hingegen mein guter Lucken-Verbesserer / der arme Fritz umb so viel desto ärger herhalten / und es hätte leicht sich geschickt / mein Weib hatte ihn bey den Haaren zum Bett hinauß geschleiffet / ich wolte es aber nicht geschehen lassen / sondern liesse mich genügen zuzuhören / was vor eine lange Litaney schöner Ehren-Titul sie ihm daher betete; Und in dem die Beschliesserin artlich weynen konte / suchte dieser die aller-erbärmlichste Wort herfür / bey mir und meinem Weib perdon zu erhalten: es ist unnöthig alle Formalia zu erzehlen / viel weniger was wir ihm vorpredigten / genug ists / wann man das End vom Lied weiß / welches diesen Jnhalt hatte / daß er Morgen frühe zum Pfarrer gehen / die Sponsalia verrichten lassen / und nachgehends diß Bäßgen offentlich zur Kirchen führen solte / wormit dann so wol mein Weib / als der Fritz und die Beschliesserin gar wol / ich aber am allerbesten zu frieden war / unangesehen ich mich anderst stellte / und hoch und theuer schwur / wann ich der Beschliesserin nicht schohnte / dieweil sie meinem Weib so nahe verwandt wäre / so wolte ich sie so nicht bey Ehren bleiben lassen / sondern Morgen alle beyde mit Spott und Schad zum Hauß hinauß jagen.
Hierauff gieng ich mit meinem Weib wieder zu Bett / welche sich gegen mir auffs allerhöchste bedanckte / daß ich ihrentwegen so säuberlich mit ihrem Bäßlein verfahren wäre / und die Sach so fein vermittelt / daß sie gleichwol noch vor den Leuten bei Ehren bliebe; sie rühmet meinen trefflichen Verstand / und sagte mir zum unsterblichen Lob /
Der ist weis und wol gelehrt / Der alle Ding zum besten kehrt. |
Solte sie sich aber selbst unschuldig / und die Beschaffenheit dieses Handels mit seinen Umbständen gründlich gewust haben / was solte sie mir wol alsdann erst vor Laudes gelesen haben?